
Toller Pagetuener
The Girls I've Been: Du glaubst, du kennst mich? Falsch gedacht. von Tess Sharpe ist ein beeindruckendes Buch, das sich geschickt zwischen verschiedenen Genres bewegt und dabei eine fesselnde Geschichte erzählt. Mit einer Bewertung von 4 von 5 Sternen ist dieses Buch ein absoluter Pageturner, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. Die Protagonistin Nora hat eine außergewöhnliche und zutiefst verstörende Kindheit hinter sich. Aufgewachsen als unfreiwillige Komplizin ihrer Trickbetrüger-Mutter, musste Nora unzählige Identitäten annehmen – Rebecca, Samantha, Haley, Katie, Ashley. Diese ständigen Rollenwechsel, das Lügen und Manipulieren, formten sie zu einer Meisterin der Verstellung und des Überlebens. Als sie mit zwölf Jahren endlich die Flucht vor diesem Leben schafft, scheint eine Art Normalität in greifbare Nähe zu rücken. Doch wie der Titel schon andeutet: Du glaubst, du kennst mich? Falsch gedacht. Die Vergangenheit hat eine lange Reichweite. Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag: Nora gerät zusammen mit ihrem Ex-Freund Wes und ihrer neuen Liebe Iris in einen Banküberfall. Was zunächst wie eine klassische Geiselnahme aussieht, entwickelt sich schnell zu einem nervenaufreibenden Katz-und-Maus-Spiel, in dem Nora ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten unter Beweis stellen muss. Die brutalen Gangster unterschätzen sie maßlos – und das ist ihr größter Fehler. Nora nutzt jede noch so kleine Gelegenheit, um die Situation zu ihren Gunsten zu wenden, und der Leser fiebert atemlos mit ihr mit. Tess Sharpe gelingt es meisterhaft, die Spannung konstant hochzuhalten. Die Rückblenden in Noras Kindheit sind nicht nur informativ, sondern auch unglaublich packend und erklären, wie sie zu der Person wurde, die sie heute ist. Diese geschickte Verwebung von Vergangenheit und Gegenwart verleiht der Geschichte eine enorme Tiefe. Man lernt Noras "Alter Egos" kennen, versteht die psychologischen Auswirkungen ihres Lebens und bewundert gleichzeitig ihre Widerstandsfähigkeit und ihren scharfen Verstand. Es ist faszinierend zu sehen, wie Nora ihre traumatischen Erfahrungen in Stärke umwandelt und sie als Werkzeuge in der extremen Situation des Banküberfalls einsetzt. Neben dem packenden Thriller-Element ist "The Girls I've Been" auch eine herausragende Escape-Story. Nora ist ständig auf der Suche nach einem Ausweg, nach einem Schlupfloch, einer Möglichkeit, ihre Freunde und sich selbst zu retten. Die Autorin überrascht den Leser immer wieder mit unerwarteten Wendungen und cleveren Lösungen, die die Geschichte vorantreiben und das Adrenalin in die Höhe treiben. Es ist eine wahre Freude, Noras Gedankengängen zu folgen und zu sehen, wie sie die Täter manipuliert und ihre Pläne durchkreuzt. Gleichzeitig ist der Roman ein vielschichtiger Coming-of-Age-Roman. Nora ist eine junge Frau, die versucht, ihre Identität außerhalb ihres traumatischen Hintergrunds zu finden. Sie navigiert durch komplexe Beziehungen – die freundschaftliche, aber auch romantische Spannung zu Wes, die aufkeimende Liebe zu Iris – während sie gleichzeitig mit den Dämonen ihrer Vergangenheit ringt. Tess Sharpe zeichnet ein großartiges Bild von Freundschaft, Liebe und dem schwierigen Prozess, sich selbst zu definieren, wenn man jahrelang nur Masken getragen hat. Nora ist eine faszinierende, vielschichtige und unglaublich coole Protagonistin, die man einfach ins Herz schließen muss, auch wenn ihr Leben alles andere als gewöhnlich ist. Ihre inneren Monologe sind pointiert und oft von einem zynischen, aber charmanten Humor geprägt. Der Schreibstil ist flüssig und mitreißend. Tess Sharpe beherrscht die Kunst, Spannung aufzubauen und den Leser an die Seiten zu fesseln. Man spürt Noras Verzweiflung, ihre Entschlossenheit und ihren Kampfgeist. Meine Bewertung: 4 Sterne Diese Story hat viele Facetten: ein hochspannender Thriller zum Mitfiebern. Eine atemlose Escape-Story, die ständig Haken schlägt. Und ein vielschichtiger Coming-of-Age-Roman mit einer faszinierenden, coolen Protagonistin. "The Girls I've Been" ist ein intensives Leseerlebnis, das lange nachhallt und definitiv empfehlenswert ist für alle, die komplexe Charaktere, unerwartete Wendungen und eine Geschichte lieben, die weit über das Genre hinausgeht. Einzig der manchmal fast schon unglaubliche Einfallsreichtum Noras könnte für den ein oder anderen Leser an der Grenze des Glaubwürdigen liegen, schmälert aber keineswegs das Gesamtvergnügen.