1. Okt. 2024
Bewertung:1

So leid es mir tut, aber meine Erwartungshaltung war mir wieder im Weg. Ich habe das Buch bei 52 % abgebrochen. Das Buch bestand hauptsächlich aus detaillierten Rückblicken, Agnes (die Hauptfigur) ist eine „weise“ Frau und der Erzähler ist stets nah an ihr dran. Sie lernt ihren Mann (Shakespeare) kennen und ihnen werden viele Steine in den Weg gelegt. Sie ist bereits schwanger, sie bekommt das Kind. Sie wird wieder schwanger. Merkt es natürlich mit ihrem sechsten Sinn, usw.... Bereits am Anfang der Geschichte lernen wir aber ihre Kinder kennen und ich wollte eigentlich nur wissen, wie die Zwillingsschwester von Hamnet die Pest überlebt. Leider ist das alles nicht mal historisch korrekt, da Shakespeare nur ein Kind hatte. Es geht hier um eine „atmosphärisch aufgeladene“ Familiengeschichte die in einem Drama endet. Mir war das alles viel zu sehr in die Länge gezogen und ich habe nichts gefühlt.

Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLER
Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLERvon Maggie O'FarrellTinder Press
1. Aug. 2024
Bewertung:4

Ambiguous thoughts on this one - the language is so overloaded, and the ending seems so rushed to me - 90% of the book the author takes all the time in the world to describe every single detail, it is really tedious to read sometimes - I kinda liked the story about the flea though. I didn't fall in love with that book, but I don't regret having read it - as I said: ambiguous.

Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLER
Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLERvon Maggie O'FarrellTinder Press
4. Jan. 2024
Bewertung:2

I was so curious about this book, but by a third or so in I could tell it just wasn't for me. So why did I keep reading? The story is good. The historical details, as far as I can tell, are well-researched, and the writing really nicely tugs the reader in and forms a rich, bustling, vibrant immersion into this time and society. And if you like a style that is at times omniscient, sprinkles in foreshadowing here and there, and follows some characters and miniature plot lines that are brilliant for the worldbuilding if not at all important-feeling to the story's heart, this novel might very well be something great for you. I struggle with all of the above, loving one or a few main characters with an emotion-driven, best empathetic style that I can sink into so deeply I feel everything that character goes through like I was them myself. Finding that character anchor I need was close to impossible for me in here, and every time I thought "yes, finally, now, I've got one of you," the POV skipped onwards again or pushed me out by omniscient details or the writing that never quite let me forget I was reading a story rather than living it. What didn't help (though I knew of this before) were the epithets for William Shakespeare. Now, this isn't a story brimming with those. His family members are all called by their names, although their surname also is never mentioned. So he stands out with this "the tutor" "her husband" "his/her son/father" treatment. On the one hand, it does humanise him very well to never ever have his name dropped, to the point of almost forgetting his historical importance. But also, this special treatment, though it succeeds in making him not so, never let me forget he IS that great name, even long before he goes to London. I also can't make up my mind about the two timelines interweaving. Technically it was done well, but emotionally, and then with the occasional omniscient touch, it only added to the feeling of having this wonderful rich world so close before me, and yet so very inaccessible, a barricade of some sort denying me to really sink in. And sweet as it was to get a glimpse at the past, I frankly didn't much care for it, not in the context of wanting to know what would happen with the twins next. Lastly, the style. I do love poetic writing, more so when it's emphatic and creates a cadence that seems to create its own life, free and unbound. I live for it. In this tale, it was too much for me though and especially the "trinity descriptions" soon got that predictable feeling that only surprised by the particular words being chosen but otherwise became increasingly bland. A pity, really. I wanted to love this novel. And I also see why so many readers do. Just as I think Hamnet deserves his story to be told in this way. But it never really felt like his story to me, nor like it was any of the characers', rather than a historical piece that observed, beautifully, but nonetheless kept me from living it to the full, always keeping me at arm's length.

Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLER
Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLERvon Maggie O'FarrellTinder Press
22. Sept. 2023
Bewertung:5

Wie “Hamnet” zu “Hamlet” wurde Shakespeare als Vaterfigur und Familienmensch - das ist der radikal neue erzählerische Ansatz von Maggie O'Farrells Roman "Hamnet" (Dt. "Judith und Hamnet"). Das größte literarische Genie aller Zeiten - umgeben und reflektiert von seiner Familie. Das Dramatis Personae dieses Romans im Kern: Der ehrgeizige Vater John (Shakespeare), Handschuhmacher aus Stratford-upon-Avon; seine Frau Mary (Arden), die Mutter des Genies und seiner Geschwister, von denen einige auch vorkommen (Gilbert, Eliza); die Ehefrau Agnes (eigentliche Lesart: Anne), Tochter eines Schäfers, Freigeist und Seherin, Heilerin, Kräuterfrau; ihr leiblicher Bruder Bartholomew; ihre Stiefmutter Joan und deren Kinder; schließlich die Kinder von Agnes und William Shakespeare: Susanna & die Zwillinge Judith und Hamnet. Und natürlich: Der Barde selbst, zunächst Lateinlehrer, dann "Handschuhvertrer" in London, dann voll und ganz Theatermensch: Schauspieler, Regisseur, Intendant und schließlich und vor allem: Dramatiker, Poet, literarisches Genie ohne Gleichen - “not of an age but for all time”. Das Kuriosum: Shakespeare bleibt die einzig namenlose Figur des Romans. Die Erzählstimme bezeichnet ihn lediglich als "der Ehemann" oder "der Vater", Nachnamen werden auch nicht verwendet. Das ist ebenfalls sehr radikal und spannend: Das größte Individuum der Literaturgeschichte, über das wir de facto so wenig wissen, wird in diesem Roman seiner Identität und seiner Individualität auf gewisse Weise beraubt und das ist so großartig, mutig und radikal, dass es mir den Atem raubt. Auf zwei Zeitebenen wird die Handlung erzählt: Die Geschichte von Hamnets Tod im Alter von 11 Jahren im Jahr 1596 ist die Haupthandlung. Alternierend wird in Rückblicken die Beziehung von Agnes und Shakespeare chronologisch erzählt. Im Mittelpunkt steht dabei Agnes, die Ehefrau und Mutter von Shakespeareas drei Kindern. Sie ist das Zentrum dieser Familie, die einen schweren Verlust erleidet, fast daran zerbricht und am Ende durch diesen Verlust, der in Kunst transformiert wird, wieder zueinander findet. Die Handlung, die im Roman beschrieben wird, ist manchmal statisch wie auf einem Gemälde und gleichzeitig lebendig, virulent und flirrend. In Stratford geschieht alles ganz ruhig, gemächlich und besonnen, während die Szenen in London einem überfüllten Wimmelbild gleichen. Die Sprache ist einfach, natürlich, greifbar und passt so wunderbar zum Beschriebenen, dass es schon fast schmerzt, wie akkurat und auf den Punkt sie ist. Auch in der Übersetzung kommt das rüber, die Übertragung ins Deutsche ist zu 100% gelungen, meiner Meinung nach. O'Farrell verwendet viele Sprachbilder sowie Onomatopoesie, also lautmalerische Wendungen, die eine sinnliche Kulisse erschaffen und das Geschehen im Kopf des Lesers lebendig werden lassen: Das wiederholte Klopfen an einer Tür, das Geräusch des Waschens auf dem Waschbrett, die Äpfel auf ihrem Winterlager, die durch menschliche Bewegung vibrieren. Das macht die Erzählung ungeheuer sinnlich und plastisch - einfach lebendig. Die Autorin hat Elemente des magischen Realismus in die Handlung verwoben: Es gibt unerklärliche Vorkommnisse, also “Dinge zwischen Himmel und Erde, die sich der Schulweisheit entziehen”, um "Hamlet" sinngemäß zu zitieren. Gänsehaut erzeugen nicht nur die Vorahnungen von Agnes sondern auch die allwissende Erzählstimme, die über alle Entwicklungen - vergangene, zukünftige und gegenwärtige - im Leben der Familie Shakespeare Bescheid weiß. Magisch ist aber auch die Tatsache, dass Hamnet in “Hamlet” weiterleben wird und die Möglichkeit, dass endliches Leben in unsterbliche Kunst transformiert werden kann. "(Judith und) Hamnet" ist aber auch der Roman einer Fernbeziehung. Eines liebenden Mannes und Vaters, der als Pendler lebt und der nur in der Großstadt die Arbeit machen kann, die er möchte. Eines Menschen aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen, der es zum reichsten Mann von Stratford bringt, ohne dort wieder richtig zu leben - er bevorzugt seine Klause, die Junggesellenwohnung in der Stadt. Die Familie Shakespeare lebt ohne einander. Diese Komponente und das Thematisieren der Infektionskrankheit Pest, verleihen dem Roman einen modernen Anstrich. Muss man “Stratfordianer” sein, um den Roman genießen zu können? Man muss sich schon - “willing suspension of disbelief” falls man dieser Theorie nicht Folge leistet - ganz einlassen auf die klassische Lesart, dass ein Handschuhmacherssohn aus Stratford-upon-Avon, der fernab höfischer Zirkel und ohne universitäre Bildung aufwuchs, diese weltberühmten Dramen und Gedichte schrieb und nicht etwa nur der “Strohmann” eines adeligen Verfassers war. Ich könnte noch so viel über dieses Buch schreiben, es hat so viele Aspekte und wird mich sicher noch lange begleiten. "Hamlet" ist ein Meisterwerk und “(Judith & )Hamnet" ist ein Meisterwerk unserer Zeit. Ob es zeitlos wie “Hamlet” ist, wird die Zeit zeigen.

Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLER
Hamnet: WINNER OF THE WOMEN'S PRIZE FOR FICTION 2020 - THE NO. 1 BESTSELLERvon Maggie O'FarrellTinder Press