„Ich bleibe hier“ von Marco Balzano In diesem Buch geht es um eine Familie, die während der Zeit des Faschismus und des Nationalsozialismus gelebt hat. Die Hauptperson in dieser Geschichte ist Trina; sie hat als junge Erwachsene bereits den Faschismus erlebt und hat trotz der Risiken heimlich Deutsch unterrichtet. In diesem Buch begleitet der Leser diese Frau durch ihr Leben, welches von vielen Tiefen gezeichnet ist. Auf ihre Weise hat sie dem Faschismus getrotzt und ist später vor den Nazis geflohen; als der Krieg schließlich vorüber war, hat sie, wie alle anderen Familien in Graun, ihr Zuhause verloren. Obwohl sie so viel Schlimmes erlebt hat, hat sie dennoch weitergemacht und sich weiterhin versucht Hoffnungen zu machen. Die Geschichte ist zwar äußerst bedrückend, dennoch konnte man sich hervorragend in die Hauptperson hineinversetzen. Durch diesen Roman erfährt man, wie es zu dem Turm unter Wasser gekommen ist und was für Grausamkeiten den Menschen während dieser Zeit widerfahren sind. Ein Roman, den ich durchaus jedem empfehlen würde, der sich für die wechselvolle Geschichte Südtirols interessiert oder der gerne Geschichten liest, die auf wahren Begebenheiten basieren.
Marco Balzano erzählt in „Ich bleibe hier“ die bewegende und historisch interessante Geschichte über die Bewohner und das Leben in dem Bergdorf Graun. Der Roman ist mit seinen ca. 288 Seiten kurzweilig geschrieben. Man fiebert mit den Protagonisten mit, dass sich am Ende doch alles zum Guten wenden wird! Dies war mein erstes Buch von Herrn Balzano und es wird wohl nicht mein letztes gewesen sein 🙂
Eine dramatische Familiengeschichte im Schatten des bekannten Kirchturms von Graun.
Die Familie Hauser ist wirklich nicht zu beneiden. Die Charaktere werden von vielen Schicksalsschlägen und historischen Ereignissen heimgesucht. Man erhält Einblicke in die Emotionen und Handlungsweisen der Protagonistin Trina und fiebert mit ihr und ihrem Mann bei dem Widerstand gegen den Bau des Staudammes, der ihnen ihre Existenz nehmen würde, mit. Alles in allem ein gelungener Roman, der durch seine charakterstarken Persönlichkeiten Punkten kann. (enthält SPOILER) Schade fand ich es, dass wichtige Themen, wie die Arbeitslosigkeit der deutschen Bevölkerung in Südtirol unter Mussolini oder die Vertreibung bzw Flucht der Protagonisten vor dem Krieg so emotionslos aufs Papier gebracht wurde. Mir ist bewusst, dass der Fokus der Geschichte auf dem Bau des Staudammes und der damit verbundenen Vertreibung der Familien aus ihrer Heimat liegt, dennoch wurde es mir zu nüchtern in ein paar Kapiteln in der Mitte des Buches abgehandelt. Entwicklungen, wie der Tod von Freunden oder die Tatsache, dass Trina Großmutter geworden ist, wird leider häufig nur in einigen Nebensätzen abgehandelt und nie wieder erwähnt. Zudem scheint Trina offensichtlich von Anfang an eines ihrer beiden Kinder zu bevorzugen.
Eindringliches Buch über ein Stück Südtiroler Geschichte, dass einen den berühmten Reschensee mit anderen Augen sehen lässt.
"Anfang 1942 bekam ich keine Briefe mehr. In manchen Nächten träumte ich, ich sähe Erich gemeinsam mit dir zurückkehren. Hand in Hand kamt ihr die Straße entlang, die von der Schweiz herführte." Die emotionale Familiengeschichte, erzählt von der Mutter, gerichtet an die verlorene Tochter, ist ein zutiefst berührendes Drama der Kriegszeit in Südtirol. Es geht um Verlust, Misstrauen, Identität, Macht und verlorene Heimat. Eine sehr traurige Geschichte über einen untergegangenen Ort und seine Bewohner.
Ich dachte bis zum Schluss, dass das Cover einfach ein ganz passendes Bild zur Story ist. Aber hier wurde die ganze Geschichte hinter dem im Wasser stehenden Kirchturm aufgearbeitet. Sehr schön erzählt, sehr spannend.
Ich bleibe hier von Marco Balzano aus dem #diogenesverlag ⛪️ Das Bild auf dem Cover kennen viele. Ein Bergsee und aus dem Wasser guckt die Spitze einer Kirche. . Aber kennt irgendjemand die Geschichte dahinter? Ich wusste vorher nichts. . In diesem Buch wird die Geschichte der untergegangen Dörfer lebendig. Und persönlich. Wir begleiten Trina durch besondere Zeiten. . Mal gehörte ihr Dorf, in Tirol, zu Deutschland und mal zu Italien. Mal bestimmte der eine mal der andere. Sprache. Kultur. Was das für dieses Dorf bedeutet! Für die Menschen.? Eigentlich befinden sie sich am Ende der Welt. Weit weg. Und doch mitten im Wandel. . Dieses Buch wurde mir empfohlen und ich bin darüber sehr dankbar! . Die Protagonistin beschreibt alle Geschehnisse mit einfachen Worten. Fast kindlich aber dabei melancholisch. Diese Mischung ließ mich dieses Buch verschlingen. . Wirklich ein gutes Buch und ich habe viel gelernt, über ein Dorf in der Geschichte, das jetzt unter Wasser liegt. . Lesetipp 5 Sterne
Sammlung von Tragödien
Die Protagonistin Trina erzählt im Buch „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano ihre Geschichte. Die Geschichte eines Dorfes, was versinken soll, durch einen Stausee, welcher ihnen ihre Heimat nehmen soll. Sie versuchen zu kämpfen und die Gemeinschaft zu bewegen, nicht einfach nur zuzusehen. Ihr Leben in diesem Dorf soll ausgelöscht werden, ertränkt werden. Doch das sind nicht die einzigen Schicksale, die ihrer Familie und dem Dorf widerfahren. Der italienische Faschismus und der zweite Weltkrieg wollen ihnen ebenfalls ihre Heimat nehmen. Und dann ist da noch ihre ganz persönliche Tragödie, die ihr Leben verändert. Eine mitreißende Geschichte über Machtlosigkeit, Kämpfen und Aufgeben, Gemeinschaft und alleinigem Kampf. Die Realität hinter dem Touristenmagnet „Die Kirche im Wasser“.
Eines meiner Jahreshighlights, so gut geschrieben und ich werde den Reschensee und auch andere Stauseen künftig mit anderen Augen sehen.
Der unaufgeregte Schreibstil steht in direktem Kontrast zu der tragischen Geschichte dieses Tiroler Landstrichs. Das Leid der Menschen berührt und der Autor nimmt den Leser mit in eine grauenvolle Zeit.
Beeindruckend
Ein wirklich beeindruckendes Büchlein, das schnell gelesen war, wollte man doch das Schicksal der Südtiroler rasch erfahren. Der Schreibstil war sehr angenehm, hat jedoch der Dramatik um die Orte Reschen und Graun keinen Abbruch getan.
Tolle literarische Verarbeitung von Zeitgeschichte in Form eines Romans. Die Verknüpfung von Einzelschicksalen mit dem Bau des Stausees und den sich daraus für die Bewohner von Graun und Resch ergebenden Folgen ist hervorragend umgesetzt worden. Das hohe Maß an Leid, die Hilflosigkeit der Anwohner und die erlittene Ungerechtigkeit werden sehr gut herausgearbeitet.
Südtirol bringe ich immer in Verbindung mit gutem Essen, Urlauben, Berge und darin umher wandern. Ich weiß, dass die Südtiroler sich nicht als Italiener sehen, sondern eher uns Deutschen zugewandt sind. In Ich bleibe hier erzählt der Autor eine traurige Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich bin mir sicher fast jeder hat schon einmal vom Reschensee gehört. Oft sieht man ihn auf Urlaubsfotos mit lachenden Menschen, die sich vor dem Kirchturm, der aus dem Wasser ragt, fotografieren. In Ich bleibe hier geht es um Trina, die in dem Dorf Graun aufgewachsen ist, und lebt. Sie verbringt ihre freien Tage mit ihren Freundinnen am Fluss. Sie beginnen zusammen eine Ausbildung zu Lehrerinnen. Und dann kommt Mussolini. Die Faschisten verbieten ihnen deutsch zu sprechen. Ab diesem Zeitpunkt ist die Amtssprache Italienisch. Trina schließt sich dem Untergrund an und begehrt dagegen auf. Voller Vorfreude begrüßen die Menschen in Graun die Deutschen, die einmarschieren unter Hitler. Sie erhoffen sich die Befreiung von Mussolini und dass sie endlich wieder als Amtssprache Deutsch haben dürfen. Trina verliert ihr Kind, flieht in die Berge, überlebt grauenhafte Geschehnisse und kämpft immer wieder damit, dass sie hier geblieben ist. Wenn ihr euch nicht mit der Politik beschäftigt, beschäftigt sich die Politik mit euch! Seite 31 Es wird schon seinen Grund haben, wenn Gott uns die Augen vorne eingesetzt hat! Das ist die Richtung, in die wir schauen müssen, sonst hätten wir die Augen an der Seite wie die Fische! Seite 95
Bewegendes Buch aus Südtirol
Trina lebt in Graun, einem kleinen Bauerndorf in Südtirol. Ihr Leben ist nicht leicht: die deutschsprachigen Tiroler werden unter Mussolini unterdrückt, sie darf nicht als Lehrerin arbeiten, ihre Tochter verschwindet. Dann kommt der Krieg und gefährdet Mann und Sohn, sie leben lange in Armut und Hunger. Und bleiben dennoch in ihrem Dorf, deren andere Einwohner fortwährend wegziehen und woanders ihr Glück versuchen. Das Alles geschieht im Schatten des Staudammbaus, der sich über Jahrzehnte hinzieht und immer wieder abgebrochen und verschoben wird. Erst als es zu spät ist, begreifen die Bewohner des Dorfes, was passiert und dass ihr Dorf untergehen wird. Die Geschichte des Dorfes Alt-Graun, deren Kirchturm noch immer im Rechensee steht, während das Dorf längst verschwunden ist. Ein bewegendes Buch, das sich wunderbar liest.
Fesselnde Geschichte über die Vergangenheit Südtirols, insbesondere der Orte Reschen und Graun. Wahre Begebenheiten berührend verpackt.
In Vorbereitung auf den Urlaub in Südtirol habe ich mit dem Buch angefangen und es nur einmal beiseite gelegt. Marco Balzano hat die Vergangenheit der Orte Reschen und Graun gut recherchiert und in eine packende Geschichte verwoben, auch wenn man den Ausgang bereits kennt. Lesende erfahren zudem die historischen Zusammenhänge Südtirols mit Österreich, Deutschland und Italien. Das Buch ging mir sehr nahe und hat mich neugierig auf weitere Bücher des Autors gemacht.
📝„Aus jener Zeit ist mir die Dunkelheit im Haus in Erinnerung geblieben“ (S.74) 📝„Es war Schicksal, dass [die Vergangenheit] eine offene Wunde bleiben würde.“ (S.216) 📖 „Ich bleibe hier“ handelt von Trina, einer Südtirolerin aus Graun, die in sorgenvollen Zeiten ihre persönlichen Berufsträume begraben muss und versucht, ihre Familie zusammenzuhalten. Sehr große Herausforderungen sind für sie und ihre Mitbürger die politischen Maßnahmen des faschistischen italienischen Regimes - vor allem dessen Pläne, einen Staudamm zu errichten und somit ihren Heimatort untergehen zu lassen. Zudem bringen die schlimmen Auswirkungen der anschließend aufkommenden Macht der deutschen Nationalsozialisten Dunkelheit in das Leben ihrer Familie. 💭 Ein eindringliches Werk von Balzano über Machtmissbrauch, Hoffnung sowie eine faszinierende Region. Der Roman liefert für mich als Außenstehenden eine Möglichkeit, etwas über diesen Konflikt zu verstehen. Daher aus meiner Sicht ein bereicherndes Buch und eine Leseempfehlung.
Bewegend, ruhig geschrieben, wunderschön
Vorbei mit der Idylle
Das Leben im Vinschgau könnte so unbeschwert sein. Ein kleines malerisches Dorf in den Südtiroler Bergen. Doch eines Tages werden die Bewohner vor die Wahl gestellt, entweder nach Deutschland auszuwandern, oder wenn sie hier bleiben wollen, nur noch italienisch zu sprechen. Dies sieht Trina, eine junge Lehrerin gar nicht ein, und unterrichtet heimlich in Verstecken, weiter Deutsch. Und dann soll auch noch ein Staudamm gebaut werden, und die Anwohner müssen ihre Häuser verlassen. Es entsteht Widerstand gegen die gierigen, rücksichtslosen Unternehmer. Wenn ich das Cover betrachte, mit dem im Wasser stehenden Kirchturm, stimmt mich das sehr traurig ob dieser Behandlung dieser Menschen in der ehemalig idyllischen Gegend. Ein Buch, leider authentisch, man will das gar nicht wahrhaben was damals passiert ist.
Ein tolles Buch, super interessantes Thema und sehr angenehm flüssig geschrieben. Ein Roman "zum reinziehen".
Ein stiller Roman, der bewegend die Geschichte der Dörfer Reschen und Graun anhand einer Familie erzählt. Eine Geschichte, die vor Unrecht schreit und die ich doch vorher nicht kannte. Kein Buch mit Sogwirkung. Aber ein lesenswertes stilles Plätschern.
Eine mitreißende und mit leisen Tönen Familiengeschichte.
Der versunkene Kirchturm von Graun im Reschensee, der auf dem Cover abgebildet ist, ist für mich ein Anblick, der mir Urlaubs- und Wandergefühle auslöst. Wenn man vom Inntal aus kommend den Reschenpass überquert, liegt relativ schnell der Stausee vor einem, im Hintergrund der massive Ortler, noch schnell ein Stopp auf dem Touriparkplatz an dem Kirchturm, Foto gemacht und ab geht es in den Vinschgau hinunter. Ich liebe Südtirol. Wie die meisten Alpenurlauber befasse ich mich mehr mit der Planung von Wanderungen und Unterkünften, wenn ich in die Berge fahre. Klar, Geschichte hat diese Region auch, aber wir fahren ja nicht zum Sightseeing oder für Museumsbesuche in diese schöne Gegend. Dabei ist die Geschichte dieses Teils der Alpen meist nicht ruhmreich gewesen. Wie jede Grenzregion wechselten die Herrscher und damit auch die Sprache in schneller Reihenfolge. Die Menschen im Etschtal sprachen in den 20er Jahren noch deutsch, bis der italienische Faschismus ihnen das Deutschtum austreiben wollte. Ob nun Mussolini oder Hitler über sie herrschte, stets war die Frage: Should I stay or should I go? Bolzano erzählt die Geschichte dieser Region anhand der Lebensgeschichte von Trina, die als Ich-Erzählerin ihrer Tochter über ihr Leben berichtet. Geschickt verknüpft der Autor dabei persönliche Lebensläufe und Schicksale mit historischen Ereignissen. Trina kann ihre Familie nicht zusammenhalten und so wie diese kleine Struktur zusammenbricht, bricht auch die Dorfgemeinschaft auseinander, als die Italiener nach dem Ende des Krieges den Staudamm fertig stellen, ohne sich um die Belange der beiden Dörfer, die in den Fluten untergehen, zu kümmern. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht lediglich die Tatsache, dass das Buch im Wesentlichen auf einer Erzählebene geschrieben ist. Reflexionen passieren selten, oft war es sehr ereignisorientiert erzählt. Literarisch daher nichts Überraschendes, aber von der Thematik und der Eindringlichkeit der Geschehnisse ein überdurchschnittlich guter Roman. In Zukunft werde ich den Reschensee und den Kirchturm mit anderen Augen sehen, wenn ich ihn passiere.
Großartiges Buch, das die sehr ergreifende Geschichte einer Region und die innere Kämpfe der Protagonisten zwischen Familiendrama, Nazis, Faschisten und der Überflutung ihres Dorfes auf besondere Weise dargestellt.
Spannend kurzweilig und historisch Interessant. Die Geschichte des "verschwundenen" Südtiroler Dorfes Graun wird anhand einer Familie erzählt. Die Bewohner des Dorfes sind Leid geplagt. Zwischen Italien und Südtirol, Mussolini und Hitler. Gehen oder Bleiben, zum Schluss nimmt der Staudamm die Antwort ab.
Der versunkene Kirchturm von Graun im Reschensee, der auf dem Cover abgebildet ist, ist für mich ein Anblick, der mir Urlaubs- und Wandergefühle auslöst. Wenn man vom Inntal aus kommend den Reschenpass überquert, liegt relativ schnell der Stausee vor einem, im Hintergrund der massive Ortler, noch schnell ein Stopp auf dem Touriparkplatz an dem Kirchturm, Foto gemacht und ab geht es in den Vinschgau hinunter. Ich liebe Südtirol. Wie die meisten Alpenurlauber befasse ich mich mehr mit der Planung von Wanderungen und Unterkünften, wenn ich in die Berge fahre. Klar, Geschichte hat diese Region auch, aber wir fahren ja nicht zum Sightseeing oder für Museumsbesuche in diese schöne Gegend. Dabei ist die Geschichte dieses Teils der Alpen meist nicht ruhmreich gewesen. Wie jede Grenzregion wechselten die Herrscher und damit auch die Sprache in schneller Reihenfolge. Die Menschen im Etschtal sprachen in den 20er Jahren noch deutsch, bis der italienische Faschismus ihnen das Deutschtum austreiben wollte. Ob nun Mussolini oder Hitler über sie herrschte, stets war die Frage: Should I stay or should I go? Bolzano erzählt die Geschichte dieser Region anhand der Lebensgeschichte von Trina, die als Ich-Erzählerin ihrer Tochter über ihr Leben berichtet. Geschickt verknüpft der Autor dabei persönliche Lebensläufe und Schicksale mit historischen Ereignissen. Trina kann ihre Familie nicht zusammenhalten und so wie diese kleine Struktur zusammenbricht, bricht auch die Dorfgemeinschaft auseinander, als die Italiener nach dem Ende des Krieges den Staudamm fertig stellen, ohne sich um die Belange der beiden Dörfer, die in den Fluten untergehen, zu kümmern. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann vielleicht lediglich die Tatsache, dass das Buch im Wesentlichen auf einer Erzählebene geschrieben ist. Reflexionen passieren selten, oft war es sehr ereignisorientiert erzählt. Literarisch daher nichts Überraschendes, aber von der Thematik und der Eindringlichkeit der Geschehnisse ein überdurchschnittlich guter Roman. In Zukunft werde ich den Reschensee und den Kirchturm mit anderen Augen sehen, wenn ich ihn passiere.
Der Untergang eines südtiroler Dorfes erzählt anhand einer fiktiven Bauernfamilie, unterfüttert mit historischen Fakten. Sehr interessant!
Dieses Buch basiert auf einem wahren Grundgerüst. Das Dorf Grauen gab es wirklich, der Kirchturm ist noch immer da. Und was alles darum herum passiert ist erzählt die Hauptprotagonistin Trina ihrer Tochter. Das besondere daran ist, dass es ein Gespräch in Abewesenheit ist, denn ihre Tochter ist nicht da. Niemand ist mehr da und Trina richtet sich an die Abwesenheit, um die Geschichte ihres Lebens zu erzählen. Von ihrer Liebe zu Erich, der schwierigen Beziehung zu ihren Eltern und vom Faschismus, der ihr ruhiges Dorfleben bedroht. Erst kommen die Italiener, dann die Deutschen - und keiner hilft dem Dorf bei seinem Kampf ums Überleben. Sehr ergreifend erzählt Trina davon wie sie der Liebe wegen blieb um zu kämpfen, trotz allem.
eines meiner Highlights in diesem Jahr!
Prägnante und kompakte Geschichtsvermittlung "Wörter konnten nichts ausrichten gegen die Mauern, die das Schweigen errichtet hatte. Sie sprachen nur von dem, was es nicht mehr gab. Also war es besser, wenn keine Spur davon blieb." (S. 203) Dieses Gefühl hatte ich mehrfach beim Lesen von "Ich bleibe hier" von Marco Balzano. Trifft es doch auch das im Kern, was Trina (Ich-Erzählerin) in ihrem Brief an ihre verschwundene Tochter (teilweise) empfindet und entsprechend handelt. Das ist nämlich einer der (Haupt-)Erzählstränge des Romans. Der andere Erzählstrang erzählt die Geschichte des „Kirchturms, der aus dem Wasser ragt“. Was jedes Jahr tausende von Touristen nach Norditalien lockt, hat eine durchaus tragische Hintergrundgeschichte, derer sich Marco Balzano angenommen hat – auf dass sie nie vergessen wird. Stecken doch Willkür, Gewalt und menschliche Schicksale hinter der vermeintlichen Idylle des Reschensees. Beide Erzählstränge verbindet Marco Balzano zu einem komplexen Ganzen, dass nur vordergründig durch leicht zu lesende Prosa – äh, leicht daherkommt. Erst im Detail, nämlich wenn die geneigte Leserschaft die Buchstaben, die zu Worten werden, die sich zu Sätzen vereinen, „entdecken“ und sezieren, offenbart sich das schwere Schicksal der Bewohner*innen von Graun. So wurden sie von 1939-1943 vor die Wahl gestellt: entweder auswandern oder sich den italienischen Faschisten unterordnen – und das mit allen Konsequenzen. (Die fiktive) Trina und ihre Familie sagt „Ich bleibe hier“ und richtet sich ihr Leben zwischen Faschismus, Arbeitsverbot und anderen Repressalien ein. Das bleibt nicht ohne Folgen… Nach dem Krieg wird ein vor dem Krieg begonnenes Projekt wiederaufgenommen: ein Staudamm soll gebaut werden und damit geht die Vertreibung der Bewohner Grauns weiter. Auch wenn Beteuerungen á la "Niemand hat je behauptet, dass wir es fluten werden." (S. 224) die Menschen beruhigen sollen – na, werden da Erinnerungen an einen ähnlich gelagerten Satz wach? Trina und ihre Familie stemmen sich vehement gegen dieses Projekt, doch was kann das „gemeine Volk“ schon gegen habgierige Unternehmer und korrupte Politiker ausrichten? Eben – nichts. Und so müssen sich die Grauner Einwohner mit läppischen Entschädigungen zufriedengeben, das Dorf verschwindet in den Fluten und es bleibt nur der aus dem Wasser ragende Kirchturm übrig… Marco Balzano gibt den Bewohnern von Graun eine Stimme, erschafft mit seinem Roman eine anerkennungswürdige Erinnerungskultur und schafft es so, dass sich (zukünftige) kritisch-fragende Touristen an die Schicksale derer erinnern, die dort eine Heimat hatten und vertrieben wurden. Glasklare 5*. ©kingofmusic
Der Kirchturm im Reschensee ist mir bestens bekannt, da ich hier schon oft vorbei gefahren bin. Auch die Geschichte dahinter war mir einigermaßen bekannt. Deshalb habe ich ein sehr dramatisches Buch erwartet aber irgendwie war es mir zu nüchtern und distanziert geschrieben. Erst die letzten beiden Kapitel waren sehr ergreifend. Ich selber würde mich einer Zwangsräumung wohl auch bis zum bitteren Ende widersetzen. Nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt gab es etwa zeitgleich ebenfalls eine Zwangsräumung. Hier musste der kleine Ort Gruorn der Erweiterung des Truppenübungsplatzes weichen.
„Ich bleibe hier“ von Marco Balzano ist mal wieder ein Buch, bei dem mir eine Bewertung schwer fällt. Ich liebe Südtirol, wo das Buch spielt, habe dort wunderbare Urlaube verbracht und kenne natürlich auch das bekannteste Fotomotiv der Gegend: den aus dem Reschensee aufragenden Glockenturm der Grauner Pfarrkirche St. Katharina, der auch auf dem Cover des Buches zu sehen ist. Und eigentlich hat der Autor in meinen Augen nichts falsch gemacht hat, es ist ein spannendes Stück Geschichte und die Punkte, die mir persönlich nicht so gut gefallen haben, passen letztendlich hervorragend zu der Geschichte. Aber ein leises Gefühl der Enttäuschung (wenn auf wirklich hohem Niveau) kann ich nicht verhehlen. Das Buch spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und handelt von Trina, einer jungen Lehrerin aus Graun im Vinschgau (Südtirol) und ihrer Familie. Die Bewohner Grauns und der umliegenden Gemeinden kämpfen gegen die Pläne eines Energiekonzerns an, der für einen neuen Stausee Felder und Häuser der Gegend fluten lassen will. Trina schreibt die Geschichte für ihre Tochter auf, die schon seit vielen Jahren nicht mehr bei der Familie lebt. Auf mich wirkt Trina in ihrer Erzählung ziemlich abgestumpft und resigniert, was auch nicht verwundern kann, bei dem was sie erlebt hat, aber eine wirkliche Nähe zu ihr kam trotzdem nie auf und das fehlt mir. Das Buch lässt mich zwar sicherlich nicht kalt und gefühllos zurück und es hallt auch nach, aber diese resignierte, so müde wirkende Erzählerin macht es mir wirklich nicht leicht, mit ihr mit zu fühlen. Das Buch liest sich flüssig und sehr schnell weg. Die Sprache ist einfach gehalten, es gibt viele kurze Sätze und das passt richtig gut zu den eher einfachen Dorfbewohnern – wobei das nicht abwertend klingen soll. Ich finde es ist ein besonderer Stil, gerade für historische Romane, die ja gerne mal etwas ausufernder erzählt sind. Aber trotzdem ist es mir zu emotionslos – auch wenn ich davon überzeugt bin, dass das pure Absicht des Autors war. Insofern wirkt das Buch und die Art und Weise wie es erzählt ist extrem rund, aber mir fehlen einfach die Emotionen und die Nähe zur Protagonistin. Die anfangs angedeuteten Schwierigkeiten in der Bewertung des Buches resultieren genau daraus: mein Verstand sagt mir, dass der Autor das perfekt und passend umgesetzt hat, aber dem Herz fehlt leider einfach das entscheidende Etwas.
Tief bewegend und beeindruckend! Großartiges Buch, toller Schreibstil, sehr bedrückende Geschichte. Hat mich sehr berührt und zu Nachforschungen über die realen Schauplätze angeregt. Den Kirchturm im See gibt es tatsächlich und auch eine Dokumentation darüber, die ich mir unbedingt anschauen möchte. Große Leseempfehlung!
Südtirol zur Zeit des italienischen Faschismus und des Zweiten Weltkriegs, ist ein histo-topografischer Bereich, mit dem ich mich noch nie zuvor beschäftigt habe. "Ich bleibe hier" von Marco Balzano hat diesen Umstand zum Glück geändert, denn die Geschichte zum berühmten Kirchturm im Reschensee mit den menschlichen Schicksalen dahinter, ist es mehr als wert, erzählt zu werden. Die Ich-Erzählerin Trina erzählt ihrer Tochter Marcia die Geschichte ihres Lebens, dessen geografischer Mittelpunkt Graun im Vinschgau, Südtirol, war. Eines Lebens, das geprägt war von den politischen Interessen der Faschisten, der Nationalsozialisten und später der Politik der Nachkriegsjahre. Mussolinis Schergen wollten die Dörfer im Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz italianisieren und kappten den einheimischen Tirolern ihren Zugang zu Arbeit und freier Bildung. Mit der Machtergreifung der Nazis entzweiten die "Heim ins Reich"-Parolen und falschen Versprechen des NS-Regimes die Bevölkerung. Die Familie der Erzählerin Trina gehört zu den "Dableibern" - bis auf Tochter Marica, die nach Deutschland verschleppt wird. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Kriegseintritt Italiens gibt es Pläne, im Gebiet von Graun und Reschen einen Staudamm zu bauen, dessen "Opfer" die Dörfer selbst werden - und natürlich ihre Bewohner. Doch dann müssen Trina und ihr Mann vor den Nazis fliehen und später dann ihr Haus verlassen zugunsten des Stausees. Trotz des schwierigen, ernsten Themas, erzählt Marco Balzano die Geschichte mit einer bestechenden Leichtigkeit und einnehmenden Natürlichkeit. Die Wahl des Briefes als Erzählmedium und die Tatsache, dass es eine bestimmte Adressatin gibt, an die die Geschichte gerichtet ist - nämlich Trinas Tochter - verleiht dem Ganzen eine sehr persönliche Komponente. Niemals wirkt das Geschriebene artifiziell und immer wie eine wahrhaftige Lebensgeschichte einer Betroffenen. Das Leben in der deutschsprachigen Enklave, die von allen Seiten bedroht und eingeschüchtert wird, wird anschaulich dargestellt, die Atmosphäre im kleinen Südtiroler Bergdorf ist beklemmend. Vor allem die Flucht von Trina und Erich hat mich tief bedrückt und beeindruckt. Krieg ist einfach unglaublich schlimm für die betroffenen Menschen und das wird in "Ich bleibe hier" mehr als deutlich. Lange hat mich kein Buch mehr derart emotional berührt und aufgewühlt. Eine absolute Leseempfehlung!
Den Roman, den Marco Balzano rund um die bewegte Geschichte der Orte Graun und Reschen „gestrickt“ hat, fand ich wirklich spannend. Absolut zu empfehlen für alle, die eher ruhig erzählte Romane mögen und diejenigen, die wissen wollen, was es mit dem Kirchturm auf sich hat, der aus dem heutigen Reschensee in Südtirol herausragt ☺️
Ganz toller Roman über die damaligen Geschehnisse am Reschensee und die politische Lage des Vinschgau. Mich hat es unheimlich bewegt wie sich die Menschen in dieser Zeit dort gefühlt haben müssen und wie mit ihnen umgegangen wurde. Sehr erschreckend.
Lohnenswerte Fiktion trifft lehrreiche wahre Begebenheiten
Aus dem Reschensee in Südtirol ragt eine Kirchturmspitze, vor der sich täglich Touristen fotografieren lassen. Der Kirchturm ist Zeitzeuge für das, was unter der Wasseroberfläche verborgen liegt: die Spuren des gefluteten Dorfs Graun, die gesprengten Häuser, die Geschichten der Dorfbewohner*innen, die ihre Heimat verloren. In „Ich bleibe hier“ erzählt Trina ihrer Tochter die Geschichte ihrer Familie und der Dorfgemeinschaft Grauns. Sie schildert den schweren Stand Südtirols zwischen Mussolini und Hitler, zwischen deutsch und italienisch. Sie berichtet, wie ihre Familie durch die Politik zerrissen wurde, wie ihre Heimat durch ökonomische Entscheidungen geflutet wurde. Balzano referiert, in größtenteils recht nüchternem Stil eines Geschichtsbuchs, an einem fiktiven Familienschicksal reale historische Ereignisse. Ein kluger Schachzug: So gelingt es ihm, sein Referat lehrreich an die Emotionen der Leser*innen zu heften. „Ich bleibe hier“ ist ein tristes, ein trauriges, schwer zu ertragendes Buch. Und dennoch ist es sehr lohnenswert, da es in die heutige Zeit passt, da es Empathie dafür schafft, wie einzelne Menschen mit ihren Familien unter politischen und ökonomischen Entscheidungen der Mächtigen zu leiden haben, soweit, dass sie ihre geliebte Heimat aufgeben und fliehen müssen…
Die Kirche im Reschensee habe ich schon oft gesehen - aber die Geschichte dahinter nie erfahren. Marco Balzano erzählt in "Ich bleibe hier" die Geschichte von Trina, die in Graun aufgewachsen und nie (wirklich) weggegangen ist bis zur Überflutung des Dorfes nach dem Bau des Staudamms. Es ist aber nicht nur die Geschichte eines Dorfes, sondern auch von radikalen politischen Strömen und den Auswirkungen auf Südtirol. Spannend und interessant erzählt!
Sehr empfehlenswert und voralem sehr lehrreich. Geschichtlich nocheinmal viel dazugelernt. Es ist eine interessante Perspektive gewählt für diesen Roman. Eine Person die all die Wandel miterlebt und sich doch immer an etwas anderem festhält.
Anders als erwartet und angelehnt an wahren Begebenheiten. Sehr zu empfehlen.
Interessante Geschichte, die ich bisher nur am Rande kannte.
Gutes Buch, wichtiges Thema, keine Frage. Aber vom Hocker hat es mich nicht gerissen. Es ist interessant und ich will mehr über den geschichtlichen Hintergrund wissen, die ich ignoranterweise vorher gar nicht kannte, aber so als dennoch fiktiver Roman, war’s für mich nicht genug um hier ein Highlight zu sehen. Solide Leistung und sicher lesenswert, aber halt nicht mega besonders für mich. Bitte nicht falsch verstehen. Der Autor ist in meinen Augen halt nicht für die realen Geschehnisse zu loben und die fiktive Darstellung hat mir zwar gefallen, aber ich hatte da mehr erwartet…
Der Autor startet in die Geschichte, wie ich es noch in einem Buch gelesen habe. Aus der Sicht von Trina, die eine fiktive Person ist. Sie lebte im Bergdorf Graun und schilderte ihrer verloren geglaubten Tochter in einem Notizbuch, was sich von Anfang der 1920er bis zum Anfang der 1950er dort ereignete. Emotionslos, direkt und klar schildert sie die harten Jahre der Bergbauern zu dieser Zeit. Der Spannungsaufbau geht von den Jahren des Ersten Weltkrieges bis zur Machtergreifung Mussolinis. Die Hoffnung Trinas, endlich als Lehrerin arbeiten zu dürfen. Die harte Erkenntnis, dass bei Machtübernahme alles Deutsche in Südtirol unerwünscht war. Anschießend daran der Zweite Weltkrieg, als man die Südtiroler in die Armee lockte, mit Emigration nach Deutschland und damit verbundener, vermeintlicher Verbesserung, da man dem „imaginären Fuß des Duce am Hals“ entkommen konnte. Sowohl Faschisten als auch Nazi machen vor dem kleinen Bergdorf nicht halt. Doch Trina und ihr Mann entscheiden sich, in ihrer Heimat zu bleiben. Doch wie sich herausstellen wird, ist der Preis des Bleibens sehr hoch. Im Verlauf des Buches wird auch immer das Staudammprojekt miteinbezogen. In der Hoffnung der Protagonisten wird dieses nun vielleicht nicht mehr umgesetzt. Doch die Antagonisten lassen sich nicht von ihrem politischen Vorhaben abbringen. Der Kampf der Bergbauern aus Graun und den anderen Dörfer scheint aussichtslos. Die Enteignung der Bergbauern wird zum Thema. Es folgt Widerstand durch ihren Mann, Trina selbst und einige andere. Doch lässt sich dieser durchsetzen? Werden die Mächtigen einlenken? Oder siegt die Gier der Wirtschaft und der politischen Vertreter? Wie steht die Kirche dazu? Wie es mit Trina, ihrem Mann und ihrer Tochter verläuft, lest ihr am besten in diesem Buch. Fazit: Was für ein bewegendes Buch! Für Touristen ist der Reschensee ein beliebtes Fotomotiv und Touriziel, für die Einheimischen ein großes Stück trauriger Geschichte. Die meisten wissen vermutlich nichts über diese Geschichte. Die Geschichte ist unglaublich berührend und emotional. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was in Menschen vorgehen muss, die wissen, dass sie ihre Heimat verlieren können. Über den politischen Einfluss und Umgang mit Menschen … das würde hier den Rahmen sprengen, doch in Wahrheit ist es auch heute noch oftso, nach all der Zeit. Der Autor hat extrem viel Recherchearbeit betrieben und dies in eine tolle Story verpackt. Dieser Teil Geschichte Europas ist wahr und extrem grausam, da Menschen als Spielball verwendet wurden. Man hat das Gefühl, während des Lesens alles hautnah mitzuerleben, den Schmerz und die Wut zu fühlen, die den Menschen dort widerfahren ist. Die Art der Erzählung lässt einen das Ausmaß fühlen. Fühlen wie sie bibberten vor Kälte, wie ihnen den Magen leer war vor lauter Hunger. Ich hatte das Gefühl, ich bin mitten drin in diesem furchtbaren Albtraum. Der Glockenturm im Reschensee im wunderschönen Südtirol ist heute noch ein Mahnmal. Grandiose Geschichte, unglaublich genial verpackt, trotz der Traurigkeit. Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung! 5/5 Sternen.
Eine Tragödie, in der Tragödie, in der Tragödie – so lässt sich diese Geschichte am ehesten berschreiben. Erlebt werden diese von Trina, der großes Leid widerfährt. Anstatt daran zugrunde zu gehen bleibt sie die liebende Frau, die ihrem Mann Erich im Hintergrund Halt gibt. Das Ganze passiert in der Kulisse der Südtiroler Alpen am Ufer des Reschensees. Wechselnde Regime wollen den See stauen und das Dorf Graun fluten. Und obwohl ich wusste dass es hoffnungslos ist, fieberte ich einer Rettung des Dorfes entgegen. Erzählt wird die Geschichte von Trina selbst, die die Worte an Ihre Tochter richtet. Ruhig und mit stillen Emotionen fließt die Erzählung dahin. Alle Figuren tragen etwas melancholisches und gleichzeitg verzweifelt trotziges in sich. Kämpfen und hinnehmen prägt ihr Leben. Dabei hat mir besonders die Mutter von Trina gut gefallen. Mit Pragmatismus versucht sie jede schwierige Situation zu meistern. Sie ist eine Künstlerin der Anpassung und mit sich im Reinen. Aber auch Erich hat mir imponiert. Seine ständige Auflehnung gegen die Obrigkeit ist wegweisend für die folgenden Generationen. Und doch trägt auch er eine tiefe Trauer in sich. Eine Stelle hat mich besonders berührt, die in der Trina entdeckt was Erich in einem Heftchen festhält. Ein tolles Buch das einen mitnimmt, in ein schweres Leben
Ich lese nicht sehr oft Bücher von italienischen Autor/innen. Ich vermute, der Sprachrhythmus und die Übersetzung ins Deutsche lassen mich oft an den Geschichten scheitert. Doch bei Marco Balzano gab es keinen Moment des Überlegens. Ich fand mich sofort gut ein in den Schreibstil. Dieser ist eher spröde, kurz und knackig aber nicht holprig. Dazu kommt noch die etwas distanzierte Erzählweise und dennoch gelingt es dem Autor sofort zu fesseln. Diese Geschichte ist mit historischen Fakten verbunden und machen sie deshalb lesenswert. Altgraun, vor - während - nach dem 2. Weltkrieg. Südtirol eingekesselt vom Faschismus, Nationalismus und Patriotismus, einer Bedrohung durch einen Staudamm. Familien und Freundschaften zerrissen durch aufgezwungene Entscheidungen. Ohnmächtige Einwohner, die den Aufstand erzwingen wollen und gegen Mauern laufen. Leben, die sinnlos erscheinen aber dennoch gelebt werden müssen. Mich hat vor allem das letzte Drittel berührt. Dennoch reicht es nicht für 5 Sterne, weil mir einfach noch ein bisschen was gefehlt hat und ich kann leider nicht genau erklären warum, denn sonst müsste ich gewaltig spoilern. Mein Tipp dazu: Holt euch ein paar Hintergrundinformationen, denn Südtirol war lange Zeit ein Spielball der Nationen.
Ich habe das Hörbuch vor etwas mehr als einem Jahr gehört und es geht mir bis heute nicht aus dem Kopf. Glaube, das sagt schon einiges aus. Absolut bedrückend.
Ich bleibe hier erzählt die Geschichte einer Südtiroler Familie vom 1. Weltkrieg bis zum Beginn der Fünfzigerjahre. Südtirol wurde nach dem Ende des österreichischen Kaiserreichs Teil Italiens. Dabei wurde alles italienisiert: die Orte bekamen italienische Namen, Deutsch wurde verboten und Italiener aus dem Süden des Landes wurden in die Bergregion umgesiedelt. Im Dorf Graun versuchen Trina und ihr Mann Erich Widerstand gegen Mussolini und später gegen Hitler zu leisten. Schließlich soll sogar ein Staudamm gebaut werden, in dessen Fluten das Dorf versinken wird. Die Geschichte lässt sich schnell und gut lesen und Trina und Erich sind sehr sympathische Charaktere. Allerdings ging mir vieles zu schnell und wurde nicht ausführlich genug erklärt und beschrieben. Der ganze Roman hat weniger als 200 Seiten, umfasst aber eine Zeitspanne von über 30 Jahren. Dass dabei vieles nur knapp beschrieben werden kann, ist klar. Ich fand auch den Teil mit der verlorenen Tochter nicht ganz gelungen. Einerseits schreibt Trina den Bericht an ihre Tochter, andererseits vernichtet sie alles, was sie noch für ihr hat und verdrängt sie ganz aus ihrem Leben. Dieses Verhalten finde ich ein wenig unschlüssig. Ich hätte mir insgesamt mehr von diesem Buch erwartet. Es ist aber gut geschrieben, sodass ich es dennoch empfehlen würde.
Ich bleibe hier“ erzählt die Geschichte von Trina, die Graun im Vinschgau lebt. Ihr Vater ist Schreiner, das Leben ist einfach. Trina wird Lehrerin, doch bevor sie auch nur einen Tag unterrichten kann, nimmt ihr Mussolinis Faschismus diese Möglichkeit. In Südtirol wird alles verboten was deutsch ist, Trina kann zwar Kinder heimlich auf Deutsch unterrichten, allerdings ist das mit großen Gefahren verbunden. 1939 müssen die Südtiroler wählen, entweder bleiben und endgültig italienisch werden, oder die Heimat verlassen und ins Deutsche Reich ziehen. Im Laufe des zweiten Weltkriegs wird auch Südtirol von den Deutschen besetzt, doch auch das bringt keine Freiheit. Und als der Krieg zu Ende ist, gibt es speziell in Graun und in Reschen keinen Frieden. Die italienische Regierung setzt nun die jahrelangen Pläne eines Stausees um. Der Reschensee mit seinem einsamen Kirchenturm darin, ist mir seit meiner Kindheit ein Begriff, war doch der Reschenpass schon immer die bevorzugte Strecke meiner Eltern um nach Südtirol in den Urlaub zu fahren. Dass für diesen Stausee mehrere Dörfer geflutet wurden, wusste ich schon früh. Durch dieses Buch wurde mir der jahrelange Kampf der Bewohner dagegen, noch einmal näher gebracht. Wobei die Anwohner lange nicht glaubten, dass das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden würde. Marco Balzano erzählt hier nicht nur die Geschichte des Stausees, sondern auch die ganz Südtriols. Unter den Faschisten Mussolinis war alles deutsche verboten, Kinder wurden in sogenannten Kellerschulen auf Deutsch unterrichtet. Als dann die Option kam, wurde die Bevölkerung noch einmal zerrissen, in die, die bleiben wollte und die Optionierer, die ihre Heimat verließen. Als diese nach dem Krieg teilweise zurückkamen, wurde der Riss in der Gesellschafft noch einmal deutlich, das Gehen wurde ihnen lange vorgehalten. Ich fand das Buch sehr gut zu lesen, man hatte das Gefühl mit Trina zusammenzusitzen und ihr zu lauschen. Vielleicht braucht es aber auch eine Verbindung zu dieser Region und ein bisschen Vorkenntnis der Geschichte um das Buch interessant zu finden. Für mich war es ein wirklich interessantes Leseerlebnis, das den Blick auf diesen einsamen Turm im See verändert hat.

Lesenswerte Einblicke in die Geschichte der Südtiroler Region
Einfach geschrieben Sehr kurze Kapitel Teilweise große Zeitsprünge
Darum geht es: Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol - doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand - mit Leib und Seele. „Ich bleibe hier“ von Marco Balzano ist ein starkes Buch, das sensibel die Geschichte von Trine erzählt. Trine will Lehrerin werden, doch als Mussolini die Macht ergreift, darf sie als Deutschstämmige nicht mehr unterrichten. Also unterrichtet sie heimlich in Scheunen, Kellern und unter freien Himmel. Als Hitler an die Macht kommt und der zweite Weltkrieg das Dorf streift, weigert sie sich das Dorf wie die anderen Deutschstämmigen zu verlassen und ihr leben in Deutschland fortzuführen. Sie bleibt ihrem Dorf treu! Nur der Bau eines Stausees und die damit verbundene Flutung ihres Dorfes schafft es Trine zum Umzug zu bewegen. Marco Balzano erzählt diese Geschichte mit so viel Feingefühl, dass der Leser stets mit Trine mitfühlt und die Ungerechtigkeit kaum ertragen kann. Ich habe es geliebt, dieses Buch zu lesen auch wenn ich mir mehr Seiten gewünscht hätte. Das Buch bekommt von mir: 4 von 5 Sternen