Wunschloses Unglück

Wunschloses Unglück

Buch
4.33
ErinnerungSchuleSelbstreflexionSelbstmord

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Format
Buch
Seitenzahl
N/A
Preis
15.30 €

Autorenbeschreibung

Peter Handke wird am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Die Familie mütterlicherseits gehört zur slowenischen Minderheit in Österreich; der Vater, ein Deutscher, war in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Kärnten gekommen. Zwischen 1954 und 1959 besucht Handke das Gymnasium in Tanzenberg (Kärnten) und das dazugehörige Internat. Nach dem Abitur im Jahr 1961 studiert er in Graz Jura. Im März 1966, Peter Handke hat sein Studium vor der letzten und abschließenden Prüfung abgebrochen, erscheint sein erster Roman Die Hornissen. Im selben Jahr 1966 erfolgt die Inszenierung seines inzwischen legendären Theaterstücks Publikumsbeschimpfung in Frankfurt am Main in der Regie von Claus Peymann. Seitdem hat er mehr als dreißig Erzählungen und Prosawerke verfasst, erinnert sei an: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970), Wunschloses Unglück (1972), Der kurze Brief zum langen Abschied (1972), Die linkshändige Frau (1976), Das Gewicht der Welt (1977), Langsame Heimkehr (1979), Die Lehre der Sainte-Victoire (1980), Der Chinese des Schmerzes (1983), Die Wiederholung (1986), Versuch über die Müdigkeit (1989), Versuch über die Jukebox (1990), Versuch über den geglückten Tag (1991), Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994), Der Bildverlust (2002), Die Morawische Nacht (2008), Der Große Fall (2011), Versuch über den Stillen Ort (2012), Versuch über den Pilznarren (2013). Auf die Publikumsbeschimpfung 1966 folgt 1968, ebenfalls in Frankfurt am Main uraufgeführt, Kaspar. Von hier spannt sich der Bogen weiter über Der Ritt über den Bodensee 1971), Die Unvernünftigen sterben aus (1974), Über die Dörfer (1981), Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land (1990), Die Stunde da wir nichts voneinander wußten (1992), über den Untertagblues (2004) und Bis daß der Tag euch scheidet (2009) über das dramatische Epos Immer noch Sturm (2011) bis zum Sommerdialog Die schönen Tage von Aranjuez (2012) zu Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße (2016). Darüber hinaus hat Peter Handke viele Prosawerke und Stücke von Schriftsteller-Kollegen ins Deutsche übertragen: Aus dem Griechischen Stücke von Aischylos, Sophokles und Euripides, aus dem Französischen Emmanuel Bove (unter anderem Meine Freunde), René Char und Francis Ponge, aus dem Amerikanischen Walker Percy. Sein Werk wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Die Formenvielfalt, die Themenwechsel, die Verwendung unterschiedlichster Gattungen (auch als Lyriker, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur ist Peter Handke aufgetreten) erklärte er selbst 2007 mit den Worten: »Ein Künstler ist nur dann ein exemplarischer Mensch, wenn man an seinen Werken erkennen kann, wie das Leben verläuft. Er muß durch drei, vier, zeitweise qualvolle Verwandlungen gehen.« 2019 wurde Peter Handke mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Beiträge

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Peter Handkes »Wunschloses Unglück« erzählt die Lebensgeschichte seiner Mutter, die sich 51-jährig mit Schlaftabletten und Beruhigungsmitteln das Leben genommen hatte. Der Text dokumentiert, wie sich während ihres Lebens die Persönlichkeit der Mutter und während des Schreibens das Verständnis des Sohnes für sie entwickelt. Wie auch bei Eribon erfahren wir etwas über eine Frau, die im sozialen Umfeld der Arbeiterklasse aufwuchs, von einem verheirateten Mann schwanger wird und später mit einem Mann, den sie verabscheute, weitere Kinder hatte. Sie kämpft um ihre Würde und dafür, dass es ihren Kindern einmal besser geht. Unter der Last der täglichen Probleme erkrankt sie an ihrer Seele – mit massivem körperlichem Leiden. Nach jahrelanger Krankheit ohne Aussicht auf Besserung beschließt sie, sich das Leben zu nehmen. Allen ihren Angehörigen schreibt sie Abschiedsbriefe. Als Handke auf die Nachricht vom Tod seiner Mutter nach Österreich fliegt, ist er außer sich vor Stolz, dass sie Selbstmord begangen hatte. Anders als die Mutter bei Didier Eribon und der Vater bei Sabine Peters war Handkes Mutter in der Lage selbstbestimmt eine Entscheidung für ihre Zukunft zu treffen.

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4,5⭐️ Toller Stil und Sprache: verknappt, präzise, nüchtern, distanziert mit Brüchen. Er erzeugt eine hohe Dichte, die über kurze Absätze, große Zeiträume fasst. Details, Alltagsbanalitäten ziehen mitten rein und emotionalisieren die Situation. Sein Stil transportiert die Ambivalenz menschlicher Beziehungen auf spannungsgeladene Weise- objektiviert, analytisch und dennoch nah, berührend. Symbolik und Metaphorik stehen nur durch ein speziell gewähltes Wort im Raum und setzen die Gedankenspirale in Gang. Gegen Ende verliert er ein wenig die Konzentration. Es fällt ihm selber auf. Handke ist einer der zeigt, mit wie wenig Beiwerk literarische Räume geöffnet werden können, wenn man sein Handwerk versteht.

4

Literarisch wertvoll, greifbar grausam..

Unfassbar ehrlich und gleichzeitig intim sowie zur Entfremdung abstrakt behandelt der Autor den Suizid seiner Mutter. Seltsam schön, grausam traurig…

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