Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle
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Beschreibung
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Jacob Johanssen analysiert in „Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle“ (2024) Enthemmungsphänomene im Internet aus psychoanalytischer Perspektive. Enthemmung wird durch das Design von Plattformen begünstigt, etwa durch Anonymität und größere Reichweite für extreme Inhalte. Johanssens These ist aber: Wo Enthemmung ist, ist immer auch Hemmung. Deshalb spricht er von „Ent/Hemmung“. Er bezieht sich dabei auf den Begriff der Hemmung bei Freud und Lacan. Danach ist Hemmung eine Verminderung der Ich-Funktion. Das Ich hat die Aufgabe, zwischen dem Es (den Trieben), dem Über-Ich (das verinnerlichte Normen und Werte repräsentiert) und den Anforderungen der äußeren Realität zu vermitteln. Hemmung dient dem Ich dazu, Situationen zu vermeiden, in denen es zu Konflikten mit dem Es und dem Über-Ich kommen kann. Dieses individualpsychologische Konzept der Hemmung wird von Johanssen auf die strukturelle Ebene übertragen und als psychosozialer Prozess betrachtet. Ent/Hemmung im Internet untersucht Johanssen in drei Bereichen: 1. Körpererleben und Identität: Hier geht es vor allem um Reality-TV, das Johanssen durch den Fokus auf das Individuum und die Entblößung von (vermeintlich) Privatem als Vorläufer von Social Media sieht. 2. Gewalt und Hass im Netz (z.B. das Versenden von „Dick Pics“). 3. Sexualität im Digitalen, die vor allem von der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung geprägt ist. Die theoretischen Ausführungen waren für mich nur schwer zugänglich. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nie akademisch mit der Psychoanalyse beschäftigt habe. Auch bin ich mir unsicher, ob durch den Begriff der Ent/Hemmung nicht sehr unterschiedliche Phänomene zusammengefasst werden, die sich durch die psychoanalytischen Kategorien nur begrenzt erklären lassen. „Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle“ ist Teil der Buchreihe „Gegenwartsfragen“ des Psychosozialverlag, in der auch „Swipe, Like, Love“ (2024) von Johanna L. Degen erschienen ist. Degens Buch zeigt sehr verständlich und fundiert, warum wir parasoziale Kompetenz im Umgang mit Social Media und Dating-Apps erlernen müssen und erscheint mir auch für Nicht-Psycholog*innen sehr viel zugänglicher.
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Jacob Johanssen analysiert in „Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle“ (2024) Enthemmungsphänomene im Internet aus psychoanalytischer Perspektive. Enthemmung wird durch das Design von Plattformen begünstigt, etwa durch Anonymität und größere Reichweite für extreme Inhalte. Johanssens These ist aber: Wo Enthemmung ist, ist immer auch Hemmung. Deshalb spricht er von „Ent/Hemmung“. Er bezieht sich dabei auf den Begriff der Hemmung bei Freud und Lacan. Danach ist Hemmung eine Verminderung der Ich-Funktion. Das Ich hat die Aufgabe, zwischen dem Es (den Trieben), dem Über-Ich (das verinnerlichte Normen und Werte repräsentiert) und den Anforderungen der äußeren Realität zu vermitteln. Hemmung dient dem Ich dazu, Situationen zu vermeiden, in denen es zu Konflikten mit dem Es und dem Über-Ich kommen kann. Dieses individualpsychologische Konzept der Hemmung wird von Johanssen auf die strukturelle Ebene übertragen und als psychosozialer Prozess betrachtet. Ent/Hemmung im Internet untersucht Johanssen in drei Bereichen: 1. Körpererleben und Identität: Hier geht es vor allem um Reality-TV, das Johanssen durch den Fokus auf das Individuum und die Entblößung von (vermeintlich) Privatem als Vorläufer von Social Media sieht. 2. Gewalt und Hass im Netz (z.B. das Versenden von „Dick Pics“). 3. Sexualität im Digitalen, die vor allem von der Suche nach Aufmerksamkeit und Anerkennung geprägt ist. Die theoretischen Ausführungen waren für mich nur schwer zugänglich. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nie akademisch mit der Psychoanalyse beschäftigt habe. Auch bin ich mir unsicher, ob durch den Begriff der Ent/Hemmung nicht sehr unterschiedliche Phänomene zusammengefasst werden, die sich durch die psychoanalytischen Kategorien nur begrenzt erklären lassen. „Zwischen Eskalation und Selbstkontrolle“ ist Teil der Buchreihe „Gegenwartsfragen“ des Psychosozialverlag, in der auch „Swipe, Like, Love“ (2024) von Johanna L. Degen erschienen ist. Degens Buch zeigt sehr verständlich und fundiert, warum wir parasoziale Kompetenz im Umgang mit Social Media und Dating-Apps erlernen müssen und erscheint mir auch für Nicht-Psycholog*innen sehr viel zugänglicher.