Martha und die Ihren

Martha und die Ihren

E-Book
3.88

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
291
Preis
21.99 €

Beiträge

6
Alle
3.5

MARTHA UND DIE IHREN Lukas Hartmann Martha und ihre fünf Geschwister, die alle vor dem Ersten Weltkrieg geboren wurden, wachsen in armen Verhältnissen auf. Als dann ihr Vater einen schweren Unfall hat, erst bettlägerig wird und kurz darauf stirbt, kann die Mutter ihre sechs Kinder nicht mehr ernähren. Die sozialen Zuschüsse in der Schweiz wären nicht genug, selbst wenn die Mutter einen Job als Büglerin annähme. Die Verwaltung lässt nicht lange auf sich warten und nimmt der Mutter alle Kinder weg - sie werden zu sogenannten „Verdingkinder", was nichts anderes bedeutet, als das sie bei fremden Familien aufwachsen, fremderzogen und ihren Lebensunterhalt selbst erarbeiten müssen. Martha wird ihre Mutter nur drei weitere Male in ihrem Leben treffen und ihre Geschwister nie wieder sehen. Doch das weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht. Martha, die zweitjüngste, kommt zu einer gläubigen Familie mit vielen Kindern. Für die Arbeiten, die keiner machen möchte, ist sie zukünftig verantwortlich. Am Tisch ist die Schale mit Essen meist leer, bevor sie bei Martha ankommt. Liebe oder ein freundliches Wort erfährt sie nicht. Obwohl sie Klassenbeste ist, wird ihr die höhere Schule verwehrt, doch Martha ist zäh und mit Fleiß und Ehrgeiz schafft sie es später zu einem bescheidenen Wohlstand. Martha hat es nie gelernt, Gefühle oder Schwächen zu zeigen. Umarmungen, Lob oder Liebkosungen waren ihr ganzes Leben Fremdwörter und so prägt diese soziale Inkompetenz nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer zwei Söhne … Die Verdingkinder sind ein schwarzer Fleck in der Schweizer Geschichte. Oft wurden Kinder zu Unrecht den Eltern weggenommen. Scheidungen oder Arbeitslosigkeit reichte aus, dass Eltern ihr Kinder nie wieder sahen. Die Kinder wurden als billige Arbeitskraft ausgebeutet, oft seelisch und körperlich missbraucht. Bis in die späten 1960er-Jahre gab es in der Schweiz Verdingkinder. Ich habe das Buch gerne gelesen. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass Marthas Zeit als Verdingkind ausführlicher beschrieben gewesen wäre. Ihren Part fand ich besonders berührend, während mich der narzisstische und pedantische Sohn eher auf die Palme trieb. Der Schreibstil war eher sachlich kühl, was durchaus zum Inhalt passt. Herzlichen Dank Lukas Hartmann für einen tiefen Einblick in seine Familienchronik mit Großmutter Martha. 3½ / 5

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3

eine kurzweilige Lektüre um eine Frau und ihre Nachkommen

Ich lese seit Jahren gerne Bücher aus dem Diogenes Verlag, und dieses Buch weckte sofort mein Interesse. Die Geschichte von Martha, die sich über etwas mehr als 300 Seiten erstreckt, ist durch einen angenehmen und gut verständlichen Schreibstil geschrieben. Es fokussiert sich auf Marthas Leben von ihrer Zeit als Verdingkind bis ins hohe Alter, einschließlich der Erlebnisse ihrer Kinder und Enkelkinder. Während das Leben von Martha faszinierend ist, hätte ich mir gewünscht, dass ihr Leben als Verdingkind im Buch ausführlicher behandelt worden wäre. Auch die Geschichten ihrer Nachkommen, die ebenfalls von Schicksalsschlägen geprägt sind, werden erzählt. Obwohl das Buch interessante Einblicke bietet, hätte ich mir gewünscht, dass es etwas länger wäre, um einzelne Lebensabschnitte detaillierter zu beleuchten. Dennoch war es eine kurzweilige Lektüre, die definitiv mein Interesse an den anderen Werken des Autors geweckt hat.

4

Die Geschichte um Martha (und die Ihren) hat mich sofort abgeholt. Ich mag solche Erzählungen vom Leben eines Menschen, von seiner Familie, von den Lebensumständen - gerade von denen, die man so heute nicht mehr kennt. Wir befinden uns zu Anfang des 20. Jahrhunderts in der Schweiz. Martha und ihre Geschwister sind das einfache Leben gewöhnt, sie leben auf einem Pacht-Hof, der sie mehr schlecht als recht versorgt; der Vater arbeitet zudem als Brunnenbauer, sucht mit der Rute Wasser für die Bauern. Doch eines Tages wird das Leben der Familie durcheinandergewirbelt. Der Vater wird beim Brunnenbau durch eine Explosion schwer verletzt und soll sich nicht wieder erholen. Er stirbt und die Mutter kann den Hof und die Familie nicjht halten. Die Kinder werden verdingt (ein Ausdruck den ich kannte und doch nicht kannte). …Die Kinder werden verdingt, auch das ist ein neues Wort für Martha. Später wird sie denken, dass das Wort ja stimmt, sie sind zu Dingen geworden… Die Kinder werden in verschiedene Familien gegeben, um dort aufzuwachsen - doch wird Martha nie zu einem wirklichen Familienmitglied werden; wobei sioe es noch nicht einmal schleht getroffen hat. Zunächst erhält sie zu wenig zu Essen - sie sitzt ganz hinten am Tisch, dort wohin die Speiseschüsseln als Letztes gelangen - und wird als Nachmittagsaufsicht für den geistig behinderten Sohn eingeteilt. Dieser ist ihr jedoch kräftemässig überlegen, so dass sie von ihm Gewalt erfährt und gezwungen ist, Gewalt auszuüben. Ein aufmerksamer Lehrer - der auch ihre Begabung in der Schule erkennt und sie fördert - erkennt ihre Misere und verhilft ihr - durch ein Gespräch mit den Pflegeeltern einen besseren Stand in der Famile; allerdings wächst dadurch auch eine neue Kluft zwischen der Familie und Martha. Martha erkennt, dass sie für sich selbst sorgen muss und bemüht sich um eine Anstellung in einer Strickerei. Sie arbeitet hart, schafft es jedoch, bei der Pflegefamilie einen Anteil für Kost und Logis abzugeben und sich zudem Geld für ein Fahrrad zusammenzusparen. Insgesamt erkennt sie, dass Leistung und Anstrengung honoriert wird. Und diese Erkenntnis prägt ihr gesamtes Leben. Immer ist sie bestrebt, es im Leben besser zu haben - und dafür ist sie bereit alles zu geben. Auch als sie schließlich heiratet, übernimmt sie bald Arbeiten im Betrieb ihres Mannes. Dieser wird bald krank und immer schwächer - schließlich steht sie - mittlerweile mit zwei Kindern - wieder allein da. Doch sie gibt nicht auf. Sie kämpft sich wieder hervor - und ihr Leben bleibt eine einzige Mühe - um Annerkennung (in der Gesellschaft), begrenzten Wohlstand und Sicherheit. In dieses Leben investiert sie all ihre Kraft - für ihre Söhne bleibt wenig Raum; Nähe und Zuwendung kennen sie nicht. …Zeit kann man sich nehmen, ich nahm sie mir nie. Der Unsichtbare hat sie aufgefressen, und er ist wieder da, gönnt sie mir nicht…. Doch eines gibt sie ihnen - besonders dem älteren - mit: Das Streben nach Anerkennung und Wohlstand. Und bei ihm wird es fast zur Zwanghaftigkeit. Die nächste Generation hingegen befreit sich aus diesem Zwang und geht andere Wege. Wobei diese Rebellion Vater und Sohn fast entzweit. …Und er fügte einen Satz hinzu, den sie ihm nicht zugetraut hätte: »Er will zu viel von sich.«… Inhaltlich soll hier nicht zu viel verraten werden. Der Autor hat es meiner Meinung nach geschafft, existentielle Lebensprobleme in einer ruhigen und doch kraftvollen Art zu erzählen, die den Leser mitnimmt, auf eine Reise durch drei Generationen. Drei Generationen, die immer etwas mit auf den Weg bekommen, mit dem sie sich auseinandersetzen müssen, was sie meistern müssen und es auf die eine oder andere Art schaffen - oder auch nicht. Dabei nimmt der Autor auch die einfließenden Personen (Ehefrauen, Ehemänner, Schwiegereltern etc.) mit auf, stellt sie vor identische oder auch neue Probleme und Herausforderungen. Wir erleben hier eine Familien-Geschichte, die nicht zur Saga aufgebauscht wird und trotzdem voll ist von Konflikten und zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen. Hier und da verläuft sich der Autor dann doch ein wenig in den Geschehnissen, was mich dann selbst etwas hat abschweifen lassen, in den Gedanken. Insgesamt aber ein Werk, welches ich gern gelesen habe. Von mir gibt es hier 4 von 5 Sternen. Und eine Empfehlung für alle, die gute Familiengeschichten mögen, die etwas zu erzählen wissen.

4.5

Trotz des recht distanzierten Schreibstil hat mich Marthas Geschichte berührt. Das persönliche Nachwort des Autors gibt der Geschichte viel Glaubwürdigkeit.

4

Manchmal etwas zu viele Personen, sonst toll!

Spontan wegen einem Tipp auf das Buch gekommen und angefangen zu lesen. Das Buch erzählt eine ganze Familiengeschichte, am Anfang geht es um ein Verdingkind. Kann das Buch sehr empfehlen... 😊

3

Nüchtern erzählt: Marthas Weg durch Arbeit und Entbehrung

In Lukas Hartmanns „Martha und die Ihren“ begegnet man Martha, die nach einem schweren Leben auf einem Bauernhof als Erwachsene in einer Fabrik als Näherin arbeitet. Das Buch beschreibt Marthas Weg von ihrer Kindheit ins Erwachsenenalter bis zu ihrem Lebensende. Dieser war geprägt von harter Arbeit, Entbehrung und einem Fehlen von Zuneigung. Die Charaktere, die Martha begegnen, sowie ihre eigene Familie spiegeln eine Welt wider, in der der Überlebenswille das Wichtigste zu sein scheint. Die Geschichte selbst hat mich nicht wirklich gefesselt. Die Erzählweise wirkt sehr sachlich und es fehlt an der Spannung, die eine tiefere emotionale Bindung zur Geschichte erzeugen könnte. Es liest sich eher wie eine nüchterne chronologische Erzählung, die nicht genug Raum für den Leser lässt, sich mit den Gefühlen und inneren Kämpfen der Protagonistin auseinanderzusetzen. Was mir jedoch besonders im Gedächtnis geblieben ist, war das Nachwort von Hartmann. Hier gibt der Autor einen Einblick in die Entstehung des Romans und erklärt, dass die Geschichte eine Verarbeitung der eigenen Familiengeschichte darstellt. Die Verfremdung, die Hartmann gewählt hat, um sich von dieser Welt zu distanzieren, brachte für mich eine interessante Perspektive in das Buch, die mich mehr gefesselt hat als der eigentliche Roman. Insgesamt kann ich sagen, dass Martha und die Ihren für mich nicht die erhoffte emotionale Tiefe hatte. Zwar ist es ein aufwühlendes Porträt eines Lebens, das von Arbeit und Entbehrung geprägt ist, aber der eher sachliche Schreibstil und die fehlende Spannung haben es mir schwer gemacht, wirklich mit der Geschichte und den Charakteren mitzufühlen.

Nüchtern erzählt: Marthas Weg durch Arbeit und Entbehrung
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