
Pragmatisch, kindlich naiv und schonungslos
April 1992, der Bosnienkrieg beginnt. Tijan ist erst 10 Jahre alt während in Sarajevo die Bomben fallen und geschossen wird. Seine Eltern sind Außenseiter im Viertel, weil sie Akademiker sind. Für sie ist die Situation schwierig und 1994 flieht die Familie nach Deutschland. 📻 Tijan Sila erzählt autofiktional vom Bosnienkrieg. Dabei bleibt er recht pragmatisch und gleichzeitig bringt er ein bisschen Humor mit rein. Das ganze Buch ist geprägt durch ein bedrückendes und beklemmendes Gefühl. Schonungslos und mit einer kindlichen Naivität erzählt er von den damaligen Ereignissen. Nur ganz ehrlich, wie soll man auch sonst davon berichten? Ich denke, er hat hier die richtige Erzählweise gewählt und sie ist sehr passend und besonders. Manchmal hatte ich das Gefühl mit ihm an einem Tisch zu sitzen und er erzählt verschiedene Episoden aus dieser Zeit. So wie früher, wenn die Großeltern vom 2. Weltkrieg erzählt haben. Eigentlich sollten Tijans Eltern für die Kinder da sein, sie in dieser neuen Situation beschützen, aber die beiden sind komplett überfordert. Ohne den besten Freund des Vaters würden sie nicht wirklich klar kommen. Das neue Leben in Deutschland, welches alles besser machen sollte, ist für sie vielleicht doch nicht die Rettung. Ich hätte mir hier mehr Seiten gewünscht, mehr über die Zeit in Deutschland. Leider bekommen wir nur einen kleinen Einblick. Es ist zwar nur ein Nebenthema, aber ich finde es schlimm, dass es anscheinend ganz normal war zu dieser Zeit, dass Eltern ihre Kinder schlagen. Einfach Teil des Alltags. Dieses Buch ist aktueller den je und sollte jedem, der pro Krieg eingestellt ist, in die Hand gedrückt werden! Respekt, dass Tijan Sila seine Erlebnisse mit uns teilt! 📻 Pragmatisch, kindlich naiv und schonungslos