21. Dez. 2023
Bewertung:4

Wertung: 3,5 Sterne! ALS BRUCE WAYNE ZU BATMAN WURDE … Nachdem mich Wonder Woman, der erste Teil der DC Icons Reihe, förmlich umgehauen hat, konnte ich es kaum erwarten, auch endlich Batman zu lesen. Das Resultat? Buch landete noch am selben Tag in meinem Warenkorb. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal so schnell auf den „bestellen“ Button geklickt habe. Während mir mit Wonder Woman eine völlig neue Welt eröffnet wurden, gehörte Batman schon immer zu meinen Lieblingen. Wenn man mit einer Mutter aufwächst, die nicht nur Superman, sondern auch Batman Fan ist und ihre Kinder quasi dazu nötigt, sich alle Filme anzuschauen, kommt man nicht umhin, sich selbst irgendwann in diese großartigen Helden zu verlieben. George Clooney und Val Klimer waren es damals, die mir Batman näher gebracht haben. Christian Bale hingegen hat meine Liebe für den Fledermausheld noch einmal vergrößert und Marie Lu hat mit ihrem neuesten Roman nun ebenfalls dazu beigetragen, dass mir Bruce Wayne noch ein Stückchen mehr ans Herz gewachsen ist. POSITIV Was mir auch schon bei Wonder Woman so gut gefallen hat ist die Tatsache, dass es sich hierbei um Geschichten der Superhelden, vor ihrer eigentlichen Zeit als Superheld handelt, sprich um eine sogenannte Origin Story. So auch bei Batman. Wir lernen Bruce Wayne als Bruce Wayne kennen und nicht als Batman, der sich nachts über die Dächer von Gotham schwingt und die Guten vor den Bösen beschützt; wir treffen in diesem Buch auf einen 18 Jahre alten Bruce Wayne, der gerade kurz vor seinem Abschluss steht. Es gibt da eine Sache, die mich bezüglich Batman schon immer unfassbar faszinierte. Anders als Superman, der tagsüber einfach seinen Umhang auszieht, sich seine Brille aufsetzt und sein Leben als Clark Kent lebt, oder Spider-Man, der sein Leben größtenteils als Peter Parker verbringt, ist es bei Batman eigentlich genau umgekehrt. Batman ist die wahre Identität von Bruce Wayne. Der eigentliche Bruce Wayne starb am Tag als seine Eltern vor seinen Augen getötet wurden und diese rachenehmende Kreatur namens Batman, die es sich zur Aufgabe und Mission gemacht hat, das Böse in seiner Stadt zu stoppen, ist der eigentliche Bruce Wayne. Batman lebst sein Leben nicht als Bruce Wayne, sondern Bruce Wayne lebt sein Leben als Batman. Bruce Wayne ist die Maske, die er trägt, während Batman seine eigentliche Identität ist. In Batman: Nightwalker werden wir langsam eingeführt in die Geschichte und lernen Bruce zwar als einen von dem Tod seiner Eltern verfolgten, nicht aber als einen davon besessenen jungen Mann kennen. Bruce ist ein unglaublich kluger und intelligenter junger Mann. Er ist nicht bloß, wie viele annehmen, dieser verwöhnte kleine reiche Bengel der sich auf seiner faulen Haut ausruht. Er ist ehrgeizig, verantwortungsbewusst und gewillt, das Erbe seiner Eltern so weiterzuführen, wie sie es gewollt hätten. Er verfügt (noch) nicht über die Kampferfahrung und Stärke, wie wir sie aus den Batman-Filmen und/oder Comics kennen, jedoch handelt er stets instinktiv und schreckt nicht zurück vor irgendwelchen Gefahren. Ganz im Gegenteil läuft er den Gefahren regelrecht entgegen, als würde er gezielt danach suchen; eine Eigenschaft, die Alfred regelmäßig zum Haare raufen bringt. Wo wir auch schon bei Alfred wären, einem meiner absoluten Lieblingsfiguren im Batman Universum. Alfred ist Bruce’s sogenannter Guardian und einer der wenigen die Bruces späteres Geheimnis kennen und ihn dabei auch unterstützen. Alfred trägt ebenfalls versteckte Talente und Fähigkeiten mit sich herum. Er wirkt immer sehr geheimnisvoll, ruhig und auf dem Boden geblieben. Er sieht sich wohl selbst bloß nur als der ehemalige Butler, der nach dem Tod der Eheleute Wayne die Erziehung ihres elternlosen Sohnes übernommen hat, dennoch ist er so viel mehr; manchmal würde ich ihn schon fast als Batmans Geheimwaffe bezeichnen. Er ist es, der Bruce immer wieder auf hilft, wenn er mal auf dem Boden liegt. Ich glaube ohne Alfred, wäre Bruce lange nicht der geworden, der er ist und das setzt Marie Lu auch in diesem Roman unglaublich gut um. Bruce und Alfred haben ein sehr besondere Bindung, was mir wirklich unglaublich gut gefallen hat. Batman: Nightwalker ist eine modernisierte und definitiv andere Batman-Geschichte, die sich ein wenig von den traditionellen Abenteuern des Superhelden abhebt, was allerdings alles andere als negativ aufgefasst werden sollte. Marie Lu hat diese Geschichte anders, allerdings unglaublich gut und actionreich umgesetzt. Spannung ist definitiv vorhanden und auch der gesamte Plot hat mich absolut fesseln können. Die Geschichte beginnt langsam, währenddessen wird jedoch unglaublich viel Spannung aufgebaut, Rätsel in den Raum geworfen, die es zu entschlüsseln heißt und Geheimnisse aufgedeckt. Etwas, was für mich ein absoluter Pluspunkt war ist die Tatsache, dass sich die Geschichte größtenteils in einem „Asylum“ abspielt, was ich super gerne mag. Marie Lu hält damit, die düstere und teils auch beklemmende Stimmung, die man aus den Batman Filmen bzw. insgesamt aus dem DC Universum kennt, definitiv Aufrecht. NEGATIV Was ich ein wenig als schade empfunden habe, ist die Tatsache, dass Alfred und auch Bruces Freunde keine allzu großen Rollen spielen. Sie sind zwar da und man ist sich der besonderen Verbindung zwischen ihnen auch bewusst, allerdings erfährt man so gut wie nichts über sie. Natürlich ist Bruce Wayne eher ein Einzelgänger, da es sich hierbei jedoch um eine Geschichte vor seiner eigentlichen Zeit als Batman handelt, hätte ich mir gewünscht, dass die Freundschaft zwischen den Charakteren vielleicht etwas mehr in den Vordergrund gerückt worden wäre, zumal die anderen Charaktere unglaublich viel Potential hatten und absolut interessant sind auf ihre ganz eigene und spezielle Art und Weise. Ebenfalls schade fand ich, dass das Buch mit seinen knapp 250 Seiten doch recht kurz ist. Es tut der Geschichte zwar keinen Abbruch, war sie wirklich kurz und knackig gehalten, ohne viele Umschweife, ohne, dass man überhaupt die Gelegenheit gehabt hätte, in Langeweile zu verfallen, dennoch hätte man das Ganze noch viel mehr ausbauen können, was nicht nur noch mehr Spannung verursacht hätte, sondern wodurch sich dem Leser auch die Gelegenheit ergeben hätte, die Figuren ein wenig besser kennenzulernen. Leider hat mir hier tatsächlich auch der absolute Wow-Effekt gefehlt. Zwar konnte mich das Buch von Beginn an begeistern, doch verglichen mit z. B. Wonder Woman, wo mich eine Seite mehr gefesselt hat, als die nächste, blieb dieses vorfreudige Herzrasen, diese Aufregung, die man ganz häufig als Leser verspürt, irgendwie einfach aus. Die Streusel auf dem Kuchen haben einfach gefehlt. Kuchen mit Streuseln schmeckt halt einfach viel besser. Außerdem hat die Autorin angemerkt, dass sie unter anderem unbedingt die Geschichte zu Batman schreiben wollte, da sie dann endlich „I Am Batman“ sagen könnte, dennoch kam dieser Satz leider nicht im Buch vor, was ich echt zum schießen gefunden hätte. Wenn ich genau überlege, wird Batman im ganzen Buch überhaupt nicht erwähnt. Man weiß am Ende nicht, dass Batman existiert, man weiß nur von diesem Mann in seinem schwarzen Anzug, was auf der einen Seite zwar irgendwie geheimnisvoll und mysteriös ist, dennoch auch irgendwie schade. Gerade zum Ende hin hätte ich mir dies vielleicht als Auflösung gewünscht; quasi als Erkenntnis von Bruce Wayne selbst, dass er nun endlich seine Berufung gefunden hat: nämlich Batman zu sein. LOHNT SICH DAS BUCH? Auf jeden Fall. Auch wenn es mich nicht ganz so umhauen konnte, wie Wonder Woman, habe ich dieses Buch absolut geliebt, genossen und mich wirklich richtig unterhalten gefühlt. Es war toll, mal diese andere Seite von Batman/Bruce Wayne kennenzulernen und Marie Lu hat es diesmal tatsächlich auch geschafft, mich mit ihrem Schreibstil zu überzeugen, was bei Young Elites zum Beispiel überhaupt nicht der Fall gewesen war. Auch wenn die Nebencharaktere in dieser Geschichte etwas kurz kommen und man nicht – wie vielleicht gewünscht – einen Bezug zu ihnen aufbauen kann, macht Bruce Wayne und der Plot das wieder wett. Die Geschichte ist kurz und knackig, actionreich und fesselnd und auch irgendwie sehr düster und teilweise beklemmend. Leser, die Batmans Geschichte vielleicht nicht schon in- und auswendig kennen, kommen hier vielleicht eher auf ihre Kosten, als solche, die ohnehin große Batman Fans sind. Dennoch würde ich dieses Buch jederzeit empfehlen und ich freue mich schon jetzt unglaublich auf Catwoman und Superman.

Batman: Nightwalker (DC Icons series)
Batman: Nightwalker (DC Icons series)von Marie LuRandom House Books for Young Readers