Dichtung und Wahrheit? - Sehr unterhaltsamer Roman des Großmeisters der deutschen Literatur
Der Alt-Nationalrat und erfolgreiche Unternehmer Dr. Peter Stotz sucht seinen nahen Tod ahnend nach Jemandem, der seinen umfangreichen Nachlass ordnen und sein Leben in einem positiven Licht erscheinen lassen soll, und stellt den jungen Juristen Tom ein, der in die Villa seines neuen Arbeitgebers zieht. Die beiden Männer nähern sich an und führen täglich bei gutem Essen und viel Alkohol Gespräche, die sich hauptsächlich um die junge marokkanische Melody drehen, einst die Verlobte von Dr. Stotz und dessen große Liebe, die vor über 40 Jahren kurz vor der Hochzeit spurlos verschwand. Als Tom mit der Großnichte seines Arbeitgebers eigene Nachforschungen anstellt, finden beide heraus, dass Dr. Stotz eine eigene Sicht auf die Wahrheit hat. Der elfte Roman von Martin Suter hat mich sehr gut unterhalten. Dem Autor gelingt es mit Tom und Dr. Stotz interessante Charaktere zu entwerfen. Er zeichnet dabei ein faszinierendes Gesellschaftsbild der Schönen und Reichen in Zürich. Die Suche nach der Wahrheit um den Verbleib der mysteriösen Melody ist fesselnd und reich an überraschenden Wendungen. Dabei behandelt Suter quasi beiläufig große Themen wie das Verhältnis von Wahrheit und Leben, Liebe und große Enttäuschungen, Tod und Einsamkeit. Ein süffiger Pageturner, auch wenn der Schluss vielleicht einen Schnörkel zu viel nimmt. Empfehlenswert!