Vorab möchte ich sagen, dass mir das Cover dieses Buches unglaublich gut gefällt, das Deutsche besser als das Originalcover. Es sieht aus wie eine Kreidetafel auf der zuvor etwas gestanden und das man dann weg gewischt hat. Darauf ist der Titel des Buches geprägt, in einem knalligen Pink in einer hübschen, verschnörkelten Schreibschrift - so, als hätte man etwas Neues auf die Tafel geschrieben. Das Cover ist einfach, zweifarbig, ohne viele Details - es ist perfekt und passt wirklich super zum Inhalt. Wie dem Klappentext und dem Inhalt zu entnehmen ist, geht es in diesem Buch um Mobbing. Mobbing ist ein sehr heikles Thema und in der heutigen Zeit, gerade auch im Internet, bittere Realität. Ich bin sehr vorsichtig an dieses Buch herangegangen, habe mich einfach mal berieseln lassen und mir nicht zu viele Gedanken gemacht, da die behandelte Thematik alles andere als einfach oder alltäglich - zumindest in Büchern - ist. Mobbing ist ein sehr wichtiges Thema, dass leider viel zu selten angesprochen und gegen das viel zu wenig unternommen wird. Ich war auf einen fesselnden, nervenaufreibenden Roman gefasst; ein Buch, dass einen "so schnell nicht mehr loslässt." Dieser Aussage muss ich leider ein wenig widersprechen. Meines Erachtens wurde die ganze Thematik nicht wirklich gut umgesetzt. Die Story an sich ist erschreckend, schockierend - doch dieses ganze drum herum war einfach zu naiv und dümmlich. Besonders, was die Charaktere an geht. Ich habe mich, gleich von der ersten Seite an, so sehr über Sara und Brielle aufgeregt, dass ich das Buch am liebsten mehr als einmal gegen die Wand geschmettert hätte. Ich meine klar, in einem Punkt haben sie Recht. Wenn jemand Selbstmord begeht, dann ist dies immer die eigene Entscheidung. Nur man selbst kann entscheiden, ob man weiter machen will oder nicht; ob man Hilfe annehmen will oder nicht; ob man zumindest versuchen möchte, mit den Dingen, die einen erst so weit getrieben haben, irgendwie klar zu kommen oder nicht ... man selbst entscheidet sich für diesen einen, letzten Ausweg. Niemand steht daneben und zwingt einen, sich selbst eine Schlinge um den Hals zu legen oder aber Tabletten zu schlucken. In der Hinsicht haben Sara und Brielle Recht. Sie sind nicht Schuld an Emma's Tod. Doch der Meinung zu sein, dass das, was sie getan haben, nicht schlimm ist und dass es "normal" sei, dass man sich heute mit Schimpfwörtern betitelt und Hasstiraden aufeinander los lässt und dass es nicht stimmt, dass sie mit ihrem Handeln und Tun nicht doch irgendwie dazu beigetragen haben, dass Emma sich schlecht fühlt; Angst hat und die ganze Situation einfach nicht erträgt hat mich einfach in den Wahnsinn getrieben. Wie dumm und naiv kann man sein? Ich will einfach nicht glauben, dass es tatsächlich solch dumme Menschen auf dieser Erde gibt. Wenn dem tatsächlich so ist, kann man die Menschheit wohl irgendwann ganz abschreiben. Ich meine okay, dass man währenddessen vielleicht nicht die schrecklichen Ausmaße erkennt, die man mit seinem Handeln anrichtet, dass man nicht daran denkt, dass man etwas so schlimmes damit anrichtet, dass sich eine Person etwas antun könnte - meinetwegen. Soll es alles geben. Aber dass man, nachdem sich die Person selbst umgebracht hat, weiterhin auf ihr rum hackt, über sie lästert, ihr die Schuld in die Schuhe schiebt für die Konsequenzen, die man jetzt zu tragen hat und einfach nicht einsieht, dass man Mist gebaut hat und vielleicht irgendwie doch ein Stückchen dazu beigetragen hat und es einem kein Stückchen Leid tut und einen noch nicht einmal das schlechte Gewissen quält ... ist in meinen Augen einfach nur dumm, naiv und fast schon unmöglich ... Aus diesem Grund konnte ich mich absolut nicht mit den Charakteren anfreunden, geschweige denn identifizieren. Ich hätte Sara und Brielle am liebsten gepackt und feste durchgeschüttelt, so lange, bis Ihnen endlich klar wird, was sie da gemacht haben. Immer wieder betonte Sara, dass sie doch nichts schlimmes gemacht haben, dass sie Emma immerhin nicht verprügelt haben oder so - aber Psychoterror ist viel schlimmer als Handgreiflichkeiten. Diese psychischen "Prügeleien" können viel mehr in einem Menschen anrichten, als eine Ohrfeige oder einen Tritt in den Hintern. Auch die anderen Nebenprotagonisten konnte ich einfach nicht ertragen, weder Tyler, noch Dylan oder Noelle waren mir wirklich sympatisch. Naivität und Dummheit in Person, nichts weiter. Die einzigen, die ich wirklich mochte waren Tommy, Alex und Carmichael. Die beiden Jungs, weil sie trotz ihres jungen Alters, so viel erwachsener wirkten, als Sara oder Brielle oder sonst irgend jemanden. Und auch Carmichael war anders, sympatisch, ehrlich und neutral. Ihn habe ich wirklich gemocht und ich habe sehr darauf gehofft, dass er es vielleicht schafft, Sara ein wenig den Kopf zurecht zu rücken. Die Story hat mich so gesehen doch ein wenig mitgenommen, doch eher aus dem Gesichtspunkt, dass ich es einfach nicht glauben konnte, wie dumm diese Menschen sind; wie schrecklich sie sind, einem anderen Menschen so etwas anzutun. Selbst wenn Emma tatsächlich mit der ganzen Schule geschlafen hat, wen interessierts? Das ist ganz alleine ihre Sache. Soll sie sich doch sämtliche Geschlechtskrankheiten holen; soll sie doch schwanger werden, das ist ihr Problem. Gut, einem Mädchen den Freund auszuspannen ist vielleicht auch nicht gerade nett, aber ganz ehrlich - ist es nicht der Typ, auf den man sauer sein sollte? Immerhin ist er derjenige, der betrogen hat; der schwach wurde, dessen Liebe nicht stark genug war und den es einen feuchten Dreck interessiert, wie es einem geht. Das Ende muss ich allerdings sagen, hat mir einigermaßen gut gefallen. Die Rede, die Sara gehalten hat, hat verdeutlicht, dass sie am Ende doch eingesehen hat, dass sie etwas schlimmes getan hat; dass es auch teilweise ihre Schuld war, weshalb Emma sich so verloren gefühlt hat und dass sie all die Sachen womöglich nur aus Gründen des Gruppenzwangs getan hat. Im Laufe seines Leben, ganz besonders im Laufe der Pubertät, muss jeder lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden; ein eigenständiger Mensch zu werden und nicht nur das zu tun, was die anderen tun. Man muss lernen, zu seinen Entscheidungen zu stehen, egal ob man beliebt ist oder nicht; nicht immer ist es gut, mit dem Strom zu schwimmen. Manchmal ist es besser, dagegen zu schwimmen. Sara hat es zum Glück am Ende des Buches begriffen und ihre abschließende Stellungnahme hat mich auch ein wenig gerührt. Doch musste es tatsächlich sein, es auf diese Art zu lernen? Auf so schreckliche Art und Weise? Jetzt, nachdem ich das Buch beendet habe und auch am Ende meiner Rezension angelangt bin, weiß ich noch immer nicht so Recht, wie ich das Buch bewerten soll. Vielleicht war es gewollt, die Charaktere so unglaublich naiv und dümmlich darzustellen; vielleicht hat es aber auch wirklich nur ein wenig an der Umsetzung gehapert. Hätte Sara anders reagiert, hätte es womöglich nicht genug Stoff gegeben, um ein ganzes Buch darüber zu schreiben. Ich will der Autorin nicht unterstellen, dass sie einen besseren Job hätte manchen können; ganz im Gegenteil. Ich finde es unglaublich bewundernswert ober ein solch ernstes Thema zu schreiben, doch leider konnte mich das Buch nicht so beeindrucken, wie manch andere. Doch das ist nur meine Meinung. Das Buch ist es sicherlich Wert gelesen zu werden, auch wenn es mich nicht so stark beeindrucken konnte, wie manch anderes Buch. Nichtsdestotrotz finde ich es gut, dass solch ernste Themen auch auf diesem Weg an die Jugendlichen herangetragen werden. Ich bin mir sicher, dass das vielleicht einigen die Augen öffnet. Trotzdem kann ich dem Buch leider nicht mehr als 2,5 Elefanten geben.
21. Dez. 2023
Teasevon Amanda MacielBalzer & Bray/Harperteen