Ein Haus im Wedding und die Geschichten seiner Bewohner
Ein Haus im Wedding erzählt seine Geschichte. Und das wortwörtlich, dann in ihrem Buch lässt die Autorin nicht nur die Bewohner sondern auch das Haus selbst sprechen. Dieses Element fand ich sehr gelungen, da das Haus selbst den geschichtlichen Kontext zu den Geschichten der Hausbewohner erzählt, was es für mich selbst persönlich machte. Die Geschichten der Bewohner, vor allem Juden und Roma /Sinti, gehen alle unter die Haut. Regina Scheer lässt ihre Figuren einen Aspekt des 2. Weltkrieges erzählen, den ich zwar kannte, aber mit dem ich mich noch nie so im Detail auseinandergesetzt habe. Dabei spannt sie geschickt den Bogen bis in die Gegenwart. So gut und interessant ich dieses Buch fand, ich fand es aber auch sehr anstrengend. Ich denke, das Buch hätte vielleicht noch die ein oder andere Seite mehr gebrauchen können, denn die Fakten und Namen reihen sich dicht an dicht. Die Autorin lässt die Figuren zwar selbst erzählen und ich kam ihnen auch nah, aber teilweise habe ich mich wie in einem Geschichtsvortrag gefühlt bzw. Als würde ich einen geschichtlichen Artikel lesen. Es ist bestimmt kein Buch für zwischendurch, aber ich habe wieder einen neuen Teil der Geschichte entdeckt, der mir in diesem Ausmaß nicht bewusst war und ich habe noch oft über das ein oder andere Thema des Buches nachgedacht und werde auch noch das ein oder andere nach recherchieren. Für Geschichtsinteressierte ist das Buch absolut zu empfehlen - für Lesende, die Geschichte lieber in „richtiger“ Romanform erleben wird das Buch m.M.n leider etwas zu trocken sein.