Jeden Sommer reist eine Mi’kmaq-Familie von Nova Scotia nach Maine, um sich ihren Lebensunterhalt mit Beeren pflücken zu verdienen. Wenige Wochen nach Saisonbeginn 1962 verschwindet die kleine Ruthie, das jüngste Kind der Familie, spurlos und hinterlässt eine tieftrauernde Familie und ihren älteren Bruder Joe mit zermürbenden Schuldgefühlen, da er der Letzte war, der sie gesehen hat.
Norma wächst in einem wohlhabenden Haushalt in Maine auf, wird aber von Träumen geplagt, die sie nicht verstehen kann. Ihre liebevolle, aber kontrollierende Mutter und der emotional distanzierte Vater weigern sich, darüber zu sprechen und schreiben die Träume Normas lebhafter Fantasie zu. Aber als Norma älter wird, erkennt sie, dass ihre Eltern ein furchtbares Geheimnis vor ihr verbergen…
⭐️⭐️⭐️⭐️
Was ein tolles Buch 🥹
Auch wenn es stellenweise sehr langatmig war, muss ich doch gestehen, dass die Erzählungen über den Verlauf von Joe‘s und Norma‘s Leben essenziell für die Stimmung und das Verständnis der Geschichte waren.
Zwar weiß man als Leser gleich zu Beginn, in welchem Zusammenhang die beiden Erzählstränge stehen, sodass es keinen großen Plot Twist gibt- braucht es hier aber auch nicht, da es maßgeblich um die vielen Gefühle und Empfindungen zweier Familien geht, die jede auf ihre Art und Weise furchtbares durchgemacht haben.
Das Ende war gleichwohl schmerzhaft, als auch wholesome und definitiv tränenreich 🥹
Im Barnes & Nobels auf die Schnelle mitgenommen weil mir das Cover und der Teaser gefallen hat.
Die Story hat mich dann zum Glück auch mitgerissen.
Es ist garnicht so einfach zu Beschreiben was mich an dem Buch gefesselt hat, ohne zu spoilern. 😅
Der Verlust eines Kindes und was es mit einer Familie macht, wird tiefgründig beschrieben. Gleichzeitig zeigt es Folgen von egoistischem Handeln eines Einzelnen auf. Einblicke in die Indigene Kultur runden das Buch dann noch ab.
Amanda Peters erzählt die Geschichte eines Verschwindens, das tiefe Spuren hinterlässt – bei einer indigenen Familie, die Jahr für Jahr auf den Feldern der US-amerikanischen Ostküste Beeren pflückt, und bei einem Kind, das nichts von seiner Herkunft weiß.
Im Zentrum des Romans stehen zwei Lebenswege: Der der kleinen Ruthie, die als junges Mädchen spurlos verschwindet, und der von Joe, ihrem älteren Bruder, der sein ganzes Leben lang die Wunde dieses Verlustes mit sich trägt. Peters entfaltet diese beiden Perspektiven mit ruhiger Konsequenz und verzichtet auf spektakuläre Wendungen oder melodramatische Zuspitzungen. Stattdessen vertraut sie auf die Kraft der Erinnerung, der Sprachlosigkeit und der kleinen, manchmal kaum wahrnehmbaren Handlungen, die Menschen für immer prägen können.
Die Autorin verwebt dabei klassische Erzählmuster wie das des verlorenen Kindes, der gefundenen Familie und der lebenslangen Suche nach Identität. Ohne je formelhaft zu wirken, macht sie sichtbar, wie prägend diese Erfahrungen sind, für diejenigen, die zurückbleiben, ebenso wie für jene, die unbewusst entwurzelt wurden.
Auffallend ist die Schlichtheit von Peters’ Sprache. Ihre Sätze sind klar gebaut und gewinnen gerade dadurch an Eindringlichkeit. Emotionen werden nicht behauptet, sondern entfalten sich leise aus dem Erzählten. Das verleiht dem Roman eine große Authentizität.
Einen wichtigen Raum nimmt dabei die kulturelle Identität der Familie ein. Peters, selbst Angehörige der Mi'kmaq, webt die Erfahrungen einer indigenen Gemeinschaft ein, ohne sie auszustellen oder zu idealisieren. Statt lauter Anklagen setzt sie auf die stille Darstellung von Ausgrenzung, Entfremdung und den Verlust von Zugehörigkeit - Themen, die in der Erzählung stets mitschwingen, ohne den Ton zu dominieren.
Die Komposition des Romans spiegelt den emotionalen Zustand seiner Figuren wider. Immer wieder unterbrechen Zeitsprünge und Rückblenden die Chronologie der Handlung, so wie die Erinnerung selbst selten linear verläuft. Peters versteht es, Leerstellen und Unsicherheiten zu nutzen, um eine dichte Atmosphäre zu erzeugen, in der das Ungesagte oft mehr Gewicht hat als das Ausgesprochene.
Besonders eindrucksvoll gelingt es der Autorin, die Trauer der Zurückgebliebenen und das diffuse Unbehagen der verlorenen Tochter miteinander zu verweben. Ruthie, die in einer fremden Familie aufwächst, spürt früh eine innere Leere, die sie nicht benennen kann. Joe hingegen, der älteste Bruder, ringt lebenslang mit Schuldgefühlen - ein stilles Beispiel für das Tropus der Geschwisterschuld, das Peters sensibel ausgestaltet. Beide suchen auf ihre Weise nach einem Ort, der Heimat heißen könnte, ohne sicher zu sein, ihn jemals zu finden.
"The Berry Pickers" ist ein Roman über Verlust, Identität und das unaufhörliche Suchen nach einem Platz in der Welt.
Ein leises, tiefgründiges Buch, das gerade durch seine Zurückhaltung anrührt und im Gedächtnis bleibt.
Wie nichtssagend kann ein Buchtitel sein – und wie unglaublich die Geschichte dahinter.
"The Berry Pickers" erzählt die Geschichte einer Familie indianischen Ursprungs, die jeden Sommer nach Maine fährt, um dort beim Heidelbeerpflücken zu helfen. So auch im Sommer 1962, als plötzlich die 4-jährige Ruthie, das jüngste Kind der Familie, spurlos verschwindet.
Zeitgleich wächst nicht allzu weit entfernt ein Mädchen als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie auf. Die Mutter ist überfürsorglich, der Vater hingegen emotional nicht wirklich involviert. Obwohl beide Geschichten auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben, haben sie genau das doch.
Nachdem ich ein bisschen gebraucht habe, um in das Buch reinzukommen, konnte ich es dann gar nicht mehr aus der Hand legen. Die erzählerische Komplexität, der Aufbau der Geschichte, die Charaktertiefe – all das hat mich komplett an "Demon Copperhead" erinnert.
Das Buch ist so unfassbar gut geschrieben – so klug, facettenreich und berührend. An vielen Stellen sind mir einfach die Tränen gekommen.
Joe und Norma sind mir als Hauptfiguren auch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mir gewünscht hätte, dass dieses Buch nie endet.