Astrid Rosenfeld hat mich bisher noch nie mit ihren Romanen enttäuscht. Wunderbare Sprache, interessante Charaktere und kluger Humor!
"Macht man das nicht ständig? Außer Acht lassen, dass die Menschen, die in unser Leben treten, bereits ihre Geschichten, Wunden und Geheimnisse besitzen, die rein gar nichts mit uns zu tun haben?" S.105 Karl und sein Bruder Lorenz Brauer wachsen in einem kleinen Dorf in der Pfalz auf. Ihre Mutter verstarb vor einem Jahr, der Vater ist seitdem ein Wrack. Eines Tages, wird die starrköpfige Elsa, uneheliches Kind der Wirtstochter, in das Dorf zu ihrem Vater gebracht. Sofort verliebt sich der kleine Karl in das wilde Mädchen mit dem unpassenden Kleidungstil und der bösen Zunge. Alles würde er für Elsa machen. Doch Elsa möchte weg, sie möchte dem ungnädigen neuen Leben entfliehen und eines Tages verlässt sie tatsächlich das Dorf. Jahre später, als Lorenz Künstlerkarriere einen großen Schub erfährt und das Leben der beiden Brüder außer Kontrolle gerät, denkt Karl wieder an seine große, verlorene Liebe. Was war das wieder für eine herrliche Geschichte! Rosenfeld erschafft in ihren Romanen stets eine besonders melancholisch-ernste Atmosphäre und setzt gekonnt trockenen Humor ein, um uns zum Schmunzeln zu bringen. Auch in "Elsa ungeheuer" wird die Geschichte von der Charakteren getragen und selbst die unwichtigste Nebenfigur trägt dazu bei, dem Buch leben einzuhauchen. In diesem Fall ist das mit Sicherheit das "Murmeltier", ein ewigwährender Gast, der den Kindern von seinen Liebesabenteuern erzählt, aber auch die Kunstliebende alte Mrs. Graham, die mich sehr an eine etwas strengere Version von Violet Crawley erinnert hat. Was mir hier besonders gut gefällt und auch schon bei den anderen Romanen aufgefallen ist, ist die Art, wie die Geschichte und Ausdrucksweise sich dem Alter der Protagonstist*innen anpasst. Anders als man es sonst oft in Romanen mit Rückblicken hat, erleben wir die Szenen zunächst aus einem kindlichen Blick, später aus einem Erwachsenen. Für mich hat die Autorin eine ganz besondere Art der Schreibens und bisher hat mich keiner Ihrer Romane enttäuscht. Ich hoffe sehr, dass wir noch mehr von ihr zu Lesen bekommen!