Dieses Buch wurde mir ganz zufällig vorgeschlagen, ein glücklicher Fund inmitten vieler Geschichten.
Ein Buch, dass nicht nur gelesen, sondern durchlebt wird. Dabei begleitet man Lin Daiyu, einer chinesischen jungen Frau, die über fünf verschiedene Leben hinweg mit der Geschichte von Verschleppung, Verlust und Identität ringt. Die Erzählung spielt sich zwischen der kolonialen Geschichte Amerikas und den kulturellen Wurzeln der Protagonistin, deren Schicksale von Kolonialismus und Gewalt geprägt ist, ab. Ich war gefesselt von der Spannung, die nicht durch laute, dramatische Wendungen, sondern durch kaum wahrnehmbare Wendepunkte, mich in den Bann gezogen haben. Besonders berührten mich die historischen Aspekte, mit der die Autorin das kolonialisierte Amerika zeichnet. Zum einen die erschütternden Themen wie die Verschleppung von asiatischen Mädchen. Zum andere die Beschreibung eines Landes dass sich selbst als Verheißung ausgab, während es andere Völker ausradierte oder sich einverleibte. Wieder einmal sind es die Weißen, die nehmen, was nicht ihnen gehört, während die Stimmen der anderen nur leise im Hintergrund klagen dürfen. Doch diese Geschichte gibt diesen Minderheiten eine Stimme, Raum und Respekt. Faszinierend hat mich auch, wie Lin Daiyu die chinesischen Zeichen erklärt. Sie führte mich nicht nur in ihre Formen ein, sondern zeigte die tiefere Bedeutung jedes Zeichens. Jedes Zeichen wurde zu einem lebendigen Ausdruck der Kultur, das weit mehr ist als nur eine visuelle Darstellung. Wenngleich mich das Buch in vielerlei Hinsicht tief berührte, hätte ich mir von manchen Nebenfiguren noch mehr Tiefe gewünscht . Denn es war zu spüren, dass sie Geschichten in sich tragen, die zu erzählen sich gelohnt hätten. Das Ende — ach, das Ende 🥲. Ohne zu viel zu verraten: unfassbar tragisch, ja, aber auch voller Würde. Eine Geschichte, die zu Unrecht noch viel zu wenig beachtet wird. Ich hoffe, dass noch viele diese wunderbare, erschütternde Erzählung entdecken✨.