Eine ältere Frau steht während eines Fluges plötzlich auf und prophezeit unaufgefordert den Passagieren ihr Todesalter und die Art ihres Ablebens – mit dem Satz: “Fate can’t be fought.” (sehr beklemmend, ich glaube, ich würde laut „lalala“ singen). Danach erinnert sie sich an nichts mehr, doch ihre Worte lassen die Menschen des Fluges natürlich nicht los. Das Buch ist kein Plot-Kracher, aber ich war nach zwei Seiten komplett drin und konnte es nicht mehr weglegen. Liane Moriarty schafft es wie keine andere, alltägliche Situationen humorvoll und messerscharf zu beschreiben und ihren Personen zwar stereotype und gleichzeitig auch eigene Persönlichkeiten zu geben. (Meine Favoriten waren Ethan und Eve). Und obwohl ich dieses Buch so gerne gelesen habe, hätte ich mir gewünscht, dass einige Geschichten mehr Differenzierung bekommen. Trotzdem, es mich emotional berührt (vor allem die Geschichte der “Death Lady” selbst), hat mich zum Lachen und zum Nachdenken gebracht. Und konfrontiert selbstredend ständig mit der Frage: Was würde ich tun? Wir wissen ja alle, dass unsere Zeit endlich ist. Einzig die Unklarheit über das ‚Wann‘ lässt uns wahrscheinlich völlig andere Leben führen - verrückt eigentlich. Vielleicht auch gut so. Kein klassischer Moriarty, aber trotzdem witzig, intelligent und fesselnd – für mich ein echtes Highlight!

"You can't choose your future. Not in a world of risk and uncertainty. No matter what the self-help gurus tell you. You can only attempt to guide it in the right direction, like a wilful horse, but accept there will be times when it will gallop off in a direction not of your choosing." Was würde es mit euch machen, wenn eine fremde Person euch unaufgefordert sagt, dass ihr innerhalb eines Jahres an einem Arbeitsunfall sterben werdet? Oder dass ihr erst mit >90 sterben werdet? Würdet ihr es glauben? Euch anders verhalten als vorher? Genau das passiert den Passagieren auf einem australischen Inlandsflug. Eine vermeintliche Hellseherin, die über 60-jährige Cherry, prophezeit allen Passagieren wie in Trance das Alter und den Grund ihres Todes. Auch vor Kindern macht sie kein Halt. Die Passagiere werden nach dem Flug mit ihren Prophezeiungen allein gelassen und gehen alle anders damit um: manche halten es von Beginn an für Humbug, andere glauben fest daran, und die meisten versuchen, ihren Zweifeln nicht nachzugeben. Doch kann diese Prophezeiung für manche vielleicht auch eine Chance sein, ihre Lebensentscheidungen zu überdenken? Noch komplizierter wird es, als die erste Prophezeiung wahr wird. War das Zufall, hat die betroffene Person sich vielleicht WEGEN der Prophezeiung in diese Lage gebracht, oder hatte Cherry Recht? Und wer ist Cherry überhaupt? 'Here One Moment' von Liane Moriarty hat nicht nur einen guten Spannungsbogen und interessante Charaktere, es hat auch richtig was mit mir gemacht. Die Themen Tod, Lebensgestaltung und vielleicht auch Schicksal vs Zufall vs Selbstbestimmung betreffen uns alle, und wenn man sich diesen Themen stellt, kommt man nicht umhin, die eigene Lebenssituation zu reflektieren. Im Buch hätte ich mir etwas mehr Einblick in die Leben der Passagiere gewünscht und etwas weniger in Cherrys Leben, doch am Ende hat alles Sinn ergeben. Mein Lieblingscharakter, mit dem ich am meisten mitgefiebert habe, war der 29-jährige Ethan, der grade erst seinen besten Freund begraben musste, seine Kapitel waren sehr ergreifend. Kann das Buch auf jeden Fall sehr empfehlen, wenn euch das Thema nicht abschreckt! CN: Krankheit, T0d, Ras$ismus, Su1zid, Trauer, häusliche G3walt, Fem1zid, Erbrechen, Depr3ssion, selbstv3rletzendes Verhalten, Alkoh0labhängigkeit