Die vierzig Tage des Musa Dagh

Die vierzig Tage des Musa Dagh

Hardcover
3.54
LiteraturklassikerForschungArmenien-ResolutionWiderstand

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Beschreibung

Anlass für den Roman: Im Jahre 1929 reiste Franz Werfel mit Alma Mahler über Kairo nach Jerusalem und weiter nach Damaskus. Ihr Führer zeigte ihnen die großartigen Moscheen der Stadt und die Kaufhäuser. So gelangten sie schließlich auch in die größte Teppichweberei der Stadt. Bei der Führung durch das große Anwesen bemerkten sie überall ausgehungerte Kinder, die Hilfsarbeiten verrichteten. Auf ihre Frage an den Fabrikbesitzer antwortete dieser: »Ach diese armen Geschöpfe, die klaube ich auf der Straße auf und gebe ihnen zehn Piaster pro Tag, damit sie nicht verhungern. Es sind die Kinder der von den Türken erschlagenen Armenier. Wenn ich sie hier nicht beherberge, verhungern sie, und niemand kümmert sich darum. Leisten können sie ja nicht das geringste, sie sind zu schwach dazu.« Auf ihrer weiteren Reise in das libanesische Gebirge sahen sie viele armenische Dörfer, die sich von den türkischen Siedlungen durch ihre Sauberkeit und Blumenpracht unterschieden. Das Unglück der Armenier bewegte Franz Werfel so sehr, dass er noch auf der Reise die Idee eines Romans skizzierte. Um die historischen Details zu erfahren, ließ er sich von dem Gesandten Graf Clauzel alle Protokolle aus dem Pariser Kriegsministerium über die türkischen Gräuel aus dieser Zeit zusenden. Die Niederschrift des Buches erfolgte in der Zeit vom Juli 1932 bis März 1933. Auf einer Vorlesungsreise in verschiedenen deutschen Städten im November 1932 wählte Franz Werfel das fünfte Kapitel des ersten Buches zu einem Vortrag aus. Der Roman wurde im Februar 1934 in NS-Deutschland wegen »Gefährdung öffentlicher Sicherheit und Ordnung« verboten. Werfel selbst wurde im Entstehungsjahr des Romans aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Von den im Exil lebenden Armeniern wurde der Roman mit großer Begeisterung aufgenommen. Auf einer Reise nach Amerika im Jahre 1936 wurde Franz Werfel in New York von den Armeniern gefeiert. In einer armenischen Kirche sagte ein Priester während einer Predigt: »Wir waren eine Nation, aber erst Franz Werfel hat uns eine Seele gegeben.« Historisch belegt ist der Widerstand auf dem Musa Dağı durch den deutschen Konsul in Aleppo Walter Rößler und durch den Bericht von Johannes Lepsius über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei. Der Deutsche Bundestag, das Parlament Deutschlands, hat die 1915 begonnenen Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich am 2. Juni 2016 als Völkermord bezeichnet. [Wikipedia]
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
N/A
Format
Hardcover
Seitenzahl
372
Preis
35.00 €

Autorenbeschreibung

1890-1945

Beiträge

3
Alle
4

Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ erzählt die Geschichte eines armenischen Dorfes, das sich während des Völkermords 1915 gegen die osmanische Armee wehrt. Schon nach den ersten Seiten wurde mir klar, dass ich viel über die Geschichte und Geografie der Region nachschlagen musste, um den Roman richtig zu verstehen. Auch wenn manche Teile etwas langatmig waren, hat sich die Mühe gelohnt. Werfels Schreibstil ist anspruchsvoll, aber kraftvoll. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

In „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ geht es um den Widerstand einer armenischen Dorfgemeinschaft gegen die osmanische Armee während des Völkermords 1915. Die Hauptfigur, Gabriel Bagradian, kehrt nach Jahren im Ausland mit seiner Familie in sein Heimatdorf zurück. Als die osmanische Regierung die Armenier deportieren will, bringt Bagradian die Dorfbewohner auf den Musa Dagh (Mosesberg), wo sie sich vierzig Tage lang verteidigen und auf Rettung hoffen. Bereits nach den ersten Seiten habe ich gemerkt, dass ich einiges an Vorwissen brauchte, um die Handlung richtig zu verstehen. Viele Begriffe und historische Details waren mir nicht geläufig, und auch mit der Geografie tat ich mich schwer. Deshalb musste ich oft Karten und Hintergrundinfos zu Rate ziehen. Obwohl das Buch fordernd war, hat sich die Mühe gelohnt. Die Geschichte ist spannend und berührend, vor allem, weil Werfel die Gefühle und Konflikte der Figuren so gut beschreibt. Man spürt den Druck, unter dem die Menschen stehen, und ihren Kampf ums Überleben. Werfel schreibt sehr detailliert und manchmal auch etwas anspruchsvoll. Seine Beschreibungen sind oft tiefgehend, was es mir nicht immer leicht gemacht hat, die Handlung schnell zu erfassen. Manchmal geht er sehr ins Detail, was die Spannung hin und wieder bremst. Auf der anderen Seite schafft es dieser Stil, die Atmosphäre und die schwierigen moralischen Entscheidungen der Figuren eindringlich zu vermitteln. Auch wenn einige Passagen langatmig wirken, transportiert Werfel starke Emotionen und lässt die Leser die Ausweglosigkeit der Situation spüren. Interessant ist auch die Bedeutung der Zahl 40 im Titel. Sie steht natürlich für die vierzig Tage, die die Armenier auf dem Musa Dagh ausharren, hat aber in vielen Religionen und Kulturen auch eine symbolische Kraft. Im Judentum wandert Moses vierzig Jahre mit den Israeliten durch die Wüste, im Christentum fastet Jesus vierzig Tage, und im Islam empfängt der Prophet Mohammed mit vierzig Jahren seine erste Offenbarung. In diesen Religionen ist die Zahl oft ein Symbol für Zeiten der Prüfung, des Wandels und des Übergangs, was meines Erachtens gut zu der Situation der Armenier passt, die auf dem Mosesberg eine lebensgefährliche Prüfung bestehen müssen. Insgesamt gebe ich dem Buch 4 von 5 Sternen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten mit den Begriffen, der Geografie und dem manchmal anspruchsvollen Schreibstil hat mich der Roman überzeugt. Er vermittelt eindrucksvoll die Tragödie des armenischen Volkes und bleibt lange im Gedächtnis.

Franz Werfels „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ erzählt die Geschichte eines armenischen Dorfes, das sich während des Völkermords 1915 gegen die osmanische Armee wehrt. Schon nach den ersten Seiten wurde mir klar, dass ich viel über die Geschichte und Geografie der Region nachschlagen musste, um den Roman richtig zu verstehen. Auch wenn manche Teile etwas langatmig waren, hat sich die Mühe gelohnt. Werfels Schreibstil ist anspruchsvoll, aber kraftvoll. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.
3

Ich war doch ziemlich überrascht, wie wenig ich wusste über den Völkermord der Türken an den Armeniern in der Zeit um 1919. Dieser Genozid wird immer mal wieder weltpolitisch erwähnt, wenn ein Parlament eines Landes die Taten der Jungtürken als Völkermord geschichtlich einstuft und damit wütenden Proteste bei Erdogan hervorruft. Franz Werfel informierte sich auf einer Reise durch die Türkei nach Vorderasien zu Beginn der Dreißiger Jahre über die Geschehnisse, die diesen Landstrich knapp 10 Jahre zuvor so erschütterte. Bewegt fiktionalisierte er die Belagerung des Mosesbergs, der heute am südlichsten Zipfel der Türkei, direkt an der libanesischen Grenze liegt. Hier verschanzte sich über 4000 christliche Armenier aus den umliegenden Dörfern, um sich vor den angreifenden Türken zur Wehr zu setzen. Franz Werfel baut seine Geschichte sehr gekonnt auf, führt erst einen kleinen Kreis an Hauptpersonen ein, beschreibt ihr Leben in der armenischen Gemeinschaft, lässt dann den Konflikt und die Flucht zur Mitte des Buchs anschwillen, ist dann mir zu detailreich in den militärischen Verläufen am umgekämpften Berg und findet dann ein sehr theatralisches, ja fast schon heroisches Ende für seinen Protagonisten. Trotz der Dicke des Werks ist das spannend geschrieben und vor allem lehrreich, wenn man sich weiterführende Informationen über dieses geschichtliche Ereignis einholt. Mir war noch nicht mal vorher klar gewesen, dass es sich hierbei auch um einen Religionskrieg handelte. Bewegend. Armenien ist also viel mehr als Eriwan und der Ararat. Ich werde das Land und das Volk nun mit anderen Augen sehen. Schon ein großes Lob, wenn ein Buch dies schafft.

3

Ich war doch ziemlich überrascht, wie wenig ich wusste über den Völkermord der Türken an den Armeniern in der Zeit um 1919. Dieser Genozid wird immer mal wieder weltpolitisch erwähnt, wenn ein Parlament eines Landes die Taten der Jungtürken als Völkermord geschichtlich einstuft und damit wütenden Proteste bei Erdogan hervorruft. Franz Werfel informierte sich auf einer Reise durch die Türkei nach Vorderasien zu Beginn der Dreißiger Jahre über die Geschehnisse, die diesen Landstrich knapp 10 Jahre zuvor so erschütterte. Bewegt fiktionalisierte er die Belagerung des Mosesbergs, der heute am südlichsten Zipfel der Türkei, direkt an der libanesischen Grenze liegt. Hier verschanzte sich über 4000 christliche Armenier aus den umliegenden Dörfern, um sich vor den angreifenden Türken zur Wehr zu setzen. Franz Werfel baut seine Geschichte sehr gekonnt auf, führt erst einen kleinen Kreis an Hauptpersonen ein, beschreibt ihr Leben in der armenischen Gemeinschaft, lässt dann den Konflikt und die Flucht zur Mitte des Buchs anschwillen, ist dann mir zu detailreich in den militärischen Verläufen am umgekämpften Berg und findet dann ein sehr theatralisches, ja fast schon heroisches Ende für seinen Protagonisten. Trotz der Dicke des Werks ist das spannend geschrieben und vor allem lehrreich, wenn man sich weiterführende Informationen über dieses geschichtliche Ereignis einholt. Mir war noch nicht mal vorher klar gewesen, dass es sich hierbei auch um einen Religionskrieg handelte. Bewegend. Armenien ist also viel mehr als Eriwan und der Ararat. Ich werde das Land und das Volk nun mit anderen Augen sehen. Schon ein großes Lob, wenn ein Buch dies schafft.

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