Im Ausgehorchten

Im Ausgehorchten

Taschenbuch

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Beschreibung

Hans Eichhorn ist 1956 in Vöcklabruck geboren, er studierte in Salzburg Religionspädagogik. Es folgte eine intensive literarische Tätigkeit mit zahlreichen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften wie manuskripte, Literatur und Kritik, text + kritik, Wespennest, Facetten, Rampe et cetera und im Österreichischen Rundfunk.
Hans Eichhorn ist Berufsfischer im Nebenerwerb. Wie beim Fischen am Attersee setzt er auch beim Schreiben auf den Zufall – „jedes Wollen verpasst dem Satz einen Maulkorb“ – und verfährt mit den Sätzen wie mit den Netzen: „… bis ein Satz auftaucht, der so etwas wie Beute sein kann, der sich in den anderen Sätzen verhängt und der dann herausgezogen wird.“ Was er dabei herauszieht, ist manchmal poetisch, philosophisch, humorvoll, skurril oder schlicht und einfach verwirrend: „nur nicht mit Logik die Sache verderben“. Hans Eichhorn schildert in seinen Gedichten die kleinen Dinge des Lebens, vertraute Szenen, Alltagsbeobachtungen, in denen plötzlich ein Funke aufblitzt.


LIEGST IN NEBELFEUCHTEM HERBST.

Die Essigbäume blühen in Rot, Blätterkonfetti
hochgeworfen, fang auf, werden die Möbel
wieder um- und umgestellt. Risse durch die

nächtliche Stille, durch die Buchstaben,
die Schrift, Angstschweiß horcht unter
der Tuchent, Kälte und Finsternis ein zu

geläufiges Paar, als dass sie die Hände
segnend erheben: Steh auf, ich weiß, kein
Knochen ist dir gebrochen: Speichelleim.


NOCH TROTZEN DIE HÄNGENDEN PELARGONIEN,
noch füllen die eilenden Morgenpendler das

Schlafzimmer mit ihren hubraumstarken Motoren,
doch die Schädeldecke oder Schädelstätte ist

ein rostiges Stück Eisen, begraben bei lebendigem
Leib. Zünd an die Kerze, wirf die Münze in den

scheppernden Altarraum. Entleerung der Blase
im Minutentakt. So auf der Lauer wird selbst

dem professionellsten Finanzdienstleister
eine Kirtagsrose geschossen.


SCHNEE IM KOFFER, LÖFFELWEISE KAKAOPULVER
für nichts und wieder nichts, denn der sterbende

Schwan ist nur die Redensart und die kommenden
Generationen stecken ihre Handyohren in ganz

andere Kommunikationszusammenhänge. Bald
schon steht der Jungkirschbaum in seinem nackten

Geäst, Frost härtet den Boden aus, die Verwesung
der Schrift treibt neue Keime und Blüten ans Licht.

Billigbilder werden möglichst schonend gewaschen.
Jeder kleinste Kontoeingang ist ein Ansporn.
Haupt-Genre
Lyrik & Dramen
Sub-Genre
Moderne Lyrik (ab 1900)
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
130
Preis
15.00 €

Autorenbeschreibung

Hans Eichhorn: Österr. Schriftsteller u. Berufsfischer, 1956–2020 Matura an der Handelsakademie in Vöcklabruck Studium an der Universität Salzburg Berufsfischer und Schriftsteller in Attersee am Attersee und Kirchdorf an der Krems Preise und Stipendien: 1983 Rauriser Arbeitsstipendium für Literatur 1987 Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich 1994 Förderungspreis der Stiftung Niedersachsen/Wolfenbüttel 1998 Projektstipendium für Literatur des BKA 1999 manuskripte-Preis des Landes Steiermark 2002 Stipendium des Deutschen Literaturfonds e.V. 2005 Oberösterreichischer Landeskulturpreis für Literatur 2017 rotahorn-Literaturpreis 2019 Georg-Trakl-Preis für Lyrik 2019 Heinrich-Gleißner-Preis