17. Nov. 2024
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Bewertung:4

"Man hatte den Schlaf der Welt eingefangen und in diese Dossiers gesperrt: ein ganzer Ozean des Schreckens, in dessen dunklen Tiefen sie alle ein paar vage Konturen, ein paar undeutliche Zeichen zu entdecken versuchten. Wir Unglücklichen! Er seufzte erneut." ( S. 85) Mark-Alem, Sproß der mächtigen albanischstämmigen Familie Qyprilli, beginnt seine Laufbahn im geheimnisvollen Tabir Saray in Istanbul. Der Tabir Saray, auch Palast der Träume genannt, sammelt, katalogisiert und interpretiert die Millionen Träume der Bevölkerung des riesigen türkischen Reiches. Durch die Traumdeutung werden Bedrohungen für Reich und Herrscher vorhergesagt. Die unbändige geheimnisvolle Macht des Tabir Saray zieht Mark-Alem immer mehr in ihren Bann, lässt ihn in der Traumaschinerie aufsteigen und bedroht zugleich seine und die Existenz seiner Familie. Mit seinem Roman hat der albanische Schriftsteller Ismail Kadare (geb. 1936) eine Parabel vom diktatorischen Staat oder wie er selbst sagt sein Bild der Hölle geschaffen. Er tut dies in einer wunderschönen leichten fast tänzelnden Sprache, die tiefe Bilder erschafft und angenehm zu lesen ist. Ich bin trotz seines dunklen Themas durch dieses Buch nur so durchgeflitzt und glaube, dass es sich lohnt noch mehr von diesem Schriftsteller zu lesen.

Der Palast der Träume
Der Palast der Träumevon Ismail KadareFISCHER E-Books