15. Jan. 2025
Bewertung:4

Philosophisch, religionskritisch & seiner Zeit voraus

Madame Bovary hat mir erstaunlich gut gefallen. Trotz altertümlicher Sprache lässt es sich gut lesen und man findet sich schnell in die Welt der Bovarys ein. Auch wenn Emma sich oft nicht so verhält, wie man es (gesellschaftlich) von ihr erwarten würde, fühlt man mit ihr mit und verurteilt sie nur selten - das ist Flaubert außerordentlich gut gelungen! Die Religionskritik und die Kritik am Frauenbild sind gemessen am Erscheinungsjahr (1856) erstaunlich fortschrittlich. Einen Stern Abzug gibt es dafür, dass es zu viele Charaktere gab und manche Stellen meiner Meinung nach einfach überflüssig/uninteressant waren (und getrost übersprungen werden konnten). Zudem war das Ende (letzten 2 Seiten) etwas „zu viel“.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
24. Nov. 2024
Bewertung:4

Der Anfang war recht zäh und ich hatte einige Probleme mich in den Schreibstil einzufinden, was sicher daran liegt, dass ich recht wenig Klassiker lese. Das erste Drittel dreht sich noch recht viel um unseren Monsieur Bovary, der zwar ein gutmütiger aber unaufgeregter bis langweiliger Mann ist (könnte aber durchaus ein stilistisches Mittel, zur Beschreibung seines Charakters sein). Fahrt nimmt das ganze dann natürlich mit Hinzutreten von Emma, unserer Madame Bovary, auf. Sie ist eine Schönheit sondergleichen, die scheinbar jedes männliche Wesen in der Geschichte in ihren Bann schlägt. Sie weiß sich anzupassen und spielt jede ihr zugedachte Rolle mit Bravour. Sie ist im Grunde, wie viele andere Bewohner von Yonville (zB auch Homais der Apotheker) jemand, der sein Leben so führt, wie die Fantasie es ihr eingibt. Sie lebt nicht ihr Leben wie es ist, sondern nur eine Rolle ihres Lebens, nach einem Drehbuch, dass sich scheinbar ständig ändert. Manchmal erinnerte mich das an eigene Tagträume, die man so hat, nur das Emma alles möglichst dramatisch und bühnenreif präsentiert. Insbesondere das letzter Drittel, indem sie wieder auf Léon trifft hat mich sehr unterhalten, da dort nun alles aus dem Ruder lief und ihr Verhalten an Dramatik kaum zu überbieten war. Fasziniert hat mich weiterhin, dass Flaubert Situationen und Verhaltensweisen beschreibt, die ich auch heute gut wiedererkennen kann, wie zB Homais, der plötzlich Anglizismen verwendet, um sich in einer gewissen Schicht beliebt zu machen, das fand ich sehr komisch. Allgemein hat mich die Figur Homais sehr unterhalten, manchmal sogar etwas mehr als unsere Protagonistin. Eine weitere Situation die mich amüsiert hat, war natürlich Rodolophe, dieser Schwerenöter (heute würde ihn wohl F***-Boy nennen

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
22. Sept. 2024
Bewertung:4

Spannender als erwartet

Da es sich hier um ein Werk aus dem 19. Jahrhundert handelt, habe ich nicht erwartet, dass es so spannend sein konnte. Es wurden auch Themen behandelt, die auch heute noch aktuell sind, wie z.B der ständige Konflikt mit sich selbst.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
21. Juli 2024
Triggerwarnungen: Selbstmord, Fremdgehen.
Bewertung:3

Triggerwarnungen: Selbstmord, Fremdgehen.

Ich kann dieses Buch nicht nach Sympathie bewerten, sonst würde ich nicht einmal einen Stern vergeben - ich bewerte dieses Buch als Außenstehende, die die Kritik des Autors an der Gesellschaft und dem Frauenbild der damaligen Zeit auseinander nimmt. Es ist ein recht interessantes Werk über eine Frau, die auf der Suche nach ihren Träumen ihr Leben völlig zerstört. Sie hat ihre eigenen romantischen Ideale und glaubt, dass sie für etwas Höheres geboren wurde und eine himmlische Liebe auf sie wartet. Doch die Realität um sie herum enttäuscht sie, sie hasst ihre Tochter und ihren Ehemann und beginnt, sich mit verschiedenen Liebhabern zu treffen, die sie ebenso wenig erfüllen. Am Ende nimmt sie sich das Leben und lässt ihren Mann und ihre Tochter allein zurück. Für mich ist das die Definition von Egoismus, Narzissmus und Realitätsverlust. Auf jeden Fall ein Buch zum Nachdenken und zur Feststellung, dass man dankbar sein sollte für das, was man hat und nicht ständig nach unerfüllten Idealen streben sollte. 3/5 ⭐

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
14. Apr. 2024
Bewertung:5

Einen Meilenstein der Literaturgeschichte wie dieser Roman weckte schon bestimmte Erwartungen in mir. Mit welcher Art Roman ist es vergleichbar? Kann Emma Bovary Neues bieten, wenn man schon an der Ehebrecherin Effi Briest Gefallen gefunden hat. Flauberts Werk ist immerhin 40 Jahre früher geschrieben worden: gleicht es dann nicht etwa den romantischen Sturmhöhen? Meine Erwartungen wird nicht erfüllt, denn das Buch ist einzigartig und ein Vergleich mit anderen Werken nur bedingt möglich. Während ich bei Fontane das Gefühl hatte, er liebt seine Figuren und hat auch ein Herz für Effi („nicht so stürmisch, nicht so wild, Effi“), filetiert Flaubert geradezu sein Personal mit seiner sachlichen Schreibweise, die wenig wertet, aber die Provinziellen aus der Normandie auch nahezu allesamt als Trottel, Wichtigtuer, Schwätzer und Träumer darstellt. Emma Bovary, ein Kind des Mittelstandes, die sich nach einem Prinzen sehnt, wie ihn Sir W. Scott beschreibt, findet bei Flaubert keine Gnade. Erst trifft sie die falsche Entscheidung bezüglich der Wahl des Ehemanns, dann läßt er sie nicht nur einmal die Ehe brechen, sondern steuert sie in eine dauerhafte Affärenphase, in der sie sich durch Lügen und Geldschulden immer weiter verstrickt. Das Einzige, was sie mit Effi Briest verbindet, ist das schlimme Ende, welches beide Frauen in jungen Jahren finden. Bei der Recherche zum Buch las ich, dass Flaubert es wichtig war, nicht zu werten. Im ersten Moment kommt einem das wie eine Lüge vor, aber tatsächlich beschreibt er nur, wie z.B. Emma kopflos nach dem Gefühl hechelt, von einem schönen Mann begehrt zu werden. Das Prinzip „Show, don’t tell“ ist hier wirklich in Perfektion getrieben. Ich hatte das Gefühl, dass da hier jeder Satz sitzt, vielleicht auch weil die Neuübersetzung von Elisabeth Edl so gut ist. Die Übersetzerin erklärt in einem Nachwort ihr Vorgehen und wie sie sich von anderen Übersetzungen unterscheidet. Das klingt schon sehr selbstbewusst, ist aber letztlich nachvollziehbar. Ich habe keine Übersetzungen parallel gelesen, mich aber immer gewundert, wie modern dieses Buch aus den 1850ern klingt. Das war so ein ganz anderes Leseerlebnis wie bei Balzac oder Zola, bei denen ich immer wieder (bis auf Germinal) Längen und Wiederholungen gespürt habe. Alles ist hier wohl konzipiert und ausgearbeitet. An keiner Stelle spürte ich einen Durchhänger. Es liest sich wie ein perfekter Roman. Achtung Spoiler: Besonders eindrucksvoll fand ich das Ende, wenn Charles Bovary um das Leben seiner Frau kämpft, den Kampf verliert und er sich dann an die Erinnerungen klammert, sie am liebsten konservieren möchte, sie in das Brautkleid hüllt und dreifach versargt sie vor dem Verwesen schützen möchte, um eine Haarlocke bittet, Kräuter der Toten beilegt. Dieses Klammern ist so eindringlich geschildert, dass man mit ihm leidet als Leser. Das zelebriert Flaubert geradezu, wie Charles Bovary da in seinen imaginäre Welt abtaucht mit allen Sinnen (fühlen, riechen, sehen). Doch Flaubert ist ein Sadist. So einfach gönnt er Bovary den Traum von der perfekten, ewig lebenden Frau nicht und so läßt er den Schleier heben und Bovary sieht die schmerzverzerrte Fratze Emmas und bricht zusammen. Was für eine Szene. Spoiler-Ende Das war eine wunderbare Lektüre. Wenn ich ein Leser wäre, der gerne Notizen und Markierungen im Buch macht, dann wäre meine Ausgabe vollgemalt. Aber ich bin ein bekennender Buchschoner beim Lesen. So kann ich es mit Freude irgendwann nochmal lesen und mich Sätzen erfreuen wie: „Eine Träne zitterte in ihrem Auge, wie eine Wasserperle nach einem Gewitter im Kelch einer blauen Blume.“ Das hat ja fast schon ein proustisches Niveau. Auf solche Beschreibungen muss man erstmal kommen, ohne das es kitschig wirkt. Wirklich ein Meilenstein für realistisches Schreiben.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
23. Feb. 2024
Bewertung:5

Einen Meilenstein der Literaturgeschichte wie dieser Roman weckte schon bestimmte Erwartungen in mir. Mit welcher Art Roman ist es vergleichbar? Kann Emma Bovary Neues bieten, wenn man schon an der Ehebrecherin Effi Briest Gefallen gefunden hat. Flauberts Werk ist immerhin 40 Jahre früher geschrieben worden: gleicht es dann nicht etwa den romantischen Sturmhöhen? Meine Erwartungen wird nicht erfüllt, denn das Buch ist einzigartig und ein Vergleich mit anderen Werken nur bedingt möglich. Während ich bei Fontane das Gefühl hatte, er liebt seine Figuren und hat auch ein Herz für Effi („nicht so stürmisch, nicht so wild, Effi“), filetiert Flaubert geradezu sein Personal mit seiner sachlichen Schreibweise, die wenig wertet, aber die Provinziellen aus der Normandie auch nahezu allesamt als Trottel, Wichtigtuer, Schwätzer und Träumer darstellt. Emma Bovary, ein Kind des Mittelstandes, die sich nach einem Prinzen sehnt, wie ihn Sir W. Scott beschreibt, findet bei Flaubert keine Gnade. Erst trifft sie die falsche Entscheidung bezüglich der Wahl des Ehemanns, dann läßt er sie nicht nur einmal die Ehe brechen, sondern steuert sie in eine dauerhafte Affärenphase, in der sie sich durch Lügen und Geldschulden immer weiter verstrickt. Das Einzige, was sie mit Effi Briest verbindet, ist das schlimme Ende, welches beide Frauen in jungen Jahren finden. Bei der Recherche zum Buch las ich, dass Flaubert es wichtig war, nicht zu werten. Im ersten Moment kommt einem das wie eine Lüge vor, aber tatsächlich beschreibt er nur, wie z.B. Emma kopflos nach dem Gefühl hechelt, von einem schönen Mann begehrt zu werden. Das Prinzip „Show, don’t tell“ ist hier wirklich in Perfektion getrieben. Ich hatte das Gefühl, dass da hier jeder Satz sitzt, vielleicht auch weil die Neuübersetzung von Elisabeth Edl so gut ist. Die Übersetzerin erklärt in einem Nachwort ihr Vorgehen und wie sie sich von anderen Übersetzungen unterscheidet. Das klingt schon sehr selbstbewusst, ist aber letztlich nachvollziehbar. Ich habe keine Übersetzungen parallel gelesen, mich aber immer gewundert, wie modern dieses Buch aus den 1850ern klingt. Das war so ein ganz anderes Leseerlebnis wie bei Balzac oder Zola, bei denen ich immer wieder (bis auf Germinal) Längen und Wiederholungen gespürt habe. Alles ist hier wohl konzipiert und ausgearbeitet. An keiner Stelle spürte ich einen Durchhänger. Es liest sich wie ein perfekter Roman. Achtung Spoiler: Besonders eindrucksvoll fand ich das Ende, wenn Charles Bovary um das Leben seiner Frau kämpft, den Kampf verliert und er sich dann an die Erinnerungen klammert, sie am liebsten konservieren möchte, sie in das Brautkleid hüllt und dreifach versargt sie vor dem Verwesen schützen möchte, um eine Haarlocke bittet, Kräuter der Toten beilegt. Dieses Klammern ist so eindringlich geschildert, dass man mit ihm leidet als Leser. Das zelebriert Flaubert geradezu, wie Charles Bovary da in seinen imaginäre Welt abtaucht mit allen Sinnen (fühlen, riechen, sehen). Doch Flaubert ist ein Sadist. So einfach gönnt er Bovary den Traum von der perfekten, ewig lebenden Frau nicht und so läßt er den Schleier heben und Bovary sieht die schmerzverzerrte Fratze Emmas und bricht zusammen. Was für eine Szene. Spoiler-Ende Das war eine wunderbare Lektüre. Wenn ich ein Leser wäre, der gerne Notizen und Markierungen im Buch macht, dann wäre meine Ausgabe vollgemalt. Aber ich bin ein bekennender Buchschoner beim Lesen. So kann ich es mit Freude irgendwann nochmal lesen und mich Sätzen erfreuen wie: „Eine Träne zitterte in ihrem Auge, wie eine Wasserperle nach einem Gewitter im Kelch einer blauen Blume.“ Das hat ja fast schon ein proustisches Niveau. Auf solche Beschreibungen muss man erstmal kommen, ohne das es kitschig wirkt. Wirklich ein Meilenstein für realistisches Schreiben.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
15. Sept. 2023
Post image
Bewertung:5

Melancholisch, tragisch und ergreifend. Ich habe dieses Buch so sehr geliebt, beim ersten wie beim zweiten Lesen. Gäbe es "Sturmhöhe" nicht, wäre dieses Buch vermutlich mein liebster Klassiker, das Potenzial dazu ist definitiv vorhanden. Die Geschichte hat mich bereits nach wenigen Seiten in ihren Bann gezogen und von da an nicht mehr losgelassen. Das Buch hatte auf mich eine regelrechte Sogwirkung - Ich konnte nicht aufhören zu lesen, was mir bei Klassikern so gut wie nie passiert und damit meine ich eigentlich wirklich nie. Die Geschichte ging mir unter die Haut, fraß sich tief in mich hinein, ließ mein Herz bluten und meine Seele brennen. Was hier passiert, ist unheimlich tragisch, beklemmend und ergreifend, insbesondere weil es sich beim Lesen so real und wahrhaftig anfühlt. Ich konnte es glauben, musste es glauben. Gustave Flaubert erzählt diese Geschichte so authentisch und nahbar, dass man sie trotz der Erzählperspektive in der dritten Person Singular beim Lesen geradezu am eigenen Leibe spüren kann. Sie ist von einer tiefen Melancholie und tausend negativen Emotionen geprägt, die an mancher Stelle kaum zu ertragen sind, die Geschichte im gleichen Zuge aber auch maßgeblich ausmachen. Ich habe mich Emma beim Lesen so nahe gefühlt wie ich es bei Klassikern gar nicht mehr erwarte. Umso überraschter bin ich, wenn mich ein Charakter dann doch wirklich erreicht, mich vollends durchdringt und ich ihn und genau das war hier der Fall. Ich konnte Emma viel zu gut verstehen, ihre Einsamkeit nachempfinden, die Verzweiflung schmecken und den Schmerz spüren. Ich habe all das so überdeutlich gefühlt als wäre es mein eigenes Leben. Emma hat mich nicht mehr losgelassen und wird mich jetzt sicherlich auch noch lange Zeit begleiten. Die Innensicht ist dem Autor durch den personalen Erzähler unheimlich gut gelungen, wobei mir natürlich insbesondere Emma's Innenleben die Luft zum Atmen nahm. Es scheint als hätte er ein so tiefes Verständnis für seine Figuren wie es nur wenige Autor:innen besitzen. Zwischen den Zeilen wird fassbar, was niemals ausgesprochen und geschrieben wurde. Es ermöglicht eine Charaktertiefe, die ich nicht in Worte zu fassen vermag, aber so, so sehr zu schätzen weiß. Gustave Flaubert schreibt eindringlich, ehrlich und anrührend. Sprachlich ist dieses Buch ebenfalls gut verständlich - Zumindest in genau dieser Übersetzung. Ich habe vor Jahren das französische Original gelesen und kann auch das sehr empfehlen. Die eingestreuten Illustrationen sind wunderschön und die Beigaben in Form von Postkarten, Stadtplänen etc. unterstützen die Atmosphäre der Geschichte sehr schön. Die Geschichte endet schließlich wie sie enden musste. Man sieht den Ausgang kommen und doch hat es mich zerrissen. Ich kann euch diesen Klassiker nur empfehlen, wenn ihr tragische Geschichten zu schätzen wisst! ♥️ 5/ 5 Sterne ⭐️

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
10. Feb. 2023
Bewertung:4

Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
22. Jan. 2023
Bewertung:4

Gustave Flaubert hat einen fast schon modern zu nennenden flüssigen Schreibstil. Mir hat die Geschichte von Madame Bovary sehr gut gefallen! Besonders hervorzuheben ist hierbei ihre zunehmende Verzweiflung und auch die Details ihres Endes setzt entweder ein sehr gutes Fachwissen des Autors oder seine sehr gute Recherche voraus. Obwohl sich der Roman nicht der Ich-Perspektive bedient und der Autor sich um eine objektive Schilderung der Geschichte bemüht hat, hat man trotzdem das Gefühl sehr nah an Emma Bovary dran zu sein. Für mich eine sehr runde Geschichte mit sehr viel Atmosphäre, besonders im letzten Drittel. Auch wenn sich der Autor wegen der damals empfunden Unsittlichkeit und der angeblichen Verherrlichung des Ehebruchs sogar vor Gericht verantworten musste, sehe ich genau das Gegenteil: Dieser Roman zeigt doch sehr deutlich, wie Emma durch ihr Verhalten sich und ihre ganze Familie in den Abgrund reisst!

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
21. Jan. 2023
Bewertung:4

Flaubert ist ein Meister der Zweideutigkeit. Vieles ging durch die Übersetzung leider verloren, aber die Höhepunkte wie bspw. die Rede des Landwirtschaftssymposium und gleichzeitige Liebeserklärung Rodolphes waren einfach herrlich komisch. Die Komposition des Romans ist wirklich hervorragend, man hat das Gefühl dass hinter jedem Satz eine weitere Bedeutung versteckt liegt. Nun habe ich alle drei großen Ehebrecherinnenklassiker gelesen und muss sagen, dass alle drei für sich stehen und sich schlecht vergleichen lassen. Jeder Autor hatte seinen eigenen Schwerpunkt und wollte auf etwas anderes aufmerksam machen. Ein gelungenes Beispiel dafür, dass die gleiche Thematik vollkommen unterschiedlich umgesetzt werden kann ohne dass die Qualität darunter leidet. Flaubert rechnet hier mit dem gesamten Kleinbürgertum ab. Man könnte meinen, er verachtet jede einzelne seiner Figuren und lässt sie mitleidlos in ihr Unglück rennen. Ein Fontane fühlt mit seinen Figuren und vor allem mit seiner Effi mit, er lässt vieles im Schatten und scheut sich ein wenig spießig davor die Seitensprünge überhaupt zu erwähnen. Flaubert dagegen greift direkt in die Vollen und erspart dem Leser keine Liebesnacht. Zu Anfang hat mich ein wenig gestört, dass Flaubert zu viel über seine Charaktere erzählt hat anstatt es einfach zu zeigen. Das hat er im späteren Verlauf jedoch mehr als wett gemacht. Vorsicht Spoiler! Emmas Ende fand ich regelrecht grausam. Ich hatte nicht erwartet, dass ihr Tod so lange dauert und auch so detailliert erzählt wird, wie sie langsam am Arsen verreckt. Aber Flaubert geht mit all seinen Figuren hart ins Gericht. Auch Charles Bovary bleibt nichts erspart, er lässt sich die Beerdigung vollkommen sinnlos nochmal richtig viel Geld kosten (3 Särge für 3 Liebhaber?), und hier muss ich gestehen, dass ich die naive und gedankenlose Verschuldung Emmas mindestens genauso schlimm finde wie den Ehebruch. Spoiler Ende! Die Franzosen gehen wirklich nicht zimperlich mit dem Leser um und packen eine Leidenschaft in ihre Literatur hinein, die niemand so schnell nach macht. Nach diesem nervenaufreibenden Auf und Ab brauche ich aber erstmal was beruhigendes. Vielleicht ein bisschen deutsche Romantik.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
5. Sept. 2022
Bewertung:5

Unaufgeregte, ungeschönte Realtitäten, die vielleicht gerade deshalb so mitreissen. Flaubert's Charaktere stecken voller Nuancen, seine Szenen voll interessanter Hintergründe. Großartig und herzzerreißend.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin
4. Sept. 2022
Bewertung:3

While it was easy to understand why Emma was unhappy in her life, having nothing of value to do and therefore missing a purpose, this was still a book about an unlikable protagonist. Moral and the search for a sense of belonging and value were the main themes I got from this, the more disappointed I was when the climax/the last about 100 pages didn't resolve these issues rather than going everywhere else. I also felt the whole novel was missing something to make me more engaged. While I liked the writing style in general, there were a lot of mundane or repetitive things that could have been cut. The discussion I felt this book was bringing to the table was really interesting, though. Sure, nowadays the solution would be "break up and get a job/hobby you like" but back than I don't really see such an easy cause of action.

Madame Bovary
Madame Bovaryvon Gustave FlaubertPenguin