deutsch, nicht dumpf

deutsch, nicht dumpf

Taschenbuch
2.03
TraditionNationBildungMentalität

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Beschreibung

Heimat, Leitkultur, Nation: Thea Dorn will diese Themen nicht den Rechten überlassen

Dürfen wir unser Land lieben? Dürfen wir es gar »Heimat« nennen? Falls ja: Was meinen wir damit – das Fleckchen Erde, auf dem wir geboren wurden? Die Kultur, die uns geprägt hat? Den Staat, der uns eine liberale, demokratische Verfassung beschert? Interpretationsmöglichkeiten gibt es viele, und alle mögen ihre Berechtigung haben. Wenn aber jeder unter »Deutschland« etwas anderes versteht, von wem reden wir dann, wenn wir »wir« sagen?

Anknüpfend an die Themen ihres Bestsellers »Die deutsche Seele« (mit Richard Wagner), wendet Thea Dorn sich den aktuellen Schicksalsfragen unserer Gesellschaft zu – differenziert, unaufgeregt und dennoch leidenschaftlich.

Haupt-Genre
Fachbücher
Sub-Genre
Gesellschaft & Sozialwissenschaften
Format
Taschenbuch
Seitenzahl
336
Preis
16.50 €

Autorenbeschreibung

Thea Dorn, geboren 1970, studierte Philosophie und Theaterwissenschaften in Frankfurt, Wien und Berlin. Sie schrieb preisgekrönte Romane (zuletzt »Die Unglückseligen«), Theaterstücke, Drehbücher und Essays. 2011 veröffentlichte sie (zusammen mit Richard Wagner) »Die deutsche Seele«, eine enzyklopädische Kulturgeschichte des Deutschen von Abendbrot bis Zerrissenheit. Seit März 2020 leitet sie das »Literarische Quartett« des ZDF. Thea Dorn lebt in Berlin.

Beiträge

3
Alle
2

Bedeutet es etwas für mich, Deutscher zu sein? Eigentlich lässt mich die Fokussierung auf die Nation, in die ich ohne mein Zutun hineingeboren wurde, eher unberührt. Vaterlandsliebe spüre ich nicht. Ich freue mich zwar, wenn ein Sportler oder eine Mannschaft in weißen Trikots gewinnt, aber die wahre Verbundenheit gehört meinen Herzblutverein und der trägt rot. Im Grunde ist mir Deutschland zu groß, um es als Heimat zu bezeichnen. Meine Region, meine Familie, das sind eher Einheiten für die ich Zugehörigkeitsgefühle entwickele. Aber eigentlich will ich ja auch Europäer sein und sogar ein offener und toleranter Weltbürger. Na, was denn nun? Wie funktioniert das jetzt mit der Zugehörigkeit bei mir? Ich verstehe mich selbst nicht. Diese Fragen gingen mir schon öfter mal durch den Kopf. Zuletzt als ich beim feierlichen Gelöbnis meines Sohnes bei der Bundeswehr plötzlich Gänsehaut als Wehrdienstverweigerer bekam. Gibt es auch bei mir, der eher aus der linken als der rechten Ecke, einen schlummernden Patriotismus? Sollte es Thea Dorn vielleicht sogar gelingen, mir einen Leitfaden für einen aufgeklärten Patriotismus an die Hand zu geben? Die Antwort lautet: Nein. Thea Dorn erzählt gerne, plaudert fast schon ausufernd. Sie schreibt meist altklug, mal anbiedernd und mal lehrmeisterlich, wie ich sie auch aus literarischen Diskussionsrunden kenne. Das Buch hat für mich den literarischen Wert eines Wikipedia-Artikels. Akribisch hat die Autorin alles zusammengesucht, was in der Geschichte der Philosophie, Soziologie, Politologie und Literaturwissenschaften zum Thema Patriotismus und Nationalismus gesagt wurde. Und so ist ihr Leitfaden ein Labyrinth ohne Faden, in dem unzählige Zitate ohne Quellenangabe wiedergegeben werden und von Thea Dorn beurteilt und bewertet werden. Man könnte ja erwarten, dass sie eine Idee hat, wie sich die Gesellschaft und/oder das Individuum ändern müssen, damit wir anstelle von aufkommenden Nationalismus und Fremdenhass einen gesunden und aufgeklärten Patriotismus entwickeln. Also einen Nationalstolz, der die anderen Länder, Völker, Kulturen trotzdem respektiert und anerkennt (im Gegensatz zum Nationalismus). Meiner Ansicht nach vermittelt der Buchtitel eine solche Vorgehensweise und daher empfinde ich das Buch als Mogelpackung. Es ist zwar nett, dass sich Frau Dorn die Mühe machte, die ganzen Zitate zusammenzutragen. Da weiß ich wenigstens nun, bei wem ich nachlesen kann, wenn mich eine Position interessiert. Halte ich es vielleicht mit Heinrich Heine?: “Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht, wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will.“ Aber das ist doch Nationalismus, was Heine da beschreibt. Oder dann doch eher einen deutschen Patriotismusverfechtern wie z.B. Rolf Dahrendorf, der Kämpfer für einen Verfassungspatriotismus (was für ein Wortungetüm): “Patriotismus ist Voraussetzung des Weltbürgertums. Jedenfalls gilt, dass Menschen irgendwo hingehören müssen, bevor sie sich für weitere Horizonte öffnen können.“ Man muss aus der Geschichte lernen, insofern ist es für mich in Ordnung, wenn man recherchiert. Man muss aber auch als Autorin eines solchen Buchs das Heute und vor allem auch das Morgen betrachten. Wie wird sich denn unsere Gesellschaft mit zunehmender Digitalisierung und Globalisierung verändern? Wie wird sich das Miteinander in Deutschland und in Europa bei den aktuellen Alterspyramiden verändern? Wie soll Patriotismus funktionieren, wenn unsere Gesellschaft überaltert und wir auf Einwanderungen angewiesen sind? Da sind diese ganzen Zitate von Kant bis Walser alle intellektuelle Worthülsen, Geschwätz, wie das Buch von Thea Dorn. Man braucht tatsächlich eine gemeinsame Idee, wenn Menschen aus verschiedenen Bereichen und Kulturen (und damit meine ich auch wenn Bayern und Friese aufeinandertreffen). Wir brauchen ein positives Bekenntnis und Einstellung zu der Gesellschaft, in der wir leben. Wenn es dann wirklich das Grundgesetz sein soll, das ein solche Idee symbolisieren kann, wie schaffe ich es dann, hierfür ein derartiges Nationalgefühl aufzubauen, dass ich als bekennender Verfassungspatriot den Nationalisten und Rechtsradikalen mit Stolz in der Diskussion gegenüber treten kann. Diese entscheidende Frage könnte mir Thea Dorn trotz ihrer umfangreichen Ausarbeitung nicht zufriedenstellend beantworten.

2

Bedeutet es etwas für mich, Deutscher zu sein? Eigentlich lässt mich die Fokussierung auf die Nation, in die ich ohne mein Zutun hineingeboren wurde, eher unberührt. Vaterlandsliebe spüre ich nicht. Ich freue mich zwar, wenn ein Sportler oder eine Mannschaft in weißen Trikots gewinnt, aber die wahre Verbundenheit gehört meinen Herzblutverein und der trägt rot. Im Grunde ist mir Deutschland zu groß, um es als Heimat zu bezeichnen. Meine Region, meine Familie, das sind eher Einheiten für die ich Zugehörigkeitsgefühle entwickele. Aber eigentlich will ich ja auch Europäer sein und sogar ein offener und toleranter Weltbürger. Na, was denn nun? Wie funktioniert das jetzt mit der Zugehörigkeit bei mir? Ich verstehe mich selbst nicht. Diese Fragen gingen mir schon öfter mal durch den Kopf. Zuletzt als ich beim feierlichen Gelöbnis meines Sohnes bei der Bundeswehr plötzlich Gänsehaut als Wehrdienstverweigerer bekam. Gibt es auch bei mir, der eher aus der linken als der rechten Ecke, einen schlummernden Patriotismus? Sollte es Thea Dorn vielleicht sogar gelingen, mir einen Leitfaden für einen aufgeklärten Patriotismus an die Hand zu geben? Die Antwort lautet: Nein. Thea Dorn erzählt gerne, plaudert fast schon ausufernd. Sie schreibt meist altklug, mal anbiedernd und mal lehrmeisterlich, wie ich sie auch aus literarischen Diskussionsrunden kenne. Das Buch hat für mich den literarischen Wert eines Wikipedia-Artikels. Akribisch hat die Autorin alles zusammengesucht, was in der Geschichte der Philosophie, Soziologie, Politologie und Literaturwissenschaften zum Thema Patriotismus und Nationalismus gesagt wurde. Und so ist ihr Leitfaden ein Labyrinth ohne Faden, in dem unzählige Zitate ohne Quellenangabe wiedergegeben werden und von Thea Dorn beurteilt und bewertet werden. Man könnte ja erwarten, dass sie eine Idee hat, wie sich die Gesellschaft und/oder das Individuum ändern müssen, damit wir anstelle von aufkommenden Nationalismus und Fremdenhass einen gesunden und aufgeklärten Patriotismus entwickeln. Also einen Nationalstolz, der die anderen Länder, Völker, Kulturen trotzdem respektiert und anerkennt (im Gegensatz zum Nationalismus). Meiner Ansicht nach vermittelt der Buchtitel eine solche Vorgehensweise und daher empfinde ich das Buch als Mogelpackung. Es ist zwar nett, dass sich Frau Dorn die Mühe machte, die ganzen Zitate zusammenzutragen. Da weiß ich wenigstens nun, bei wem ich nachlesen kann, wenn mich eine Position interessiert. Halte ich es vielleicht mit Heinrich Heine?: “Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht, wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will.“ Aber das ist doch Nationalismus, was Heine da beschreibt. Oder dann doch eher einen deutschen Patriotismusverfechtern wie z.B. Rolf Dahrendorf, der Kämpfer für einen Verfassungspatriotismus (was für ein Wortungetüm): “Patriotismus ist Voraussetzung des Weltbürgertums. Jedenfalls gilt, dass Menschen irgendwo hingehören müssen, bevor sie sich für weitere Horizonte öffnen können.“ Man muss aus der Geschichte lernen, insofern ist es für mich in Ordnung, wenn man recherchiert. Man muss aber auch als Autorin eines solchen Buchs das Heute und vor allem auch das Morgen betrachten. Wie wird sich denn unsere Gesellschaft mit zunehmender Digitalisierung und Globalisierung verändern? Wie wird sich das Miteinander in Deutschland und in Europa bei den aktuellen Alterspyramiden verändern? Wie soll Patriotismus funktionieren, wenn unsere Gesellschaft überaltert und wir auf Einwanderungen angewiesen sind? Da sind diese ganzen Zitate von Kant bis Walser alle intellektuelle Worthülsen, Geschwätz, wie das Buch von Thea Dorn. Man braucht tatsächlich eine gemeinsame Idee, wenn Menschen aus verschiedenen Bereichen und Kulturen (und damit meine ich auch wenn Bayern und Friese aufeinandertreffen). Wir brauchen ein positives Bekenntnis und Einstellung zu der Gesellschaft, in der wir leben. Wenn es dann wirklich das Grundgesetz sein soll, das ein solche Idee symbolisieren kann, wie schaffe ich es dann, hierfür ein derartiges Nationalgefühl aufzubauen, dass ich als bekennender Verfassungspatriot den Nationalisten und Rechtsradikalen mit Stolz in der Diskussion gegenüber treten kann. Diese entscheidende Frage könnte mir Thea Dorn trotz ihrer umfangreichen Ausarbeitung nicht zufriedenstellend beantworten.

2

Bedeutet es etwas für mich, Deutscher zu sein? Eigentlich lässt mich die Fokussierung auf die Nation, in die ich ohne mein Zutun hineingeboren wurde, eher unberührt. Vaterlandsliebe spüre ich nicht. Ich freue mich zwar, wenn ein Sportler oder eine Mannschaft in weißen Trikots gewinnt, aber die wahre Verbundenheit gehört meinen Herzblutverein und der trägt rot. Im Grunde ist mir Deutschland zu groß, um es als Heimat zu bezeichnen. Meine Region, meine Familie, das sind eher Einheiten für die ich Zugehörigkeitsgefühle entwickele. Aber eigentlich will ich ja auch Europäer sein und sogar ein offener und toleranter Weltbürger. Na, was denn nun? Wie funktioniert das jetzt mit der Zugehörigkeit bei mir? Ich verstehe mich selbst nicht. Diese Fragen gingen mir schon öfter mal durch den Kopf. Zuletzt als ich beim feierlichen Gelöbnis meines Sohnes bei der Bundeswehr plötzlich Gänsehaut als Wehrdienstverweigerer bekam. Gibt es auch bei mir, der eher aus der linken als der rechten Ecke, einen schlummernden Patriotismus? Sollte es Thea Dorn vielleicht sogar gelingen, mir einen Leitfaden für einen aufgeklärten Patriotismus an die Hand zu geben? Die Antwort lautet: Nein. Thea Dorn erzählt gerne, plaudert fast schon ausufernd. Sie schreibt meist altklug, mal anbiedernd und mal lehrmeisterlich, wie ich sie auch aus literarischen Diskussionsrunden kenne. Das Buch hat für mich den literarischen Wert eines Wikipedia-Artikels. Akribisch hat die Autorin alles zusammengesucht, was in der Geschichte der Philosophie, Soziologie, Politologie und Literaturwissenschaften zum Thema Patriotismus und Nationalismus gesagt wurde. Und so ist ihr Leitfaden ein Labyrinth ohne Faden, in dem unzählige Zitate ohne Quellenangabe wiedergegeben werden und von Thea Dorn beurteilt und bewertet werden. Man könnte ja erwarten, dass sie eine Idee hat, wie sich die Gesellschaft und/oder das Individuum ändern müssen, damit wir anstelle von aufkommenden Nationalismus und Fremdenhass einen gesunden und aufgeklärten Patriotismus entwickeln. Also einen Nationalstolz, der die anderen Länder, Völker, Kulturen trotzdem respektiert und anerkennt (im Gegensatz zum Nationalismus). Meiner Ansicht nach vermittelt der Buchtitel eine solche Vorgehensweise und daher empfinde ich das Buch als Mogelpackung. Es ist zwar nett, dass sich Frau Dorn die Mühe machte, die ganzen Zitate zusammenzutragen. Da weiß ich wenigstens nun, bei wem ich nachlesen kann, wenn mich eine Position interessiert. Halte ich es vielleicht mit Heinrich Heine?: “Der Patriotismus des Deutschen besteht darin, dass sein Herz enger wird, dass es sich zusammenzieht, wie Leder in der Kälte, dass er das Fremdländische hasst, dass er nicht mehr Weltbürger, nicht mehr Europäer, sondern nur ein enger Deutscher sein will.“ Aber das ist doch Nationalismus, was Heine da beschreibt. Oder dann doch eher einen deutschen Patriotismusverfechtern wie z.B. Rolf Dahrendorf, der Kämpfer für einen Verfassungspatriotismus (was für ein Wortungetüm): “Patriotismus ist Voraussetzung des Weltbürgertums. Jedenfalls gilt, dass Menschen irgendwo hingehören müssen, bevor sie sich für weitere Horizonte öffnen können.“ Man muss aus der Geschichte lernen, insofern ist es für mich in Ordnung, wenn man recherchiert. Man muss aber auch als Autorin eines solchen Buchs das Heute und vor allem auch das Morgen betrachten. Wie wird sich denn unsere Gesellschaft mit zunehmender Digitalisierung und Globalisierung verändern? Wie wird sich das Miteinander in Deutschland und in Europa bei den aktuellen Alterspyramiden verändern? Wie soll Patriotismus funktionieren, wenn unsere Gesellschaft überaltert und wir auf Einwanderungen angewiesen sind? Da sind diese ganzen Zitate von Kant bis Walser alle intellektuelle Worthülsen, Geschwätz, wie das Buch von Thea Dorn. Man braucht tatsächlich eine gemeinsame Idee, wenn Menschen aus verschiedenen Bereichen und Kulturen (und damit meine ich auch wenn Bayern und Friese aufeinandertreffen). Wir brauchen ein positives Bekenntnis und Einstellung zu der Gesellschaft, in der wir leben. Wenn es dann wirklich das Grundgesetz sein soll, das ein solche Idee symbolisieren kann, wie schaffe ich es dann, hierfür ein derartiges Nationalgefühl aufzubauen, dass ich als bekennender Verfassungspatriot den Nationalisten und Rechtsradikalen mit Stolz in der Diskussion gegenüber treten kann. Diese entscheidende Frage könnte mir Thea Dorn trotz ihrer umfangreichen Ausarbeitung nicht zufriedenstellend beantworten.

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