Olivia Prior ist allein auf der Welt. Sie hat keine Familie, keine Stimme und lebt in einem lebensfernen Waisenhaus. Bis eines Tages ein Brief für sie eintrifft, von ihrem Onkel, der sie zu sich holt: Auf das Anwesen Gallant, vor dem ihre Mutter sie in ihrem Tagebuch stets gewarnt hat… Mit recht wenigen Seiten aber bezaubernden Worten schafft VE Schwab eine düstere und beklemmende, aber auch irgendwie lebendige Welt, eine Protagonistin, die widerspenstig gegen die Stille kämpft und mutig voranschreitet. Geister, Schatten und mysteriöse Zeichnungen begleiten die Geschichte und erschaffen eine Atmosphäre, gefüllt mit Dunkelheit und Sonnenschein gleichermaßen, voller Geheimnisse und ohne viel blutige Action dennoch einen gewissen Gruselfaktor. Die Idee mit der Welt hinter der Mauer erinnert ein bisschen an Stranger Things, die Zeichnungen im Buch und die Atmosphäre von Gallant könnten direkt aus Tim Burtons düster-magischem Universum stammen: eine unschlagbare Kombi. Die Geschichte hätte aber gerne länger sein dürfen, mehr Details zu allem hätten der Handlung noch den letzten Schliff gegeben.

Mein 1. V. E. Schwab Buch… ich hab mir sehr viel davon versprochen - und ich muss auch sagen: mir gefällt die Idee von „Gallant“ sehr. Auch die Protagonistin Olivia kann man eigentlich nur gern haben… aber: mir ist „Gallant“ irgendwie zu wenig! Zu wenig zur Geschichte des Hauses, wie es dazu kam, zu wenig zur Liebesgeschichte von Olivias Eltern… denn es hätte doch sehr viel Potenzial geboten, da noch genauer ins Detail zu gehen. Nichtsdestotrotz ein schönes nicht zu gruseliges spooky 👻 Buch. Da ich mir das Ende noch etwas anders gewünscht hätte und ich finde, dass man generell zu „wenig“ über Gallant und die Priors erfahren hat, kann ich aber „nur“ 4 Sterne geben. Die Sprache von V. E. Schwab gefällt mir allerdings sehr gut und ich empfinde sie als poetisch, oft auch sehr märchenhaft.

Ich würde gerne mehr Sterne geben, wenn es ginge. Mir war klar, dass mir das Buch gefallen würde, doch es hat sich für mich als ein unerwartetes Jahreshighlight herausgestellt. Ich habe viel geweint, viel gegrübelt und viel Zeit darin investiert, mir Gedanken zu den Zeichnungen zu machen – und ich liebe dieses Buch. Von Anfang bis Ende Klasse, keine Seite zu viel und auch keine zu wenig.