Ich schwanke zwischen 3 und 4 Sternen, denn das Buch ist wirklich unfassbar gut. Ein richtiger Page Turner, der Grausamkeit konstruiert ohne über sie direkt zu schreiben und sich in bildhaften Gewaltorgien zu verlieren. Simon Beckett schafft es mit seinem Schreibstil jemanden an die Seiten zu fesseln und fordert einen gerade zu auf gemeinsam mit David Hunter das Rätsel zu entschlüsseln. David Hunter ist übrigens ein sehr sympathischer Charakter und ich liebe es, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, was m.M. nach bei Krimis und Thriller viel zu selten vorkommt. Da durch kann man gut mit David mitfühlen und leiden (und er muss mal wieder viel durchmachen in diesem Roman). Die Nähe zum Protagonisten macht sehr viel vom großartigen Leseerlebnis aus. Warum aber keine vollen 5 Sterne ? Nun ja, teilweise wirkte mir der Fall zu konstruiert. Ich hatte bereits zeitig meine Vermutung, die dann auch richtig war (zum Teil). Und eben, was zur Wendung führte, war für mich zu sehr gewollt und zu konstruiert. Auch das Ende wirkte für mich zu gezwungen. Im Vergleich zu „Die Chemie des Todes“ waren mir einige Handlungspunkte zu offensichtlich. Trotz allem war das Buch genial. Man fliegt förmlich durch die Seiten, v.a weil es Beckett versteht kleine Cliffhanger am Ende eines Kapitels zu verstecken. Und obwohl ich einige Punkte zu erzwungen fand, hat es für mich zumindest den Lesegenuss nicht gemindert - schließlich wollte ich ja wissen, ob meine Theorien nun zutreffen. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Tell!
Es liegt nun schon eine Weile zurück, seit ich den ersten Teil der Reihe, "Die Chemie des Todes" gelesen habe. Soweit ich mich erinnere, war dies sogar der erste Thriller, an den ich mich heran getraut hatte. Anfangs gab es nichts, was für mich an diesem Genre interessant war, doch irgendwie haben mich die Inhalte von Simon Becketts Büchern angesprochen und auch durch Zureden vieler anderer Blogger und Youtuber habe ich mich dann dazu entschlossen, Simon Beckett eine Chance zu geben und bereits nach wenigen Seiten hatte ich mich tatsächlich verliebt. Schnell wurde mir klar, dass ich großen Gefallen an dem englischen Anthropologen Dr. David Hunter gefunden hatte. Seine Art hatte etwas anspruchsvolles, etwas sehr eindrucksvolles und interessantes. Auch der Schreibstil von Simon Beckett war es, der mich in den Bann der Welt von Dr. Hunter gezogen hat. Die Spannung schaukelt sich von Seite zu Seite so hoch, dass es einem kaum mehr möglich ist, das Buch auch nur für eine Sekunde aus der Hand zu legen. Simon Beckett schafft es, mit seiner ganz persönlichen Note seine Leser ständig und immer wieder auf die falschen Fährten zu locken. Er schafft es, ein so spannungsgeladenes Wirrwarr aus Fakten und Vermutungen zu erstellen, dass der Leser nicht mehr weiß, wo rechts oder wo links ist. Seine Bücher gleichen tatsächlich einer rasanten Achterbahnfahrt. Ständig glaubt man, die Lösung gefunden zu haben doch bereits auf den nächsten Seiten kommen wieder neue Tatsachen ans Licht, die den Leser verunsichern und wodurch dieser mit seinen Vermutungen wieder ganz von vorne anfangen muss. Doch nicht nur die Geschichte beeindruckt den Leser, nein, auch die unglaublich gut durchgedachten und real wirkenden Charaktere, die David Hunter auf seiner Reise durch das Ungewisse begleiten. So wäre da zum Beispiel der pensionierte Inspector Brody, der sehr darunter leidet, nicht mehr in seinem Job tätig sein zu können. Ständig mischt er sich in die Ermittlungen des Polizisten Fraser ein, der eine natürliche Abneigung gegen Brody zu haben scheint. Vielleicht fühlt er sich eingeschüchtert von ihm, vielleicht hat er auch nur Angst davor ersetzt zu werden. Dann gibt es dann auch noch Strachan und seine Frau Grace, die Wohltäter der Insel. Sie sind zugezogen, gehören nicht zu den Einheimischen und werden sowohl geliebt als auch gemieden. Strachan hat jede Menge Geld in den Aufbau der Insel gesteckt; er hat Gemeindehäuser gebaut, ein Krankenhaus, hat die Schule Instand gesetzt. Nur wegen ihm gibt es eine neue und viel verbesserte Infrastruktur auf der Insel. Zum Schluss gibt es da noch Ellen und ihre Tochter Anna. Ellen ist alleinerziehende Mutter, Leiterin des einzigen Hotels und Restaurants der Insel und schlägt sich so gut es geht alleine durch ihr eigenes Leben und das ihrer Tochter. Doch auch sie hat ihre Geheimnisse und dunklen Seiten. Ebenso wie die unglaublich nervige Reporterin Maggie Cassidy, die sich anfangs als Schriftstellerin vorstellt und dadurch an Informationen gelangt, die man ihr wohl lieber doch nicht anvertraut hätte. Jeder Charakter ist speziell, eigenständig und auf seine eigene Art und Weise interessant und beeindruckend. Zum Schluss entwickelt sich die Geschichte in eine Richtung, von der ich persönlich nie geglaubt hätte, dass es so enden würde. Ich war regelrecht geschockt und habe die letzten paar Seiten so in mich aufgesogen, dass ich die ganze Welt um mich herum vergessen habe. Es existierte nur noch eines, David Hunter und die Aufklärung der Morde. Die Spannung stieg bis zur letzten Seite bis ins Unermessliche und selbst die letzte Seite war so schockierend, dass ich mich zu Tode geärgert habe, nicht auch direkt den dritten Teil mit genommen zu haben. Das ist definitiv ein Ende, dass den Leser nicht zur Ruhe kommen lässt. Zur Gestaltung möchte ich nur kurz anmerken, dass sowohl das Cover als auch die Innengestaltung sehr einfach gehalten ist. Passend zur Story befinden sich auf den Seiten weder irgendwelche Verschnörkelungen noch irgendwelche geschwungenen Schriften oder Ähnliches. Die Schrift ist einfach in einer normalen und angenehm zu lesenden Größe. Die Seiten enthalten eine angemessene Anzahl von Absätzen, die das Lesen erleichtern. Gedanken von David Hunter, Briefe, oder Ähnliches werden mit kursiver Schrift hervorgehoben. Wenn man sich tatsächlich dazu entscheidet, eines von Simon Becketts Werken zu lesen bzw. zu verschlingen, sollte man sich auf einiges einstellen. Und zwar auf Gänsehaut, hin und wieder auch schon mal unappetitliche Szenen, spannungsgeladene Momente und den Drang einfach immer weiter lesen zu müssen. Ich denke, jeder der schon mal ein Buch von Simon Beckett gelesen hat, weiß wovon ich spreche. Seine Art zu Schreiben ist einfach so besonders, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt als zu lesen und hin und wieder ist der Nervenkitzel sogar größer, als auf einer Achterbahnfahrt. Man trägt einfach ständig dieses Gefühl mit sich herum, vor Spannung fast zu explodieren. Ich empfand dieses Buch als ein Genuss. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht und hat mich regelrecht in eine Simon Beckett Sucht getrieben. Es hat mich daran erinnert, dass ich mit dem dritten Band nicht so lange warten werde, wie mit dem zweiten. Ich kann dieses Buch bzw. diese Reihe wirklich jedem ans Herz legen, der auch nur im geringsten eine Schwäche für Thriller oder spannungsgeladene Geschichten hat.