Spanien-Trilogie
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Author Description
Rafael Chirbes, geboren 1949 in Tabernes de Valldigna, arbeitete nach dem Studium als Literatur- und Filmkritiker für verschiedene Zeitschriften. Schon bald wurde er einer der international bekanntesten spanischen Autoren. Seine preisgekrönten Romane wurden in viele Sprachen übersetzt. Zuletzt lebte Chirbes zurückgezogen in Beniarbeig bei Alicante, wo er im August 2015 starb.
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816 Seiten - vorgesehen für drei Wochen an der Costa Blanca in Spanien. Ich habe einen bemerkenswerten Schriftsteller kennengelernt, dem ich dennoch ambivalent gegenüberstehe. Schwarz, stark und stolz: Das Nationalsymbol Spaniens untrennbar mit der Kultur und der Lebensart des Landes verbunden: Der „Osborne Stier“ schmückt das Buchcover der neu aufgelegten Spanien-Trilogie, welches treffender nicht hätte gewählt werden können. In seinen gigantischen Ausmaßen prägt er nahezu alle Regionen der spanischen Landschaft. So auch in unserer Nähe, im Parque Natural de las Salinas de Santa Pola, inmitten beeindruckender Flamingopopulationen. Dieser tiefe Nationalstolz, den die überdimensionale Silhouette verkörpert, ist es der bei Rafael Chirbes auf jeder Seite und aus den Mündern seiner Protagonisten deutlich wird. Doch wie formuliere ich meine Empfindungen gegenüber Spaniens großer Trilogie und diesem eigenwilligen Autor, der mich in schwermütiger, düsterer Sprache durchaus in seinen Bann zieht? Seinen rund fünfzig Figuren haucht er ein ganz eigenes Innenleben ein, er lässt sie von Wünschen, Träumen, Sehnsüchten und von ihrer Traurigkeit sprechen. Auseinanderhalten kann ich sie allesamt (spätestens nach dem zweiten Teil) allerdings nicht mehr. Ich wusste irgendwann nicht mehr wer spricht, wer gerade erzählt. Personen, Alltagsbilder, Momentaufnahmen sowohl von Franco-Gegnern als auch -Befürwortern verschwammen… Über die Franco-Ära und die Herrschaft der Faschisten, die Politisierung der Jugend in den 1960er Jahren („Der lange Marsch“), die Zeit unmittelbar um Francos Todestag, den 19. November 1975, („Der Fall von Madrid") bis zum Aufbruch in die Demokratie in den 1990ern („Alte Freunde“) fehlt es mir obendrein an Vorwissen, leider! Vielleicht hätte mich der Roman ansonsten gepackt. Doch da gibt es für noch einen weiteren Widerhaken: Die libidinösen, sich überall im Buch wiederholenden, schonungslosen Obsessionen der Protagonisten scheinen zwar bezeichnend für den Schriftsteller zu sein, doch in diesem Ausmaß hatte ich das nicht erwartet. Der poetische, melancholische Stil konnte mich mit der anderseits so rauen Sprache letztendlich nicht ganz versöhnen. Rafael Chirbes ist in Tavernes de la Valldigna geboren und 2015 gestorben. Durch diesen Ort bin ich, mit dem Buch auf den Knien, hindurchgefahren. Er liegt zwischen Valéncia und Alicante. Der spanische Klassenkämpfer Chirbes wurde von Autoren wie Hegel, Marx, Dostojewski, Thomas Mann und Flaubert beeinflusst und ist mit Sicherheit ein Geheimtipp. In seinem Roman zeichnet er ein Bild der Gesellschaft Spaniens und die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich über ein halbes Jahrhundert hinweg. Sein durchweg pessimistisches Werk unmittelbar vor Ort zu lesen, hat definitiv große Lust darauf gemacht, Land und Leute weiter zu erkunden. Für einen entspannten Strandurlaub ist es gänzlich ungeeignet.

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Rafael Chirbes, geboren 1949 in Tabernes de Valldigna, arbeitete nach dem Studium als Literatur- und Filmkritiker für verschiedene Zeitschriften. Schon bald wurde er einer der international bekanntesten spanischen Autoren. Seine preisgekrönten Romane wurden in viele Sprachen übersetzt. Zuletzt lebte Chirbes zurückgezogen in Beniarbeig bei Alicante, wo er im August 2015 starb.
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816 Seiten - vorgesehen für drei Wochen an der Costa Blanca in Spanien. Ich habe einen bemerkenswerten Schriftsteller kennengelernt, dem ich dennoch ambivalent gegenüberstehe. Schwarz, stark und stolz: Das Nationalsymbol Spaniens untrennbar mit der Kultur und der Lebensart des Landes verbunden: Der „Osborne Stier“ schmückt das Buchcover der neu aufgelegten Spanien-Trilogie, welches treffender nicht hätte gewählt werden können. In seinen gigantischen Ausmaßen prägt er nahezu alle Regionen der spanischen Landschaft. So auch in unserer Nähe, im Parque Natural de las Salinas de Santa Pola, inmitten beeindruckender Flamingopopulationen. Dieser tiefe Nationalstolz, den die überdimensionale Silhouette verkörpert, ist es der bei Rafael Chirbes auf jeder Seite und aus den Mündern seiner Protagonisten deutlich wird. Doch wie formuliere ich meine Empfindungen gegenüber Spaniens großer Trilogie und diesem eigenwilligen Autor, der mich in schwermütiger, düsterer Sprache durchaus in seinen Bann zieht? Seinen rund fünfzig Figuren haucht er ein ganz eigenes Innenleben ein, er lässt sie von Wünschen, Träumen, Sehnsüchten und von ihrer Traurigkeit sprechen. Auseinanderhalten kann ich sie allesamt (spätestens nach dem zweiten Teil) allerdings nicht mehr. Ich wusste irgendwann nicht mehr wer spricht, wer gerade erzählt. Personen, Alltagsbilder, Momentaufnahmen sowohl von Franco-Gegnern als auch -Befürwortern verschwammen… Über die Franco-Ära und die Herrschaft der Faschisten, die Politisierung der Jugend in den 1960er Jahren („Der lange Marsch“), die Zeit unmittelbar um Francos Todestag, den 19. November 1975, („Der Fall von Madrid") bis zum Aufbruch in die Demokratie in den 1990ern („Alte Freunde“) fehlt es mir obendrein an Vorwissen, leider! Vielleicht hätte mich der Roman ansonsten gepackt. Doch da gibt es für noch einen weiteren Widerhaken: Die libidinösen, sich überall im Buch wiederholenden, schonungslosen Obsessionen der Protagonisten scheinen zwar bezeichnend für den Schriftsteller zu sein, doch in diesem Ausmaß hatte ich das nicht erwartet. Der poetische, melancholische Stil konnte mich mit der anderseits so rauen Sprache letztendlich nicht ganz versöhnen. Rafael Chirbes ist in Tavernes de la Valldigna geboren und 2015 gestorben. Durch diesen Ort bin ich, mit dem Buch auf den Knien, hindurchgefahren. Er liegt zwischen Valéncia und Alicante. Der spanische Klassenkämpfer Chirbes wurde von Autoren wie Hegel, Marx, Dostojewski, Thomas Mann und Flaubert beeinflusst und ist mit Sicherheit ein Geheimtipp. In seinem Roman zeichnet er ein Bild der Gesellschaft Spaniens und die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich über ein halbes Jahrhundert hinweg. Sein durchweg pessimistisches Werk unmittelbar vor Ort zu lesen, hat definitiv große Lust darauf gemacht, Land und Leute weiter zu erkunden. Für einen entspannten Strandurlaub ist es gänzlich ungeeignet.
