Stille Tage in Clichy

Stille Tage in Clichy

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Haupt-Genre
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Format
E-Book
Seitenzahl
103
Preis
9.99 €

Beiträge

8
Alle
1

Hilfe!

Dieser Roman mit autobiografischen Zügen von Henry Miller spielt Anfang 1930 in Paris und ist wirklich zum Davonlaufen. Was hier in trockenem Tonfall an Chauvinismus, Sexismus und Narzissmus zu lesen ist, hat mich mit jeder Seite eher wütender gemacht. Hier müssen sich zwei erwachsene Männer gegenseitig bekräftigen keine 14-Jährige zu vergewaltigen (und man bedenke die Blutflecken auf dem Laken, sollte sie noch Jungfrau sein). Da wird ungeschützter Verkehr nur abgelehnt, weil man nicht mehr weiß wo der spanische Abtreibungsarzt hingezogen ist aber auch das Geld dafür knapp ist. Und „hysterische, überspannte Frauen“ sollten einfach mit Cognac vollgepumpt werden. Diese Storys und dergleichen geben eventuell einen gewissen Zeitgeist wieder, von dem ich umso dankbarer bin, dass wir fast 100 Jahre später doch ein paar Schritte weiter sind. (Nach 40 Seiten abgebrochen)

4

„Immerhin, es war ein königlicher Fick gewesen, auch wenn ich mich damit in die Patsche gefickt hatte.“ — Henry Miller in Bestform 🌆🍷📖

Henry Miller gilt als einer der skandalträchtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts – und das nicht ohne Grund. Seine Werke, darunter „Wendekreis des Krebses“ oder eben „Stille Tage in Clichy“, wurden jahrelang zensiert und auf den Index gesetzt. Zu viel Sex, zu explizit, zu obszön, zu schockierend, zu sexistisch – so lauteten die Urteile der Kritiker. Jahrzehntelang durfte seine Literatur in den USA nicht veröffentlicht werden, was Miller zur Ikone und einem literarischen Enfant Terrible machte. Natürlich war das für mich Grund genug, dieses Buch unbedingt lesen zu müssen. Wenn ein Buch so viele Leute auf die Barrikaden treibt, muss ja irgendetwas dran sein, oder? 😉 „Stille Tage in Clichy“ ist ein skandalträchtiger Einblick in das Paris der 1930er Jahre, in dem der Ich-Erzähler Joey und sein Freund Carl ihr Leben in vollen Zügen genießen – wenn auch auf eine für viele Menschen wohl eher fragwürdige Art. Trotz bitterer Armut führen sie ein ausschweifendes Leben, bestehend aus Alkohol, haufenweise Sex und einer gehörigen Portion Eskapismus. In einer episodischen Erzählweise nimmt uns Miller mit in das heruntergekommene und dennoch verführerische Paris. Seine Beschreibungen von Clichy, den kleinen Bars, den Seitengassen und der Atmosphäre dieser Zeit sind poetisch und kraftvoll, doch die Geschichten der beiden Männer, die ihr Geld für Huren und Feiern verschleudern, stehen in starkem Kontrast dazu. Insbesondere zu Beginn des Buchs würde eine E.L. James wohl vor Scham erröten. 😆 Sex, Exzesse und die Suche nach Lebenslust prägen das relativ kurze, aber intensive Werk. Gleichzeitig schimmern inmitten der vulgären Sprache Momente von Einsamkeit, Würde und manchmal sogar Romantik durch – vor allem dann, wenn es um Millers Liebe zu Paris geht. Henry Miller spaltet. „Stille Tage in Clichy“ ist eine Mischung aus meisterhaftem Schreibstil, ungeschönter Sprache und provokanten Themen, die, wie man sieht, selbst heute noch polarisieren. Es ist kein Buch für zart Besaitete – zu explizit, zu roh, zu direkt. Aber genau das macht den Reiz aus. 🖤 Millers atmosphärischer Schreibstil lässt Paris lebendig werden: heruntergekommen, aber verführerisch. Seine Sprache ist ungeblümt und authentisch, was das Buch so eindringlich macht. Joey und Carl benehmen sich dabei wie zwei spätpubertäre Jungs mit zu viel Freiheit und zu wenig Verantwortungsbewusstsein. Ihre Dialoge und Handlungen sind stellenweise verstörend, manchmal zum Augenrollen und doch seltsam faszinierend und nachvollziehbar. Wenn man solche Partys und Milieus kennt, weiß man, wovon die beiden sprechen. Die Kritik, dass Millers Werk chauvinistisch sei, halte ich für überzogen. Es ist ein Produkt seiner Zeit, ein ehrlicher Blick auf zwei Männer und ihre Denkweise – ungeschönt und ungeniert. Klar, die Geschichten sind nicht jedermanns Sache, aber sie als frauenfeindlich abzustempeln, greift zu kurz. Es ist ein Werk, das provoziert, aber auch Raum für Reflexion und Interpretation lässt. Fazit: „Stille Tage in Clichy“ ist kein „Wohlfühlbuch“, sondern eine wilde Reise in ein Paris voller Exzesse und Widersprüche. Es ist unterhaltsam, kurzweilig und erschreckend atmosphärisch. Für Fans von Bukowski und Hunter S. Thompson absolut empfehlenswert – alle anderen sollten es sich zweimal überlegen (oder anschließend leise weinen). 😉 ⭐️⭐️⭐️⭐️

2

Ach, ach- ich bin so hin und hergerissen. Ich schätze „Boys will be Boys“ kann es im negativsten und positivsten Sinne zusammen fassen.

Zwei junge Männer im Paris der 20er Jahre. Beim Lesen könnte man meinen, es hätte zu der Zeit an dem Ort überhaupt keine Frau gegen, die keine Hure ist. Unser Protagonist stolpert von einer Frau zur nächsten, verhält sich wie der widerlichste Mensch (redet davon eine 14-jährige zu vergewaltigen, bestiehlt eine Hure, die offenbar nicht zurechnungsfähig ist und behandelt Frauen generell wie reine Fleischhaufen zum Vögeln), dazwischen wird gegessen, getrunken und Paris beschrieben. Ich habe das Buch gehasst, während ich die Sprache und Bilder, die erzeugt werden durchaus schätze. Ich wollte den Protagonisten schlagen und gleichzeitig ein paar Zeilen später mit ihm lachen. Nie bin ich näher an die Erfahrung gekommen, wie sich die Macht eines Mannes anfühlen muss, wie beim Lesen von dem Buch und gleichzeitig schrecke ich vor der widerlichen Verrohung zurück. Ich hab Redebedarf! Warum verhält er sich immer nur so grausam wenn sein Freund dabei ist? Macht das Buch niemanden wütend außer mich?

Ach, ach- ich bin so hin und hergerissen. Ich schätze „Boys will be Boys“ kann es im negativsten und positivsten Sinne zusammen fassen.
1

Selten war ich so hin und her gerissen zwischen Sprache und Inhalt. Sprachlich ist dieses Buch absolut grandios. Henry Miller hat einen Sprachwitz, der fast lässig wirkt, aber wunderschön ist. Sprachlich habe ich nichts auszusetzen und es sehr genossen. Ich bin quasi durch die Seiten geflogen. ABER (und es ist ein wirklich großes „Aber“) der Inhalt ist absolut grauenhaft. Und selbst im Blick, dass das Frauenbild in den 50ern ein anderes ist, als heute, habe ich nichts gefunden, dass es auch nur ansatzweise entschuldet, welches Frauenbild hier verkörpert wird. Verkehr mit Minderjährigen? Kein Problem, da stört sich der Protagonist nur an der nicht vorhandenen Bildung des Mädchens? Verkehr mit Prostituierten? Aber nur, wenn man das gezahlte Geld später wieder zurückklaut und die Damen damit doppelt abzieht. Vergewaltigung? Scheinbar manchmal nicht zu umgehen und eher Mittel zum Zweck. Schließlich haben die Mädchen ja selbst schuld, nicht wahr? Die generell Haltung Frauen gegenüber ist hier nicht mal erwähnenswert, da einfach nicht vorhanden. Die beiden Hauptprotagonisten sind so wenig sympathisch, chauvinistisch, arrogant und narzisstisch, dass ich dieses Buch in wirklich keiner Weise jemals weiterempfehlen werde, sondern aktiv davon abrate es zu lesen.

4

Dieser Roman, eigentlich eher zwei Kurzgeschichten, vermittelt sehr gut ein bestimmtes Lebensgefühl aus einer Großstadt der Dreißiger Jahre. Es ist kein großes Wimmelbild wie Berlin Alexanderplatz, eher eine sehr fokussierte Schilderung eines amerikanischen Schriftstellers namens Joey, der zwischen Arbeit, Geldnot, Schlemmerei und wilden Sexleben pendelt. Der Erzählstil ist klar und eindeutig, vor allem im Beschreibung des Akts. Vulgär würde ich es nicht bezeichnen, denn was ist abstoßend, wenn man die primären Geschlechtsteile beim Namen (Möse) oder Kosename (Specht, Pint) nennt. Uns regt das heutzutage wenig auf, wobei visuell ja offensichtlich alles erlaubt ist, aber f*cken stets kaschiert wird mit einem Sternchen-Ahornblatt. Bei Miller gibt es keine großen Metaebenen oder stilistische Kniffe. Wenn man das mit vielen anderen bekannten Literaten aus dieser Zeit vergleicht, dann wirkt dies schon sehr modern. Ich hätte es eher 30 Jahre später eingeordnet. Kein Wunder, dass dies so ein arger Tabubruch war. Mir ist dieses wilde Sexleben völlig fremd. Vielleicht las ich es deswegen auch mit einer gewissen Faszination. Ich pendle da zwischen Neid und Mitleid mit Joey, der nie brutal und einschüchternd ist, wie so viele männliche Figuren zu dieser Zeit, sondern nur unheimlich schwanzgesteuert. Ich finde es bewundernswert, dass Miller die Sexualität ohne Liebe derart detailliert beschrieben hat. Daher ist es schon ein Meilenstein der erotischen Literatur.

3

Eine Namensverwechslung war daran Schuld, dass ich zu dieser Novelle griff. Denn ich hatte Arthur Miller im Kopf, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Zwei junge amerikanische Schriftsteller leben Anfang der dreißiger Jahre in Paris. Dort treffen sie hauptsächlich auf Prostituierte und vergnügen sich mit ihnen. Man soll den Autor nicht mit seinem Werk verwechseln, das war der Grund, warum ich das Buch bis zum Ende las. Auch das Vorwort des Sohnes von H. Miller, liess mich Besseres hoffen. Tatsächlich empfinde ich den Roman als schwere Kost. Frauen werden grundsätzlich negativ dargestellt. Blöde oder Stück Fleisch sind noch die freundlicheren Bezeichnungen. Im zweiten Teil hatte ich kurz das Gefühl, dass der Protagonist doch noch so etwas wie Empathie besitzt...aber nein. Nach Beenden habe ich Henry Miller gegoogelt, um ein Bild von ihm zu bekommen, das hat einiges gerade gerückt. Aber mit weiteren Romanen von ihm werde ich mir etwas Zeit lassen.

4

Dieser Roman, eigentlich eher zwei Kurzgeschichten, vermittelt sehr gut ein bestimmtes Lebensgefühl aus einer Großstadt der Dreißiger Jahre. Es ist kein großes Wimmelbild wie Berlin Alexanderplatz, eher eine sehr fokussierte Schilderung eines amerikanischen Schriftstellers namens Joey, der zwischen Arbeit, Geldnot, Schlemmerei und wilden Sexleben pendelt. Der Erzählstil ist klar und eindeutig, vor allem im Beschreibung des Akts. Vulgär würde ich es nicht bezeichnen, denn was ist abstoßend, wenn man die primären Geschlechtsteile beim Namen (Möse) oder Kosename (Specht, Pint) nennt. Uns regt das heutzutage wenig auf, wobei visuell ja offensichtlich alles erlaubt ist, aber f*cken stets kaschiert wird mit einem Sternchen-Ahornblatt. Bei Miller gibt es keine großen Metaebenen oder stilistische Kniffe. Wenn man das mit vielen anderen bekannten Literaten aus dieser Zeit vergleicht, dann wirkt dies schon sehr modern. Ich hätte es eher 30 Jahre später eingeordnet. Kein Wunder, dass dies so ein arger Tabubruch war. Mir ist dieses wilde Sexleben völlig fremd. Vielleicht las ich es deswegen auch mit einer gewissen Faszination. Ich pendle da zwischen Neid und Mitleid mit Joey, der nie brutal und einschüchternd ist, wie so viele männliche Figuren zu dieser Zeit, sondern nur unheimlich schwanzgesteuert. Ich finde es bewundernswert, dass Miller die Sexualität ohne Liebe derart detailliert beschrieben hat. Daher ist es schon ein Meilenstein der erotischen Literatur.

3

Mir hat sehr gut gefallen, wie heiter und leicht das Buch ist. Auch den trockenen Humor fand ich genial. Man muss nur bedenken, dass das Buch wirklich sehr sexualisiert, vulgär und stellenweise politisch inkorrekt ist. Andererseits ist die Geschichte abenteuerlich und geprägt von einer beindruckenden poetischen Sprache. Ich kann gut nachvollziehen, warum die Meinungen bei diesem Buch so weit auseinandergehen. :)

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