
In Elif Shafaks Roman Die Heilige des nahenden Irrsinns geht es um eine kleine Gruppe junger Menschen, die in Boston zusammenleben. Sie kommen aus verschiedenen Ländern – der Türkei, Marokko, Indien und Mexiko. Sie alle sind auf der Suche nach einem Platz im Leben, nach Zugehörigkeit, nach Verbindung. Im Zentrum steht Ömer, ein türkischer Student, der mit Abed aus Marokko und Piyu aus Indien eine WG teilt. Alle drei tragen ihre Prägungen, Zweifel und Fragen mit sich. Über Piyus Freundin Alegre kommt die Gruppe in Kontakt mit Debra Ellen Thompson, einer klugen und offenen queeren Frau, sowie mit Gail, einer stillen, verletzlichen Frau, die mit seelischen Krisen kämpft. Zwischen Gail und Debra entsteht zunächst eine intime Verbindung. Doch Gail zieht sich zurück. Ihre Unsicherheit, ihre Zerrissenheit und ihr innerer Schmerz stehen ihr im Weg. Später entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihr und Ömer, eine Annäherung, die ruhig, vorsichtig und nicht frei von inneren Konflikten ist. Am Ende heiraten sie, doch die Geschichte bleibt offen, unaufgelöst wie das Leben selbst. Und es bleibt auch als Erinnerung an Gail zurück, an ein Leben, das still wurde, bevor es Frieden fand... Die Heilige des nahenden Irrsinns ist ein stilles Buch. Es erzählt nicht vom Ankommen, sondern vom Suchen. Es spricht für alle, die sich schon einmal fehl am Platz gefühlt haben und erinnert daran, dass in unsicherem Boden oft das Menschlichste wächst: Mitgefühl. ▶️Dass Zugehörigkeit nicht immer von außen kommt. Man kann sich überall fremd fühlen auch in sich selbst. ▶️ Dass psychische Fragilität ein Teil des Lebens ist und mit Offenheit und Mitgefühl gesehen werden sollte. ▶️ Dass jeder Mensch auf seine Weise kämpft und genau darin verbunden ist mit anderen. ▶️ Und dass der „nahende Irrsinn“ manchmal gar kein Wahnsinn ist, sondern ein Ausdruck von tiefer Wahrnehmung.