Wie wir lieben
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Beschreibung
Autorenbeschreibung
Friedemann Karig, geboren 1982, studierte Medienwissenschaften, Politik, Soziologie und VWL und schrieb unter anderem für Süddeutsche Zeitung, SZ-Magazin, Die Zeit, FOCUS und brand.eins. Seit Januar 2016 ist er Autor bei jetzt, dem jungen Magazin der Süddeutschen Zeitung. Zudem ist Friedemann Karig eines der Gesichter von funk, dem neuen jungen Online-Angebot von ARD und ZDF. Er lebt in Berlin und München.
Beiträge
Aber vielleicht sind Regeln auch nur da, um gebrochen zu werden. Vielleicht ist Angst nur da, um überwunden zu werden. Vielleicht müssen wir einmal blind sein, blind wie Francesca in Jakobs Armen, um wirklich zu vertrauen. Um einander wirklich zu sehen.
Zugegeben, der Untertitel ist mir zu reißerisch. Dieses Buch ist kein Manifest gegen die 2er-Paarbeziehung. Es ist aber eine interessante Analyse von Liebe und zeigt Spielarten der Liebe auf. Dabei ist es ein Genuss zu lesen, wie facettenreich und präzise Friedemann Karig schreibt. Ich war wirklich sehr gut unterhalten, habe tolle neue Denkanstöße bekommen. Mein liebster Abriss im Buch war aber dieser: »Ich hätte mit 16 gern gewusst«, antwortete die Bestsellerautorin Cornelia Funke auf die Frage des ZEIT-Magazins, »dass das Einzige, was zwischen uns und dem Leben steht, die eigene Angst ist, und dass man sie nicht füttern darf, indem man ihr nachgibt. Ich hätte gerne gewusst, dass es keine Veränderung gibt, ohne dass man dafür mit Angst bezahlen muss, und wie wunderbar glücklich und frei es macht, Dinge zu tun, vor denen man sich fürchtet.«
Die Monogamie ist der Standard, für viele undenkbar davon abzuweichen. Aber warum eigentlich? Geht es nicht auch anders? Friedemann Karig hat für mich eines der wichtigsten Bücher in Sachen moderner Beziehungskonstellationen geschrieben. Zu Wort kommen viele verschiedene Menschen und Paare, die auf die eine oder andere Art nicht monogam leben. Dazwischen gibts noch facts und viele Denkanstöße, meist leider ohne Quellenangaben. Abgesehen davon und von ein paar veralteten Begriffen (Transsexuell ist out, besties) und Asexuelle fallen komplett hinten runter, ist das hier ein wirklich gutes Buch, das die Gehirnzellen anregt.
Ich finde es spannend, dass unterschiedliche Lebensstile beleuchtet werden und auch auf ihre Tücken eingegangen wird. Schön fand ich auch, dass viele wissenschaftliche Arbeiten - zwar ohne direkte Belege - eingebracht wurden. Ich hätte mir an mancher Stelle das aber ausführlicher gewünscht. Einige Passagen wiederholten sich und ich war oft verwirrt, ob ich mich denn nun in der Seite geirrt habe. Insgesamt fand ich den Einblick fernab der Monogamie aber interessant, anregend, aber jetzt nicht allzu auffordert einen anderen Lebensstil zu probieren.
2,5 Sterne.
Leider nur 2,5 Sterne. Ich habe wiiiirklich lange für dieses Buch gebraucht und es immer wieder in den Schrank zurück gelegt. Die Geschichten der Paare fande ich gut und spannend beschrieben und sehr nah dran. Jedoch fand ich den Theorie-Teil häufig sehr zäh. Ein paar Fakten, die erzählt wurden, fande ich aber dann doch interessant. Zum Beispiel die Geschichte und den Ursprung von Kommunen. Aber zack, endlich durch.
Letztes Jahr, gerade auch im Zusammenhang mit meinen Dates, habe ich mir immer mal wieder Gedanken gemacht zum Thema Beziehungsmodell und Polyamorie. Da das Thema Polyamorie für mich persönlich in (ferner) Zukunft durchaus eine Rolle spielt, habe ich mich sehr gefreut, als ich dann die passende Gelegenheit fand, „Wie wir lieben - vom Ende der Monogamie“ von Friedemann Karig zu lesen. Leider hat dieses Buch mir aber nicht die Einblicke und Erkenntnisse zu dem Thema gegeben, die ich mir erhofft hatte. Aus meiner asexuellen Perspektive geht es in diesem Buch eher um nicht monogame Beziehungen, also vor allen Dingen Beziehungen, in denen der Sex mit mehr als einer Person stattfindet, als um polyamore Beziehungsformen, bei denen mehr als zwei Personen in einer romantischen Beziehung verbunden sind. Hier finde ich den Titel also etwas irreführend und hatte einfach etwas anderes erwartet. Auch wenn das Thema Sex und offene Beziehungen natürlich seine Daseinsberechtigung hat. Ich konnte auch durchaus einige interessante Impulse für mich persönlich mitnehmen. Leider konnte mich auch der Schreibstil nicht vollends überzeugen. Dieser ist teilweise eher flapsig und arbeitet viel mit popkulturellen Anspielungen, gleichzeitig gibt es aber auch Stellen, wo zum Beispiel Eva Illouz zitiert wird und der Text eher wissenschaftlich wirkt. Diese Mischung kann gut funktionieren, hat sich für mich in diesem Fall aber einfach nicht rund angefühlt. Spannend fand ich die immer wieder einfügten „persönlichen“ Anekdoten von Freund*innen und Bekannten. Hier aber auch im gesamten Buch ist mir aber aufgefallen, dass die Perspektive überwiegend Heteropaare betrifft. Da hätte ich mir mehr queere Einblicke gewünscht. Das Buch ist ursprünglich 2017 erschienen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es mir vor einigen Jahren mehr zugesagt hätte. Aber zum Zeitpunkt des Lesens hatte ich den Eindruck, schon einige Aspekte von Insta und Co. zu kennen und nicht wahnsinnig viel Neues zu lernen. Ich glaube da gibt es inzwischen einfach Bücher die besser geeignet sind, um einen ersten Einblick in dieses Thema zu bekommen.
Also erstmal: Ich kann und will die einzelnen Geschichten der Paare in diesem Buch nicht bewerten. Das sind einfach individuelle Erfahrungen und subjektive Meinungen, die natürlich nicht immer meinem Bild von Liebe, Ethik usw. entsprechen (und dies auch gar nicht sollen). Trotz meiner Offenheit gegenüber poly Beziehungen, habe ich mehrfach den Kopf schütteln müssen - zu viele Seitensprünge und Lügen, während es bei mir immer um Ehrlichkeit, Respekt und einen offenen Umgang (alle Beteiligten müssen immer wissen, worauf sie sich einlassen) geht. Aber das müssen die Leute eben selber wissen. Interessant zu lesen waren die Geschichten jedenfalls und ich kann jedem nur empfehlen, mit einem offenem Herzen mal über den Tellerrand zu schauen. Kommen wir stattdessen zu den "Zwischensequenzen" und zum Autor bzw. dessen Schreibstil... und hier auch gleich zum ersten Punkt, der mir mal wieder richtig doll aufgefallen ist: Friedemann Karig wirft mit Studien und Experimenten nur so um sich - allerdings ohne einen einzigen anständigen Quellennachweis. In den meisten Fällen heißt es "Studien besagen" oder "mittlerweile ist bekannt" etc. Ab und zu werden Forscher mal namentlich erwähnt aber das war's dann auch schon. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor nicht allzu langer Zeit Margarete Stokowskis wunderbares Buch Untenrum frei gelesen habe und diese einen riesigen Anhang mit all ihren Quellen und unzählige Fußnoten mit reingepackt hat. So etwas hätte ich hier auch gut gefunden. Aber Frauen stehen ja generell immer stärker in der Beweispflicht, wenn sie irgendetwas äußern. Den Schreibstil fand ich okay. Nicht überragend gut aber auch nicht grottenschlecht. Ein paar Kleinigkeiten haben mich immer mal wieder ein bisschen gestört, z.B. Zwischensätze in den Stories á la "ihre blauen Augen blitzen" - so was mochte ich noch nie, denn wie soll das denn bitte gehen? Würden bei meinem Gegenüber plötzlich die Augen blitzen, würde ich schreiend weglaufen. Irgendwie stelle ich mir da immer de n Hypnotiseur aus Asterix erobert Rom vor. :D Aber das ist halt auch wieder alles subjektiv und andere Leser und Leserinnen mag das überhaupt nicht stören. So schlimm ist es ja nicht. Sehr viel mehr gestört haben mich die ganzen Verallgemeinerungen: Es gibt viel zu viel die Frauen™ und die Männer™ und so sind sie halt alle, ohne Ausnahme. So habe ich mich selbst z.B. überhaupt nicht wiedererkannt, wenn Karig mal wieder von den Frauen™ schreibt. So einigen Männern wird es da sicherlich ähnlich gehen. Leider führt das dann wahrscheinlich wieder zu einer Defensivhaltung der Monogamie-Verfechter, die ja allgemein schon sehr allergisch und ängstlich reagieren, wenn man nur erwähnt, dass man körperliche Treue für nicht so wichtig hält und eine etwas andere Auffassung von Liebe, als die Allgemeinheit hat. Den Titel "Wie wir lieben" finde ich übrigens etwas irreführend. Es sollte meiner Meinung nach "Wie wir Sex haben" heißen, denn genau darum geht es primär. Platonische (romantische) Liebe und Asexualität werden wenig bis gar nicht bedacht. Allerdings muss ich auch die positiven Dinge erwähnen: Den geschichtlichen Teil über beispielsweise Paarbeziehungen fand ich sehr interessant, das Thema Slut-Shaming und Unterdrückung der Frau (und ihrer Sexualität) wurde ausnahmsweise mal nicht totgeschwiegen und die unterschiedlichen Stories der Menschen waren wie bereits oben erwähnt wirklich lesenswert. Vor allem den letzten Abschnitt, der sich mit Kommentaren und Reaktionen auf eine der Geschichten, die bereits vorab veröffentlicht wurde, auseinander setzt, fand ich toll. Hier sieht man mal wieder wie ablehnend Menschen reagieren, wenn etwas aus der (eigenen) Norm fällt. Dass da (neben Beleidigungen) gerne mal aus der Ferne psychische Krankheiten diagnostiziert werden, ist fast schon erschreckend. Mein Fazit ist also eher durchwachsen. Ich kann Wie wir lieben weder empfehlen, noch davon abraten. Mein Schlusswort deshalb: Reinlesen und ein eigenes Bild machen. (Ach übrigens: Sex and the City mag unterhaltsam sein, repräsentiert aber nicht die Allgemeinheit der Frauen. Deswegen haben mich die ständigen Zitate aus dieser Serie auch eher genervt.)
Journalistisch und sprachgewaltig erzählend geht das Buch allen Aspekten freier Liebe nach - politisch, religiös, gesellschaftlich und emotional. Dabei stellt es die zentrale Frage: Sind wir wirklich frei?
Hatte richtig viel Spaß damit! Schöne (Kurz)geschichten über verschiedene Lebensentwürfe, dazwischen werden die Themen dazu mit Fakten und Zahlen, Hintergründen usw gefüttert. Es ist eher wie Kolumnen und locker geschrieben, ohne das Thema zu belächeln oder nicht ernst zu nehmen. Eben kein klassisches Fachbuch, trotzdem (oder gerade deshalb) habe ich sehr viel mitgenommen, vor allem die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe, die zur Monogamie geführt haben.
„Aber eigentlich fürchten wir dabei [in Eifersucht] keine zukünftige, sondern eine vergangene Verletzung.“
Beschreibung
Autorenbeschreibung
Friedemann Karig, geboren 1982, studierte Medienwissenschaften, Politik, Soziologie und VWL und schrieb unter anderem für Süddeutsche Zeitung, SZ-Magazin, Die Zeit, FOCUS und brand.eins. Seit Januar 2016 ist er Autor bei jetzt, dem jungen Magazin der Süddeutschen Zeitung. Zudem ist Friedemann Karig eines der Gesichter von funk, dem neuen jungen Online-Angebot von ARD und ZDF. Er lebt in Berlin und München.
Beiträge
Aber vielleicht sind Regeln auch nur da, um gebrochen zu werden. Vielleicht ist Angst nur da, um überwunden zu werden. Vielleicht müssen wir einmal blind sein, blind wie Francesca in Jakobs Armen, um wirklich zu vertrauen. Um einander wirklich zu sehen.
Zugegeben, der Untertitel ist mir zu reißerisch. Dieses Buch ist kein Manifest gegen die 2er-Paarbeziehung. Es ist aber eine interessante Analyse von Liebe und zeigt Spielarten der Liebe auf. Dabei ist es ein Genuss zu lesen, wie facettenreich und präzise Friedemann Karig schreibt. Ich war wirklich sehr gut unterhalten, habe tolle neue Denkanstöße bekommen. Mein liebster Abriss im Buch war aber dieser: »Ich hätte mit 16 gern gewusst«, antwortete die Bestsellerautorin Cornelia Funke auf die Frage des ZEIT-Magazins, »dass das Einzige, was zwischen uns und dem Leben steht, die eigene Angst ist, und dass man sie nicht füttern darf, indem man ihr nachgibt. Ich hätte gerne gewusst, dass es keine Veränderung gibt, ohne dass man dafür mit Angst bezahlen muss, und wie wunderbar glücklich und frei es macht, Dinge zu tun, vor denen man sich fürchtet.«
Die Monogamie ist der Standard, für viele undenkbar davon abzuweichen. Aber warum eigentlich? Geht es nicht auch anders? Friedemann Karig hat für mich eines der wichtigsten Bücher in Sachen moderner Beziehungskonstellationen geschrieben. Zu Wort kommen viele verschiedene Menschen und Paare, die auf die eine oder andere Art nicht monogam leben. Dazwischen gibts noch facts und viele Denkanstöße, meist leider ohne Quellenangaben. Abgesehen davon und von ein paar veralteten Begriffen (Transsexuell ist out, besties) und Asexuelle fallen komplett hinten runter, ist das hier ein wirklich gutes Buch, das die Gehirnzellen anregt.
Ich finde es spannend, dass unterschiedliche Lebensstile beleuchtet werden und auch auf ihre Tücken eingegangen wird. Schön fand ich auch, dass viele wissenschaftliche Arbeiten - zwar ohne direkte Belege - eingebracht wurden. Ich hätte mir an mancher Stelle das aber ausführlicher gewünscht. Einige Passagen wiederholten sich und ich war oft verwirrt, ob ich mich denn nun in der Seite geirrt habe. Insgesamt fand ich den Einblick fernab der Monogamie aber interessant, anregend, aber jetzt nicht allzu auffordert einen anderen Lebensstil zu probieren.
2,5 Sterne.
Leider nur 2,5 Sterne. Ich habe wiiiirklich lange für dieses Buch gebraucht und es immer wieder in den Schrank zurück gelegt. Die Geschichten der Paare fande ich gut und spannend beschrieben und sehr nah dran. Jedoch fand ich den Theorie-Teil häufig sehr zäh. Ein paar Fakten, die erzählt wurden, fande ich aber dann doch interessant. Zum Beispiel die Geschichte und den Ursprung von Kommunen. Aber zack, endlich durch.
Letztes Jahr, gerade auch im Zusammenhang mit meinen Dates, habe ich mir immer mal wieder Gedanken gemacht zum Thema Beziehungsmodell und Polyamorie. Da das Thema Polyamorie für mich persönlich in (ferner) Zukunft durchaus eine Rolle spielt, habe ich mich sehr gefreut, als ich dann die passende Gelegenheit fand, „Wie wir lieben - vom Ende der Monogamie“ von Friedemann Karig zu lesen. Leider hat dieses Buch mir aber nicht die Einblicke und Erkenntnisse zu dem Thema gegeben, die ich mir erhofft hatte. Aus meiner asexuellen Perspektive geht es in diesem Buch eher um nicht monogame Beziehungen, also vor allen Dingen Beziehungen, in denen der Sex mit mehr als einer Person stattfindet, als um polyamore Beziehungsformen, bei denen mehr als zwei Personen in einer romantischen Beziehung verbunden sind. Hier finde ich den Titel also etwas irreführend und hatte einfach etwas anderes erwartet. Auch wenn das Thema Sex und offene Beziehungen natürlich seine Daseinsberechtigung hat. Ich konnte auch durchaus einige interessante Impulse für mich persönlich mitnehmen. Leider konnte mich auch der Schreibstil nicht vollends überzeugen. Dieser ist teilweise eher flapsig und arbeitet viel mit popkulturellen Anspielungen, gleichzeitig gibt es aber auch Stellen, wo zum Beispiel Eva Illouz zitiert wird und der Text eher wissenschaftlich wirkt. Diese Mischung kann gut funktionieren, hat sich für mich in diesem Fall aber einfach nicht rund angefühlt. Spannend fand ich die immer wieder einfügten „persönlichen“ Anekdoten von Freund*innen und Bekannten. Hier aber auch im gesamten Buch ist mir aber aufgefallen, dass die Perspektive überwiegend Heteropaare betrifft. Da hätte ich mir mehr queere Einblicke gewünscht. Das Buch ist ursprünglich 2017 erschienen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es mir vor einigen Jahren mehr zugesagt hätte. Aber zum Zeitpunkt des Lesens hatte ich den Eindruck, schon einige Aspekte von Insta und Co. zu kennen und nicht wahnsinnig viel Neues zu lernen. Ich glaube da gibt es inzwischen einfach Bücher die besser geeignet sind, um einen ersten Einblick in dieses Thema zu bekommen.
Also erstmal: Ich kann und will die einzelnen Geschichten der Paare in diesem Buch nicht bewerten. Das sind einfach individuelle Erfahrungen und subjektive Meinungen, die natürlich nicht immer meinem Bild von Liebe, Ethik usw. entsprechen (und dies auch gar nicht sollen). Trotz meiner Offenheit gegenüber poly Beziehungen, habe ich mehrfach den Kopf schütteln müssen - zu viele Seitensprünge und Lügen, während es bei mir immer um Ehrlichkeit, Respekt und einen offenen Umgang (alle Beteiligten müssen immer wissen, worauf sie sich einlassen) geht. Aber das müssen die Leute eben selber wissen. Interessant zu lesen waren die Geschichten jedenfalls und ich kann jedem nur empfehlen, mit einem offenem Herzen mal über den Tellerrand zu schauen. Kommen wir stattdessen zu den "Zwischensequenzen" und zum Autor bzw. dessen Schreibstil... und hier auch gleich zum ersten Punkt, der mir mal wieder richtig doll aufgefallen ist: Friedemann Karig wirft mit Studien und Experimenten nur so um sich - allerdings ohne einen einzigen anständigen Quellennachweis. In den meisten Fällen heißt es "Studien besagen" oder "mittlerweile ist bekannt" etc. Ab und zu werden Forscher mal namentlich erwähnt aber das war's dann auch schon. Vielleicht liegt es daran, dass ich vor nicht allzu langer Zeit Margarete Stokowskis wunderbares Buch Untenrum frei gelesen habe und diese einen riesigen Anhang mit all ihren Quellen und unzählige Fußnoten mit reingepackt hat. So etwas hätte ich hier auch gut gefunden. Aber Frauen stehen ja generell immer stärker in der Beweispflicht, wenn sie irgendetwas äußern. Den Schreibstil fand ich okay. Nicht überragend gut aber auch nicht grottenschlecht. Ein paar Kleinigkeiten haben mich immer mal wieder ein bisschen gestört, z.B. Zwischensätze in den Stories á la "ihre blauen Augen blitzen" - so was mochte ich noch nie, denn wie soll das denn bitte gehen? Würden bei meinem Gegenüber plötzlich die Augen blitzen, würde ich schreiend weglaufen. Irgendwie stelle ich mir da immer de n Hypnotiseur aus Asterix erobert Rom vor. :D Aber das ist halt auch wieder alles subjektiv und andere Leser und Leserinnen mag das überhaupt nicht stören. So schlimm ist es ja nicht. Sehr viel mehr gestört haben mich die ganzen Verallgemeinerungen: Es gibt viel zu viel die Frauen™ und die Männer™ und so sind sie halt alle, ohne Ausnahme. So habe ich mich selbst z.B. überhaupt nicht wiedererkannt, wenn Karig mal wieder von den Frauen™ schreibt. So einigen Männern wird es da sicherlich ähnlich gehen. Leider führt das dann wahrscheinlich wieder zu einer Defensivhaltung der Monogamie-Verfechter, die ja allgemein schon sehr allergisch und ängstlich reagieren, wenn man nur erwähnt, dass man körperliche Treue für nicht so wichtig hält und eine etwas andere Auffassung von Liebe, als die Allgemeinheit hat. Den Titel "Wie wir lieben" finde ich übrigens etwas irreführend. Es sollte meiner Meinung nach "Wie wir Sex haben" heißen, denn genau darum geht es primär. Platonische (romantische) Liebe und Asexualität werden wenig bis gar nicht bedacht. Allerdings muss ich auch die positiven Dinge erwähnen: Den geschichtlichen Teil über beispielsweise Paarbeziehungen fand ich sehr interessant, das Thema Slut-Shaming und Unterdrückung der Frau (und ihrer Sexualität) wurde ausnahmsweise mal nicht totgeschwiegen und die unterschiedlichen Stories der Menschen waren wie bereits oben erwähnt wirklich lesenswert. Vor allem den letzten Abschnitt, der sich mit Kommentaren und Reaktionen auf eine der Geschichten, die bereits vorab veröffentlicht wurde, auseinander setzt, fand ich toll. Hier sieht man mal wieder wie ablehnend Menschen reagieren, wenn etwas aus der (eigenen) Norm fällt. Dass da (neben Beleidigungen) gerne mal aus der Ferne psychische Krankheiten diagnostiziert werden, ist fast schon erschreckend. Mein Fazit ist also eher durchwachsen. Ich kann Wie wir lieben weder empfehlen, noch davon abraten. Mein Schlusswort deshalb: Reinlesen und ein eigenes Bild machen. (Ach übrigens: Sex and the City mag unterhaltsam sein, repräsentiert aber nicht die Allgemeinheit der Frauen. Deswegen haben mich die ständigen Zitate aus dieser Serie auch eher genervt.)
Journalistisch und sprachgewaltig erzählend geht das Buch allen Aspekten freier Liebe nach - politisch, religiös, gesellschaftlich und emotional. Dabei stellt es die zentrale Frage: Sind wir wirklich frei?
Hatte richtig viel Spaß damit! Schöne (Kurz)geschichten über verschiedene Lebensentwürfe, dazwischen werden die Themen dazu mit Fakten und Zahlen, Hintergründen usw gefüttert. Es ist eher wie Kolumnen und locker geschrieben, ohne das Thema zu belächeln oder nicht ernst zu nehmen. Eben kein klassisches Fachbuch, trotzdem (oder gerade deshalb) habe ich sehr viel mitgenommen, vor allem die gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründe, die zur Monogamie geführt haben.
„Aber eigentlich fürchten wir dabei [in Eifersucht] keine zukünftige, sondern eine vergangene Verletzung.“