Hinter den Erwartungen
Ein junges Mädchen aus den Südstaaten der USA flieht mit ihrer Ziehmutter aus der Tyrannei des Vaters, die Mutter ist tot, seit das Mädchen 4 ist. Inmitten von Rassenkonflikten findet das Mädchen mit weisser Hautfarbe zu den 3 dunkelhäutigen Schwestern, die zurückgezogen in einem pinken Haus leben und sich auch mit Bienen befassen. Es wird eine dichte, lebendige Atmosphäre geschaffen, die ein bisschen an Mark Twain erinnert. Die Ausarbeitung der Nebenfiguren gelingt recht gut, sie strahlen vor Persönlichkeit und sind gut spürbar, fassbar. Lily bleibt daneben leider recht blass, und obwohl die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, bleibt die Selbstbeschreibung irgendwie eher hölzern. Wir gelangen in eine Welt der Frauen, die aus eigener Kraft ihre Welt schaffen und in ihr zufrieden leben. Männer spielen eine deutliche Nebenrolle. Diese Frauenwelt kam mir sehr glorifiziert vor, zudem hat mich der starke Bezug zur christlichen Religion über die schwarze Maria gestört, wenngleich in fast heidnischen Ritualen mit dieser Figur umgegangen wird. Es hatte für mich etwas Befremdliches, in einer Form überspitztem Überfeminismus, der mir als Leser wenig Möglichkeit gab, mich mit den Figuren zu verbinden. Die Bienen bleiben sehr im Hintergrund, man kann sie als Vorbild für diese Frauenwelt sehen, bei denen es eher um die Königin und die Arbeiterinnen (sind wenigstens geschlechtslos) geht. Sue Monk Kidd erliegt leider der Versuchung der Schwarzmalerei, was zu einer Polarisierung führt und eher ein sehr vereinfachtes Weltbild anbietet und es dadurch an Differenzierung und Vielfarbigkeit fehlen lässt. Es ist sicher keine schlechte Geschichte, die mich aber nicht ganz zufriedenstellen konnte.