
"Und so schrecklich meine Geschichte auch ist, jede Frau muss in irgendwelcher Form die Schlechtigkeit der Männer erleiden."
Das grundlegende Setting einer Apothekerin im London des späten 18. Jahrhunderts, welche Frauen mit diversen Giftmischungen die Möglichkeit bietet, sich deren grenzüberschreitenden Ehemännern zu entledigen, klang für mich wirklich spannend und nach großem Potenzial. Leider hat mich die Umsetzung sehr enttäuscht. Der Roman wird aus drei Perspektiven erzählt: Nella, Eliza und Caroline. Während die Geschichte von Nella und Eliza in der Vergangenheit spielt, begleiten wir Caroline durch ihr Leben in der Gegenwart. Leider merkt man sprachlich keinen Unterschied, in welcher Zeit die Protagonistinnen leben oder wie alt sie sind - alle klingen gleich. Nella und Eliza waren recht interessant, Caroline fand ich dagegen so unerträglich, dass ich manchmal überlegt habe, abzubrechen. Sie ist maximal naiv und theatralisch und zieht sich teilweise irgendwelche Probleme aus der Nase. Ihr Ehemann hat sie betrogen, sie über Jahre hinweg klein gehalten und offensichtlich manipuliert und obwohl ihr das schon bei Beginn der Erzählung klar wird, lässt sie sich weiter von ihm auf der Nase herumtanzen. Das kann man jetzt natürlich auch als realistisch einordnen, mir hat da persönlich aber der "female rage" gefehlt, der super in das ganze Setting gepasst hätte. Was ich auch etwas seltsam fand, war das dauerhaft präsente Thema Kinderwunsch, welches inflationär bei jedem Charakter und so oft wie möglich eingestreut wurde. Für den Plot war das aber nur teilweise relevant und für jemanden, der mit dem Thema null anfangen kann, hat das etwas genervt. Ich hatte durchgehend den Eindruck, die Autorin musste sich beim Schreiben beeilen bzw. kam es mir so vor, dass sie alles in die 300 Seiten pressen musste und bloß nicht "überziehen" durfte. Die Geschichte wurde so schnell durchgepeitscht, dass vieles dadurch zu sehr konstruiert wirkte, nur um noch irgendwie schnell den Spannungsbogen zu erzeugen. Man hätte der ganzen Story ruhig mehr Raum geben dürfen, sich zu entfalten. Auch die Auflösung gegen Ende war irgendwie nicht so recht glaubwürdig. Alles in allem glaube ich, dass der Roman sicher Vielen gefallen könnte, aber meinen persönlichen Geschmack hat er leider nur ansatzweise getroffen. Trotzdem möchte ich zugute halten, dass das Setting und die grundsätzliche Idee wirklich gut sind und auch der Schreibstil hat mir gut gefallen.