12. Mai 2025
Bewertung:4.5

Eine wahnsinnig tolle Geschichte die viel zu schnell vorbei ging!

Ich habe das Buch verschlungen und konnte es kaum weglegen. Die Geschichte ist sehr krass und unglaublich spannend. Enthält Spoiler: Die Frau des Hauptcharakters Kasper bringt sich nach langem Alkoholismus um. Er findet ihre Aufzeichnungen und erfährt, dass sie kurz vor ihrer Flucht aus der DDR eine Tochter geborenen und weggeben hat, von der er nicht wusste. Bis dahin ist schon alles extrem viel und spannend, aber es geht noch viel weiter. Er sucht und findet ihre Tochter für seine verstorbene Frau, weil sie es aus Scham nicht konnte und stellt fest, diese lebt in einem völkischen Dorf und ist stramme Faschistin. Er baut eine Bindung zu ihrer Tochter also seiner Stiefenkelin auf (das lief alles etwas unrealistisch ab, er denkt sich ein Testament aus und ihre Eltern geben sie einfach für zwei Wochen zu ihm, einem fremden Mann ohne das zu prüfen, naja) - Sigrun die Enkelin ist von faschistischem Denken indoktriniert und es ist so krass, was dieses junge Mädchen sagt, was sie werden will und wer ihr Vorbild ist. Und das ist keineswegs an den Haaren herbei gezogen, diese Menschen gibt es und sie haben Kinder… Die Bindung zwischen den beiden ist stark, und das obwohl er sie nicht „auf die richtige Seite“ holen kann. Es klingt schon nach viel was ich hier schreibe, aber die Geschichte ist noch so viel voller. Ich hätte gerne noch mehr über diese beiden Menschen gelesen, ich finde das Buch hätte locker 200 Seiten mehr vertragen, weil die Charaktere und die Geschichte so viel mehr Stoff bietet. Einen halben Punkt gibt es Abzug, wegen der „Kürze“ aber vorallem weil ich finde, dass zu wenig von den Gefühlen grade des Protagonisten geschildert wurden, er nimmt all die krassen Geschehnisse und Aussagen einfach so hin und da hätte ich mir mehr von seiner Gefühlswelt gewünscht, so hatte ich all die intensiven Gefühle und war damit irgendwie allein

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
25. März 2025
Bewertung:4.5

Sehr lesenswert

Bernhard Schlink hat es mal wieder geschafft ein wichtiges Thema so einfühlsam, realitätsnah und ergreifend zu verpacken. Es geht um das Leben in der DDR vor und nach der Wende und die rechtspolitische Überzeugung die danach mancherorts entstand. Die Geschichte hat eine Leichtigkeit, sodass man in einen guten Lesefluss kommt. Auch die Charaktere waren super ausgearbeitet mit Ecken und Kanten und so lebensecht. Gerade in der aktuell Zeit eine große Empfehlung!!

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
6. Feb. 2025
Bewertung:5

Wie werden wir zu denen, die wir sind? Sind wir von innen heraus, wer wir sind oder ist es das Setting, in dem das Schicksal uns platziert, das uns formt?

Das Wagnis ist groß: Schlink thematisiert in diesem Werk gleich zwei Gesellschaftssysteme unserer jüngsten Geschichte. Es geht um ein Leben in und nach der DDR sowie um das Hinauswirken des 3. Reichs in unsere Zeit. Das Wagnis ist einfühlsam, behutsam und dennoch aufwühlend gelungen. Wir begleiten Kaspar, einen sympathischen Buchhändler, der nach dem Verlust seiner Ehefrau, deren Flucht aus der ehemaligen DDR er begleitet hat, an einem Punkt in seinem Leben steht, an dem das Bild seiner Ehefrau und der langjährigen Beziehung ins Wanken kommt. Wie kann man es überwinden, wenn es all die Jahre anscheinend ein großes Geheimnis gab, etwas Essenzielles verschwiegen wurde, man selbst stets fürsorglich, aber nie wirklich wütend werden kann. Dieses Erdbeben beschert ihm letztlich eine Stief-Enkelin, die aber wiederum in einem völkisch-nationalsozialistischem Umfeld aufwächst. Sie sprechen unterschiedliche Sprachen. Kann es ihnen gelingen, sich zu erreichen, berühren, verstehen? Ein weiterer Schlink-Roman der es auf meine Liste der Lieblingsbücher geschafft hat.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
2. Feb. 2025
Bewertung:4.5

Kaspar ist Buchhändler und über 70, als seine Frau Birgit, mit der er fast 50 Jahre verheiratet war, stirbt. In Birgits Unterlagen findet er Informationen über sie, die ihm unbekannt waren. So hat Birgit, die 1964 für ihn in den Westen geflüchtet ist, kurz davor eine Tochter geboren und direkt nach der Geburt in der DDR zurück gelassen. Kaspar begibt sich auf die Suche nach der Tochter, die bei ihrem Vater aufgewachsen ist, und landet in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land. Insbesondere zu seiner vierzehnjährigen Enkelin Sigrun versucht er, eine Beziehung aufzubauen, was aber nicht einfach ist, da sie bereits von völkisch-nationalistischem Gedankengut durchdrungen ist. Besonders gut gefallen haben mir die Dialoge zwischen Kaspar und Sigrun, einem intelligenten Mädchen, das sich für Schach und Klavierspiel interessiert, aber bislang nur ein Weltbild kennengelernt hat. Kaspar versucht behutsam, sich ihr von allen Seiten anzunähern, ohne sie vor den Kopf zu stoßen oder zu bewerten. Das Buch hatte vollkommen überraschend eine absolute Sogwirkung auf mich, ich habe es in zwei Tagen als Hörbuch durchgehört.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
28. Jan. 2025
Bewertung:5

Dieses Buch lässt einen nachdenken, mitfühlen, weinen und hoffen. Hoffen, darauf, dass die Begegnungen im Leben doch mehr zählen als man manchmal denkt. Und, dass die Liebe eines Großvaters zu seiner Enkelin die Welt eröffnen kann.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
4. Aug. 2024
Bewertung:5

Ein fantastisches und sehr spannendes Buch!!! Es hat mich vollkommen fasziniert. Die Geschichte ist sehr interessant, die Charaktere sind toll ausgearbeitet und es bietet sehr interessante Einblicke in bestimmte soziokulturelle Milieus. Klare Leseempfehlung!!!!!

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
25. Juni 2024
Bewertung:4

Die ganze Vergangenheit seiner Ehefrau und der Grund ihrer Alkoholsucht kommt für Kaspar erst nach ihrem Tod ans Licht. Durch ihre Aufzeichnungen für den Roman, der nie beendet wurde erfährt er, dass sie eine Tochter hat, die sie gleich nach der Geburt weggegeben hat. Er nimmt sich vor zu Ende zu bringen, was seine Frau nicht geschafft hat… Die Geschichte hatte einige Längen in der Erzählweise. In der Mitte des Buches wechselt der Fokus von der Suche nach der Tochter zur Enkelin und seiner Sorge um sie etwas abrupt. Doch Kaspar ist als Protagonist sehr glaubwürdig dargestellt und mir immer mehr ans Herz gewachsen. Die Auseinandersetzung mit dem rechten Gedankengut der Enkelin sehr differenziert .

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
31. Mai 2024
Bewertung:4

Liebe und Bildung verbessern die Welt

Das Buch zeigt, dass eine Handlung ohne viele Dialoge, den Lesenden in eine andere Welt entführen kann. Schöner Gedanke, wie Kultur (Bücher, Museen) und Bildung, den Charakter bilden und positiv verändern können. Dies wird in einer Leichtigkeit erzählt, die das Buch zu keiner Zeit schwerfällig und eintönig erscheinen lassen. Bücher und Musik sind in der Lage Menschen an Orte zu senden, an denen sie noch nicht waren, sie im Verhalten zu ändern, ohne, dass die Lesenden andere Menschen persönlich getroffen oder sie einen Fuß vor die Tür gesetzt haben.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
31. Mai 2024
Bewertung:5

Mein 2 Buch von Bernhard Schlink und ich konnte es schon wieder nicht aus der Hand legen 😃! Ich kann es nicht erklären, aber die Geschichte ziehen mich immer sofort in ihren Bann. Ich freue mich jetzt schon auf sein nächstes Buch 🥰...

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
16. Apr. 2024
Bewertung:4

Ein sehr lesenswertes Buch

Eine wirklich sehr schöne und herzerwärmende Geschichte. Ich war wirklich überrascht, dass mir das Buch so gut gefallen hat. Ich finde es absolut lesenswert. Es bietet so einen schönen Einblick in die Gefühlswelt der Hauptfigur und beschreibt die Gedanken jeder nicht rechten Person gegenüber der rechten/rechtsradikalen Szene sehr gut. Auch die Schwierigkeiten Kinder, die in dieser Szene geboren und aufgewachsen sind, zum Umdenken zu bewegen und sie mit logischen Erklärungen von dieser Weltsicht abzubringen, werden unfassbar gut dargestellt. Alles in allem eine wirklich schöne Geschichte, die nicht zu realitätsfern ist und Spaß macht zu lesen.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
4. Feb. 2024
Bewertung:4

Mir hat das Buch gut gefallen

Es geht um Kasper der seine Frau verloren hat und jetzt feststellen muss das sie ihm vieles verschwiegen hat .Eines der Geheimnisse ist ihre Tochter die sie in der damals noch vorhandenen DDR zurück gelassen hat als sie flüchtete . Kasper macht sich jetzt auf die Suche nach ihr

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
3. Feb. 2024
Bewertung:5

Für mich das erste Jahreshighlight 👍🏻. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, worum es genau in „Die Enkelin“ von Schlink geht. Ich lese von dem Autor gerne Bücher und hatte mir von der Büchergilde die wunderschöne Ausgabe zugelegt. Wir treffen auf Birgit und Kaspar. Kaspar ,schon im Rentenalter, findet ganz zu Beginn der Geschichte seine Frau Birgit leblos in der gemeinsamen Wohnung vor. Hier steigen wir ein und blicken mit Kaspar im Anschluss auf den Beginn ihrer Liebe und ihrer Ehe zurück. Kaspar findet alte Aufzeichnungen Birgits. Und damit erfährt er einen sehr wichtigen Hintergrund aus Birgits Vergangenheit, den sie im bisher verschwiegen hatte und von dem er all die Jahre nichts wusste. Schlink hat mich total überzeugt. Er erzählt wiedermal sehr ruhig, intelligent und einfühlsam. Seine Charaktere haben Herz, Ecken und Kanten. Sie sind niemals platt oder eindimensional. Er beleuchtet, hinterfragt, zieht sich zurück und verurteilt nicht. Bernhard Schlink hat auch hier wieder einen so empfindsamen männlichen Protagonisten geschrieben, dass es ein Wohlgefühl auslöst , ihn zu begleiten. In diesem Buch geht es ein wenig um die DDR, um die Liebe zur Familie, Sprachlosigkeit, Machtlosigkeit, Rassismus und vor allem um völkische Siedler und deren Motivationen. Dieses Buch passt gerade so sehr zur aktuellen politischen Lage. Zu dem Rechtsruck, der momentan durch Deutschland geht. Es gibt hier keine Klischees, die bedient werden. Das hat mich sehr beeindruckt. Schlink hat sich definitiv mittlerweile bei mir einen Platz als Lieblingsautor verdient.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
5. Dez. 2023
Bewertung:3

Hm. Ich schätze Schlink sehr und den ersten Teil des Buches mochte ich sehr. Der zweite Teil ist mir aber zu überladen und klischeehaft. Klavier und Bücher gegen rechtes Gedankengut? Das Ende fand ich holprig und etwas arg „plötzlich“. 

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
1. Dez. 2023
Bewertung:5

Erlöse uns von den Bösen In der (näheren) Vergangenheit erfolgreiche Autorinnen und Autoren haben bei der Veröffentlichung eines neuen Romans (meistens) mit einem Problem zu kämpfen: er wird immer mit den vorherigen oder älteren Erfolgen in Kontext gestellt. Und wehe der neue Roman passt (subjektiv gesehen) nicht in die Reihe jener guten Bücher – schon besteht die Gefahr der Polarisierung und Rezensentinnen und Rezensenten finden sich in einem verbitterten Streit. Okay, ich gebe zu: hier ist vielleicht der „Übertreib“-Hengst mit mir durchgegangen. Aber ein Fünkchen Wahrheit findet sich auch hier. Was hat das alles mit „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink zu tun? Nun, die Leserschaft ist hier eindeutig zweigeteilt: die einen werfen Schlink eine Art „Schnellschuss“ vor, die anderen (dazu zähle ich mich) sind einfach nur froh, in Zeiten, in denen Negatives den Alltag beherrscht, ein Buch in Händen halten zu können, was sie für ein paar Stunden aus der bitteren Realität hinein in eine Art „modernes“ Märchen mit unkitschigem und weder offenem noch definitiv abschließendem Ende wirft. Natürlich kann man über Sinn und Unsinn klischeebehafteter, stereotypischer Charaktere nachdenken und auch (trefflich) diskutieren. Natürlich ist es fraglich, wie ein 14-jähriges Teenager-Mädchen, dass in völkischer Gemeinschaft aufwächst, den Holocaust bzw. den massenhaften Tod durch Zyklon B in Auschwitz leugnet, durch „Konfrontation“ mit ihrem bis dahin unbekannten Großvater, der sie behutsam in die Welt der Klassik, der Literatur und der Kunst einführt und sie „einlädt“, ihr rechtes Gedankengut zu überdenken, innerhalb kürzester Zeit zu einer sich, ihre Eltern und ihr Tun kritisch hinterfragenden Person werden kann und am Ende ihren eigenen Weg geht. Aber hey, Leute – der Großteil von uns (da gehe ich jetzt einfach mal ganz frech von aus *g*) mag „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“, „Der kleine Lord“ etc. Ist da immer alles „naturgemäß“? Lieber wir nicht gerade da das märchenhafte, unrealistische? Oder seid ihr schon mal im wahren Leben jemandem begegnet, der auf einmal Earl wird? *g* Was ich damit sagen will, ist: es darf auch mal märchenhaft sein. Auch von einem ernstzunehmenden Schriftsteller darf mal ein Roman erscheinen, in dem das Gute (und sei es noch so klischeehaft bzw. unrealistisch) siegt. Zumal das Ganze zwar an der ein oder anderen Stelle „altbacken“, jedoch immer auf den Punkt formuliert ist. Mir hat´s gefallen, ich zücke märchenhafte 5* und gebe eine glasklare Leseempfehlung ab. ©kingofmusic

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
22. Aug. 2023
Bewertung:3

Ein Stückweit mag wohl auch meine Erwartungshaltung schuld daran sein, aber mir gefiel "Die Enkelin" nur bedingt. Für mich liegt das vor allem auch daran, das Schlink sich meiner Meinung nach zu sehr in Klischees verliert. Diese Klischees beziehen sich vor allem auf die Ostdeutschen Figuren rund um die titelgebende Enkelin. Fast schon unvermeidlich ist die Familie von Birgits Tochter ausgerechnet rechtsradikal eingestellt (wenn man bedenkt das Birgit aus der DDR kam irgendwie auch ein weiterer Gegensatz der übertrieben wirkt). Das heißt nicht, das es nicht ein Problem ist, aber ich finde das man über Ostdeutschland auch differenzierter schreiben kann und sollte. ​Ich finde nicht, das es zur Debatte beiträgt, wenn man "Ostdeutschland" auf diesen Aspekt reduziert. Zu Mal man damit sowieso verdeckt, das wir hier ein Problem das wir in der gesamten BRD haben auf einen Teil des Landes verschiebt. Mir persönlich war das einfach viel zu plakativ. ​ Ich habe mich aber ohnehin eher für das Leben von Birgit interessiert. Ich hätte mir da wohl mehr Einblicke gewünscht. So richtig überzeugend fand ich nämlich Birgits Gründe die DDR zu verlassen nicht. Oberflächlich war da ihre große Liebe zu Kaspar, aber so richtig ihre Entscheidung war das Ganze ja nicht unbedingt. Sie läuft vor ihrem Leben dort meiner Meinung nach vor allem davon, um auch ihre Schwangerschaft und ihre alte Liebschaft hinter sich zu lassen. Einzig die Geheimnisse die Birgit vor Kaspar hat und wie es dazu kommt, das er erst nach ihrem Tod davon erfährt, fand ich sehr glaubwürdig und überzeugend dargestellt. Diese Ambivalenzen fand ich eigentlich insgesamt recht interessannt, weil es zeigt, das die Antworten auf viele Fragen eben nicht so leicht in schwarz oder weiß einzuteilen sind.​ Ich hätte mir hier mehr Ansätze gewünscht. Die scheinen zwar hi und da durch - etwa Svenjas Situation in der Familie ihres Vaters und ihre Heimerfahrungen in der DDR.- aber bleiben leider ein kleiner Aspekt nebenbei. ​Der Roman beleuchtet eher, wie Kaspar durch Birgits Tod plötzlich die Chance hat, eine neue Familie zu finden. Mir persönlich fehlte da ehrlich gesagt etwas Substanz. Ich konnte mit diesem eher Emotionalen Zugang wenig anfangen. Auch wenn der Roman an einer Stelle eine Wendung nimmt, die mir gut gefiel, da Schlink es zumindest hier schafft, nicht ein moralisches Klischee abzudriften. Immerhin. Auch gut fand ich das Kaspar sich wirklich bemüht, mit der Familie aus zu kommen obwohl sie so weit weg von seinem Weltbild sind. Für mich hätte der Roman aber wohl besser funktioniert, wenn er sich stärker mit der DDR Geschichte auseinander gesetzt hätte. Wenn man den Roman unter diesem Punkt lesen möchte, wird man meiner Meinung nach eher enttäuscht.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
4. Juni 2023
Bewertung:4

Lese Bernhard Schlink generell sehr gern. Der erste Teil war besonders fesselnd, dann wendete sich die Handlung und auch die Stimmung im Buch. Nicht immer läuft alles so einfach, wie man es gern hätte, das wird klar dargestellt.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
25. Feb. 2023
Bewertung:4.5

Wieder mal ein richtig gutes Buch von Bernhard Schlink

Ich hatte schon ein bisschen Sorge, dass mich dieses Buch niederdrücken würde. Die Kulisse der Geschichte spielt in Berlin und in einer völkischen Gemeinschaft, in der Kaspar, der Hauptprotagonist, die Tochter und Enkelin seiner verstorbenen Frau Birgit findet. Der Hintergrund der rechts-nationalen, völkischen Bewegung ist etwas, was mir Angst macht. Wir bekommen, wie Kaspar etwas Einblick in diese Lebensweise, dir so intolerant wie rassistisch und antisemitische ist, die sich an längst vergangene Zeiten klammert. Kaspar möchte Nähe zu der Enkelin herstellen und versucht, über Geld,vor allem den Vater, von Sigrun zu ködern. Zum Teil gelingt ihm das auch. Sigrun darf einen großen Teil der Ferien bei ihm verbringen. In Berlin versucht er sie, vor allem mit Musik, aber auch Kunst und Literatur von einer besseren Welt zu überzeugen. Wie das ausgeht, müsst ihr selber lesen. Wir finden im Buch den üblichen Schlink Ton vor. Sachlich beobachtend, manchmal etwas verdrehte Sätze und Dialoge, die oft unauthentisch wirken. Besonders der Enkelin legt er Worte in den Mund, die so vielleicht niemals von einer 14-jährigen gesagt worden wären. Trotzdem liest sich die Geschichte packend, man bleibt am Ball und möchte wissen, wie Schlink den Plot löst. Das Ende ist denn auch genau das, eine logische Konsequenz, die weder konstruiert, noch unrealistisch daherkommt. Mir hat das Setting und die Innenansicht der Figuren gut gefallen. Auch die Schilderung der „Völkischen“ schien mir nah an der Realität, ich kann es allerdings gar nicht beurteilen. Lediglich der Umgang mit Geld kam mir doch manchmal etwas nachlässig vor, für Menschen, die nicht gerade zu den oberen 10000 gehören. Auch die Zurückhaltung von Kaspar bezüglich seiner politischen Ansichten kann man durchaus kritisch beurteilen. Allerdings ist es für den Plot das einzig Richtige gewesen und nur durch dieses vorsichtige, zarte Herantasten an die Enkelin ist überhaupt ein längerer Kontakt mit ihr möglich. Mir wäre das sicherlich sehr schwer gefallen. Wieder mal ein gutes Buch von Bernhard Schlink, welches mir einen Einblick in eine Szene gewährt hat, mit der ich eigentlich nichts zu tun haben will, über die man aber mehr wissen sollte.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
9. Feb. 2023
Bewertung:5

"Die Enkelin" von Bernhard Schlink ist ein vielschichtiger Roman, der sich zunächst mit Kaspars Verarbeitung des Todes seiner Frau beschäftigt und im zweiten Teil mit der titelgebenden Enkelin. Die Thematik habe ich als sehr interessant und kritisch-empathisch durchdacht empfunden. Schlink hat einen ganz wunderbaren Schreibstil, der mich schon in früheren Werken beeindruckt hat. Mit seinen Büchern kann man aus meiner Sicht nichts falsch machen. Die im Klappentext erwähnten verschiedenen Welten, in denen Kaspar und die Enkelin leben, könnten wirklich kaum gegensätzlicher sein. Doch auch hier findet Schlink einen Weg, die mir persönlich ebenso unverständliche Ideologie der völkischen Gemeinschaft umfassend darzustellen und ihre durchaus auch positiven Aspekte zur inneren Diskussion zu stellen. Er schwingt nicht die Moralkeule und legt doch klare Standpunkte dar. Fazit: Erneut ein überzeugender Schlink-Roman, der mir mit der gewählten Thematik und insbesondere mit der kritischen - aber dennoch empathischen - Umsetzung sehr gut gefallen hat. Ich werde das Buch irgendwann nochmal lesen und empfehle es gern weiter.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
29. Jan. 2023
Bewertung:3

Kurzfazit: 1. Drittel Hui, dann Pfui. 1. Drittel: Hier gelingt Schlink wieder einmal Großes. In der Rückblende auf das eigene Leben vereint die Figur Birgit wesentliche Facetten des menschlichen Lebens und der deutsch-deutschen Geschichte, immer mit dem Bezug zur Familie: Flucht und Familie, Identität und Familie, Selbsterfüllung und Familie, Alkoholismus und Familie, Enttäuschung und Familie und und und. Diese schonungslose Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben (Birgits) hat mich so berührt, da sie so exemplarisch, so authentisch für sich steht. Was dann folgte: Dann fing ein anderes Buch an. Das Thema Familie bleibt zwar omnipräsent. Dazu kommt das Thema Rechtsextremismus (mit all seinen Ausformungen). Eigentlich sehr interessant und bedeutsam in der heutigen Zeit. Doch Schlinks Dialoge werden unrealistisch, die Handlung wirkt zunehmend konstruiert, plump. Es wird poppig, ein typischer Spiegel-Bestseller eben. Das einzig interessante ist die dringliche Fragestellung: Wie kann/sollte man rechtsextremem, völkischem Gedankengut begegnen, ohne das Gegenüber für immer daran zu verlieren? Eine tiefergehende Antwort gibt das Buch nur bedingt… Chance vertan Herr Schlink… Dafür wird es hintenraus nochmal gewaltig kitschig mit ein paar Krimi-Elementen garniert…

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
10. Jan. 2023
Bewertung:5

Eine unbegreifliche Geschichte, aber dennoch so Wahr. Sie beschreibt einerseits das Leben und die Flucht aus der DDR und andererseits die nationalsozialistische Erziehung in der heutigen Welt. Was für mich so unbegreiflich ist, ist dass es heute noch Menschen gibt, die noch so sehr von der DDR und dem Nationalsozialismus überzeugt sind, ihre Kinder so erziehen und ein Weltanschauung haben, die ich für unmöglich gehalten habe. Eine tolle Leistung von dem Autor, die definitiv jeder einmal gelesen haben sollte.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
8. Jan. 2023
Bewertung:4

Mit dem Buch geht Bernhard Schlink ein brisantes Thema an - völkische Siedler. Der Protagonist entdeckt im Nachlass seiner verstorbenen Frau Hinweise darauf, dass sie in der DDR eine Tochter zurückgelassen hat. Er geht den Hinweisen nach und findet sowohl die Tochter als auch eine Enkelin seiner Frau in einem Dorf wo sie in einer Gemeinschaft völkischer Siedler leben. Er erkauft sich den Zugang zu seiner Stiefenkelin und versucht, ihr andere Werte und seine eigene Weltsicht zu vermitteln. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, allerdings blieb es mir doch an einigen Stellen ein wenig zu oberflächlich. Die Figuren sind glaubwürdig und die Beweggründe für ihr Handeln im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Leider war die einzige Figur, zu der ich wenig Zugang gefunden habe, die Enkelin selbst. Der Übergang von einem Mädchen, dass die Glaubenssätze ihrer Eltern blind nachplappert, zu einer Rebellin nicht besonders gelungen geschildert. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass das Buch aus dem Blickwinkel des Großvaters geschrieben ist und insofern ein wirklicher Zugang zu ihrer Gedankenwelt nicht möglich ist. Da hätte ich mir, vielleicht durch einen Perspektivwechsel im Mittelteil des Buches, tatsächlich mehr gewünscht. Trotz meiner Kritikpunkte ein durchaus lesenswertes Buch, das ein schwieriges Thema aufgreift.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
29. Dez. 2022
Bewertung:3

Ich fand den ersten Teil spannend. Zweiter Teil dann mit der Enkelin zu konstruiert. Eine 14-jährige, die sich für klass Konzerte interessiert? Klavierspielen anfängt? De groosvater, der ständig was ändern möchte - lass doch die Enkelin, wie sie ist! Aber trotzdem ein lesenswertes Buch

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
23. Sept. 2022
Bewertung:5

Die Enkelin von Bernhard Schlink Der Buchhändler Kaspar findet seine Frau Birgit tot in der Badewanne. Birgit trank schon lange und war depressiv, sie hatten sich auseinander gelebt und dass, obwohl ihre Liebe einst so spektakulär begann: Kaspar, der Wessi, verliebte sich in Birgit, die in der DDR lebte. Er besorgte ihr Papiere und verhalf ihr so zur Flucht. Nach Birgits Freitod entdeckt Kaspar ihre Aufzeichnungen: Birgit hatte in der DDR eine Tochter zur Welt gebracht, die sie direkt nach der Geburt zur Adoption freigab. Eigentlich wollte sie die Tochter finden und ihrem Mann von dem Kind erzählen, doch der richtige Zeitpunkt dafür ergab sich nie. Kasper beschliesst, sich auf die Suche nach dieser verlorenen Tochter zu machen. Doch was er findet, entspricht nicht seinen Erwartungen, denn Birgits Tochter und Enkeltochter leben in einem rechtsradikalen Umfeld. Bernhard Schlink spricht hier ein schwieriges Thema an: Rechtsradikales Denken und Handeln im Osten Deutschlands. Mir hat der Roman sehr gut gefallen: Der feinfühliger Protagonist Kaspar, den ich oft bewundert habe, wie ruhig und sachlich er bei den Vorwürfen Björns blieb und wie er versucht hat, seiner Halb-Enkelin trotz Widerstand Björns andere Werte und Sichtweisen aufzuzeigen. Dieser Roman hat unterschiedlichste Emotionen bei mir ausgelöst: Ich schwankte zwischen Wut, Sprachlosigkeit und Mitgefühl. Wieder einmal feinste Literatur, in einem wunderbaren Schreibstil von Bernhard Schlink.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
23. Sept. 2022
Bewertung:4

Mit großer Spannung habe ich dem Roman entgegengefiebert. Ich finde Bernhard Schlink als Autor einmalig und bin ein großer Fan seiner Werke. Das Buch : Kaspar lebt im Westen , Birgit im Osten Deutschlands. Dennoch verlieben sich die jungen Studenten ineinander und Birgit beschließt zu Kaspar in den Westen zu fliehen um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch für Ihre Flucht zahlt sie einen hohen Preis. Erst nach ihrem Tod entdeckt Kaspar, welche Geheimnisse Birgit jahrelang vor ihm verborgen hielt. Er macht sich auf die Suche und dringt so nach und nach in Birgits Vergangenheit ein. Bis er schließlich in einer völkischen Gemeinschaft auf ein junges Mädchen trifft, dass in ihm ihren Großvater findet. Ihre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein, dennoch beschließt Kaspar um das Mädchen zu kämpfen. Meine Meinung: Schon der Klappentext und die Leseprobe haben mich wahnsinnig neugierig gemacht was hinter dieser Geschichte steckt. Der Roman beginnt direkt mit einem großen "Knall" und so ist man schnell mitten drin in der Geschichte. Es hat mich wahnsinnig berührt mehr über Birgits inneren Zwiespalt zu erfahren. Kaspar hatte ich schnell in mein Herz geschlossen und an einigen stellen des Romans hatte ich wirklich Mitleid mit ihm. Die Darstellung der völkischen Gemeinschaft fand ich , wenn auch erschreckend, wirklich sehr gelungen. Besonders gefallen hat mir hierbei die Gegenüberstellung der unterschiedlichen Ansichten. Immer wieder kam ich beim Lesen zu dem Punkt an dem ich mich fragte : wie würde ich reagieren wenn ich an Kaspars Stelle wäre ? Was würde ich antworten ? Wie weit würde ich gehen und wann würde ich mich distanzieren ? Alles in allem fand ich den Roman wirklich sehr lesenswert. Einzig die Aufzeichnungen aus Birgits Erinnerungen habe ich stellenweise als etwas langatmig empfunden. Daher gibt es einen Stern Abzug.

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
22. Sept. 2022
Bewertung:4

4,5 Sterne. Die Enkelin war mein erstes Buch von Bernhard Schlink, aber bestimmt nicht mein letztes. Der Ich Erzähler Kaspar ist 70 Jahre alt und findet seine Frau Birgit tot in der Badewanne. Was ist geschehen? Im ersten Teil des Buches erfahren wir was Birgit für eine Frau war und wie die Ehe mit ihr war. Birgit war einst der Liebe zu Kaspar wegen aus dem Osten in den Westen geflohen, konnte die Heimat nie vergessen, kam im Westen nicht sogleich zurecht. Nach ihrem Tod erfährt Kaspar Birgits großes Geheimnis, sie ließ im Osten eine Tochter zurück, die sich der rechten Szene zuwendet. Deren Tochter Sigrun wird mit völkischen Idealen erzogen. Kaspar ist ein sehr sympathischer, sehr kluger und ruhiger Mann, der mit sehr viel Geduld und Toleranz sich dieser Enkelin nähert. Er will sie „umerziehen“, ihr die Welt zeigen und sie an die Kunst heranführen. Ich fand das Buch äußerst spannend erzählt, konnte es nicht aus der Hand legen. Es enthielt so viele Themen und für mich war der Text zu kurz, ich hätte gerne 3 Bücher davon. Ich will mehr von Birgit, mehr von der Tochter und mehr von der Enkelin. Sehr lesenswert!

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes
19. Sept. 2022
Bewertung:5

>>Man kann einander lieben und verlieren.<< ...Innerhalb dieser Gefühlsspanne des Liebens und Verlierens startete die Geschichte zu „Die Enkelin“ von Bernhard Schlink. Eine Ausgangssituation zwischen Kaspar und seiner Frau Birgit, die mich gleich zu Beginn schon ganz tief in die Zeilen gesogen und die Gedanken mehr und mehr zum rotieren gebracht hat. Schon zu Beginn wird klar, dass ganz ganz viel in der Vergangenheit, in der Verschwiegenheit der beiden verborgen liegt. Bernhard Schlink nimmt einen hier mit auf eine ganz tiefe Seelenreise, die thematisch wieder unheimlich viele Anstöße zum nachdenken gibt und innerhalb der Leserunde mit Anke, Sarah, Leilani, Mandy & Karin für viel Gesprächsstoff sorgte!

Die Enkelin
Die Enkelinvon Bernhard SchlinkDiogenes