28. Sept. 2022
Bewertung:4

Lange schon wollte ich diesen Erstling von John Burnside lesen, denn ich wusste, dass er viele zu Fans des schottischen Autors gemacht hat. Zu Grunde liegt dem Buch die persische Legende von Akbar dem Großen, der ein grausiges Experiment durchgeführt haben soll: Er ließ eine Reihe von Neugeborenen nur von stummen Menschen versorgen, um herauszufinden, ob die Sprache dem Menschen angeboren ist oder erlernt werden muss. Ein solches Experiment führt auch unser Protagonist durch. Schon die Beschreibung der Kindheit des Protagonisten lässt erkennen, dass hier eine Störung irgendeiner Art vorliegt, dem Jungen fehlt es an jeglicher Empathie. Die Nüchternheit, mit der er grausame Dinge tut, führt bei den Leser*innen unweigerlich zum Entsetzen. Ich musste wiederholt an die Figur des Humbert Humbert aus Lolita denken, auch wenn die begangenen Verbrechen ganz anderer Natur sind, empfand ich den Umgang des Protagonisten mit den eigenenen Taten ähnlich. Gleich zu Beginn wird klar, dass die beiden Kinder, mit denen er das Experiment durchführte, dieses nicht überlebten. Was jedoch das Ergebnis angeht, will ich euch nicht spoilern. Das Ende des Romans fühlt sich ähnlich kalt und ohnmächtig an. Ein sehr düsteres, sehr faszinierendes Buch. Triggerwarnung für Gewalt an Tieren und Menschen.

The Dumb House
The Dumb Housevon John BurnsideVintage