Über Umwege bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden; ich kann nicht einmal mehr genau sagen, wer es mir empfohlen hat. Ich glaube, es war eine glühende Rezension, die ich auf Facebook darüber überflogen habe und die mich dazu gebracht hat, das Buch sofort zu kaufen. (Obwohl ich mir oft Bücherkäufe sehr genau überlege, habe ich hier tatsächlich direkt zugeschlagen - und es nicht bereut.) Ich lese sehr, sehr gerne Bücher über das Schreiben, aber nicht immer bekommt man das, was einem versprochen wird. Viele Autoren können oder wollen ihren Prozess nicht entmystifizieren, wollen lieber als die leidenden Künstler gelten, anstatt auch mal zu zeigen, was ein Autor der heutigen Zeit viel mehr ist: Ein Arbeitspferd. Deshalb stehe ich der meisten Literatur, die sich ums Schreiben dreht, skeptisch gegenüber und bin sehr kritisch. In diesem Fall konnte ich mich jedoch vollkommen zurücklehnen und genießen. Denn Frau Berling hat einen ganz fantastischen, mitreißenden Roman über ihr Leben und ihr Schreiben geschrieben, zwei Dinge, die natürlich eng miteinander verwoben sind. In vielen der Zeilen konnte ich mich selbst wiedererkennen, selbst wenn ich noch nicht so lange im Bücherbusiness bin, wie sie. Aber jeder hat ja so seine Erfahrungen gemacht. Die Hilflosigkeit, die sie in einigen Lebenslagen empfunden hat, kenne ich auch, ebenso wie die Geldnöte und die Sucht, aus der Kunst etwas zu machen. Ich konnte an einigen Stellen herzlich lachen, mitseufzen oder gar mitweinen, ob vor Frust, Freude oder Trauer, es hat mich stets stark berührt. Bei jedem Wort war ich bei der Autorin mit dabei, was nicht zuletzt ihrem klaren, direkten Schreibstil zu verdanken ist. Es bleibt bis zum Ende spannend und es wird klar, dass die Autorin ihr Handwerk ebenso versteht wie eine emotionale Bindung zum Leser aufzubauen. Umso frustrierender war es für mich, von den Enttäuschungen zu lesen, die sie Jahr für Jahr während ihres Schreibens hat einstecken müssen.Dieses Buch ist nicht nur ein Lebensbericht und eine kleine Hommage an das Schreiben selbst, sondern spiegelt auch einen Großteil der Buchindustrie wieder, und zwar so, dass es erschreckend ist. In einer Welt, in der anscheinend niemand zugeben will, dass er trotz passabler Buchverkäufe und viel Werbung kaum von dem, was er schreibt, leben kann, ist es umso wertvoller, dass es "Vom Kämpfen und vom Schreiben" gibt. Es ist definitiv eines der besten Bücher über das Schreiben, das ich jemals gelesen habe.
Invalid Date16. Sept. 2023
Vom Kämpfen und vom Schreibenvon Carla BerlingCarla Berling