Sacred Distancing

Absperrbänder, Kreise, Nummern, Schnüre, Schilder mit Piktogrammen oder einfache Post-It-Zettel: In Kirchen ist 2020/21 eine erstaunliche Vielfalt an Bemühungen zu sehen, die Verteilung von Menschen in ihren Räumen zu markieren und zu organisieren, gemäß Hygienekonzepten und Abstandsregeln. Sie erinnern an installativ-künstlerische Interventionen, die mit der sonstigen Innenausstattung in Kontrast stehen. Albert Coers, mit dem Milieu seit seiner Kindheit vertraut, sammelt solche Markierungen, als Fotos, aber auch als Objekte. Er transformiert das Material in ein Künstlerheft mit einer Fotoserie aus Orten, an denen er sich 2020/2021 aufhielt (Berlin, München, Venedig, Schöppingen, Münster, Dillingen, Sanary-sur-Mer …). Es stellen sich Fragen zum Verhältnis von (Sakaral)Raum und Nutzung, Distanz und Nähe, von Pragmatik und Ästhetik. Das Format nimmt die weitverbreitete Serie „Kleine Kunstführer“ des Verlags Schnell & Steiner auf, die zu Architekturdenkmälern erscheinen. Das Heft erscheint anlässlich der Ausstellung Immunity (Galerie der Künstler, München), wo Coers Markierungsstreifen zum Ein- und Ausgang durch die Bänke einer Kirche sowie nummerierte Stühle in den Galerieraum transferierte.