Fleisch ist mir nicht Wurst: Über die Wertschätzung unseres Essens und die Liebe meines Vaters zu seinem Beruf

Fleisch ist mir nicht Wurst: Über die Wertschätzung unseres Essens und die Liebe meines Vaters zu seinem Beruf

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Fleisch GrillTraditionWolfgerDas Große Buch Vom Fleisch

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12.99 €

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Letztendlich ein interessantes Buch, aber wirklich kein Muss.

Ich hatte lange nicht mehr ein Buch, bei dem der Klapptext so wenig mit dem Inhalt gemeinsam hatte wie bei diesem. Der Klapptext hat mir ein Buch versprochen, der sich mit einem kontrollierten und respektvollen Konsum von Fleisch. Gelesen habe ich aber eine Biografie des Autors über seine Familie und sich. Die Familiengeschichte der Familie Reichert war interessant, keine Frage. ( Ich fand es interessant zu hören, wie eng die Mitarbeiter zusammengearbeitet haben und definitiv für mich auch den Begriff „familiäre Zusammenarbeit.) Ich habe sogar nach der Metzgerei gegoogelt und bin leider auf einen „kleinen“ Madenvorfall gestoßen und der Tatsache das die Metzgerei Anfang 2023 geschlossen wurde. Dennoch war diese Thematik leider nicht mein Kaufgrund. Mein Kaufgrund hat sich in den letzten beiden Kapiteln ( ca. 30 von 183 Seiten ) versteckt und hat mir dennoch wirklich interessante Denkanstoße auf den Weg gegeben. Ich fand es auch interessant zu wissen, was alles vom Fleisch in anderen Produkten außerhalb der Essenbranche verwendet wird. Mir war z.B. gar-nicht bewusst das oft auch Schwein in Shampoo drinnen steckt – jetzt macht das „vegan“ Label auch irgendwie Sinn. Letztendlich ein interessantes Buch, aber wirklich kein Muss.

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Zusammenfassung: Normalerweise mache ich das nicht, doch hier finde ich es schon angebracht einmal den Unterschied zwischen Buchversprechen und Realität aufzuzeigen. Was sagt der Buchrücken, worum es geht: Metzgersohn der dritten Generation Klaus Reichert berichtet in diesem Buch über mehr Wertschätzung von Fleisch und Wurst. Denn wenn wir Fleisch essen wollen, müssen dafür Tiere sterben. Doch immer mehr Menschen kaufen abgepacktes, billig Fleisch im Supermarkt anstelle zum Fleischer ihres Vertrauens zu gehen. Warum? Ganz einfach, so müssen sie sich nicht mehr mit dem auseinandersetzen, was zuvor mit dem Tier, dass mittlerweile unkenntlich ist, geschehen ist. Und wenn wir doch mal ein schlechtes Gewissen haben, kaufen wir eben schnell die veganen Fleisch Imitationen. Worum geht es in dem Buch wirklich: Die Biografie über Willi Reichert, seine Familiengeschichte und seine beiden Söhne. Wie wurde das Familienunternehmen gegründet und wie hat es sich über die Jahre weiterentwickelt. Wie sieht es aktuell aus? Und zum Schluss noch ein kurzer Exkurs in die Welt von Gesellschaft, Konsum und den Wahn um Fleisch und seine Alternativen. Meine Meinung: Ich bin sehr enttäuscht von diesem Buch. Es hält in keiner Weise, was es verspricht. Kommen wir erstmal zum ersten Teil des Buches, der Biografie von Willi Reichert und der Familiengeschichte der Reicherts. Betrachtet man es unabhängig des Versprechens, dass das Buch uns macht, ist die Geschichte der Familie Reichert sehr interessant geschildert. Hierbei hat mir besonders gefallen, die Beziehungen zu den Angestellten und den Arbeitsalltag in der Metzgerei zu erfahren. Außerdem fand ich es auch schön zu lesen, dass sich das Unternehmen mit jeder neuen Generation weiterentwickelt hat und so auf dem Markt weiter bestehen konnte. Unabhängig davon, wird in dem Buchuntertitel jedoch gesagt „… und der Liebe meines Vaters zu seinem Beruf“. Dazu kann ich nur sagen, vielleicht ist es an mir vorbei gegangen, aber das Einzige, was die Liebe von Willi Reichert an Liebe zu seinem Beruf zeigt ist, dass er ihn vor alles andere stellt. Durch diese Priorisierung seines Berufs, bricht später die Familie auseinander und seinen Kindern wird die elterliche Liebe verwehrt, welche sie sich wünschen. Ansonsten wird nicht einmal von ihm über seinen Beruf und wie er dazu steht gesprochen. Ganz zu schweigen von Wertschätzung gegenüber den Tieren. Hier fällt mir einzig ein Kommentar ein, der hieß „Wenn wir die Tiere nicht töten, sie würden es ohne Zögern mit uns machen“. Kommen wir zum großen angepriesenen Teil über die Wertschätzung der Tiere, den Konsum und das Verhalten der Gesellschaft in Bezug auf Fleisch und Alternativen dazu. Dieser nimmt gerade mal 2 Kapitel am Ende des Buches ein. Also rund 40 von 180 Seiten. Und das ist mir deutlich zu wenig. Außerdem hätte ich mir auch mehr von der Einstellung Familie zur Wertschätzung der Tiere gewünscht. Wie denkt ein Metzger über das Töten der Tiere? Hat er nur eine bestimmte Anzahl an Tieren, die er schlachtet? Und damit auch nur eine bestimmte Menge an Fleisch, die er zum Verkauf anbietet? Wie häufig essen sie selbst Fleisch? Leider wurde hierhingehend sehr wenig angebracht. Einzig die Anekdote, dass sie sich sonntags immer zum gleichen Mittagessen (mit Fleisch) treffen, lässt den Leser eine Ahnung des Fleischkonsums der Familie bekommen. Wie hoch er allerdings über den Rest der Woche ist, wird nicht erwähnt. Was für mich jedoch von einer geringen Wertschätzung des Tierlebens zeugt, ist die Erläuterung der „Berge von Fleisch und Wurst, die im Schaufenster und der Theke ausliegen“. Wenn eine solche Menge zubereitet und verkauft wird, kann es sich nicht um ausgewählte Tiere oder begrenzte Mengen halten. Vielleicht liege ich in diesem Punkt auch stark daneben und die Familie hat sehr wohl darauf geachtet, dass jedes Schwein abends liebevoll zu Bett gebracht wird und schöne Jahre verlebt hat. Doch so, wie es mi in diesem Buch vermittelt wird, habe ich keinesfalls das Gefühl, das der Familie eine hohe Wertschätzung der Tiere oder des Fleisches anhaftet. Was mir ebenfalls sehr stark missfallen ist, ist die Tatsache, dass Klaus Reichert zwar der Sohn eines Metzgers ist, jedoch niemals selbst einer war. Entgegen dem was einem suggeriert wird, ist er Journalist. Meine Erwartung die Ansicht eines Metzgers zu der aktuellen Situation zu erfahren wurde also ebenfalls nicht erfüllt. Schade. Um aber auch ein gutes Haar an der Sache zu lassen kann man jedoch sagen, dass er die Recherchearbeiten für die letzten zwei Kapitel des Buches wirklich gut gemacht hat. Diese haben mir unglaublich gut gefallen und ich hätte gerne mehr davon gelesen. In diesen wenigen Seiten, wurde aufgedeckt, wer hinter all dem Fleischkonsum und Boom steckt, wieso vieles gepushed wird und schlimmer scheint, als es eigentlich ist und welche Ziele diese Unternehmen, die unsere Gesellschaft derart manipulieren verfolgen. Das dieser ganze Wahn um Fleisch und die Alternativen viel weniger gravierend ist als die Gesellschaft (und Presse) es oft darstellt. Natürlich sterben Tiere dafür, dass wir Fleisch essen können und das ist schrecklich. Besonders die Umstände in der Massentierhaltung und das Billigfleisch sind ein Problem der aktuellen Generation. Doch es ist ok (richtiges) Fleisch zu essen, solange man nicht die Augen davor verschließt, was man dort isst und was andere Leute (Metzger) und die Tiere bedeuten. Das eine Wertschätzung dieser Konsumgüter und Berufe stattfindet und nicht einfach nur das schlechte Gewissen mit veganen Alternativen beruhigt wird. Wichtig zu erwähnen finde ich hier auch noch einmal, dass Fleisch ein Luxusartikel ist, der heute jedoch für jeden zugänglich ist. (Eine für mich wirklich unglaubliche Erkenntnis, die ich aus diesem Buch mitnehmen durfte. Danke dafür!) Aus dem Grund des früheren Verzichts und der heutigen erschwinglichen Preise, ist er daher für viele Menschen ein unbewusstes Zeichen von Wohlstand, dem sie sich hingeben. Heute können wir jeden Tag Fleisch essen, also tun wir es auch. Und ich denke genau an diesem Punkt müssen wir ansetzen. Das Fleisch wieder etwas „besonderes“ ist, nicht billig. Das wir zum Metzger gehen und uns ein, zwei Stücken richtig gutes Fleisch für die Woche besorgen. Für 8€ anstelle von 5€. Das wir diese wenigsten Stücken Fleisch dann wertschätzen und genießen. Ich denke, so können wir dem Konsumwahn und der Massentierhaltung zumindest nach und nach einen Riegel vorschieben. Fazit: Auch wenn ich in diesem Buch nicht ganz das bekommen habe, was es versprochen hat, hat es mir in den wenigen (letzten) Seiten doch neue Denkanstöße gegeben. Alles in allem, ein Buch was man mal lesen kann, aber nicht muss. Ich für mich kann sagen, dass ich mich in Zukunft auf jeden Fall noch mal auf die Suche nach einem Metzger/Fleischer meines Vertrauens machen werde, um richtiges Fleisch von glücklichen Tieren zu kaufen. Außerdem möchte ich meinen Konsum mehr unter die Lupe nehmen, Fleisch als einen Luxusartikel begreifen und das Prinzip „Sonntagsbraten“ wieder ins Leben rufen.

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