Die Flüchtigen

Die Flüchtigen

E-Book
3.73
Digitale RevolutionTerrorismusZukunftsvisionParallelwelt

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Beschreibung

Sahar und Lorca führen mit ihrer Tochter Tishka ein glückliches Familienleben. Als Tishkas Bett eines Morgens leer ist, obwohl alle Fenster und Türen fest verschlossen sind, verändert sich alles. Während Sahar sich zurückzieht und zunächst an eine Entführung glaubt, geht Lorca einer urbanen Legende nach: Er vermutet, dass Tishka bei den sogenannten Flüchtigen ist, Wesen, die angeblich unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Als merkwürdige Symbole an der Wand ihres Kinderzimmers erscheinen, steht fest: Tishka lebt, und sie versucht, zu kommunizieren. Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten versuchen Sahar und Lorca Kontakt aufzunehmen, und dringen in eine fremdartige Welt vor, die sich immer dort befindet, wohin wir gerade nicht schauen. Doch je näher sie ihrer Tochter kommen, desto größer wird das öffentliche Interesse an dem Fall, denn bald wird klar, dass die Flüchtigen die Fähigkeit haben, vermeintliche Notwendigkeiten radikal umzudeuten. Tishka wird zur meistgesuchten Person des Landes. Ob sie überhaupt noch eine Person ist oder schon etwas ganz anderes, ist nicht klar.

Alain Damasio zeigt einen vom Lobbyismus geprägten Kapitalismus im Endstadium: Überwacht werden wir nicht, um unterdrückt zu werden, sondern damit man uns Dinge verkaufen kann, die uns das Leben in der Überwachung erträglicher machen. Allein die Flüchtigen weisen den Weg aus dem Konsumzwang. Ihre Wandel- und Formbarkeit bildet sich in der Typografie ab, hinter der der Text immer mehr zum Rätsel wird.

Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
845
Preis
34.00 €

Autorenbeschreibung

Alain Damasio, 1969 in Lyon geboren, ist Romancier, Musiker, Klangartist, Entwickler von Videospielen und noch vieles andere mehr. In seinen Romanen, von der Kritik gefeiert, vom Publikum verschlungen, erforscht Damasio die unerschöpflichen Möglichkeiten polyphoner Narrative in einer geradezu physiologischen Bearbeitung der Sprache, die zum Motor der Emanzipation im weitesten Sinne wird. Sein Roman Die Flüchtigen wurde 2019 mit dem Preis Meilleur Livre der Zeitschrift Lire ausgezeichnet. 2020 erhielt Damasio für seinen Roman den Grand Prix de l’Imaginaire.

Beiträge

3
Alle
4

Ein großartiges Buch, das seinen Leser definitiv fordert und zum Denken anregt.

"Ich glaube an das Zuhören. Daran, sich der Welt zu öffnen. Denn sobald man zuhört, teilt man etwas mit demjenigen, der es geäußert hat, der sich zu erkennen gibt." Mit "Die Flüchtigen" von Alain Damasio hielt ich ein Buch in den Händen, das ich so vorher noch nie gelesen habe. Es ist ein Buch über das Kämpfen. Das Kämpfen darum, niemals etwas aufzugeben, das uns wichtig ist: Liebe, Freiheit, Selbstbestimmung! (Übersetzt aus dem Französischen von Milena Adam) Die Geschichte spielt 2041 in der französischen Stadt Orange, in der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur im Südosten von Frankreich. Sahar und Lorca Varèse finden eines Morgens das Bettchen ihrer kleinen Tochter Tishka leer vor. Doch wie kann in einer Welt, in der die absolute Überwachung herrscht, jemand einfach ungesehen und unbemerkt verschwinden? Lorca vermutet Tishka bei den Flüchtigen. Wesen, die unerkannt in den toten Winkeln unserer Wahrnehmung leben. Und ohne es zu ahnen treten Lorca und Sahar eine Lawine los, die unaufhaltbar über sie hinwegrollt... "Er sieht mich durchdringend an, mit seiner mondstillen Art und seinen blaugrünen Augen, die eine tägliche Huldigung der Klugheit sind." Damasio hat hier wirklich etwas Großes, vor allem aber sehr Interessantes geschaffen. Das Buch lässt sich für mich nicht klar in eine Kategorie einordnen: Es ist nicht wirklich dystopisch, jedoch zukunftsorientiert und vor allem gesellschaftskritisch. Wie schon erwähnt, spielt die ganze Story im Jahr 2041. Die Welt befindet sich in einem stark vom Lobbyismus geprägtem Kapitalismus. Die Städte und Gebäude gehören einzelnen Firmen und sind zudem in verschiedene Zonen eingeteilt, je nach Zone dürfen diese nur von bestimmten Bürgern betreten werden. Es will ja niemand, dass sich ein Platinbürger mit dem Pöbel der Ringlosen abgeben muss bzw. dieser ihm über den Weg laufen könnte. Außerdem wird in dieser hoch technisierten Welt alles überwacht, was selbstverständlich wiederum den Firmen dient, die den Menschen jedweden Blödsinn verkaufen wollen, um sie noch mehr unter Kontrolle zu haben und noch mehr auszuspionieren. Die sogenannten Flüchtigen haben einen Weg aus dieser Konsumgesellschaft gefunden. Und dann gibt es natürlich auch noch die Ringlosen, die die Firmen piesacken wo es nur geht und ihre Städte zurückerobern wollen. Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Sowohl sprachlich, als auch inhaltlich. Die Besonderheit im Buch entwickelt sich nach und nach, denn im Laufe der Geschichte passiert etwas mit den Buchstaben. Sie bekommen Sonderzeichen, es fehlen Striche, plötzlich gibt es Schnörkel oder Punkte ... Hiermit tauchen wir in die Welt der Fluchse, wie die Flüchtigen auch genannt werden, ein und kommen mit ihnen nach und nach in Berührung. Den Lesefluss hat das für mich absolut nicht gestört, jedoch nehme ich durchaus an, dass es den ein oder anderen stören kann. Auch so kann ich mir vorstellen, dass dieses Buch sicher nicht für jeden etwas ist. Es erfordert schon sehr viel Aufmerksamkeit und auch die Lust sich mit sprach- und musikwissenschaftlichen Thesen auseinanderzusetzen. Hier und da braucht das Buch auch einfach seine Zeit, um sich zu entwickeln, was natürlich vom Leser auch etwas Geduld erfordert.

Ein großartiges Buch, das seinen Leser definitiv fordert und zum Denken anregt.
3

Ein sehr anspruchsvolles Werk

Das für meinen Geschmack leider oftmals zu "hochgestochen" daherkam. Viel zu viele Fremdwörter, was mir dann tatsächlich nach 300 Seiten langsam den Spaß an dem Buch nahm. Der Mittelteil war ganz stark davon betroffen und so verlor mich das Buch. Trotzdem hielt ich durch, denn letztlich war die Idee der Flüchtigen, das Setting und wie wir in 10 Jahren leben, schon echt gut. Von etwa Seite 630 bis 730 war es auch nochmal echt gut, tolle Szenen, weniger Fremdwörter, aber zum Schluss hin wieder so zäh...selten war ich so froh mit einem Buch durch zu sein. Richtig tolle Ideen, leider konnte die Umsetzung mich persönlich nicht begeistern

4

Frankreich 2040: Städte wurden größtenteils von großen Firmen aufgekauft und komplett digitalisiert. Jeder der Schritte wird überwacht, die komplette Stadt ist in Zonen eingeteilt: betretbar nach Bevölkerungsschicht, sprich Einkommen und Ansehen. Das junge Paar Lorca und Sahar sind auf der Suche nach ihrer spurlos verschwundenen Tochter Tishka. Spuren und frühere Gespräche deuten darauf hin, dass sie mit den Flüchtigen mitgegangen ist oder mitgenommen wurde. Die Flüchtigen sind Wesen, nicht unsichtbar, aber sich allen Sinnen entziehend. Nur feinste Sensoren können sie aufspüren, weshalb sie durchaus interessant für das Militär sind. Doch vielleicht ist das Fangen und "Domestizieren" der Flüchtigen gar nicht der richtige Weg? Vielleicht gibt es durchaus "freundlichere" Formen die Kontaktaufnahme und sogar Kommunikation mit ihnen? Nach dem Auflösen der Militäreinheit widmet sich eine Gruppierung um Lorca der Suche genau nach diesen Möglichkeiten, um ihre Tochter wiederzufinden. Lorca stellt dabei immer wieder fest, dass sich seit seiner ersten Begegnung mit einem der Flüchtigen etwas in ihm verändert hat. Und er ist nicht der einzige, der ein Geheimnis in sich trägt... Beachtenswert finde ich an diesem Buch zum einen die Idee der Flüchtigen, die sich aller Überwachung entziehen, während die Gesellschaft dieser komplett ausgesetzt ist, zum anderen die außergewöhnliche Typografie: An vielen Stellen im Text finden sich Sonderzeichen, wie zusätzlichen Apostrophe, Punkte und diakritische Zeichen an den üblichen Buchstaben. Es macht es nicht schwerer, den Text zu lesen, wie man vermuten könnte, sondern besonders. Ich dachte zunächst an eine Art weißes Rauschen, wenn sich Flüchtige in der Nähe der Protagonisten befinden. Durch ein Gespräch mit der Übersetzerin weiß ich aber, dass es sich dabei um die Kommunikation der Flüchtigen handelt. Wie kreativ vom Autor, diese "Gesprächsform" einzusetzen! So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich muss an dieser Stelle aber gestehen, dass ich das Buch nicht komplett gelesen habe. Etwa bei der Hälfte bin ich ausgestiegen; was jedoch keineswegs heißen soll, dass das Buch langweilig, schlecht geschrieben oder sonst etwas war, was normalerweise zum Abbruch einer Lektüre verleitet. Nein. Mir hat lediglich die Geduld gefehlt. Hinzu kamen Bücher in meine Regale, die so laut danach schrien, gelesen zu werden, dass ich dem Druck nicht standhalten konnte. Asche auf mein Haupt. Ich habe schon Lust, das Buch weiterzulesen, aber irgendwie kommt immer etwas (ein anderes Buch, oder auch zwei) dazwischen. Ich finde die Idee sehr originell und neu. Das Ganze Buch ist experimentell und typografisch ungewöhnlich im positivsten Sinne. Der Übersetzerin Milena Adam gebührt mein höchster Respekt für ihre Leistung.

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