Ich, Ariadne

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Eine poetische Neuinterpretation der griechischen Mythologie – mit kleinen Schwächen

Jennifer Saint erzählt in Ich, Ariadne die berühmte griechische Sage aus einer neuen, weiblichen Perspektive und verleiht der stummen Figur aus der Mythologie eine eigene, kraftvolle Stimme. Mit einem wunderschönen, poetischen Schreibstil erschafft sie eine Welt voller Tragik, Liebe und Widerstandskraft. Besonders beeindruckend ist die Beziehung zwischen Ariadne und ihrer Schwester Phaidra – eine enge, aber komplizierte Verbindung, die von Liebe, Missverständnissen und den Zwängen ihrer jeweiligen Lebenswege geprägt ist. Die Idee, die griechischen Mythen aus weiblicher Sicht zu erzählen, ist eine der großen Stärken des Romans. Er beleuchtet eindrücklich die Themen Mut, weibliche Unterdrückung, den Kampf um Selbstbestimmung und die Sehnsucht nach Glück – und das in einer von Männern dominierten Welt, in der Frauen oft nur eine Randnotiz sind. Allerdings hat der Roman auch seine Schwächen. Der Anfang zieht sich etwas in die Länge, was den Einstieg erschwert. Besonders für Leser*innen/Hörer*innen, die mit der griechischen Mythologie nicht vertraut sind, könnte es schwierig sein, direkt in die Geschichte einzutauchen. Zudem werden viele verschiedene Themen und Charaktere eingeführt, was es stellenweise herausfordernd macht, dem Geschehen zu folgen und alle Zusammenhänge sofort zu verstehen. Die vielen mythologischen Figuren und Bezüge sind zwar spannend, aber gelegentlich auch überfordernd. Ein weiterer Punkt, der mich etwas gestört hat, ist die sehr negative Darstellung der Männerfiguren. Natürlich sind viele der mythologischen Männerfiguren – Theseus, Minos, Dionysos – keine Helden im modernen Sinne, aber im Roman scheinen fast alle Männer letztlich schlecht oder grausam zu sein. Zwar gibt es Momente, in denen auch positive männliche Eigenschaften angedeutet werden, doch insgesamt bleibt das Bild sehr einseitig. Diese fast absolute Einordnung hat mich etwas gestört, da es den Eindruck vermittelt, als gäbe es in der Welt des Buches kaum Raum für Männer mit komplexeren oder auch positiven Charakterzügen. Außerdem hätte ich mir stellenweise noch mehr Ariadne gewünscht. Während die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, steht sie nicht immer so stark im Mittelpunkt, wie ich es mir erhofft hätte. Ihre innere Entwicklung, ihre Gefühle und Gedanken hätten an manchen Stellen noch intensiver ausgearbeitet werden können. Trotz dieser Kritikpunkte ist Ich, Ariadne ein beeindruckender Roman, der mit seiner Sprache und seiner feministischen Neuinterpretation klassischer Mythen überzeugt. Besonders für Leser*innen/Hörer*innen, die sich für griechische Sagen interessieren und eine neue, weibliche Perspektive darauf entdecken möchten, ist dieses Buch eine klare Empfehlung. Die Mischung aus Tragik, poetischer Sprache und einer nachdenklich stimmenden Erzählweise macht es zu einer lohnenden Lektüre/Hörbuch.

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