Ich lese sehr viele positive, bisweilen überschwängliche Rezensionen für diesen Roman. All die positiven Dinge, die in diesen Rezensionen hervorgehoben wurden, waren für mich wenig bis nicht überzeugend umgesetzt. Hervorgehoben wird fast überall die tolle Idee der Autorin, unterschiedliche Gegenstände zu Erzählinstanzen zu machen. Nun mag das ja eine schöne Idee sein — die Umsetzung dieses stilistischen Kniffs ist jedoch alles andere als überzeugend und verkommt zur schriftstellerischen Übung — ganz als sei es eine Aufgabe im Seminar für das kreative Schreiben. Und der Inhalt, die erzählten Geschichten, können auch nicht Schritt halten mit den erzähltechnischen (gescheiterten) Experimenten. Die drei Geschichten der historischen Adas könnten alle - wenn denn gut erzählt - Stoff für eigene Romane bieten. Interessante und mutige Frauen, deren Geschichten zum Nachdenken und Mitfühlen einladen. Im vorliegenden Roman werden diese Geschichten jedoch nur angeschnitten, es gibt unzählige Lücken, man bekommt nur einen Ausschnitt ihrer „Leben“ zu sehen, dann sind sie schon tot. Die Entscheidung, diese Geschichten so zu erzählen, lässt die Figuren in die Ferne rücken ind erlaubt dem Leser keinerlei Fläche zur Projektion und Reflexion. Die letzte Geschichte - die der Ada im Berlin des Jahres 2019 - hat mich schlichtweg gelangweilt. Eine schwarze schwangere Frau, die Schwierigkeiten hat, in Berlin eine Wohnung zu finden. Dieses Narrativ ist absolut abgedroschen und kommt zu schablonenhaft daher. Der Roman ist voller Platitüden, Klischees und bisweilen Kitsch. Und wenn ich lese, dass es sich hierbei um ein „sprachliches Meisterwerk“ handelt, muss ich mich schon fragen, ob der Anspruch an Sprache im Besonderen und Literatur im Allgemeinen innerhalb der letzten Jahre einfach enorm gesunken ist, oder ob meine meine eigenen Ansprüche an gute Literatur einfach zu hoch sind. Der Roman verkommt letztlich zum gescheiterten Stilexperiment. Und jeder, der schon einmal einen wirklich guten postmodern und postkolonialen Roman gelesen hat, weiß, dass man es viel viel besser machen kann.

„Ada ist nicht eine, sondern viele Frauen.“
Sharon Dodua Otoo hat hier einen außergewöhnlichen und tiefgründigen Roman geschrieben, der sich über verschiedene Epochen und Schauplätze erstreckt. Die zentrale Figur Ada begegnet uns in unterschiedlichen Inkarnationen, von einer afrikanischen Sklavin bis hin zu einer jungen Frau im modernen Berlin. Die Autorin schafft es dabei, komplexe Themen wie Kolonialismus, Geschlechterrollen und Identität in eine kunstvoll verflochtene Geschichte zu integrieren, die zum Nachdenken anregt. Der Roman beeindruck durch seine poetische Sprache und ungewöhnliche Erzählweise. Sie lässt nicht nur Ada, sondern auch unbelebte Dinge wie eine Tür oder eine Zimmerpflanze zu Wort kommen, was den Lesefluss manchmal herausfordernd, aber auch sehr originell macht. Kurz gesagt, ein Buch, das man keinesfalls einfach nebenbei liest – es fordert die volle Aufmerksamkeit und belohnt mit tiefen Einsichten in das menschliche Sein und die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Ein starkes literarisches Debüt!

Das Buch hat mir leider nicht gut gefallen. Durch die nicht chronologische Erzählung ist es nicht leicht den Handlungssträngen zu folgen. Das Buch war sehr mühsam obwohl es kein dickes Buch ist, ich bin leider nicht warm geworden mit der Geschichte.
18% reingehört Das ist mir alles zu chaotisch und holt mich weder inhaltlich noch sprachlich ab.
Ich bin nicht dran geblieben. Das verzeiht einem das Buch leider nicht. Den ersten Teil fand ich ganz gut. Auch verwirrend, aber interessant gemacht. Ich wollte wissen, wie es mit den verschiedenen Adas weitergeht, wie sie zusammenhängen, hab mich für sie interessiert. Dann dieser Bruch und dann war ich raus. Schade irgendwie.
Ich war mit einer Freundin bei einer Lesung dieses Buchs. Mit den ausgewählten Passagen hatte die Autorin mich gepackt und ich wollte unbedingt die ganze Geschichte lesen. Letztendlich habe ich das Buch als Hörbuch gehört und war enttäuscht. Die Geschichte hat mich im Gegensatz zur Lesung nicht in ihren Bann gezogen. Ich frage mich, ob es nicht besser gewesen wäre, nur die Geschichte einer Ada zu erzählen, die dafür dann aber mit Tiefgang.
Ein poetisches, aber etwas wirres Buch, ohne erkennbar roten Pfaden. Mit toller Sprache und interessanten Charakteren, die mich wohl lange nicht loslassen werden.
Toller Umgang mit Sprache und Identität. Leider konnte ich nicht immer ganz folgen.
Könnte durchaus ein 5-Sterne-Buch sein, müsste es dafür aber nochmal lesen. Der zweite Teil war halt nicht ganz sooooo cool wie der erste.
Sharon Dodua Otoo wirft in ihrem Debütroman “Adas Raum” so einiges in den Ring. Mit jeweils einer Protagonistin namens Ada dreht sie mehrere “Zeitschleifen” und beseelt tote Gegenstände mit einem übernatürlichen Wesen, das alle Adas begleitet und deren Geschichte erzählt und sich zudem in einer Art Limbo mit Gott unterhält. Bestimmte Gegenstände, Personen und Erfahrungen verbinden alle Adas miteinander, allem voran die Unterdrückung durch insbesondere männliche Hand, aber auch Verlust, Leiden und Diskriminierungserfahrungen spielen eine Rolle. So trauert die Ada im Jahr 1459 im vorkolonialen Westafrika um ihr totes Baby, wird Ada Lovelace im London des 19. Jahrhunderts als Wissenschaftlerin nicht ernst genommen und die polnische Ada in der Sonderbaracke des Konzentrationslagers Dora spaltet sich von ihrem Körper ab, um in den einzigen freien Raum zu fliehen, der ihr noch bleibt: Ihren Kopf. In der zweiten Hälfte tritt eine Ada der Jetztzeit auf, die schwanger bei ihrer Schwester in Berlin unterkommt und eine eigene Wohnung sucht. Eigentlich mag ich sowas gern und begebe mich mit Freude auf die Suche nach Gemeinsamkeiten und versteckten Easter Eggs. Hier jedoch fiel mir der Zugang in alle Handlungsstränge schwer. Nirgends verweilen wir länger als ein paar Seiten lang und nach der Hälfte des Buches sterben alle drei Adas bereits. Hinzu kommen noch Nebenplots, wie der des irischen Hausmädchens von Ada Lovelace oder von einigen Nebenfiguren im Westafrika des 15. Jahrhunderts Durch die Masse an verschiedenen Namen und Andeutungen, wurde für mich das Ganze sehr undurchsichtig und auch am Ende tat sich mir kein Aha-Moment auf. Natürlich haben mir einige Stellen gefallen und grundsätzlich bin ich fasziniert vom Grundkonzept des Romans. Die Autorin zeigt, wie individuelle Erfahrungen über Jahrhunderte hinweg zu einer kollektiven Erfahrung kumulieren können und demonstriert eine beeindruckende Wehrhaftigkeit ihrer Frauenfiguren in den ausweglosesten Situationen. Jede Ada hat eine verlässliche Freundin an ihrer Seite als Unterstützung und jede Ada bekommt noch eine Chance. Aber eine Chance wozu? Glücklich zu werden? Ein lebendiges Kind in die Welt zu setzen? Der Text hat für mich leider keinen Grip und rutscht mir aus den Händen, wenn ich danach greifen will. Etwas Straffheit und Stringenz hätten dem Ganzen für meinen Geschmack gut getan - vieles verläuft im Nichts oder trägt nicht wirklich zur Handlung bei. Oft hatte ich das Gefühl, mir entgeht irgendetwas, konnte es aber in anderen, begeisterten Rezensionen oder in Interviews mit der Autorin nicht finden. Vielleicht einfach nicht unbedingt mein Buch, sowas soll’s ja auch geben
Inhalt: So wie Ada. Sie ist nicht eine, sondern viele Frauen: In Schleifen bewegt sie sich von Ghana nach England, um schließlich in Berlin zu landen. Sie ist aber auch alle Frauen, denn die Schleifen transportieren sie von einem Jahrhundert zum nächsten. So erlebt sie das Elend, aber auch das Glück, Frau zu sein, sie ist Opfer, leistet Widerstand und kämpft für ihre Unabhängigkeit. (Q: Fischer Verlag) Meine Meinung: Wow, was für ein Buch. Für mich war Adas Raum völlig anders als alles, was ich bisher gelesen habe. Das Buch handelt von Frauen, die Ada genannt werden und auf verschiedenen Kontinenten, in verschiedenen Jahrhunderten leben. In Otoos Roman kommen unter anderem Gegenstände wie Besen und Reisepass zu Wort, die beschreiben, was sie sehen und fühlen. Doch es erwartet den Lesenden noch mehr Kurioses: Die Zahl 37 und ein Armband sind Dauerpräsent, es wird von einem Vater und mehreren Müttern sowie von Gott, mal als Frau und mal als Mann (mit Dialekt
Das war kein Buch für mich. Die Komposition der Erzählung wirkte auf mich überambitioniert und bewirkte demgegenüber kaum etwas. Und auch inhaltlich war das viel zu vollgepackt: Kolonialismus, Patriarchat, NS-Rassismus, Gegenwartsdiskriminierung, Postkolonialismus - puh! Dazu sprechende Gegenstände und Zeitebenen, die mitunter in einem Satz zusammenfließen - nein, kein Buch für mich.
Ein Buch, dass man auf alle Fälle ein zweites Mal lesen kann. Tiefgründig, empathisch geschrieben.
Ein grandioser Roman, der mensch mitnimmt auf eine Reise durch Zeit und Raum, verschiedenen Menschen eine Geschichte und eine Stimme gibt und das alles kunstvoll verflochten und aus einer erfrischend ungewöhnlichen Perspektive erzählt. Kein einfacher Roman zum nur weglesen, aber weglegen fällt auch schwer, da es bis zum Ende spannend bleibt.
Ich hab noch immer keine Ahnung was dieser Roman mir sagen sollte und fand ihn, außer an einigen Stellen, sehr willkürlich und verwirrend. Vielleicht bin ich nicht kultiviert genug für dieses Buch. Es war jedenfalls absolut nicht meins.
Handlung 1459 verliert Ada ein Baby im westafrikanischen Totope. 1848 ist sie Ada Lovelace und bricht durch eine Affaire aus dem Käfig ihrer Ehe aus. 1945 existiert sie (Leben mag ich es kaum nennen) im Lagerbordell eines KZs. 2019 ist Ada hochschwanger, hat in Berlin jedoch Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden, denn sie ist schwarz. Immer ist sie Ada, von Reinkarnation zu Reinkarnation erlebt und erleidet und erkämpft sie sich das Leben. Kolonialismus, Rassismus, Sexismus, sie erlebt den ganzen Reigen der schändlichen Ismen. Mal rebelliert sie, mal erduldet sie schweigend, doch immer sind ihre Erlebnisse von einer rohen Authentizität und regen die Leser:innen zum Nachdenken an. Wer spricht hier? Schnell begreifst du beim Lesen, dass es nicht Ada ist, die die Geschichte erzählt, auch wenn sie immer im Mittelpunkt der Geschehnisse steht. Es ist eine Wesenheit, die hier spricht, die Ada von Reinkarnation zu Reinkarnation begleitet und selber so gerne ein Mensch wäre, jedoch immer wieder nur als Gegenstand existiert. Sie ist der Reisigbesen, mit dem Ada in Westafrika geschlagen wird. Der Türklopfer, der den Liebhaber kommen und gehen sieht. Das KZ-Zimmer, erfüllt von unermesslichem Leid. Der Reisepass, der ein neues Leben verspricht. Und obwohl diese Wesenheit sieht, mit welchem Schmerz und welchem Kampf das Leben verbunden ist, sehnt sie sich danach, es selber zu erleben. Sprechende Gegenstände, das klingt gewöhnungsbedürftig, womöglich sogar nach Disney. Vielleicht graust es dir bei dem Gedanken, siehst du vor dem inneren Auge schon singende Teekessel. Dazu kommt noch, dass die Wesenheit, die ihnen innewohnt, in stetem Dialog mit einem Gott steht, der mit einer amüsierten Distanz auf das Leben schaut, die Ereignisse locker-flockig kommentiert und dabei auch schon mal ‘berlinert’. Nein, liebe:r Leser:in, geh noch nicht, schlag das Buch nicht zu schnell zu! Ich verspreche dir: das ist weder verkitscht noch pseudoreligiös; es ermöglicht der Autorin, ihre Geschichte zugleich hautnah und mit eíner erwägenden Distanz zu erzählen, mit einer unglaublichen Klarheit. Es ist zutiefst originell, bricht die Geschichte immer dann auf, wenn es nötig ist, um den Leser:innen mehr Raum für Reflektion zu geben. Das Leichte, das Schwere, das ist in jeder Schleife in Balance. „Die Zeit war jedenfalls gekommen, um Ada daran zu erinnern, dass alle Wesen – vergangene, gegenwärtige und zukünftige – in Verbindung miteinander sind, dass wir es immer waren und immer sein werden. Die Botschaft kann erdrückend sein, wenn mensch meint, sie zum ersten Mal zu hören. Wir wollten Ada damit nicht überrumpeln. Wir wissen ja, dass sie am Ende ihres Lebens zunächst immer eine Runde Abstand braucht.“ Und so hangelst du dich von Leben zu Leben… Ich konnte mich der Geschichte nicht entziehen. Sie hielt mich auf jeder einzelnen Seite gepackt mit ihrer intelligenten Schreibweise, ihrer unterschwelligen Spannung, ihrem klaren Blick auf eine Frau, die sich quasi häutet und wandelt und doch im tiefsten Inneren immer den selben Funken Leben in sich trägt. Das ist frisch und berührend und mit jeder Drehung der Schraube wieder überraschend. Um Ada herum wandelt sich auch die Welt. Mit jedem Perspektivenwechsel fällt der Blick auf gesellschaftliche Veränderungen und zugleich eine ungemein persönliche Lebenswirklichkeit. Immer zieht sie das Trauma all ihrer Leben, das zugleich das kollektive Trauma vieler Frauen ist, hinter sich her wie einen vielgestalten Schatten, das Miasma einer erschütternden Grausamkeit. Das wird so meisterhaft wie subtil in Worte gefasst. Die Gewalt, die Ada unweigerlich in jedem Leben begegnet, wird nicht geschönt, doch für die Leser:innen durch gekonnte Verfremdung erträglich gemacht. Überhaupt verzichtet Otoo auf den moralischen Zeigefinger, das hat der Roman gar nicht nötig. Sie traut der:m Leser:in offenbar zu, eigene Schlüsse zu ziehen und eigene Urteile zu treffen; sie gibt ihr:m nur das nötige Rohmaterial an die Hand. Andere Charaktere sind eher Statisten in Adas Leben, doch du erkennst: einige davon sind Schlüsselfiguren in ihrer Existenz, auch sie werden in diversen Rollen wiedergeboren. Dieser hier, der war doch im letzten Leben noch ihr Bruder? Ah, da ist wieder der Mann mit der Narbe… Zu verfolgen, welche Menschen und fundamentale Erlebnisse immer wieder auftauchen, in vielfacher Gestalt, das erfordert aufmerksames Lesen – und das ist Vergnügen, keine lästige Pflicht. Ein goldenes Armband kommt in jeder Schleife aufs Neue vor; die Wesenheit hält es für ihre Aufgabe, dieses in ganz bestimmte Hände zu bringen und sich damit die Menschwerdung zu verdienen. Ein Leitmotiv, dessen Bedeutung immer wieder neue Facetten zeigt – das wird so innovativ und gekonnt eingesetzt, wie Otoo die ganze Erzählung gestaltet. Ach, hier möchte ich schon aufhören, auch wenn ich noch so viel sagen könnte… Aber dies ist ein Buch, dass jede:r selbst für sich entdecken sollte, ohne zu viel Vorwissen oder fremde Interpretation. Lass es auf dich wirken, lass es nachhallen, vergiss erstmal die Meinung anderer Menschen. Fazit 1459, 1848, 1945, 2019: wir folgen Ada in vielen Reinkarnationen (“Schleifen”) durch die Jahrhunderte. Sie ist jedes Mal wieder eine andere und doch im Kern die gleiche Ada. Sie erlebt alle Aspekte des Lebens, des Frauseins; mal kämpft sie ums bloße Überleben, mal um persönliches Glück, oft um Gleichberechtigung, immer um Selbstbestimmung – um Raum für ihre Existenz. Und das erzählt Otoo auf eine Art, die so originell ist, dass man aufhorcht, vielleicht erstmal skeptisch die Augenbraue hochzieht. Hier werden Grenzen überschritten oder neu definiert, darauf musst du dich erstmal einlassen. Aber das lohnt sich, denn “Adas Raum” ist ein literarisches Abenteuer, ein sprachliches Fest! Ein Debüt mit erzählerischer Wucht und doch feiner Subtilität. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-sharon-dodua-otoo-adas-raum/
„Adas Raum“ ist die Geschichte von 4 Adas. Eine im Jahr 1459 in Totope im heutigen Ghana, gefolgt von der Mathematikerin Ada Lovelace in London, 1848. Dann kommt 1945 die Zwangsprostituierte Ada in einem Außenlager des KZs Buchenwald zu Wort und schließlich die Ada der Gegenwart, die in Ghana aufgewachsen ist und heute mit ihrer Halbschwester in Berlin lebt. Vier Adas im Lauf der Geschichte, aber eigentlich sind sie eins – dazu aber später mehr. Der Aufbau von Sharon Dodua Otoos Roman ist mehr als komplex. Sie erzählt auf vier verschiedenen Zeitebenen sowie einer weiteren, die aus der Zeit gefallen scheint. Denn alle vier Adas sind miteinander verbunden, sind Reinkarnationen, wenn man so will oder entsprechen einfach einem Schema, das sich in der Menschheitsgeschichte immer wiederholt. Eine Frau namens Ada, zugrunde gerichtet von einem Mann mit demselben Namen (in Variationen), ihr Kind (und noch mehr) verlierend, bis sich am Ende mit der Ada der Gegenwart die Chance auf Veränderung ergibt. All das übersieht Gott – übrigens mal als Frau und mal als Mann bezeichnet – sich mehr oder minder in den Lauf der Dinge einmischend, denn die vier Frauen werden auch durch ein Armband verbunden, das irgendwie von der einen zur nächsten Ada gelangen muss. Dabei schlüpft Gotts Helferlein in die verschiedensten Gegenstände und beobachtet mal als Reisigbesen, als Türklopfer oder als ganzer Raum das Geschehen. Dieses gesamte Gefüge ist nicht einfach zu überschauen und zu deuten, aber ich glaube auch nicht, dass die Autorin nur die eine Interpretation im Sinn hatte, als sie schrieb. Für mich ist Ada alle Frauen und alle Frauen sind Ada. „Adas Raum“ ist eine Geschichte über so vieles, zum Beispiel Feminismus, Gewalt gegen Frauen (durch Männer, aber auch untereinander), Rassismuserfahrungen und Mutterschaft. Dabei spielt Sharon Dodua Otoo mit der deutschen Sprache, bricht sie auf und fügt sie neu zusammen. Sie schlägt Brücken zwischen den unterschiedlichen Adas (die Ada der Gegenwart hat sich z.B. wie Ada Lovelace der Informatik verschrieben) und spielt auch auf ihre eigenen Werke an. Grandios!
Bin immer sehr offen für Romanexperimente, fand die vielen Ada-Geschichten aber sehr wahllos zusammengewürfelt (vor allem oftmals nicht gut voneinander abgegrenzt) und sehr einseitig. Eigentlich immer nur thematisch mit (gescheiterter) Mutterschaft verbunden, Frauen, die ihr Glück ausschließlich in unzuverlässigen/toxischen Männern sehen und unbedingt Kinder in die Welt setzen wollen. Die spannenden Themen (Rassismus/Kolonialismus/(Schwarze) Frauen in versch. historischen Settings) gerieten für mich dadurch völlig in den Hintergrund. Sharon Dodua Otoos Sprache ist für mich ein großer Pluspunkt gewesen. Die Erzählinstanz, die in Gegenstände schlüpft, war sehr faszinierend. Die verschiedenen historischen Perspektiven waren ebenfalls großartig. Aber die meisten Adas eher uninteressant, leider. Na ja, und das bisschen Berlin, auch unspektakulär.
Ich habe es nach knapp 100 Seiten abgebrochen. Es hat mich sprachlich überhaupt nicht angesprochen.