Was für eine Atmosphäre !
Welch feiner Erzählton !
Marias Geschichte hat mich direkt in ihren Bann gezogen.
Was für eine dramtische und doch auch wunderbare Geschichte.
Manchmal konnte man beinahe die zeitliche Einordnung des gerade vor der Wiedervereinigung stehenden Deutschlands vergessen - so einfach und ursprünglich kommt einem das bäuerliche Leben im damaligen Ostdeutschland vor.
Man ahnt, dass es für Maria und Henners Beziehung kein Happy End geben kann und wird ...und erschrickt dennoch zum Schluß.
Ein feines, nachdenklich stimmendes Buch.
Absolute Leseempfehlung!
Wahnsinnig toll gelesen von Anna Thalbach. Die Hauptfigur Maria, aus deren Sicht alles erzählt ist, hat sie toll getroffen- in ihrer kindlichen Naivität, jedoch dem Erwachsensein so hingebungsvoll entgegenblickend. Fand ich stark, wobei der Inhalt teilweise echt hart ist und man immer wieder hin und her schwankt.. zwischen der Liebe, die viel zu ungleich und grob ist und gleichzeitig so echt und blind seitens Maria.. ich war da echt angewidert und mitgerissen zugleich..
Ich weiß nicht genau warum, aber das Buch hat mich total gepackt und ich konnte es kaum weglegen. Ich mochte die Atmosphäre sehr, es hat sich fast so angefühlt, als wäre man selbst auf einem ostdeutschen Hof in einem sehr heißen Sommer
Eine Geschichte, in die hineingefunden werden muss. Stellenweise hat es mich an belletristisches Dark Romance erinnert.
Es ist eine Coming-of-age-Geschichte, eine Geschichte über Verlangen, Gewalt und eine Auseinandersetzung mit der Wiedervereinigung.
Der Text bietet viel Interpretationsspielraum. Aber ich bin nicht warm mit ihm geworden. Sprachlich hat er mich überzeugt, aber inhaltlich finde ich einiges problematisch: Der Age-Gap, bestimmte "spice" Szenen, das Frauenbild und die Gleichgültigkeit der anderen Figuren in Sachen Mädchenbildung.
Provokant aber ziemlich gut aus dem Leben gegriffen. Im Alter der Protagonistin ist es gewiss ein rotes Tuch einen wesentlich älteren Mann anziehend zu finden aber absolut keine Seltenheit. Aufreibend und emotional geschrieben und ich persönlich finde das Ende überraschend.
Pragmatisch geschrieben und dennoch emotional. Ich hab mir ein kleines bisschen was anderes unter dem Buch vorgestellt, fand es aber dennoch ansprechend. Der Schreibstil hat mir total zugesagt und Daniela Krien hat mehrfach sehr kluge Sätze formuliert, die das ganze komplett abgerundet haben. Nebenbei gab’s ein bisschen Umbruchsstimmung von DDR zu BRD und vor allem eine krachende Liebesgeschichte.
Worum geht's?
1990 in Thüringen. Maria ist 16 und lebt bei der Familie ihres Freundes Johannes auf dem Bauernhof. Auf dem Nachbarhof lebt der 40jährige Henner. Und Maria verliebt sich in ihn.
Daniela Krien hat nun offiziell einen Fan mehr. Sie hat einen tollen Schreibstil, klar und direkt. Damit erzeugt sie eine dichte Atmosphäre. Ich konnte den Roman fühlen, riechen, hören und sehen. Es war ein unglaublich tolles Leseerlebnis.
Vor allem Maria war so grandios beschrieben, aus ihrer Sicht ist das komplette Buch erzählt. Sie ist ein absolut authentischer Teenager, ich habe mich in vielen ihrer Gedanken wiedererkannt, wie ich zu dieser Zeit war.
Warum dann nur 4 Sterne? Ich hadere sehr mit dem Thema des Buches, junges Mädchen liebt älteren Mann. Henners Verhalten fand ich in vielem übergriffig, was Maria aber romantisiert. Da wir aber die Geschichte rein aus ihrer Perspektive kennenlernen, fehlte mir hier eine Einordnung.
Die Story war spannend und das Ende für mich sehr gut gelungen. Und ich vermute stark, dass mich das Buch noch länger gedanklich beschäftigen wird.
Ganz große Leseempfehlung!!
Die Geschichte der Maria, die immer mehr in ein Doppelleben rutscht.
Schockierend und Fesselnd zugleich. Das Dorf in der ehemaligen DDR kann man sich gut vorstellen. So eindringlich schildert die Autorin die Protagonisten, das man nicht viel Phantasie braucht, um sich einzufühlen. Absolute Leseempfehlung.
3.75 Sterne.
Begeistert hat mich die Sprache, so zart und sachlich und doch ein wenig poetisch. Das schwere Thema wird so beiläufig behandelt. Die Geschichte an sich hätte jedoch noch Potenzial. Abgesehen von Maria und teilweise dem Henner bleiben alle Figuren sehr flach. Für meinen persönlichen Geschmack waren manche Szenen unnötig grafisch dargestellt. Und das Ende bleibt irgendwie in der Luft hängen.
I really understand, why people might like and appreciate this, but I think, what others would call "poetic" I would call rather tame and cowardly written. The story gets washed out by her attempts to set the scene.
- DDR, 1990
- Grooming
- SA
- Forbidden „love“
- Age gap
- Movie title: „At some point we will tell ourselves everything“
Auch mein zweites Buch von Daniela Krien konnte mich überzeugen:
Die junge Maria verfällt dem älteren Henner. Er betreibt den Nachbars Bauernhof, während Maria bei der Familie ihres Freundes Johannes lebt…
🩵Zitat🩵
„Ich weiß nicht, wie oft ich einen solchen Moment noch schaffen werde, wie weit eine Lüge getrieben werden kann, doch ich vermute weiter als ich je geglaubt habe.“
Ich habe an einigen Stellen gelesen, dass die Autorin mit diesem Buch Missbrauch romantisiert, das finde ich persönlich überhaupt nicht. Allein schon das Ende zeigt, dass die Autorin genau wusste, worum dieses Buch geht und auch die Personen im Buch wussten, dass es falsch und krankhaft ist, was hier passiert ist. Mehr möchte ich Euch nicht spoilern, die Trigger sind denke ich klar.
Für mich, die vor sehr vielen Jahren etwas Ähnliches erlebt hat (Altersunterschied und ich habe erst später verstanden, dass es keine Liebe gewesen sein kann), wurde die ganze Sache sehr realistisch dargestellt. Getriggert hat es mich überhaupt nicht. Es ist sehr wichtig, offen über solche Themen zu sprechen.
Ich finde das Buch sehr empfehlenswert, es ist keine Liebesgeschichte, das Setting in der ehemaligen DDR gibt dem Ganzen noch so einen etwas bitteren Anstrich, ich habe die Lektüre doch sehr genossen und finde, dass vor allem junge Frauen sich das Buch holen sollten.
Macht Euch gern ein eigenes Bild!
5/5⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
„Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war. Aber wer bin ich jetzt?“
„Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ spielt im Sommer 1990 in einem ostdeutschen Dorf. Die 16-jährige Maria lebt mit ihrem Freund auf dem Hof seiner Eltern, doch sie fühlt sich fremd und verloren. Als sie dem deutlich älteren Nachbarn Henner näherkommt, beginnt eine intensive, aber gefährliche Beziehung.
Ich war sofort von Daniela Kriens Schreibstil gefesselt. Er ist irgendwie total besonders und hat mich überhaupt nicht mehr losgelassen. Ab und an haben mich verschiedene Ereignisse, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hätte, teils erschüttert, teils geschockt. Hatte das Buch innerhalb ein paar Tagen durch und nun direkt ein neues Buch von Daniela Krien begonnen.
"Vier ganze Tage bleibe ich bei ihm. Anfangs muss ich immer wieder weinen. Der Umschwung vom Sterbenwollen hin zum Glücklichsein erschöpft mich unsagbar."
„Essen, schlafen, lieben, lesen, arbeiten. Mehr ist es nicht. Und es ist doch alles.“
"[D]ie Schande wird an mir kleben wie Pech. Das ist in unserem Dorf auch 1990 noch so, wie es schon immer war." (S. 76)
Sommer 1990 in einem thüringischen Dorf. Die innerdeutsche Grenze ist gefallen, doch die Menschen sind skeptisch. Was bedeutet das für sie, ihre Arbeit und die Zukunft?
Es ist ein kärgliches, bäuerliches Leben, das die Familie auf dem Brendel-Hof führt. Jede Hilfe wird gebraucht. Bei ihnen wohnt die 16-jährige Maria. Sie ist mit Johannes, dem Sohn der Familie, zusammen. Hier und da hilft sie auf dem Hof, doch für die harte Arbeit ist sie nicht gemacht; die Schule schwänzt sie meist. Ihre Leidenschaft ist das Lesen - doch da ist noch etwas ... Jemand: der Nachbar auf dem Henner-Hof. Maria und er fühlen sich auf überwältigende Weise voneinander angezogen. Und obwohl Henner doppelt so alt ist wie Maria, stürzen sie sich in eine gefährliche und leidenschaftliche Beziehung.
Daniela Krien zeigt auf subtile Weise, wie Welten aufeinanderprallen: die eines geteilten Landes, das plötzlich vereint werden soll, und die einer jungen Frau, die sich in eine riskante, ungleiche Beziehung stürzt.
Während das Land seine politischen Grenzen verliert und der Duft der Freiheit durch die Luft weht, sucht Maria nach einer anderen Art von Befreiung. In der stürmischen Beziehung zu Henner reißt sie ihre persönlichen inneren Grenzen ein.
Es ist ein intensiver und atmosphärisch dichter Roman, dessen Setting wie aus einer fernen Zeit scheint. Mit klarer und doch emotional aufgeladener Sprache fängt Krien die Ambivalenz ihrer Charaktere ein. Mittels weniger Worte bringt sie ihre inneren Konflikte und die unterdrückten Sehnsüchte ans Licht. "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" - wirklich?! Ist nicht jedes Herz eine verschlossene Mördergrube, voller unerzählter Geheimnisse und ungestillter Sehnsüchte ...
Puh, harte Kost, die Psychopathologie der 16jährigen Maria, die sich in eine missbräuchliche Beziehung zu dem 40jährigen Henner begibt, nachdem er sie vergewaltigt hat, danach aber auch zärtliche und fürsorgliche Momente beinhaltet. Was Maria antreibt, sich so in dieser Beziehung zu verlieren, mit der sie die Grenze zur Selbstverletzung überschreitet, ist für mich die Frage dieses Romans. Eine einfache Antwort gibt es selbstverständlich nicht. Zudem bedarf es einer gewissen Distanz der Leser:innen, da die Geschehnisse ungebrochen aus der Sicht von Maria geschildert werden. Eine wirklich schmerzhafte Lektüre.
1990, Wendezeit, Deutschland ist im Umbruch – ich kann mich noch genau an diese Zeit erinnern, an dieses Versprechen und auch die Sorge, wie die Zukunft wird, wenn sich die beiden Hälften Deutschlands wieder vereinen. „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ ist Daniela Kriens Debütroman und spielt in dieser Zeit in einem Dorf in der Nähe der deutsch-deutschen Grenze. Es geht um Zukunft, Zweifel und Liebe.
Es hat mich sprachlich umgehauen, welche Ausdruckskraft Daniela Krien hat, sie schafft es, die Stimmung, die Gefühle so rüber zu bringen, dass man als Leserin auch das Unausgesprochene spürt. Hier war es die Intensität der Gefühle von Maria und Henner und der Verschlafenheit des Dorfes, des Kummers der Mutter, der Angst der Menschen vor der Veränderung, der Begeisterung der Menschen über die Veränderung, die tiefliegenden Schmerzen der Erinnerung.
Es ist eine brachiale Leidenschaft, die über Maria und Henner herein bricht. Ich finde es teilweise erschreckend und beängstigend, gewaltvoll und schmerzhaft. Es ist eine Liebe, Besessenheit vom anderen, die über ein gesundes Maß hinausgeht.
Es ist eine unglaublich schmerzhafte Geschichte und es gibt Szenen, die schwer zu ertragen sind. „Die Brüder Karamasow“ sind wie eine Klammer um die Geschichte. Ein Buch, dass unter die Haut geht und eine*n heftig schüttelt beim Lesen. Eine absolute Leseempfehlung!
Irgendwann werden wir uns alles erzählen von Daniela Krien aus dem #grafverlag
💔
Es fällt mir unheimlich schwer, meinen Leseeindruck zusammen zu fassen.
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Diese Geschichte spielt in einem Dorf im Osten Deutschlands.
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Es war für mich wirklich sehr interessant etwas über die ehemalige DDR - so ganz nebenbei - zu lesen und zu erfahren. Es stand nicht im Fokus aber gerade dadurch hat es mich weiter lesen lassen.
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Die Liebesgeschichte oder die Liebesgeschichten sind besonders und teilweise nicht wünschenswert. Für einen Roman unterhaltsam. Im echten Leben speziell aber wahrscheinlich nicht abwegig.
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Ich konnte nicht jede Handlung nachvollziehen. Muss ich aber auch gar nicht. Das ist nicht meine Geschichte, sondern die von Maria und ihrem Umfeld.
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Deutsche Geschichte, soziales Miteinander und Gefüge, erwachsen werden und Abgründe werden hier zu einem Roman, im Sommer, auf dem Land verwoben.
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Das war anders. Das hat mir gefallen. 4 von 5 Sternen.
Ein so gewaltiges Buch, die Geschichte kommt mit einer ungeahnten Intensität daher, fast schon brutal beleuchtet es viele Facetten der Liebe, nicht nur die schönen und leichten. In jeder Sekunde war es für mich absolut nachvollziehbar, bis mich das Ende zerstörte.
Ein grandioses Buch
"Doch da denke ich an mein eigenes Geheimnis und begreife, es gibt Dinge, die können gleich erzählt werden, andere haben ihre eigene Zeit, und manche sind unsagbar."
"Jetzt muss ich erwachsen werden. Gerade jetzt, wo es nach vorne so viele Möglichkeiten gibt, schließt sich die Tür zur Kindheit für immer."
Maria, fast 17 Jahre alt, wohnt bei ihrem Freund Johannes und dessen Familie auf dem elterlichen Hof nahe der Grenze in Thüringen. Die Geschichte beginnt im Sommer 1990, es ist das Jahr der Maueröffnung, doch auf dem Hof und im Dorf scheint die Zeit stillzustehen.
Sie macht sich manchmal auf dem Hof nützlich, schwänzt die Schule, und lebt in den Tag hinein. Eine heimliche Affäre mit dem 40jährigen Henner vom Nachbarhof beginnt, doch er nutzt ihre Naivität und Leidenschaft aus, benutzt sie. In Maries Augen basiert diese Beziehung auf Liebe, sie begreift das Offensichtliche nicht.
Das Buch in Ich-Form hat eine sehr dichte Atmosphäre und ist gewohnt ausdrucksstark geschrieben. Ich mag den Schreibstil von Daniela Krien sehr gerne und auch ihr Debütroman hat mich begeistert.
Eine Leseempfehlung? Aber auf jeden Fall ⭐!!
Was für ein Buch, gelesen an nur einem Tag. Und nun sitze ich hier, fühle mich ganz leer und weiß nicht, wie ich heute in den Schlaf kommen soll. Jeder sollte dieses Buch lesen!!!
>Der grandiose Wurf, Erstlingswerk und bewegende Bestseller, der sogar verfilmt wurde - unsagbar gut!<
„Unbedingt lesen.“ (Stern, Hamburg)
Nachdem ich den Roman „Mein drittes Kind“ im September las, ein Buch zu dem Zeitpunkt noch von der Longlist, war mir klar, dass es nicht dabei bleibt; ich war so gefesselt von diesem flüssigen, hochwertigen Schreibstil.
Kurz noch ein paar Fakten zu Autorin:
Daniela Krien, geborgen 1975 in Neu-Kaliß, studierte Kulturwissenschaften und Kommuniations- und Medienwissenschaften in Leipzig. Seit 210 ist sie freie Autorin. Ihre Romane „Die Liebe im Ernstfall“ und „Der Brand“ standen monatelang auf der Bestsellerliste und wurden in viele Sprachen übersetzt. Daniela Krien hat zwei Töchter und lebt in Leipzig.
-Habt ihr das Buch schon gelesen?
-Welche Romane von der Autorin sollte ich noch lesen?
Nichts für Schwache Nerven aber absolut lesenswert!
Ich habe dieses Buch soeben beendet und nun das Gefühl, irgendetwas in mir ist gestorben.
Zuerst zum Thema:
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der anfänglichen sechszehn- später siebzehnjährigen Maria. Diese lebt zur Zeit der Wende auf dem kleinen Brendel-Hof in einem Dorf in Thüringen. Mit dem Sohn der Brendels ist sie liiert.
Im Laufe des Sommers fällt sie dem vierzigjährigen Nachbarn Henner ins Auge.
Wir begleiten Maria durch den Beginn und die Festigung einer toxischen Beziehung, in der die junge Frau immer mehr den Halt zu verlieren scheint.
Meine Meinung:
Für das Buch wird hiermit eine deutliche Triggerwarnung ausgesprochen. Es ist definitiv nichts für schwache Nerven.
Ich habe die knapp 230 Seiten förmlich verschlungen und konnte dieses Werk kaum aus der Hand legen.
Durch die Erzählung aus der Ich-Perspektive der jungen Maria taucht man tief in die Geschichte und das Geschehen ein.
Für mich definitiv ein 5/5 Sterne Buch, trotz, oder gerade wegen der schwierigen Thematik.
Da wir die Geschichte aus den Augen einer naiven jungen Frau betrachten, wird die Beziehung oft sehr romantisiert, obwohl dem Leser bewusst ist, dass hier keine typische Liebesgeschichte stattfindet.
Sprachlich schön und absolut lesenswert, wenn auch mit vorsicht zu genießen.
Ich bin an das Buch rangegangen mit der Erwartung eine entspannte Liebesgeschichte für zwischendurch zu Lesen. Es ist irreführend, dass es als Liebesgeschichte betitelt wird, es ist eine Geschichte von Missbrauch und emotionaler Abhängigkeit und selten hat mich ein Buch so aufgeregt.
Der Schreibstil war sehr simpel und ich bin flüssig durchgekommen, fand es aufgrund der Thematik und sehr spannend. (Immer mit der Hoffnung, dass sie endlich kapiert was ihr passiert)
Aber auf keinen Fall würde ich es nochmal lesen. Es ist hart, schmerzt und macht wütend.
Der Schreibstil der Autorin hat mir unglaublich gut gefallen. Die Geschichte der minderjährigen Maria, die ihren eigenen Missbrauch nicht begreift und diesen sogar noch romantisiert, fand ich jedoch verstörend.
Von einer "Liebe, die alles hinwegfegt" habe ich einfach etwas anderes erwartet. In diesem Buch geht es einfach um Missbrauch Minderjähriger, da ist nichts romantisch dran (auch wenn dies einige Leser wohl anders sehen).
Nichtsdestotrotz hat mich die Geschichte wirklich fesseln können.
Es erzählt die Geschichte eines Mädchens ,das Ende der 80er in der DDR zur Zeit der Wende lebt. Sie beschreibt aus ihrer Sicht, für mich , realistisch naiven Art einer 15bis 17jährigen.Auf eine verspielte, melancholische Art erfährt man von ihrem Leben , ihrem dasein, ihr kennen und "lieben" lernen eines 40jährigen Mannes und das bittere Opfer das damit verbunden ist.
Ich hatte einige Mühe mich mit dem Schreibstil anzufreunden. Die Geschichte ist aber wirklich gut umgesetzt. Da ich die Zeit der Wende ,aus Sicht eines WessiMädchens , mitverfolgen konnte ,war der geschichtliche Rahmen im Leben einfacher Bauern sehr interessant.
Auch die Toxische Beziehung und das aggressive Sexualverhalten des Mannes war so gut umgesetzt, dass man nicht gleich mit Übelkeit kämpfen musste wie in vielen anderen Romanen.
Das Ende war düster und traurig, aber man hatte den Eindruck , beide Charaktere des Paares im Gedankengang nachvollziehen zu können.
Es stimmt einen trotzdem nachdenklich.
Als Hörbuch ist sehr zu empfehlen. Die Stimme von Anna Thalbach passt perfekt ins melancholische der Geschichte.
Ein merkwürdiges Buch: Die Akteure bleiben mir durchgängig fremd (Maria), blass (Johannes) oder unsympathisch (fast der ganze Rest). Die ganze Zeit frage ich mich: Warum? Warum zieht Maria so sang- und klanglos bei ihrer Mutter aus? Warum erledigt sich das Thema Schulbesuch so ohne weiteres? Warum lässt sie sich mit dem Ekelpaket von Nachbarn ein? Neben vielen weiteren Fragen bleibt dann als letzte Frage: Warum tue ich mir dieses Buch weiter an? Weil es so kurz ist, halte ich dann doch durch.
Ein sehr intensives Buch. Sprachlich ein absolutes Meisterwerk.
Die 16/17 jährige Maria beschreibt ihre Beziehung zu einem wesentlich älteren Mann. Man wird mitgerissen und kommt ganz schnell ans Gewissenskonflikt.
Es ist für mich ein Meisterwerk. Eine absolute Leseempfehlung!
Auch ich bin begeistert von diesem Roman. Maria, die eine schwierige Kindheit hatte - der Vater nie zu Hause, dessen offenes Fremdgehen und mangelndes Interesse an der Tochter und die nie enden wollende Traurigkeit der Mutter- ergreift die Gelegenheit beim Schopf, als sie zu Johannes flüchten kann, einem Jungen, den sie auf einer Demonstration näher kennenlernte und sich schließlich in ihn verliebte. Er wohnt auf einem Hof in einem Nachbardorf und Maria bleibt einfach, wird anfangs von der Familie geduldet und erarbeitet sich immer mehr Respekt, sodass sie bereits fest in die Zukunft der Familie und des Hofes eingeplant wird. Doch sieht sie für sich eine ganz andere Zukunft. Maria liebt aufopfernd, bedingungslos und zur Gänze. Als Johannes seine Liebe immer mehr in Richtung Fotografie verschiebt, stört sie das nicht weiter, denn auch sie hat etwas anderes gefunden: Henner, der den Hof nahe der Brenners besitzt und bereits ihr Vater hätte sein können. Diese Liebe ist sehr leidenschaftlich und driftet bereits ins Brutale ab. Doch Maria fühlt sich hier genau richtig. Nun befindet sie sich in einem Dilemma: die Brenners, die ihr vertrauen, Henner, der sie braucht und von dem sie genauso abhängig ist. Und nebenbei vollzieht sich die politische Wende. Maria befindet sich in einem ebensolchen persönlichen Umbruch, der das Jahr 1990 in den Hintergrund rücken lässt. Und dann verändert eine Nacht alles...
Der Roman ist sehr poetisch, klar und ohne Ausschmückungen geschrieben. Die Autorin konzentriert sich auf das Wesentliche und bringt so sowohl das Glück, als auch das große Leid der Protagonisten ohne Umstände zur Sprache. Ich war beim Lesen gefesselt, fühlte mit Maria mit, wollte sie wachrütteln, war schockiert und überrascht. Der Roman hat mir ein großes Lesevergnügen gebracht, das wohl erst ein bisschen sacken muss.
Traurig stimmender melancholischer Roman zur Zeit der Wende
Die ehemalige DDR, irgendwo in Thüringenauf dem Land, kurz vor der Wende.
Maria ist von der Mutter weggezogen und vertrödelt ihre Tage bei ihrem Freund Johannes auf dem Hof. Es ist Sommer, sie ist fast 17 und Schuleschwänzen und russische Klassiker lesen ist für sie einfacher, als ein klares Ziel vor Augen zu haben. Sie bringt sich zwar auf dem Hof als Arbeitskraft ein, trifft diese Entscheidung aber nicht aktiv.
Eines Tages begegnet sie Henner, dem der Ruf als Frauenheld vorauseilt. Er ist 40, bewohnt den Nachbarhof der Mutter, hat ein Alkoholproblem und liest ebenfalls gerne, was ihn zum Sonderling und Außenseiter der Dorfgemeinschaft macht.
Die beiden beginnen eine Affäre.
Henner nimmt sich, worauf er Lust hat und durchbricht mit seiner aggressiven Sexualität die Passivität von Maria. Interessant ist, dass seine Mutter, vor ihrem Tod selbst lesende Alkoholikerin, sich nie von der Massenvergewaltigung der russischen Besetzer erholt hat. Und nun die kleine Maria, der er in meinen Augen nicht anderes als sexuelle Gewalt antut und das Trauma der Mutter wiederholt, die sich willig beugt, ihn noch zusätzlich bekocht und das alles dann Liebe nennt. Zu gerne wüsste ich hier die Meinung der Autorin.
Die Beziehung der beiden wird als Liebesbeziehung bezeichnet und in keiner Zeile bekommt man zu lesen, dass Maria ein Opfer ist. Nein, sie selbst will diese Art der Begegnung und fordert sie sich sogar ein.
Weiß Maria überhaupt was Liebe ist, wo der Vater sich in die Versenkung begeben hat, die Mutter kreuzunglücklich und mit sich selbst beschäftigt ist und Maria stets fremdbestimmt wurde von Kollektiv und Staat? Ihre Tendenz, alles über sich ergehen zu lassen ist fast unerträglich und trotzdem ein vielleicht gewollter Spiegel der damaligen DDR- Bevölkerung.
Maria lässt andere über sich bestimmen, bleibt in der Abhängigkeit anderer, schmeißt sich Henner verzweifelt an den Hals, als ihre Mutter wegziehen will und lebt in Büchern statt in ihrer Gegenwart. Es gelingt ihr nicht, aus der Erstarrung zu erwachen.
Bringt die Wende auch bei ihr eine Wende? Am Schluss muss Maria eine Entscheidung treffen...
Maria ist 16 Jahre alt und lebt mit ihrem Freund Johannes auf dem Hof seiner Familie . Es ist das Jahr 1990 und Wendezeit.
Wir lernen zunächst Johannes Familie kennen. Nach und nach tauchen wir ein in die Umgebung, erfahren etwas über das Landleben und über weitere Dorfbewohner. Es gibt da Henner, der Anfang vierzig ist und als Sonderling bzw. Eigenbrötler gilt, der seinen eigenen Hof verwahrlosen lässt und sich selbst allzu gerne dem Alkohol hingibt.
Es entwickelt sich etwas zwischen Maria und Henner.
Mir hat die Geschichte sehr gefallen. Es wird leidenschaftlich und tragisch schön erzählt . Der Schreibstil ist sehr flüssig. Die Charaktere sind interessant gestaltet. Alle haben sie ihre eigene Geschichte, die nebenbei mit erzählt wird. Außerdem wird von Problemen zu Beginn der Wendezeit berichtet. Greift u.a. auf, welche Chancen sich jungen Leuten zu dieser Zeit eröffnet haben und welche Menschen regelrecht zurückgelassen wurden.
Beschreibt, welche Verpflichtungen so ein ganzer Hof für die komplette Familie mit sich bringt, welche Opfer man bringen muss und wie geborgen man sich trotzdem in dieser Gemeinschaft fühlen kann. Alle arbeiten hart für das Wohl der gesamten Familie.
Daniela Krien hat ein Buch über Loyalität, Verbundenheit, Familie, die Wendezeit, Liebe und Leidenschaft geschrieben.
Ich habe es sehr gern gelesen.
Achtung, dieses Buch handelt vom
Missbrauch Minderjähriger!
Würde mich jemand spontan fragen, worum es in diesem Roman geht, dann müsste ich wohl sagen: um den Missbrauch Minderjähriger. Und das ist wirklich traurig, denn ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Ich hatte im letzten Jahr „Die Liebe im Ernstfall“ von Daniela Krien gelesen und sehr geliebt. So warmherzig, einfühlsam und gleichzeitig klug erzählt war dieser kleine Roman! Ihr Erstlingswerk „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ ist für mich dagegen leider ein Totalausfall.
Mein Problem und die Tragik des Buches: Die Geschichte wird ausschließlich romantisch erzählt. Ein 16-jähriges Mädchen aus der ostdeutschen Provinz zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung verliebt sich in einen 40-jährigen Mann und Eigenbrötler. Am Ende der Geschichte will Maria unbedingt zu Henner ziehen, egal, was alle dazu sagen würden. Dazu kommt es zum Glück nicht, was sich im Grunde von Anfang an ankündigt. Aber ganz ehrlich: ich hätte es der Autorin zum Schluss sogar zugetraut, das scheinbare mega Happy End zu bauen. Und das beschreibt auch ganz gut das Dilemma.
Die ganze Story ist nämlich als Liebesgeschichte geschrieben. Inklusive Vergewaltigungen, die nachträglich mit einem „Ich wollte es ja auch“ der Ich-Erzählerin legitimiert werden.
Um es mit den Worten meiner Kollegin Rike von @kinstabuch zu sagen: Ich habe den Roman in etwa so gelesen, wie andere Menschen sich einen Verkehrsunfall angucken. Ja, ich kann verstehen, dass es erwachsenen Frauen gefallen kann, solche Geschichten zu lesen. Ein älterer Mann, der eine sehr viel jüngere Frau (sic) körperlich überwältigt, danach viel Leidenschaft und Hingabe. Ja, ganz toll für die Phantasie und wem‘s gefällt. Ich habe zwischendurch aber mal überlegt, wie ich als 16-jähriges Mädchen diese Geschichte gelesen hätte und ich bin mir ziemlich sicher: ich wäre schockiert gewesen.
Diese „Sehnsucht“, die der Klappentext der Protagonistin Maria unterstellt, diese Hingabe und Leidenschaft sind für mein Empfinden absolut untypisch für ein Mädchen in diesem Alter. Und selbst wenn das real sein könnte: am Ende ist es trotzdem Missbrauch!
„Später begriff ich, was ihn immer wieder wegtrieb: eine Sehnsucht – nach Welt und Ferne. Dafür war es einfach zu eng in der DDR.“
Es ist Sommer 1990 und die Mauer ist gerade erst gefallen. Maria ist sechzehn und zieht bei der Familie ihres Freundes Johannes auf dem Brendel-Hof ein. In einiger Entfernung befindet sich der klar erkennbare Henner-Hof. Johannes entdeckt seine Leidenschaft zu Fotografie und Maria verbringt mehr Zeit auf dem Hof, vernachlässigt oftmals die Schule. Hoffnungslos versucht sie ihren Weg zu finden. Sich selbst zu finden. Doch als sie den Henner trifft „ein Außenseiter, einer, der für sich bleibt“, stellt er ihre Welt komplett auf den Kopf.
In ihrem Erstling „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ schreibt die Autorin Daniela Krien über eine Protagonistin, die zunächst mal ein Teenager und orientierungslos ist. Was wenn plötzlich die Grenzen einfach offen sind und man kurz in den Westen fahren kann? Und wie ist das mit dem Age-Gap? Darf man als 16-jährige einen Mann lieben, der ihr Vater sein könnte?
Man lernt bedachtsam den Hof kennen, dann die Familie. Es baut alles aufeinander auf. Es brauchte eine Weile, bis die Story mich in den Sog zog. Auch, wenn Daniela den Lesenden die Entscheidung überlässt, ob dieser Age-Gap, der von Macht, Schmerz und Gewalt geprägt ist, eine moralisch vertretbare Liebe ist, finde ich es durchaus problematisch. Wobei auch keine Romantisierung stattfindet. Denn sie zeigt deutlich, wie grundsätzlich 16-jährige Teenager und wie 40-jährige Männer ticken und denken. Generell zeigt Maria erste Anzeichen für Daddy-Issues. „Meine stärkste Erinnerung an ihn ist seine Abwesenheit.“
Daniela hat die Gabe die Figuren ehrlich zu gestalten. Mit all ihren Kanten und Ecken. So erscheinen mir, vor allem Maria, Henner und Johannes als glaubhafte Figuren. Was ich sehr an Kriens Werke mag, ist, dass sie es schafft, immer wieder kurze Einblicke in der DDR zu geben. Blicke in einer Vergangenheit, in der nichts und doch alles gut war. In einer Zeit als plötzlich alles und nichts möglich war. In einem Buch, in dem alles und nichts wahr ist.
Ein warmer Klang der Melancholie!
In "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" beschreibt die 17jährige Maria ihre Beziehung zu einem wesentlich älteren Mann. Die Autorin hat also die Ich-Perspektive gewählt. Dadurch wird man ganz automatisch mitgerissen. Meine Gedanken und Emotionen wechselten beim Lesen relativ häufig. Ich war geschockt und fassungslos, aber auch neugierig und von Mitleid erfüllt. Ein paar Gewissenskonflikte machten sich in mir breit. Das Buch regt zum Nachdenken an und bietet eine interessante Diskussionsgrundlage zu Fragen über Moral und Schicksal. Auch - aber nicht nur deswegen! - fühlte sich das Lesen manchmal etwas schwer an. Für meinen Geschmack war "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" perfekt lang inkl. eines klug gewählten Spannungsbogens und einem (meiner Meinung nach!) realistischen Ende.
Ohne zu übertreiben: Sprachlich war das Buch ein absolutes Meisterwerk. Und auch sonst! Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das so tiefgehend und anspruchsvoll war. Wow! Chapeau an die Autorin!
„Es ist ein besonderes Dorf. Weder Krieg noch DDR haben es zerstören können, so sagt es die Frieda gern.“
Der Roman handelt vornehmlich von der Gewalttätigkeit in einer Beziehung. Ein starkes Thema, neben dem die DDR-Vergangenheit leider fast verblasst.
3,5 bis 4 Sterne.. ich fand die Sprache zum Teil etwas hölzern, aber die Geschichte an sich sehr sehr gut. Habe vor kurzem „der Brand“ von D. Krien gelesen und das hat mir um Längen besser gefallen. Wahrscheinlich ist sie als Autorin gereift.. Dennoch: Leseempfehlung !!
Hab bissl gebraucht um rein zu kommen aber dann war der schreibstil angenehm. Bin gespannt auf dem Film. Ja der Film finde ich wie das Buch. Aber im Grunde geht es nur um Sex. Und der Titel 'irgendwann werden wir uns alles erzählen' passt gar nicht zum Buch oder der Film.
Ich habe ein wenig gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden. Ich fand es zu Beginn recht oberflächlich geschrieben, aber je tiefer die Geschichte und die Beziehung zwischen Maria und dem Henner wurde, desto flüssiger fand ich den Schreibstil und das Buch hat mir immer besser gefallen. Das Ende war dann wieder recht knapp und hektisch erzählt.
Der Story ist tatsächlich etwas Deep und toxisch aber alles in allem hat mich der Schreibstil und der Handlungsort irgendwie an meine Kindheit bei meiner Oma auf dem Bauernhof erinnert. 😋
"Vier ganze Tage bleibe ich bei ihm. Anfangs muss ich immer wieder weinen. Der Umschwung vom Sterbenwollen hin zum Glücklichsein erschöpft mich unsagbar."
S. 184.
Ein kleiner Ort in Thüringen im Jahr 1990. Die 17-jährige Maria lebt mit ihrem Freund und dessen Familie auf einem Bauernhof. Während das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen ist, verschwindet, "verliebt" sie sich in einen Mann, der mehr als doppelt so alt ist wie sie selbst. Während Maria versucht auszuloten, wo ihr Platz in der Welt ist, welche Wege sie gehen kann und möchte, wird aus der Teenagerin fast unbemerkt eine Erwachsene und heimliche Geliebte. Die "Liebe" zwischen Maria und dem knapp 40 Jahre alten, im Dorf als Trinker und Eigenbrödler verrufenen Henner ist ebenso groß, wie die Leidenschaft, die sie zueinander hinzieht, aber auch die Probleme, die sich für beide daraus ergeben. Die ausweglose Situation steuert auf ein fatales Ende zu, das Maria vor vollendete Tatsachen stellt...
Die Sprache und Erzählweise, die ich bereits in den Folgeromanen so mochte, ist schon hier, in Kriens Erstlingswerk ausgereift und präzise. Die Figuren, die sie erschafft, sind facettenreich und tief, ihre Gedanken und Gefühle lebensnah und authentisch. So zart und leise die zwischenmenschlichen Töne bei ihr klingen, so brutal und rau beschreibt sie die Beziehung zwischen Maria und Henner, die auf dem Klappentext zwar als "Liebe" bezeichnet wird, mich in ihrem Machtgefälle und durch ihre Grenzüberschreitungen jedoch immer wieder erschreckt und abgestoßen, gleichzeitig aber fasziniert hat - so muss es Maria mit ihrem Henner ergangen sein. Aufgrund des Klappentextes hatte ich allerdings etwas ganz Anderes erwartet.
Die Bezeichnung dieser Konstellation als "Liebesbeziehung" zementiert meiner Meinung nach kollektive, gesellschaftliche Glaubenssätze wie "Liebe tut nun mal weh" und verharmlost die Tatsache, dass hier sexuelle Handlungen dargestellt werden, bei denen von Consent keine Rede sein kann. Der Text ist großartig geschrieben, ihm ist auch elf Jahre nach Erscheinen handwerklich nichts vorzuwerfen, den Klappentext finde ich aus heutiger Perspektive jedoch äußerst problematisch. Es wäre wünschenswert, dass er überarbeitet oder das Buch gar mit einem Nachwort versehen wird, um die geschilderten Handlungen einzuordnen. Ich würde mich unheimlich gern mit anderen Leser*innen darüber austauschen, wie sie die zerstörerische Wucht, mit der Maria und Henner aufeinander prallen, wahrgenommen haben.
Trotz dieser Kritikpunkte bin ich wahnsinnig gespannt darauf, wie Kriens literarische Kniffe filmisch umgesetzt wurden. Die ersten Bilder, die ich gesehen habe, lassen eine gute Umsetzung vermuten und machen nur noch neugieriger.
Habt ihr das Buch gelesen, den Film schon gesehen oder gar beides? Wie ist es euch jeweils damit ergangen und was waren eure Gedanken dazu?
»Doch da denke ich an mein eigenes Geheimnis und begreife, es gibt Dinge, die können gleich erzählt werden, andere haben ihre eigene Zeit, und manche sind unsagbar.« (Maria, S.111)
Der Bestseller Wende-Roman »Irgendwann werden wir uns alles erzählen« von Daniela Krien ist im Novemer 2022 in der Neuauflage mit einem Vorwort der Autorin im Diogenes Verlag erschienen und die Verfilmung ist gerade in die Kinos gekommen. 🎥 Es ist kein klassischer Wende-Roman - oder vielleicht gerade doch? -, beschreibt er die Unsicherheiten der Bürger:innen zum Ende der DDR, die Idealisierung der BRD und die Sorgen und Ängste der Menschen, wie es weitergeht nach dem Aus der sozialistischen Diktatur, die das Leben der Menschen stark bestimmt hat. Aufgrund der in den Vordergrund des Romans gestellten, beschriebenen Beziehung zwischen der 16 bzw. 17 jährigen Protagonistin Maria und dem 40-jährigen Nachbarn Henner besteht ein Diskurs um diesen Roman. Die Entwicklung der Liebe - aber auch Abhängigkeit - von Maria zum gleichaltrigen Johannes (und seiner Familie) und wenig später zu Henner ist Mittelpunkt dieses Romans. Maria fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Wahl-Familie basierend auf der Beziehung zu Johannes und ihrer entfachten Liebe zu Henner. Egal, wie man dies findet, es ist ein Roman, der in Erinnerung bleibt.
In die Sprache des Romans musste ich mich anfangs einlesen, aber der Erzählsog hat mich schnell gefesselt. Mich hat das Lesen des Romans mit ambivalenten Gefühlen zurückgelassen: Einerseits ist Daniela Krien eine wirklich großartige Schriftstellerin und diese fiktive Geschichte über Liebe und Abhängigkeiten von Männern (Hallo Patriarchat👋🏼🥵) ist zwar rein fiktiv - aber es wird sicherlich reale Beispiele aus dieser Zeit geben, die sich ähnlich ereignet haben. Andererseits schreit die Feministin in mir nach einem fiktiven Story, in der die Protagonistin ihren eigenen Weg findet und sich unabhängig von Männern macht. Nach diesem Roman muss ich definitiv auch die weiteren Bücher von Daniela Krien lesen.
[CN: Sexualisierte Gewalt]
Irgendwann werden wir uns alles erzählen
„Später begriff ich, was ihn immer wieder wegtrieb: eine Sehnsucht – nach Welt und Ferne. Dafür war es einfach zu eng in der DDR.“
Es ist Sommer 1990 und die Mauer ist gerade erst gefallen. Maria ist sechzehn und zieht bei der Familie ihres Freundes Johannes auf dem Brendel-Hof ein. In einiger Entfernung befindet sich der klar erkennbare Henner-Hof. Johannes entdeckt seine Leidenschaft zu Fotografie und Maria verbringt mehr Zeit auf dem Hof, vernachlässigt oftmals die Schule. Hoffnungslos versucht sie ihren Weg zu finden. Sich selbst zu finden. Doch als sie den Henner trifft „ein Außenseiter, einer, der für sich bleibt“, stellt er ihre Welt komplett auf den Kopf.
In ihrem Erstling „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ schreibt die Autorin Daniela Krien über eine Protagonistin, die zunächst mal ein Teenager und orientierungslos ist. Was wenn plötzlich die Grenzen einfach offen sind und man kurz in den Westen fahren kann? Und wie ist das mit dem Age-Gap? Darf man als 16-jährige einen Mann lieben, der ihr Vater sein könnte?
Man lernt bedachtsam den Hof kennen, dann die Familie. Es baut alles aufeinander auf. Es brauchte eine Weile, bis die Story mich in den Sog zog. Auch, wenn Daniela den Lesenden die Entscheidung überlässt, ob dieser Age-Gap, der von Macht, Schmerz und Gewalt geprägt ist, eine moralisch vertretbare Liebe ist, finde ich es durchaus problematisch. Wobei auch keine Romantisierung stattfindet. Denn sie zeigt deutlich, wie grundsätzlich 16-jährige Teenager und wie 40-jährige Männer ticken und denken. Generell zeigt Maria erste Anzeichen für Daddy-Issues. „Meine stärkste Erinnerung an ihn ist seine Abwesenheit.“
Daniela hat die Gabe die Figuren ehrlich zu gestalten. Mit all ihren Kanten und Ecken. So erscheinen mir, vor allem Maria, Henner und Johannes als glaubhafte Figuren. Was ich sehr an Kriens Werke mag, ist, dass sie es schafft, immer wieder kurze Einblicke in der DDR zu geben. Blicke in einer Vergangenheit, in der nichts und doch alles gut war. In einer Zeit als plötzlich alles und nichts möglich war. In einem Buch, in dem alles und nichts wahr ist.
Ein warmer Klang der Melancholie!
Faszinierende Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe ohne Zukunft in einer ungewissen Zeit.
Ich hatte Tickets bei der Berlinale für diesen Film ergattert und dann fand ich durch Zufall drei Tage vor der Vorstellung die Romanvorlage in der Bücherei. Und ab da konnte ich es zum Leidwesen meiner drei Kinder kaum weglegen. Wäre der Job nicht gewesen, ich hätte es wohl in einem Rutsch durchgelesen.
Die Geschichte um die minderjährige Maria und den 40jährigen Henner hat mich in ihren Bann gezogen. Dabei ist es nicht unbedingt die Leidenschaft, die hier keineswegs romantisch verklärt, sondern meist knallhart daherkommt, die mich so angezogen hat, sondern die prosaische Stimmung. Das ruhige Landleben in der schwindenden DDR und die Aufbruchstimmung der Wendezeit auf der einen und die Ungewissheit über das was kommen wird auf der anderen Seite. Und das alles vor dem Hintergrund eines heißen Sommers und der Unbeschwertheit des jungen Mädchens, die sich so verrannt hat in die Vertrautheit einer "neuen" Familie und der Liebe zu einem Mann, der ihr Vater sein könnte.
Der Film konnte diese Stimmung, die ich beim Lesen empfunden habe übrigens wunderbar transportieren und die Darsteller sind p erfekt gewählt.
Wenn ich etwas kritisieren muss, dann nur, dass das Ende für michabsolut vorhersehbar war. Aber wenn ich darüber nachdenken, gibt es kein anderes logisches Ende. Daher alles richtig gemacht.