5. Mai 2025
Bewertung:2

Oberflächlich, klischeehaft, gewollt, aber nicht gekonnt.

Die Charaktere bleiben oberflächlich. die Narrative sind klischeehaft, vorhersehbar und eintönig. Der Klimax bleibt ebenso aus. Insgesamt ein enttäuschendes Buch, da hilft auch nicht die diversity der Protagonisten. 2 Sterne weil es sich dennoch ganz gut liest, wenn man abends im Bett liegt.

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
25. Apr. 2025
Bewertung:4.5

Die Figuren haben richtig viele issues, gehen zum Teil schrecklich mit Konflikten um, es geht viel um Sex und ganz generell war mir keine von den Figuren symphatisch. Und das müssen sie auch nicht sein. Faszinierend ist, mit welcher Tiefe und Komplexität die Leben, Prägungen und Charakterzüge der vier Figuren im Roman beschrieben sind. Beim Lesen fühlte es sich an, als handle es sich um vier reale Personen. Die Zeitsprünge mochte ich richtig gern, diese sind aber auch sehr wichtig für das Buch. Denn zugegeben wäre mir der Roman, wenn er ausschließlich als Szene am Dach gespielt hätte, eher auf den Nerv gegangen. Da wird hauptsächlich gestritten, aber die Hintergründe für die Streits oder die Ursachen, weshalb die Figuren so sind wie sie sind, findet man nur in den Rückblenden. Die Streitigkeiten sind richtig unangenehm zu Lesen, ein regelrechtes Ping Pong an Fetzereien, am liebsten möchte man selbst in den Ring steigen und schlichten oder mitstreiten. Die Schreibweise ist experimentell und kreativ. Fand ich persönlich interessant und stimmig. Ob es die Story an sich aufwertet, ist fraglich. Aber es ist schön, dass Hengeh Yaghoobifarah hier gemacht hat, was sie wollte - immerhin machen die Figuren im Buch das ja auch so. Klare Empfehlung!

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
21. Apr. 2025
Bewertung:4.5

Wildes, kluges und wahnsinnig witziges queeres Chaos

Wie absurd ist bitte die Vorstellung, mit deinen drei Liebhaberinnen auf dem Dach deines Hauses ausgesperrt zu sein? Und euch dann über all eure Defizite, Probleme, Traumata und Kränkungen auszukotzen, die schon lange in euch brodeln und jetzt einfach mal raus müssen? Es war so absurd! Absurd witzig, absurd klug und für mich auch wahnsinnig lehrreich und bereichernd. Die Sprache ist großartig und vereinnahmend, sie erzählt von Liebe und Lust, Begehren und Leidenschaft und dem Schwindel, den all das mit sich bringt. Grandioses Lesevergnügen voller Leben und Vielfalt!

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
19. Jan. 2025
Bewertung:4

Witzige und trotzdem inhaltsreiche Story die für mich, die nicht queer ist, sehr aufschluss- und lehrreich war. Vielleicht höre ich das Buch nochmal und lese die ganzen, für mich neuen Begrifflichkeiten nach. Kann ich empfehlen.

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
1. Jan. 2025
Bewertung:4

geschlossene Gesellschaft, but make it queer

Schnell reinzufinden, tiefgründige Charaktere und guter Pace - hier ging es hauptsächlich um Beziehungen, Queerness und das queere Erwachen, habe das Buch mit der Erwartung gelesen, dass es mehr um Herkunft etc geht - ist hier ein Randthema, aber wirklich gutumgesetzt - teilweise kann man gar nicht herausfinden, welche Migrationsgeschichte ein Charakter hat

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
21. Dez. 2024
Bewertung:5

Tiefsinnig, rasant, einfühlsam, wütend, …

… der Roman vereint unfassbar viele Emotionen, so dass es mir schwerfällt diesen einzuordnen. Die Lesenden müssen sich darauf einlassen wollen, sowohl von der Sprache, als auch zum Teil vom Layout des Textes, welches ich persönlich sehr gut fand, da es den Inhalt dadurch unterstützt. Für mich was es der erste Roman von Hengameh Yaghoobifarah.

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
17. Nov. 2024
Bewertung:5

Hengameh Yaghoobifarah hat mich schon mit ihren ersten beiden Büchern "Ministerium der Träume" und "Habibitus" begeistert, jetzt hat sie noch mal einen oben drauf gelegt. Der Titel "Schwindel" ist schon ein Wortspiel in mehrfacher Hinsicht: Zum einen geht es um die großen und kleinen Lügen und Geheimnisse im Leben (von denen die 4 Charaktere im Buch - Ava, Silvia, Delia und Robin - jede Menge haben), zum anderen findet der Plot, der kammerspielartig anmutet, komplett auf dem Dach eines fünfzehnstöckigen Hochhauses statt. Die Handlung kommt zum einen witzig-skurril und äußerst rasant daher, auf der anderen Seite steckt wahnsinnig viel zwischen den Zeilen, und hat mir Einblick in eine (queere) Lebenswelt gegeben, zu der ich bislang wenig Zugang hatte - für den ich fast ein Wörterbuch gebraucht hätte. Der pointierte Schreibstil von Yaghoobifarah ist einfach großartig - ganz großes Kino.

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
1. Nov. 2024
Bewertung:5

Rasant und unglaublich gut

Schwindel ist genau der richtige Titel für dieses kopfverdrehende Buch. Es hat mich mitgenommen, mich im kreisgewirbelt, mir neue Welten gezeigt und mich dann ziemlich schwummrig zurückgelassen. Ava ist promiskuitiv unterwegs. Sie unterhält gleich mehrere Beziehungen. Im Vergleich ordnet sie diese in unterschiedliche Kategorien ein (das wird Nix mehr, die will ich nicht verletzen, in die bin ich verknallt) und ergreift die Flucht, als sich auf einmal alle 3 Frauen in ihrer Wohnung versammeln. Sie rennt auf das Dach des Hochhauses eines Gebäudekomplexes. Sylvia, delia und Robina folgen, ohne Schlüssel und ohne Handy. Die Tür fällt zu und eine ungewollte Not-Gemeinschaft entsteht. Wie kommen Sie wieder herunter? Was folgt, ist ein Text, der aus vier Perspektiven die Situation schildert und in die Vergangenheit schaut. Aus unterschiedlichen Erzählstimmen erfahren wir nun, wie Ava zu den Beziehungen gekommen ist, aber auch, wie sie sich mit ihrer Queernes auseinandersetzen, hadern und sie feiern. Die Biografie jeder einzelnen Person wird uns zugänglich gemacht. Dabei sind die Protagonist*innen, in ihrer Ausdrucksweise unterschiedlich. Besonders der Text von/über delia ist sehr besonders. Als nonbinäre Transperson, welche die Pronomen dey/ demm benutzt ist ihr Text auch durch die permanente kleine Schreibweise anders als die anderen. Ob das auch ihre Persönlichkeit ausdrücken soll, die sich vor den anderen meist klein macht halte ich aber für möglich. Silvia ist mit Abstand die älteste Person und obwohl sie queer ist, im Gegensatz zu mir, kann ich Ihre Gedanken und Emotionen am besten nachvollziehen. Robin ist in einer festen Beziehung mit einer männlich gelesenen Person. Für sie ist klar, dass sie nur eine Affäre mit Ava möchte. Ava wiederum sieht das aber ganz anders. Die Dialoge sind voller Kämpfe, Schuldzuweisungen und Auseinandersetzungen. Dabei ist besonders auffällig, dass die Verantwortung für Vergangenheit, Gegenwart und eventuelle Zukunft selten bei sich selbst gesucht wird. Zumindest nicht an der sichtbaren Oberfläche. Es sind immer die anderen die Schuld an Situationen haben. Besonders Ava hat das perfektioniert und treibt ihre Leidensgenossen*innen an den Rand der Verzweiflung. „Hätten sich alle an das Skript gehalten, würden Sie jetzt einen entspannten Freitagabend haben, und Ava ihre gottverdammte Ruhe.“(S. 187). Das richtig spannende ist aber die Auseinandersetzung mit ihrer queeren Bubble und der scheinbar dazugehörenden political correctness, sowie der eigenen S**ualität und deren Konsequenzen. Letzteres ist meistens negativ konnotiert. Hier zeigt sich die soziale Prägung besonders deutlich. Es wird sogar richtig philosophisch, denn die Frage, ob man noch queer ist, wenn man mit einer Transperson, die beide Geschlechter vereint, oder eine Transition hinter sich gebracht hat, zusammen ist, konnte auch ich für mich im Kopf nicht wirklich beantworten. Ist man dann plötzlich hetero, oder bi, und ist das überhaupt wichtig? Die Auseinandersetzung mit der Vielfalt an queeren Themen wirkt oft parodiert und ist mit viel Ironie gespickt. Man könnte die Widersprüchlichkeiten, mit denen sich die Protagonist*innen oft begegnen auch ernst nehmen, dass sich gegenseitige Korrigieren, in die richtige Wortwahl hinein gutheißen, oder die Unsicherheit, die ihnen oft den Weg in eine selbstbewusste Eigenwahrnehmung verbaut als Entwicklungsbaustein betrachten. Das war mir nicht möglich. Ich lese daraus viel Humor und Selbstkritik und das Buch hat mir die Sorge genommen, in diesem Bereich, in dem ich mich so gut wie überhaupt nicht auskenne, alles richtig machen zu wollen. Fehler kommen selbst in der queeren community vor 😉. Hengameh Yaghoobifarah hat Beobachtungen in dieser Bubble, zu der ich keinen Zugang habe, fein seziert und in ein lustvolles Kammerspiel übertragen, welches sich sicherlich gut auf Bühne oder Leinwand machen würde. Textlich besonders fand ich auch die Wortcollagen, die sich optisch vom Rest des Textes absetzen. Und zusätzlich ist der Roman mit so vielen Begriffen, die ich googeln musste gespickt dass ich mich jetzt darauf freue, was mir der Algorithmus so in den Feed meines Browsers spült. Das ist queere Spaß- Literatur auf hohem Niveau, die auch alten, weißen cis Frauen wie mir ein aufregendes literarisches Erlebnis verschafft hat. Für mich mein Monatshighlight, dass ich euch dringend rate zu entdecken!

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
28. Okt. 2024
Post image
Bewertung:3.5

"was wenn" legt Hengameh Yaghoobifarah der Figur Delia im Roman "Schwindel" in den Kopf. Und nicht nur das Schriftbild passt gut zum Roman: Was wenn, vier Personen auf Dach eines Hauses landen und von dort nicht mehr wegkommen, weil sie weder Schlüssel noch Handy mithaben? Was wenn es sich dabei um eine Frau und ihre drei Affären handelt? Dann wird daraus eine kurze und kurzweilige Geschichte, die mich gut unterhalten hat. Als Leserin blicke ich in den Gefühlswelten und die Vergangenheiten der vier Charaktere Ava, Silvia, Delia und Robin und lerne sie dadurch näher kennen. Die Erinnerungen und Gedanken, die ich lesen, drehen sich dabei um Identitäten, Feminismen, Begehren und Erwartungshaltungen. Yaghoobifarah gibt jeder Figur eine eigene Tonalität und zum Teil auch ein eigenes Schriftbild, sodass für mich als Leserin schon jeweils im ersten Satz klar war, welcher Blickwinkel gerade thematisiert wird. Das Buch habe ich gern gelesen - nur, wie die Geschichte am Dach endet, hat mich nicht abgeholt. Danke für das Rezensionsexemplar, Aufbau Verlag Digital und NetGalleyDE.

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar
20. Okt. 2024
Bewertung:4

Intensiv und herausfordernd, trotzdem auch irgendwie leicht und angenehm. Schwindel eben!

Das Buch ist mit 165 Seiten im eBook nicht gerade dick, trotzdem konnte ich es nicht in einem Rutsch durchlesen. Das lag sicher an der Inhaltsdichte und den Themen, die mich da beschäftigt haben. Yaghoobifarah schafft es, jeder der vier Personen eine eigene Stimme zu geben. Die wesentlich ältere Silvia zum Beispiel hat eine deutlich andere als die drei jüngeren Protagonist_innen. Auch delia lässt sich mit anxiety und overthinking gut rauslesen- abgesehen davon, dass alles kleingeschrieben ist. Was nicht nötig wäre, da bei der nonbinären Person ja sowieso Neopronomen zum Einsatz kommen. Erst fand ich das mit dem Schriftbild blöd, weil ich es irgendwie als kleinmachend empfand. Stellte sich aber heraus, dass es unabhängig vom Gender gut zur Person passt. Abgesehen davon ist das Buch, wie bei Yaghoobifarah erwartbar, queer as f*ck. Wer aber denkt, ah vier Frauen, alles klar, lesbisches Polykül, der muss sich doch noch ein bisschen mehr anstrengen. Beziehungen können einfach so vielfältig wie Menschen sein. Wen mensch sonst hauptsächlich heteronormativ unterwegs ist- im Leben und im Lesen-, dann kann man hier diverse neue Begrifflichkeiten lernen- im wahrsten Sinne des Wortes! Die thematische Wendung am Ende war etwas überraschend und das Ende selbst vielleicht auch etwas abrupt. Kann man aber definitiv so machen. Alles in allem für mich ein sehr lesenswertes Buch!

Schwindel
Schwindelvon Hengameh YaghoobifarahBlumenbar