Kankos Reise: Roman

Kankos Reise: Roman

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
162
Preis
16.99 €

Beiträge

12
Alle
4

Die 17-jährige Kanko hat viele Probleme. Ihr Vater ist launisch, schlägt und beleidigt sie, ihre Brüder sind ausgezogen und seit die Mutter einen Schlaganfall hatte, verschärft sich die Situation weiter. Inzwischen leidet Kanko unter Depressionen und kommt in der Schule nicht mehr mit. Als die Mutter des Vaters stirbt, macht sich die ganze Familie auf eine Reise ... Kankos Gedanken sind herzzerreißend. Sie kennt auch die guten Seiten ihrer Eltern und versucht immer deren Handeln nachzuvollziehen, dann wiederum ist sie einfach nur wütend, weil die Eltern ihre Vorbildfunktion nicht erfüllen. Kanko ist zerrissen zwischen Mitleid, Liebe, Pflichtgefühl, Trauer und Anklage. Rin Usami schildert das Ganze knapp und sehr realistisch, mit buchstäblich treffenden Worten.

2

Zermürbend und schräg.

Kankos Reise ist ein Buch über eine junge Erwachsene Frau, die studierend als einzige von drei Kindern noch im Elternhaus lebt. Ihr ältester Bruder Nii als auch der Jüngste im Bunde, Pon, sind geradezu geflüchtet. Denn das Elternhaus ist alles andere als harmonisch. Hier wird leider so gar nicht spoilerfrei weitergehen 🥲 Ihr Vater ist gewalttätig, hat nichts anderes vorgelebt bekommen und kennt bedingungslose Liebe nicht von seinen Eltern. Und als sei das nicht schon Kräfte zehrend, da erlitt die Mutter einen Schlaganfall, von dem sie sich nie mehr erholen sollte und die seither wie ein kleines Kind agiert, dass sich noch dazu regelmäßig betrinkt. 🙈 Konflikte auf normale Weise lösen kann die Familie nicht. Alles wird tot geschwiegen und die Schuld bei allen anderen gesucht. So erkrankt Kanko an Depression, die sie daran hindert zur Uni zu gehen und die sie schon mehrfach dazu trieb sich fast umzubringen. Als dann die Großmutter väterlicherseits verstirbt, beginnt eine Reise. Diese Reise begleiten wir als Leser. Und Mensch, das ist echt zum Haare raufen! 🙃 Ich kann Kanko's Gefühlswelt gut nachvollziehen. Egal wie sehr sie misshandelt wird von Vater, Mutter und wie sehr sie unter allem leidet... Sie liebt ihre Eltern doch. Sie ist im Zwiespalt. Ich würde mir wünschen, dass im Buch darauf eingegangen wird, wie ihr Therapie etc hilft und vllt ihre Eltern umgänglicher werden, aber das gibt es so nicht. 🥲 Stattdessen zieht sie in das Familienauto und weicht somit den täglichen Eskapaden und Gewaltausbrüchen ihrer Eltern aus. Auch schafft sie es so wieder regelmäßig zur Uni, aber ist das wirklich ein Leben, das man so weiterleben möchte? Würde es ihr nicht besser gehen, wenn sie sich loslösen würde und richtig ausziehen würde? 🤔 ✨ Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, hat aber mMn einen typisch sachlichen japanischen Stil. ✨ Auch die Hierarchien und das Pflichtgefühl diverser Personen ist typisch japanisch. Wenn auch diese Familie mit ihrer Gewalt hoffentlich so nicht in der Realität vorkommt. (I know, Wunschdenken) ✨ Mir persönlich hätten klare Unterscheidungen von Flashbacks zur Gegenwart gut gefallen. Manchmal war es doch etwas verwirrend, da es fließende Übergänge waren. ✨ Das Buch geht mir auch zu wenig darauf ein, dass Kanko nicht schuld an all dem ist. Sie ist nicht schuld daran, dass ihr Vater sie schlägt, sie ist nicht schuld daran, dass ihre Mutter nicht mehr ganz knusper im Kopf ist, sie ist auch nicht dran schuld, dass ihre Brüder weg sind und die Eltern somit "allein" gelassen haben. Das alles hat Kanko nicht zu verschulden und auch nicht verdient. Das wurde so aber nie kommuniziert/aufgelöst. Man beendet das Buch quasi damit, dass Kanko ebenfalls Schuld hat. Schwachsinn. An und für sich war es ein netter Zeitvertreib, allerdings kein Muss. Für Leute die wenig von den Sitten und Eigenheiten der Japaner verstehen wird das vermutlich zu absurd sein.

Zermürbend und schräg.
4

Jede Familie ist anders

Manchmal ist es ja gut, wenn man sich auch in Sachen Büchern herausfordert und das ist dieser Roman auf jeden Fall - eine Herausforderung. Er beschreibt in Kürze aber in einer drückenden Intensität ein toxisches Familienleben in Japan. Das Familienleben wird beherrscht von Miss- und Nonkommunikation, Gewalt, Ignoranz und leider Hoffnungslosigkeit bis hin zu suizidalen Abschweifungen. Verwoben mit kulturellen Eigenheiten wird doch zum Ende klar, dass das Familienleben mit Ihr unterschiedlichen Charakteren, Wünschen und Hoffnungen überall und für jeden eine Herausforderung ist. Das Ende kam für mich etwas unerwartend und plötzlich aber doch ehrlich und passend für den Aufbau des Romans. Er lässt sich sehr gut und trotz der Tiefe leicht lesen. Wer auch mal eine Herausforderung sucht, macht mit diesem Roman keinen Fehler. Viel Erfolg!

4

Japanische Road-Novel! 👏🤩

„Du willst also sterben, ja? Und deine Eltern sind daran schuld, hm? Willst die Schule abbrechen? Widerlich. Deine Einstellung zum Leben ist widerlich. Jeder von uns würde am liebsten sterben. Jeder beißt die Zähne zusammen, bis es wehtut, und schuftet von morgens bis abends, als ginge es ums nackte Überleben, obwohl er sich in Wirklichkeit beschissen fühlt. Und jetzt machts du hier so ein Theater, nur weil deine Mutter krank geworden ist. Du bist doch nicht aus Zucker? Oder etwa doch? Bist Du ein Weichei? Wenn es dir so beschissen geht, dann verschwinde halt. Wenn du sterben willst, dann stirb. Aber beeil dich. Scheißtochter.“ Die siebzehnjährige Kanko, wie auch der Rest ihrer Japanischen Familie, ihre zwei Brüder und die labile, alkoholkranke Mutter sind der väterlichen Beschimpfungen, die auch ins Körperliche übergehen, ausgesetzt. Er ist ein Choleriker wie er im Buche steht und Prügeleien sowie verbale Beschimpfungen sind an der Tagesordnung - Kankos Brüder haben sich schon aus der prekären Familiensituation geflüchtet und nur noch Kanko ist übrig geblieben, die sogar noch Verständnis für das Verhalten ihres Vaters aufbringt. Sie fühlt sich verantwortlich für ihre Eltern, sieht sie als betreuungsbedürftig an, was eine Umkehr der Eltern-Kind-Rolle mit sich bringt - wären da nur nicht ihre Depressionen, unter denen sie zunehmend leidet. „Alles verläuft sich. Verläuft und wiederholt sich. Eine durchschnittliche Hölle, butterweich und lauwarm. Für die vielen kleinen Übel, die man bei jedem Streit anrichtet, wird man auf ihren Grund gestoßen. Doch nicht die Schmerzen, die man erleidet, wenn man in den kochenden See aus Blut fällt, oder die Strapazen, die man durchsteht, wenn man am Ufer des Flusses zum Totenreich schwere Steine aufeinanderstapelt, machen diese Hölle so unerträglich, sondern die Tatsache, dass sie weitergeht.“ Während einer Autofahrt zur Beerdigung Kankos Großmutter väterlicherseits eskaliert die Situation vollends. Aufwühlende Ereignisse der Vergangenheit werden rekapituliert und es kommt zu gegenseitigen suizidalen Androhungen. Speziell in diesen Szenen erfährt man viel über die psychischen Gegenwartszustände der einzelnen Figuren. „Kankos Reise“ ist ein Buch über transgenerationale Traumata (der Vater wurde als Kind selbst geschlagen und litt sehr unter mangelnder Aufmerksamkeit), über dysfunktionale Familien, aber auch über die Tücken von Depressionen und die Japanische Schweigekultur. Keiner der Figuren gelingt es, ihre Bedürfnisse oder Emotionen angemessen zu artikulieren und somit fehlt jegliche Grundlage zur konstruktiven Lösung von Konflikten oder zum Führen von gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen. Geradezu schockiert war ich von der Intensität der Aggressivität der gegenseitigen Schuldzuweisungen und Vorwürfe der Figuren, in denen der Druck, der auf der Familie lastet, ein Ventil zu finden scheint. Der Text hat meine Empathie für die gravierenden Auswirkungen von Traumata wachsen lassen, auch wenn ich mir vielleicht mal eine Abweichung von der weiblichen Opferrolle gewünscht hätte. Fazit: Ein weiteres Werk meiner geliebten Japanischen Literatur, das ich als lesenswert erachte!

5

Ein emotional aufwühlendes Buch

„Es tut weh, wenn die Sonne aufgeht. Es tut weh, wenn sie untergeht. Um am Leben zu bleiben, muss sie irgendjemandem oder irgendetwas die Schuld für ihren Schmerz geben. Doch wenn man den Schmerz, den Menschen anderen Menschen zufügen, immer weiter zurückverfolgt, stellt man irgendwann fest, dass so vieles nicht verhindert werden kann. Nicht alle Gewalt kommt von den Menschen. So wie die Sonne vom Himmel auf die Erde scheint und zur Lebensenergie unzähliger Geschöpfe wird, regnet auch Gewalt vom Himmel, geht in die Blutbahn über und wird weitergegeben.“ (S.151) „Kankos Reise“ Ist ein komplexes und erschreckendes Familienporttait. Einer Familie, bei der Jeder seine eigenen Traumata mit sich trägt und die durch Generationen weitergetragen werden. Kankos Kindheit ist geprägt durch die Gewalt des Vaters, der sich gegen sie, ihre zwei Brüder und ihre Mutter richtet. Als die Mutter sich von einem Schlaganfall nie ganz erholt, verschärft sich die Situation weiter. Kankos Brüder sind beide schon ausgezogen, aber Kanko ist geblieben. Sie will erst ihren Abschluss machen und möchte ihre Eltern, trotz Allem, nicht alleine lassen. Depressive Phasen gehören bei ihr zum Alltag dazu. Als die Großmutter stirbt, begibt sich die Familie auf einen Roadtrip zur Trauerfeier und wir erleben nun hautnah mit, welche Dynamiken in der Familie herrschen und wie diese eskalieren. „Alles verläuft sich. Verläuft und wiederholt sich. Eine durchschnittliche Hölle, butterweich und lauwarm. Für die vielen kleinen Übel, die man bei jedem Streit anrichtet, wird man auf ihren Grund gestoßen. Doch nicht die Schmerzen, die man erleidet, wenn man in den kochenden See aus Blut fällt, oder die Strapazen, die man durchsteht, wenn man am Ufer des Flusses zum Totenreich schwere Steine aufeinanderstapelt, machen diese Hölle so unerträglich, sondern die Tatsache, dass sie weitergeht. Dass sie nicht aufhört. Sich endlos wiederholt. Darin liegt das eigentliche Wesen der Hölle.“ (S.141 f.) Auf 169 Seiten begleiten wir Kanko - jede einzelne Seite ist intensiv und vollgepackt mit Schmerz, Schuld, Trauer und dem Wunsch nach Vergebung. Häusliche Gewalt, die Opfer-Täter-Rollen und deren Abhängigkeiten, und dem Wunsch danach „dass es aufhört“ - das sind die zentralen Themen dieses Buchs, die die Autorin schonungslos schildert und die innere Zerrissenheit der „Täter“ bzw. „Opfer“, der ewige Kreislauf, aus dem es so so schwer ist zu entkommen. Das Buch tut weh und wir erleben hier auch nicht die große Katharsis, sondern stecken fest in diesem „Dilemma“. Ich merkte, wie ich mich beim Lesen abgeschottet habe, aber nach dem Lesen der letzten Seite brachen die Schutzwälle dann doch ein und war ich tief ergriffen vom diesem „Ende“, das kein Ende ist. Ein wichtiges und sehr lesenswertes Buch, aber mit Vorsicht zu genießen wenn man sensibel auf Themen mit häuslicher Gewalt reagiert. Bei mir hat die Geschichte großen Eindruck hinterlassen und wirkt sie auch noch nach - das andere Buch der Autorin möchte ich nun auch unbedingt lesen!

Ein emotional aufwühlendes Buch
5

Sternebewertung fiktiv

Rin Usumi erzählt in „Kankos Reise“ die Geschichte eines 17-jährigen Mädchens, das noch ihren Platz in der Welt finden muss. Sie lebt unter prekären Verhältnissen, ihre Familie ist furchtbar. Als ihre Großmutter stirbt, muss die Familie eine gemeinsame Reise antreten, einen Roadtrip, der es in sich hat. Es ist wie eine Reise durch Kankos bisheriges Leben. Der gewalttätige Vater, die schwache Mutter. Kankos Alltag ist belastend und prägend. Selbst ihre Umgebung nimmt die schlechten Verhältnisse wahr und spiegelt sie wider. Doch Kanko hat keine Option, es ist ihre Familie. Auch das Schamgefühl verleitet zum Selbstschutz vor Außenstehenden. Andere Wege scheinen ihr nicht offen zu stehen, was sie in die Depression treibt. Ihr Verhalten ist bedrückend und traurig. Es ist eine wichtige, aber belastende Geschichte. Mir stellt sich die Frage: Nehmen wir uns und unsere Umgebung in dieser Zeit überhaupt noch richtig wahr? Erkennen wir Missstände oder schauen wir weg? Wann erreichen wir als Menschen unser Limit? Gibt es diesen einen Moment, in dem alles kippt? Und bedenken wir manchmal, dass es nicht in jeder Familie friedlich und harmonisch zugeht? Dieses Buch hat mich traurig gemacht, aber auch zum Nachdenken angeregt. Ein Roman, den man an einem Tag lesen kann, aber dennoch mit viel Tiefgang.

3

Kankos Reise beeinhaltet einen absurden Roadtrip, Erwachsene die teilweise sehr komisch, aber nicht im guten Sinne sind und viele Fragezeichen die bei mir geblieben sind. Jeder einzelne aus der Familie schleppt sein eigenes Päckchen mit sich rum. Es geht hier um Gewalt, Krankheiten und komplexte Familiestrukturen. Die Figuren fand ich allesamt leider zu blaß beschrieben und damit einfach nicht greifbar um sich in diese hinzuversetzen. Das war wahrscheinlich bewusst so gewollt. Das Ende fand ich leider auch sehr komisch und hab mich lange gefragt was mir das Ende eigentlich sagen soll? Vielleicht das man am Ende die Hoffnung nicht aufgeben soll? Eigentlich hätte jede Person aus dieser Geschichte sein Traumata in einer Therapie behandeln lassen sollen, vielleicht wäre dann auch die Kommunikation in der Familie anders gewesen.

4.5

Generationsübergreifende Spirale der Verzweiflung

5

Die 17-jährige Kanko leidet unter Depressionen. Sie würde am liebsten nicht mehr zur Schule gehen und dafür in ihrem Bett bleiben. Von ihrer Familie hat sie keine Unterstützung zu erwarten. Seit einem Schlaganfall ist ihre Mutter, eine Alkoholikerin, halbseitig gelähmt und eine völlig andere Person geworden. Mit dem Vater ist so lange gut auszukommen, bis ihn die Wut packt und er zuschlägt. Als seine Mutter im Sterben liegt, macht die Familie sich gemeinsam im Auto auf den Weg. Auf engem Raum spitzt sich die Situation immer weiter zu und droht zu eskalieren. Mit ihrem Debütroman „Idol in Flammen“ gab die heute 25-jährige Rin Usami bereits einen tiefen Einblick in die Psyche einer jungen Frau. In „Kankos Reise“ ist ihr das, meiner Meinung nach, noch besser gelungen. Aus dem Japanischen übersetzte auch dieses Mal Luise Steggewentz. Die Handlung wird völlig aus der Sicht der Protagonistin Kanko erzählt, was das Geschehen umso eindringlicher wirken lässt. Im Zentrum steht dabei die Fahrt zur Großmutter, es wird aber auch das Davor und Danach geschildert. Kanko lebt in einer völlig dysfunktionalen Familie. Ihre beiden Brüder haben bereits das Elternhaus verlassen, der ältere mit einem großen Knall, der jüngere eher unauffällig und leise. Zurück bleibt Kanko, die immer wieder vermittelt. Zwischen den Eltern, den Eltern und ihren Brüdern – dabei ist sie diejenige, für die sich jemand einsetzen müsste. Ihre Depressionen haben ihr schwer zugesetzt, sie hat bereits versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch in Kankos Familie scheint jeder nur mit sich selbst beschäftigt. Alles gipfelt in einer folgenschweren Autofahrt, deren Ausgang schockiert. „Kankos Reise“ ist ein Roman über Depressionen, aber vor allem einer über ungesunde familiäre Beziehungen und vererbte Traumata. Im Verlauf der Handlung wird deutlich, dass nicht nur Kanko sich verloren fühlt, sondern auch Vater und Mutter. Ein fataler Kreislauf, aus dem es auszubrechen gilt, aber wie soll das gehen, wenn Eltern ihre Kinder im Stich lassen und auch die Geschwister nicht füreinander da sind? Ein emotionaler, teilweise schwer zu ertragender Roman.

4

Nachdem ich ihren Roman »Idol in Flammen« bereits sehr beklemmend fand, hat es Rin Usami erneut geschafft, mich von der Stimmung ihres neuen Romans zu überwältigen. Während man Kanko auf ihrer Reise, einem Roadtrip mit ihrer Familie, begleitet, haben sich bei mir sehr gegensätzliche Gefühle entwickelt. Die Story war zeitweise zermürbend. Kanko war sehr ambivalent in der Beziehung zu ihren Eltern. Der Vater ist gewalttätig, kontrollierend und erbarmungslos, die Mutter manipulierend, alkoholkrank und seit einem Schlaganfall stark verändert. Kanko ist diese Toxizität zwar irgendwie bewusst, aber aus einem falschen Verantwortungsgefühl heraus übernimmt sie die elterliche Rolle. Zu ihrem Vater blickt sie ehrfürchtig auf, ihrer Mutter gegenüber ist sie extrem sensibel, was ihren Gemütszustand betrifft. So vieles war falsch daran. Druck bekommt sie zusätzlich durch ihre Brüder, die die Familie schon längst verlassen haben, die Kanko aber nur Vorwürfe wegen ihrer Passivität machen und sie abweisen statt ihr einen konkreten Ausweg zu bieten. Die ganze Familie war dysfunktional und Kanko mittendrin. Fehlte es ihr an Stärke, um die Eltern genauso wie die Brüder hinter sich zu lassen? War es Bequemlichkeit? Waren es ihre Depressionen, die niemanden interessiert haben? Erst als sie ihren eigenen kleinen safe space findet, findet sie zumindest dadurch Ruhe. »Kankos Reise« war ein interessanter Einblick in eine Familiendynamik, die von Außenstehenden schlicht unbegreiflich ist. Ein Roman, der noch lange nachhallt und der viel Schmerz, Wut und Unverständnis in sich vereint.

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