16. Juni 2024
Bewertung:5

Tief berührend

Eine tief berührende Geschichte über die Wirkung von äusseren Umständen und was diese mit den Menschen machen können. Eine ausgezeichnete Beschreibung wie fragil die Seele ist und woran wie wir erneut Halt suchen, wenn wir die gewohnten Umstände verlieren.

Die Mittagsfrau
Die Mittagsfrauvon Julia FranckS. FISCHER
6. Dez. 2023
Bewertung:5

Literarisch und inhaltlich für mich ein Meisterwerk

Indem verstörenden Anfang als Helene ihren Sohn am Bahnhof zurück ließ, kam zunächst die Geschichte ihrer Familie, die ich Anfangs sehr lang, aber sehr gut beschrieben empfunden habe. Im Nachhinein und auch schon während des 2. Teils musste ich feststellen, dass es diese gebraucht hat, um das Leben, besonders der Frauen und der jüdischen Familien in dieser Zeit in Deutschland verstehen zu können. Ab der Mitte hat mich das Buch sehr ergriffen und auch bedrückt und ich hoffe, dass es so eine Zeit des Kieges und Hasses bei uns nicht mehr gibt.

Die Mittagsfrau
Die Mittagsfrauvon Julia FranckS. FISCHER
11. Okt. 2023
Bewertung:4

Verstörend und nachdrücklich

"Die Mittagsfrau" beschreibt das Leben einer Frau und einer Familie vom Beginn des 20. Jh bis in die 1950er Jahre. Dabei liegt der Fokus auf den Personen in der Familie, ihren Empfindungen und Beziehungen und nur am Rande wird das Zeitgeschehen berichtet, der Krieg, die Judenverfolgung, die diese Familie zu dem macht, was sie ist. Die Personen und die Erzählweise sind hart zu sich selbst und Anderen und schweigsam - das Wesentliche bleibt ungesagt zwischen den Zeilen. Mir hat der Roman gut gefallen. Er war sehr nachdrücklich aber auch verstörend.

Die Mittagsfrau
Die Mittagsfrauvon Julia FranckS. FISCHER
23. Feb. 2023
Bewertung:4

1945, es ist Kriegsende. Der achtjährige Peter flüchtet mit seiner Mutter Helene in Richtung Westen. Wie so viele, versuchen sie in den Zügen Platz zu finden. Doch immer sind diese voll. Noch geht er jeden Tag in den Milchladen, in dem die Schule abgehalten wird. Jeden Tag sind es weniger Kinder. Doch heute kam auch der Lehrer nicht mehr. Peter läuft nach Hause und findet die Wohnungstür in dem halb zerbombten Haus notdürftig verschlossen. Drinnen hört er die Mutter und die Russen. Bald darauf bekommt Helene, die Mutter einen Tipp. Es gehen mehr Züge Richtung Westen und sie finden Platz in dem überfüllten Zug. Kurz vor Pasewalk hält der Zug und die Menschen strömen auf den Bahnhof. Helene setzt ihren Sohn auf eine Bank und zwingt ihn auf sie zu warten. Und dann verschwindet sie. Diese Geschichte ist erst das Vorspiel zu dem eigentlichen Roman über Helene und ihre Familie. Helene ein zartes und intelligentes Mädchen und doch ist sie zäh und beißt sich durch. Der Roman ist fast prosaisch geschrieben, der sich in den Gedanken des Lesers festsetzt. Kein Roman, den man zwischendurch einmal zur Hand nehmen kann. Die Geschichte Helene‘s beginnt in Bautzen. Ihre Schwester Martha ist ihr die wichtigste Person. Die „verrückte“ Mutter liebt ihre Mädchen nicht, schon gar nicht die Jüngste, Helene. Wären doch noch die Jungen am Leben, die die Mutter geboren hat. Doch die Mädchen halten aneinander fest. Der Vater, besessen von der Mutter, muss in den Krieg ziehen und kommt erst Jahre später zurück, um zu sterben. Schon die Absonderlichkeiten dieser Familie scheinen einen Grundstein für das Verhalten von Helene gelegt zu haben. Helene kommt 8 Jahre vor dem ersten Weltkrieg auf die Welt. Wächst in einem Haushalt auf, der viele Fragen aufwirft. Ist die Mutter gar eine Jüdin? Wenig erklärend, reihen sich die knappen, eindringlichen Sätzen aneinander. Doch hat man bald ein sehr genaues Bild von dem, was sich in dem Leben der Mädchen entspinnt. Lange schon liegt dieses Buch in meinem Regal. Es hat auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Interessant, dass Bücher manchmal ein Eigenleben haben. Es ist schwierig den Einstieg zu finden. Die Sätze und Wörter fallen über den Leser her und verwirren. Aber zwischen den Zeilen finden sich die Antworten. Das Buch aus der Hand zu legen, wäre ein Fehler, denn sonst könnte man etwas verpassen. Man sollte in der richtigen Stimmung sein, um diesen gewaltigen Roman zu genießen. Julia Franck trifft mit ihrer Sprache genau die Zeit der 1920 und 1930, weshalb es mir am Anfang wohl auch etwas schwer fiel, zu begreifen. Und doch genau das scheint es zu sein, weshalb sich dieser Roman in den Gedanken festsetzt. Zu Recht hat Julia Franck mit diesem Roman den Deutschen Buchpreis 2007 bekommen.

Die Mittagsfrau
Die Mittagsfrauvon Julia FranckS. FISCHER