Die erste von drei Geschichten spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts und handelt von einem Portugiesen, der in der hügeligen Provinz nach Spuren eines Kruzifix sucht. Er bekommt hierfür ein neumodische Kutsche namens Automobil von seinem Onkel geliehen, der ihm seitenweise den Bau und die Handhabung des Renaults erklärt. Das hatte einen ähnlich hohen Unterhaltungswert wie das Handbuch für mein Auto. Auf der Fahrt schlägt dem Protagonist von der Landbevölkerung fast ausnahmslos Hass und Verachtung entgegen. Klischeehafter kann man Hinterwäldler kaum beschreiben. Ich wollte das Buch nicht vorschnell verurteilen und dachte, dass vielleicht noch eine interessanter Schluss die Geschichte rettet. Aber es endet mit fassungslosem Kopfschütteln. Auch die zweite Geschichte las sich nicht besser an. Abbruch bei 40 % aufgrund akuter Langeweile.
Nach holprigem Start ein erstaunliches Buch
Die Zusammenfassung auf der Rückseite des Buchs hat mich ganz anderes erwartet lassen - nämlich einen Mann, der einen Roadtrip macht. Tatsächlich ist das Buch in drei Geschichten unterteilt, die erst auf dem zweiten Blick sowohl thematisch als auch faktisch zusammenhängend sind und dabei ganz fantastisch funktionieren. Die erste Geschichte hat mir den Einsteig zäh gemacht, da der Fokus auf dem neuartigen Automobil liegt - ich hätte die wiederkehrenden Beschreibungen der technischen Fahrtprobleme rausgekürzt. Die nächsten beiden Geschichten fühlen sich deutlich kurzweiliger und abwechslungsreicher an. Es erstaunt mich , wie viele oft auch unauffällige Metaphern, philosophische Fragen etc. versteckt sind. Als Leser hat man Spaß die Verbindungen zwischen den Geschichten zu entdecken und hat dabei die Herausforderung, sich selbst den tiefgründigen Themen zu stellen. Nur weil die zwei letzten Geschichten so hinreißend waren, bin ich von 3 auf 4 Sterne gegangen.
Hatte am Anfang etwas Probleme, in die Geschichte reinzkommen. Dieser Artikel in der FAZ hat mir geholfen, besser zu verstehen: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/buchkritik-yann-martel-die-hohen-berge-portugals-14421773.html (VORSICHT Spoiler). Das Buch ist in drei Teile, drei miteinander verwobene Geschichten aufgeteilt, die anfangs "wahllos" aneinandergereiht wirken - darüber, wie Menschen auf unterschiedliche Art den Tod verarbeiten. Nach und nach erkennt man die Zusammenhänge. Der dritte und letzte Teil hat mir am besten gefallen =) - durchhalten.