Wie rote Erde

Wie rote Erde

Hardcover
4.29
WiderstandIdentitätSexismusAboriginals

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Beschreibung

Was bleibt, wenn sich der rot schimmernde Staub über Australien gelegt hat? Und wer bleibt, wenn es die Vergangenheit ist, die Grenze um Grenze setzt – wenn sie alles überdauert? August Gondiwindi ist Australierin, Wiradjuri, Enkeltochter – und: Schwester ohne Schwester. Als ihr Großvater Albert „Poppy“ stirbt, kehrt sie nach zehn Jahren in London nach Prosperous zurück, um an seiner Beerdigung teilzunehmen. Dort, zwischen Massacre Plains und dem Broken Highway, ist sie aufgewachsen. Dort hat sie am Fluss mit ihrer Schwester gespielt, wurde von ihrer Mutter verlassen, und an diesem Ort lebte auch ihr Großvater, der Vermächtnisse und Geheimnisse in sich getragen hat, die August Stück für Stück aufdeckt. Denn an dieser Stelle beginnt für sie eine unaufhaltsame Suche: Nach einer Zugehörigkeit, die über Generationen andauert, nach dem, was ihr Großvater hinterlassen hat, der wahren Geschichte der Zeit und dem Schlüssel, mit dem sie die rote Erde ihres Landes zu retten vermag. Ein Kampf: um den eigenen Boden unter den eigenen Füßen. Albert Gondiwindi hat sein gesamtes Leben in Prosperous verbracht, in diesem einen Haus am Ufer des Murrumby Flusses, das nun droht von einem Bauunternehmen zerstört zu werden. Er weiß, dass sein letzter Atemzug unmittelbar bevorsteht und dass noch eine letzte Aufgabe erfüllt werden muss: Die Sprache seines Volkes, seine Sprache, all die Traditionen, die ihn begleitet haben, weiterzugeben. An seine Enkeltochter, an die Nachwelt. Doch nach dem Tod von Albert ist Augusts Trauer stark, wird verstärkt durch alte Wunden, die nicht nur haften, sondern kontinuierlich aufgerissen werden: Das Aufwachsen in Armut, die Inhaftierung ihrer Mutter, das Verschwinden ihrer Schwester, der Rassismus, den sie und ihre Familie ertragen mussten, ertragen müssen. Denn nur weil der Aggressor von heute einen anderen Namen, eine andere Verkleidung trägt als damals, ist es immer noch derselbe. Und die Linien, die vom weißen Kolonialismus wieder und wieder neu gesteckt und durch das Land der Aboriginals gezogen wurden, sind immer noch dieselben. Wie zurückerobern, was einem entrissen wurde? Wie akzeptieren, dass man selbst, die eigene Familie, die Menschen, die zu einem gehören –Generationen über Generationen – denselben Kampf kämpfen müssen? Die Kontinuitäten der Ausbeutung, des Versuchs, den Menschen Land und Kultur und der Erde Ressourcen und Nahrung zu rauben, werden sichtbar, als August die Konfrontation sucht. Sie ist entschlossen und legt einen Schwur ab: ihre Familie und ihr Land zu retten. Dabei wird sie getragen von den Worten ihres Großvaters, von Namen und Erinnerungen, Verbündeten. Von Beständigkeit. Denn was ihr Großvater sich aus der Seele geschrieben hat, das Vermächtnis aller, die vor ihm da waren und die nach ihm da sein werden, das bleibt. Der Mut der Menschen, der so tief im Boden verankert ist, er bleibt. Weil nichts verschwindet. Nichts stirbt. Nur Teil von uns wird. Und August? Sie ist. Dort, wo man ihr nicht erlaubt zu sein. Und: Sie bleibt. Aus dem Englischen von Juliane Lochner
Haupt-Genre
Romane
Sub-Genre
Zeitgenössische Romane
Format
Hardcover
Seitenzahl
376
Preis
22.90 €

Beiträge

3
Alle
5

Authentische Einblicke in das Leben australischer Natives, raffiniert in drei Formen erzählt und durch Glossar und Nachwort abgerundet.

"Ich glaube, in diesem Land gibt es Trennlinien, die tiefer verlaufen als die Traumpfade. Der verschlossene Ort, der abgeschlossene Ort - der ngunba-ngidyala - wird zuallererst im Kopf gebaut, und dann breitet er sich aus." (aus dem Wörterbuch von Albert Gondiwindi) 10 Jahre ist es her, dass August, Nachfahrin von First Australiens, ihrer Heimat den Rücken gekehrt hat. Nun ist ihr Großvater gestorben und August kommt zurück nach Prosperous. "Dort beginnt eine Suche: nach Zugehörigkeit, die über Generationen andauert, dem Vermächtnis des Großvaters und aller vor ihr dagewesenen Menschen, nach einem Weg, die Erde ihres Landes zu retten." (Klappentext) Wie gern bin ich mit August auf Spurensuche gegangen! Das, worum es im Großen geht - die Zerrissenheit, das Entwurzeltsein der First Nations - spiegelt sich im Kleinen in ihrer Familiengeschichte, denn Augusts Schwester Jedda ist verschwunden und auch ihre Mutter ist nicht da, als August bei ihrer Nana eintrifft. Zu allem Überfluss wird auch noch das Haus der Großmutter durch den Bau einer Zinnmine bedroht. Nichts davon wirkt konstruiert, vielmehr hat Tara June Winch ihre Geschichte(n) - leider - mitten aus dem Leben Indigener Menschen gegriffen. Sie erzählt, was gehört werden muss, auch wenn es schmerzt. Doch nicht nur deshalb ist "Wie rote Erde" absolut lesenswert, sondern auch wegen seiner raffinierten Konstruktion und interessanten Erzählweise. Neben den Kapiteln über August gibt es welche, in denen ihr Großvater zu Wort kommt - in Form von persönlichen Wörterbucheinträgen, in denen er Wörter aus der Sprache seines Volkes erläutert. Über diese Einträge erhält man nicht nur faszinierende Einblicke in die Sprache der Widjuri, sondern erfährt auch einiges, was vorher Rätsel aufgab. Last but not least kommt Reverend Greenleaf in Form eines von ihm 1915 verfassten Briefes zu Wort, wodurch auch Blicke in die weiter zurückliegende Vergangenheit geworfen werden. Das alles wird gekonnt verknüpft und durch ein spannendes Nachwort der Autorin abgerundet. Am Ende gibt's ein Glossar, aus dem z.B. hervorgeht, warum ich oben nicht "aborigines" schrieb. Ein toller Roman also, Empfehlung! Übersetzt v. Juliane Lochner.

5

🌏 [Werbung. Rezensionsexemplar.] Rezension zu „Wie rote Erde“ von Tara June Winch, übersetzt von Juliane Lochner, erschienen am 6. Oktober 2022 im Haymon Verlag, Hardcover, 367 Seiten, 22,90€ Die aus Australien stammende Autorin Tara June Winch ist selbst Aboriginal - wer kann die Geschichte der Kolonisierung Australiens besser erzählen als die Menschen, die direkt davon betroffen sind? Ob in der Vergangenheit oder der Gegenwart ist da für mich zweitrangig, denn die brutale Historie der Kolonisierung zieht sich bis heute mit Rassismus und Hass durch die Gesellschaft. Der Roman „Wie rote Erde“ macht die Dringlichkeit einer Aufarbeitung sehr deutlich - sehr lohnenswert hierzu ist auch das Nachwort der Autorin. Was wurden für gravierende Fehler begangen, was wurde mit der indigenen Bevölkerung angestellt, welche Narben und Traumata wurden hinterlassen? In ihrem dritten Roman erzählt die Autorin poetisch, kraftvoll und eindringlich von Familie, Entwurzelung, über die Verbundenheit zur Natur, über Verzweiflung und Zorn. Sie erzählt aber auch von großer Hoffnung für das eigene Land, die Verwurzelung, einer verloren geglaubten Sprache und über indigene Kultur und Identität. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für „Wie rote Erde“ von Tara June Winch. Ein Roman, der sich zu lesen lohnt, weil wir Leser*innen dadurch viel mehr Verständnis für indigene Bevölkerung bekommen. Wir müssen zuhören und lernen. 🌏 die komplette Rezension ist auf dem Blog

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5

Sollte man gelesen haben

Die Handlung zeigt sehr schön, wie transgenerationales Trauma immer weiter an die nächste Generation gegeben wird... August Gondiwindi begibt sich auf eine Reise zu ihrer aboriginalen Herkunft und muss ihr Zuhause retten. Sie muss dringend Beweise finden, dass der Boden ihres Grundstückes historisch relevant und dadurch geschützt ist. Das koloniale Trauma der australischen Natives ist eng mit den individuellen Traumen ihrer Familie verbunden. Denn auch individuelles Trauma hat oft seinen Ursprung in kollektiven Missständen. Ein Roman über Herkunft und Zugehörigkeit...und den Mut zu seiner Abstammung zu stehen. Für mich ein besonderes Buch, da hinten auch ein Wörterbuch mit aboriginalen Wörtern drin ist.

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