
Überredung erzählt die Geschichte von Anne, die mit den Folgen vergangener Entscheidungen lebt und ihren eigenen Weg zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und innerer Überzeugung sucht – ganz ohne große Dramen, dafür mit leiser Spannung und viel emotionaler Tiefe. Ich fand es wieder beeindruckend, wie Jane Austen auf kluge und subtile Weise Kritik an der Gesellschaft ihrer Zeit übt – besonders in Bezug auf die Rolle der Frau, den sozialen Druck und die starren Etiketten der damaligen Welt. Anne ist eine zurückhaltendere Figur als viele ihrer anderen Heldinnen, doch gerade das macht sie so faszinierend: Sie ist nachdenklich, feinfühlig und wirkt durch ihre innere Stärke und Reife besonders authentisch. Im Vergleich zu Stolz und Vorurteil ist der Ton insgesamt ruhiger, aber dafür umso tiefgründiger. Ein stilles, aber kraftvolles Werk mit einem versöhnlichen Ende – und ein weiterer Beweis für Austens feines Gespür für Zwischentöne, Charakterentwicklung und gesellschaftliche Beobachtung. ⭐⭐⭐⭐.