Wo der Wind wohnt
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Samar Yazbek (*1970 in Syrien) studierte arabische Literatur, engagiert sich für Bürgerrechte und arbeitet als Fernsehreporterin, Journalistin und Schriftstellerin. 2011 floh sie zusammen mit ihrer Tochter aus Damaskus und lebt seither in Paris. Für ihr Werk erhielt Yazbek mehrere Auszeichnungen, darunter den PEN Pinter Preis, den Tucholsky Preis, den PEN Oxfam Novib Preis und den Prix du Meilleur Livre Étranger. Ihre Romane waren außerdem nominiert für den Prix Médicis, den Prix Femina und den National Book Award 2021.
Beiträge
Von der Sinnlosigkeit des Krieges
Es gibt Bücher, die nimmt man sich nicht vor, sondern die kommen zu einem zum richtigen Zeitpunkt. So ist es mir mit diesem Buch hier passiert, zu dem ich genau an dem Tag griff als die Rebellen in Syrien auf dem Vormarsch waren und das Regime Assad stürzte. Das Setting in dieses Romans hätte nicht passender sein können. Der 19-jährige Ali ist Soldat der syrischen Armee. Er liegt schwer, verletzt durch eine Granate getroffen, an einem Hügel östlich von Latakia. Wir sind von dem Moment an bei ihm, wo er zum ersten Mal die Augen öffnet, langsam zu Bewusstsein kommt und merkt, dass ein kleines Blatt auf seinen Augen liegt und er über und über mit Erde bedeckt ist. Über die gesamte Geschichte hinweg spürt er immer mehr in sich rein, ordnet Schmerz zu, nimmt Veränderungen an seinem Körper war, macht sich Gedanken über ihn und den Baum, der in unmittelbarer Nähe steht den er zu erreichen versucht. Wir sind in seinem Kopf und auch wenn seine Gedanken abdriften oder er in Bewusstlosigkeit fällt, bewegen wir uns mit ihm in seinen Gedanken und Erinnerungen zwischen Leben und Tod. Wir erfahren viel über sein Leben, als mittlerer Sohn, der weder durch große Stärke noch durch Intelligenz den stolz seiner Eltern hervorruft. Wir lernen seine Mutter kennen, die den Tod des ältesten Sohnes nicht verkraftet, den schlagenden Vater, und die Humairuna, ein spirituelles Kräuterweib, welches gleichermaßen verachtet und geschätzt wird. In einer bildhaften, poetischen Sprache wird uns von dem Ort erzählt, in dem er aufwuchs, dem Sorgen und Traditionen der Landbevölkerung und von dem Baumhaus, in dem er wohnte. Überhaupt spielen Bäume eine besondere Rolle in diesem Buch. Der Kontrast zwischen den Rückblicken die hinter einem Schleier liegen und der brutalen Sinnlosigkeit des Krieges üben einen besonderen Sog aus. Dabei wirken besonders die Szenen, in denen Ali seine Verwundungen ortet und seinen inneren Zustand beschreibt, sehr sinnlich. Yazbek schafft es den Schmerz und die Surrealität der Situation gut zu transportieren. Dabei schafft sie durch ein Spiegelbild auch den Blick von außen, der kurz erscheint und dann wieder verschwindet. Ali scheint sich selbst betrachten zu können. Die Autorin gibt uns einen guten Einblick in die kriegerische Realität ohne genauer zu beschreiben und setzt ein Zeichen für die ganzen namenlosen Soldaten, die in diesem oder anderen bewaffneten Konflikten als Kanonenfutter verheizt werden und nicht wirklich eine Wahl haben. Dass ihr das so gut gelingt, liegt auch an dem von mir sehr geliebten arabischen Erzählton. Das, was ich jetzt sage, klingt vielleicht wie ein ausgelutschtes Klischee, aber mich erinnert die Struktur des Textes durchaus an die Tradition der Erzählkunst einer Sheherazade. Eine besondere Erfahrung und eine große Empfehlung an alle die anspruchsvolle Lektüre zu schätzen wissen.
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Samar Yazbek (*1970 in Syrien) studierte arabische Literatur, engagiert sich für Bürgerrechte und arbeitet als Fernsehreporterin, Journalistin und Schriftstellerin. 2011 floh sie zusammen mit ihrer Tochter aus Damaskus und lebt seither in Paris. Für ihr Werk erhielt Yazbek mehrere Auszeichnungen, darunter den PEN Pinter Preis, den Tucholsky Preis, den PEN Oxfam Novib Preis und den Prix du Meilleur Livre Étranger. Ihre Romane waren außerdem nominiert für den Prix Médicis, den Prix Femina und den National Book Award 2021.
Beiträge
Von der Sinnlosigkeit des Krieges
Es gibt Bücher, die nimmt man sich nicht vor, sondern die kommen zu einem zum richtigen Zeitpunkt. So ist es mir mit diesem Buch hier passiert, zu dem ich genau an dem Tag griff als die Rebellen in Syrien auf dem Vormarsch waren und das Regime Assad stürzte. Das Setting in dieses Romans hätte nicht passender sein können. Der 19-jährige Ali ist Soldat der syrischen Armee. Er liegt schwer, verletzt durch eine Granate getroffen, an einem Hügel östlich von Latakia. Wir sind von dem Moment an bei ihm, wo er zum ersten Mal die Augen öffnet, langsam zu Bewusstsein kommt und merkt, dass ein kleines Blatt auf seinen Augen liegt und er über und über mit Erde bedeckt ist. Über die gesamte Geschichte hinweg spürt er immer mehr in sich rein, ordnet Schmerz zu, nimmt Veränderungen an seinem Körper war, macht sich Gedanken über ihn und den Baum, der in unmittelbarer Nähe steht den er zu erreichen versucht. Wir sind in seinem Kopf und auch wenn seine Gedanken abdriften oder er in Bewusstlosigkeit fällt, bewegen wir uns mit ihm in seinen Gedanken und Erinnerungen zwischen Leben und Tod. Wir erfahren viel über sein Leben, als mittlerer Sohn, der weder durch große Stärke noch durch Intelligenz den stolz seiner Eltern hervorruft. Wir lernen seine Mutter kennen, die den Tod des ältesten Sohnes nicht verkraftet, den schlagenden Vater, und die Humairuna, ein spirituelles Kräuterweib, welches gleichermaßen verachtet und geschätzt wird. In einer bildhaften, poetischen Sprache wird uns von dem Ort erzählt, in dem er aufwuchs, dem Sorgen und Traditionen der Landbevölkerung und von dem Baumhaus, in dem er wohnte. Überhaupt spielen Bäume eine besondere Rolle in diesem Buch. Der Kontrast zwischen den Rückblicken die hinter einem Schleier liegen und der brutalen Sinnlosigkeit des Krieges üben einen besonderen Sog aus. Dabei wirken besonders die Szenen, in denen Ali seine Verwundungen ortet und seinen inneren Zustand beschreibt, sehr sinnlich. Yazbek schafft es den Schmerz und die Surrealität der Situation gut zu transportieren. Dabei schafft sie durch ein Spiegelbild auch den Blick von außen, der kurz erscheint und dann wieder verschwindet. Ali scheint sich selbst betrachten zu können. Die Autorin gibt uns einen guten Einblick in die kriegerische Realität ohne genauer zu beschreiben und setzt ein Zeichen für die ganzen namenlosen Soldaten, die in diesem oder anderen bewaffneten Konflikten als Kanonenfutter verheizt werden und nicht wirklich eine Wahl haben. Dass ihr das so gut gelingt, liegt auch an dem von mir sehr geliebten arabischen Erzählton. Das, was ich jetzt sage, klingt vielleicht wie ein ausgelutschtes Klischee, aber mich erinnert die Struktur des Textes durchaus an die Tradition der Erzählkunst einer Sheherazade. Eine besondere Erfahrung und eine große Empfehlung an alle die anspruchsvolle Lektüre zu schätzen wissen.