Der Schweizer Buchpreis befindet sich irgendwo zwischen dem Deutschen und dem Österreichischen. Es kam für mich ziemlich überraschend, dass ein Buch mit Sci-Fi-Elementen den Preis gewann. Das ist ungewöhnlich, Hut ab. Auch Clavadetschers Sprache ist ungewöhnlich und durch die Versform auch eher fordernd. Man braucht eine gewisse Portion an Aufmerksamkeit, um das Buch zu lesen. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung. Auf unterschiedlichen Erzählebenen tauchen wir in unterschiedliche Zeiten ein, gehen zurück bis zu Ada Lovelace. Diesen Teil mochte ich persönlich am liebsten. An einigen Stellen wird es absurd und auch ein wenig gruselig. Die Autorin geht auf aktuelle gesellschaftliche Fragen ein und überlegt, inwieweit sich künstliche Intelligenz entwickeln wird. Leider bedient sie sich dabei an Motiven, die schon zu oft dagewesen sind. Deswegen hat das Ganze etwas leicht Verbrauchtes. Auch das Thema des Feminismus wird hier ein wenig zu sehr ausgereizt und riecht zu sehr nach typischem Buchpreisgewinner. Hier wird eindeutig die Schiene des Deutschen Buchpreises gefahren. Somit bewegt sich der Titel, wie eingangs erwähnt, in einem guten Mittelmass und lässt auf die nächsten Auszeichnungen des Schweizer Buchpreises hoffen. Man hat gezeigt, dass man offen ist für Neues, auch wenn man sich, typisch Schweizer, nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen will.
21. Dez. 2024
Die Erfindung des Ungehorsamsvon Martina ClavadetscherUnionsverlag