Wenn die Tage länger werden: Roman
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Merkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Düsterer als angenommen
Das war ein sehr schönes und auch wichtiges Buch, an das ich aber mit völlig falschen Erwartungen herangegangen bin. Wirklich wie man es macht, es ist immer verkehrt 😅. Lese ich den Klappentext konzentriert und mit allen Details, dann fühle ich mich gespoilert 😂. Lese ich den Klappentext nur grob und male mir selbst etwas aus, dann bin ich enttäuscht. Ich muss echt mal klar kommen. Jedenfalls geht’s darum in „Wenn die Tage länger werden“: Lisa verbringt den Sommer zum ersten Mal allein, weil ihr Sohn Paul mit dem Papa in dessen Heimat Polen fährt. Zwischen Schuldgefühlen und dem Wunsch, wieder mehr für sich zu tun, beschließt sie ihre alte Geige zu restaurieren und lernt so die schwerkranke Ute und deren Vater Hans kennen. Gemeinsame dunkle Familiengeheimnisse werden nach und nach aufgedeckt. Das war mein erstes Buch der Autorin und der Schreibstil hatte mich sofort für sich eingenommen. Bei den ersten Kapiteln dachte ich noch, wow, das ist ein totales Highlight, richtig sommerlich und frisch und auch echt interessant von den Themen her. Ich bin ehrlich, das hat sich im Verlauf der Geschichte dann geändert. Das Thema, das nachher im Vordergrund steht, ist sehr sehr wichtig und ich lese da hin und wieder auch Bücher drüber. Hier habe ich einfach nicht damit gerechnet und die Lektüre war mir etwas zu düster und zu schwer. Die Sache mit der Geige wurde auch sehr in die Länge gezogen. Ich hatte mir Lisas Sommer etwas anders ausgemalt, aber insgesamt war es auf jeden Fall ein gutes und lesenswertes Buch. Macht Euch gern ein eigenes Bild! 3,5/5⭐️⭐️⭐️

Schöner Familienroman mit Geheimnissen
Vor der Musiklehrerin Lisa liegen drei lange einsame Wochen der Sommerferien. Zum ersten Mal ist sie von ihrem Sohn Paul getrennt, der die Zeit mit seinem Vater in Polen verbringt. Da passt es ganz gut, dass sie ihre Geige – ein Geschenk ihrer Mutter – hervorgeholt hat. Ihr Verhältnis zur Mutter ist ebenso wie zum Instrument gespalten, da ihre Mutter eher distanziert auf sie wirkt und gleichzeitig hohe Ansprüche an Lisa als Kind hatte. Die alte Geige muss mit einigen Schäden zum Geigenbauer und so kommt Lisa in Kontakt zu Hans, der mit seiner Tochter Ute auf einem alten Hof lebt. Hans bemerkt rasch, dass die Geige ein Geheimnis birgt und versucht Lisa dazu zu bringen, dieses zu entschlüsseln. Doch Lisa hat Angst davor, in die Tiefen ihrer Familiengeschichte einzutauchen und gibt dem erst nach einiger Zeit nach. Dabei stößt sie auf lange Verborgenes, das auch ihre Mutter belastet. Gleichzeitig kommt Lisa in einen engeren Kontakt zu Ute, die gerade sehr mit sich und ihrer Krebserkrankung zu kämpfen hat. Beiden Frauen tut das Zusammensein gut und so entwickelt sich ganz sachte eine Frauenfreundschaft. Mir hat dieser aktuelle Roman von Anne Stern richtig gut gefallen. Er liest sich leicht und die Geschichte um Lisas Familie, das Geheimnis der Geige und auch die leicht flirrende Sommerstimmung haben mich rasch in ihren Bann gezogen. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne Familienromane mir sympathischen Personen und schönen Emotionen mögen oder einfach auf der Suche nach einem richtig guten Roman für den Sommer sind.
WENN DIE TAGE LÄNGER WERDEN Anne Stern Drei lange Wochen liegen vor Lisa. Ihr sechsjähriger Sohn Paul reist mit seinem Vater zu den Großeltern nach Polen – und Lisa bleibt allein zurück. Ohne Freundeskreis oder feste soziale Kontakte weiß sie wenig mit sich anzufangen. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter Barbara ist seit jeher schwierig: Schon als Kind wurde Lisa mit Schweigen und Unverständnis konfrontiert. Fragen blieben unbeantwortet, ein unsichtbarer Schleier hing stets zwischen ihnen. Gefördert wurde Lisa dennoch – musikalisch. Klavier- und Geigenstunden bestimmten ihre Kindheit. Als talentierte Geigerin gewann sie Wettbewerbe und wurde früh von der Jugendförderung entdeckt. Ihr musikalisches Talent, so hieß es, habe sie vom Großvater geerbt – ebenso wie seine Geige. Doch ihn lernte sie nie kennen. Nur ein altes Foto blieb: ein Bild, das ihn in SS-Uniform zeigt. Lisas Wunsch, mit ihrer Mutter über dessen Vergangenheit zu sprechen, wurde stets abgeblockt. Nach Pauls Abreise nimmt Lisa die alte, verstaubte Geige wieder zur Hand – zum ersten Mal seit ihrer Pubertät, als sie das Instrument enttäuscht und trotzig verbannt hatte. Doch die Geige ist beschädigt. Auf der Suche nach einer Reparatur stößt sie auf einen Geigenbauer – und mit ihm auf eine Wahrheit, die sie tief in die Vergangenheit führt. In eine Zeit, die mit Schuld, Verlust und verdrängten Geschichten verknüpft ist. Was als leise, zarte Geschichte beginnt, entwickelt sich zu einem bewegenden Roman über Identität, familiäre Prägung und die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Gemeinsam mit filipine gelesen, konnten wir das Buch kaum noch aus der Hand legen. Besonders beeindruckt hat mich der poetische, bildhafte Stil, der nicht nur die Natur, sondern auch die inneren Welten der Figuren eindrucksvoll beschreibt. Ein stilles, tiefgründiges Buch über das Suchen und Verstehen – und über die Zwangsverkäufe jüdischen Eigentums in der NS-Zeit. Für alle, die literarisch ruhige, aber inhaltlich kraftvolle Geschichten mögen, eine klare Empfehlung. 4½/5

Tiefgründig und voller Botschaften
Und wieder einmal ein gelungener Roman von Anne Stern, den ich regelrecht verschlungen habe und der mich auch überrascht hat. Warum? Weil der Roman nicht einfach nur eine Geschichte ist, sondern sie ist noch so viel mehr. Es ist ein Roman der vor Tiefgründigkeit nur so trotz und der den Leser voll erwischt. Erwischt mit einer Flut von verschiedenen Emotionen. Die Überraschung für mich war, dass der Roman auch das Schicksal eines vererbten Streichinstruments durchleuchtet und den Leser mit in ein dunkles und gut behütetes Familiengeheimnisses entführt. Aber darum geht es: Die langen Sommerferien stehen an und eigentlich kann man sich freuen. Doch der alleinerziehenden Musiklehrerin Lisa graut es dieses Mal davor, denn ihr Sohn Paul verbringt einen Teil seiner Ferien mit seinem Papa Janusz in Polen. Das erste Mal seit 6 Jahren ist Lisa ohne ihren Sohn. Wie soll sie diese Freizeit bloss verbringen? Wo ist die Person Lisa, wenn sie nicht nur Mutter ist? Als sie das Vorhaben umsetzt ihre, alte vernachlässigte Geige zu restaurieren erfährt sie dadurch, dass die Geige so viel mehr ist und kommt dabei noch einem großen Familiengeheimnis auf die Spur. Obwohl so manches unverhofft kommt, machen sich dadurch auch Türen für Lisa auf und ihr Blick verändert sich… Eine Roman der so wunderschön geschrieben ist, wo die Emotionen durch jeden Wort zum tragen kommen und der zudem dem Leser ein absolutes Kopfkino beschert. Die Charaktere sind allesamt so liebevoll ausgearbeitet, dass sie in bunten Farben vor Augen erschienen und zudem noch für mich als Leserin greifbar wurden. Lisa ist eine wunderbare Frau, die ihren harten Alltag voller Bravour meistert und doch immer wieder diese vergleiche zieht und ihre Stärke dadurch verlernt zu erkennen. Aber das kennen wird occh auch aus dem Alltag, oder? Wie oft werden vergleiche gezogen oder man beneidet den einen oder anderen wegen etwas anderen an. Und dabei ist doch vieles nicht so wie es erscheint- nur sehen wir das nicht. All das durchleuchtet die Autorin absolut gekonnt und nimmt den Leser damit auch ihre Reise. Die wundervolle Geige, mit ihrer eigenen Geschichte, das hat mich sehr gerührt und hat zudem auch ein dunkles Kapitel Deutschlands aufmerksam gemacht, auf welches man nicht genug aufmerksam machen sollte. Das Schicksal vieler unschuldiger Menschen ist etwas, was man nie vergessen sollte und was sich nie wieder so zutragen soll Die zarte Freundschaft zwischen Lisa und Inge ist so garndios gezeichnet worden, aber auch die Annäherung zwischen Lisa und ihrer Mutter ist absolut gelungen beschrieben worden. Ein kleines zartes Band, welches immer stärker wurde. Wie immer hat es die Autorin gekonnt verstanden, die verschiedenen Charaktere zu jeden Emotionen in Szene zu setzen und dem Leser eine tiefgründige Geschichte präsentiert, mit ganz vielen Botschaften. Fazit: 5 Sterne für einen tiefgründigen Roman

Was zunächst leichtfüßig begann, wurde immer tiefsinniger, nachdenklicher & emotionaler. Ich hab es geliebt – vor allem Ute ♥️
Ein Sommer voller Möglichkeiten: tiefgründig
**** Worum geht es? **** Für Lisa ist es seit Langem der erste Sommer ohne ihren Sohn. Ihre Geige soll sie in dieser neu gewonnenen Freiheit begleiten – doch anstatt Ruhe zu finden, wird Lisa von Selbstzweifeln geplagt. Wer ist sie, außer Mutter? Und dann wirft auch noch ihr liebstes Instrument große Fragen auf. Ein Sommer, der verändert. **** Mein Eindruck **** Anne Stern hat für mich einen ganz besonderen Schreibstil – auch diesmal hat er mich sofort in die Geschichte ihrer Figuren gezogen und sie zum Leben erweckt. Ihre Fähigkeit, die Umgebung eindrucksvoll zu beschreiben und das Innere der Figuren nach außen zu kehren, ist für mich einzigartig. Die Erzählung aus der Sicht dreier ungleicher Frauen ist einfühlsam, die Übergänge zwischen ihren Perspektiven sind fließend, und ihre Schicksale berühren von Anfang an. Ich hatte Mitgefühl – und zugleich das Gefühl, das echte Leben zu spüren. In den verschiedenen Figuren erkannte ich auch die Merkmale wieder, die durch Generationen geprägt sind. Trotz ihrer Unterschiede gelingt es der Autorin, Charaktere zu erschaffen, die mir vertraut und nah erschienen. Ich gewann neue Perspektiven und habe ihren Erfahrungen in diesem Sommer mit besonderer Neugier gelauscht. Die Geige spielt dabei eine besondere und zugleich sehr interessante Rolle. Ich muss jedoch gestehen, dass gegen Ende für mich etwas die Spannung nachließ. Ein klarerer Fokus hätte der Geschichte gutgetan – und trotzdem ist es eine wundersame und bewegende Erzählung. **** Empfehlung? **** Für Leser*innen, die einen Perspektivwechsel suchen und in der Wärme des Sommers aufblühen möchten. Bewegend und mit Bedacht erzählt.
Wohlfühlroman ❤️
Ich fand den Roman sehr schön, das familiäre , das geschichtliche und auch die Geschichten rund um die Protagonisten selbst fand ich durchweg gut. Die persönliche Weiterentwicklung von Lisa hat mir richtig gut gefallen! Die Autorin hat mich mit ihrem Schreibstil sehr beeindruckt! Ich hab das Buch immer wieder gern zur Hand genommen. Ein Roman den ich ganz sicher öfter verschenken werde und von Herzen empfehlen kann.
Große Ferien „Seit Jahren war sie vor allem die Mutter eines Kindes gewesen, hatte in einem alterslosen, körperlosen Raum geschwebt, war mehr Funktion gewesen als Mensch, geschweige denn Frau.“ (S. 77) Lisa ist 38 und seit 6 Jahren Mutter. Alles andere ist ihr gleichgültig geworden, nachdem ihr Partner sie und ihren Sohn Paul verlassen hat. Sie fühlt sich zu alt und hässlich, zu groß und dick, mit einem Wort – unansehnlich. Auch ihre Arbeit als Musiklehrerin im Gymnasium macht ihr nur bedingt Spaß. Die Balance zwischen Kind, Haushalt und Job gelingt ihr schon lange nicht mehr. Doch jetzt sind endlich Sommerferien und Paul fährt für 3 Wochen mit seinem Papa in den Urlaub. Erst hat sie Verlustängste, weiß nichts mit sich anzufangen, weil sich jeder Gedanke um Paul dreht. Dann genießt sie die plötzliche Freiheit und macht sich Vorwürfe, dass sie ihn nicht mehr vermisst. Ist sie eine schlechte Mutter, wie ihre Mutter immer behauptet?! Steht es ihr zu, ohne ihren Sohn glücklich zu sein, zum ersten Mal seit 6 Jahren wieder durchzuschlafen und auszugehen, vielleicht jemand Neues kennenzulernen?! Sollte sie nicht lieber sehnsüchtig und einsam auf seine Heimkehr warten?! Zur Ablenkung will sie wieder Geige spielen, aber das Instrument ist in einem schlechten Zustand. Also bringt sie sie zu einem Restaurator. Dabei lernt sie dessen Tochter Ute kennen. Die Obstbäuerin hat ihr ganzes Leben dem Erhalt des Hofes ihrer Eltern gewidmet, aber jetzt hat sie wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben. Ihre Mutter ist schon vor Jahren gestorben, ihr Vater über 90 und sie selbst hat nie einen Partner gefunden oder Kinder bekommen. Wofür also weiter kämpfen und die letzten Kraftreserven verschwenden? Sie kommt sich vor „Wie ein besiegter Feldherr, der mit einem Krückstock über ein altes Schlachtfeld schlich und von vergangenen Zeiten träumte.“ (S. 29). Doch dann platzt Lisa in ihr Leben und packt einfach mit an, stellt keine Fragen, heuchelt kein Mitleid, guckt nicht betroffen weg. Eine zarte Freundschaft entsteht, die ins Schwanken gerät, als Utes Vater etwas an der Geige entdeckt und Lisa sich mit ihrer totgeschwiegenen Familiengeschichte auseinandersetzen muss. Ich habe (passend zum Titel) etwas länger gebraucht, um in das Buch zu kommen und mich in Lisa einzufühlen, weil ich ihre dauernden Selbstzweifel und fast schon komplette Selbstaufgabe nicht immer verstehen konnte – aber ich bin auch keine Mutter. Und wenn einem der Partner und die eigene Mutter immer wieder suggerieren, dass man nicht gut genug ist, glaubt man das leider irgendwann. Doch dann bemerkt Lisa zum Glück, dass sie mehr ist, als „nur“ eine unzureichende Mutter und Lehrerin, dass sie immer noch eine begehrenswerte Frau ist. Und auch, wenn aus ihr nicht die Stargeigerin geworden ist, auf die ihre Mutter sie trimmen wollte, hat sie doch Spaß am Musizieren – ohne Zwang und Wettbewerbe, ohne ein Instrument, das in der Familie vererbt wurde und an dem große Erwartungen hingen. „Wenn die Tage länger werden“ ist ein sehr poetischer Roman. Anne Stern schreibt über die Gleichberechtigung und Wahrnehmung von Frauen und Männer als Mütter und Väter und ihren Aufgaben innerhalb der Familie. Ich musste dabei sofort an die Empörungswelle denken, die eine Podcasterin mit der Aussage, dass Väter gefeiert werden, wenn sie allein zum Kinderarzt gehen, ausgelöst hat. Sie schreibt aber auch über die Versöhnung mit sich selbst, der Familie und der Vergangenheit bzw. Herkunft, über das Erkennen und Verstehen von (geerbten) Traumata, das Vergeben, aber nicht Vergessen, über Freundschaften und das Wiederfinden des Lebenswillens. In gewisser Weise ist es auch ein Coming of Age Roman, weil Lisa erst mit Ende 30 in ihrer Rolle als Mutter, Alleinerziehende und trotzdem noch Tochter ankommt, sich endlich selbst findet. Ein tiefsinniger Sommerroman über dunkle und helle Tage.

Gewohnt schön geschrieben. Eine schöne Geschichte über die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte und neu gewonnener Lebensfreude.
Ein leises, atmosphärisches Leseerlebnis mit Tiefgang
Anne Stern hat ein feines Gespür für Atmosphäre und Details, das merkt man sofort. Schon nach ein paar Seiten war ich mittendrin und fand es interessant mit Lisa in der Vergangenheit zu graben, so wie das Geheimnis zu lüften! Die Hauptfigur hat mich besonders berührt. Sie ist keine Heldin im klassischen Sinn, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, voller Fragen, Träume und Zweifel. Gerade das hat sie für mich so greifbar gemacht. Ich mochte es, wie ihre Geschichte nicht überdramatisiert wird, sondern eher in stillen Momenten an Tiefe gewinnt. Was mir besonders gefallen hat, war die Sprache. Poetisch, aber nicht überladen. Ich hatte oft das Gefühl, beim Lesen die Geräusche und Gerüche der Stadt zu spüren, fast als würde ich durch die Straßen mitlaufen. Man merkt, wie viel Herzblut in der Recherche steckt. Warum keine fünf Sterne? An ein, zwei Stellen hatte ich das Gefühl, dass sich die Handlung etwas im Kreis dreht. Es passiert nicht ständig etwas Spektakuläres – das Buch lebt mehr von seiner Stimmung als von Tempo. Wer also eine atemlose Story erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Ich fand das Tempo aber insgesamt passend zur Geschichte. Alles in allem: ein schönes, nachdenkliches Buch mit viel Gefühl für Zeit und Figuren. Ich würde es definitiv weiterempfehlen.

Merkmale
1 Bewertungen
Stimmung
Hauptfigur(en)
Handlungsgeschwindigkeit
Schreibstil
Beiträge
Düsterer als angenommen
Das war ein sehr schönes und auch wichtiges Buch, an das ich aber mit völlig falschen Erwartungen herangegangen bin. Wirklich wie man es macht, es ist immer verkehrt 😅. Lese ich den Klappentext konzentriert und mit allen Details, dann fühle ich mich gespoilert 😂. Lese ich den Klappentext nur grob und male mir selbst etwas aus, dann bin ich enttäuscht. Ich muss echt mal klar kommen. Jedenfalls geht’s darum in „Wenn die Tage länger werden“: Lisa verbringt den Sommer zum ersten Mal allein, weil ihr Sohn Paul mit dem Papa in dessen Heimat Polen fährt. Zwischen Schuldgefühlen und dem Wunsch, wieder mehr für sich zu tun, beschließt sie ihre alte Geige zu restaurieren und lernt so die schwerkranke Ute und deren Vater Hans kennen. Gemeinsame dunkle Familiengeheimnisse werden nach und nach aufgedeckt. Das war mein erstes Buch der Autorin und der Schreibstil hatte mich sofort für sich eingenommen. Bei den ersten Kapiteln dachte ich noch, wow, das ist ein totales Highlight, richtig sommerlich und frisch und auch echt interessant von den Themen her. Ich bin ehrlich, das hat sich im Verlauf der Geschichte dann geändert. Das Thema, das nachher im Vordergrund steht, ist sehr sehr wichtig und ich lese da hin und wieder auch Bücher drüber. Hier habe ich einfach nicht damit gerechnet und die Lektüre war mir etwas zu düster und zu schwer. Die Sache mit der Geige wurde auch sehr in die Länge gezogen. Ich hatte mir Lisas Sommer etwas anders ausgemalt, aber insgesamt war es auf jeden Fall ein gutes und lesenswertes Buch. Macht Euch gern ein eigenes Bild! 3,5/5⭐️⭐️⭐️

Schöner Familienroman mit Geheimnissen
Vor der Musiklehrerin Lisa liegen drei lange einsame Wochen der Sommerferien. Zum ersten Mal ist sie von ihrem Sohn Paul getrennt, der die Zeit mit seinem Vater in Polen verbringt. Da passt es ganz gut, dass sie ihre Geige – ein Geschenk ihrer Mutter – hervorgeholt hat. Ihr Verhältnis zur Mutter ist ebenso wie zum Instrument gespalten, da ihre Mutter eher distanziert auf sie wirkt und gleichzeitig hohe Ansprüche an Lisa als Kind hatte. Die alte Geige muss mit einigen Schäden zum Geigenbauer und so kommt Lisa in Kontakt zu Hans, der mit seiner Tochter Ute auf einem alten Hof lebt. Hans bemerkt rasch, dass die Geige ein Geheimnis birgt und versucht Lisa dazu zu bringen, dieses zu entschlüsseln. Doch Lisa hat Angst davor, in die Tiefen ihrer Familiengeschichte einzutauchen und gibt dem erst nach einiger Zeit nach. Dabei stößt sie auf lange Verborgenes, das auch ihre Mutter belastet. Gleichzeitig kommt Lisa in einen engeren Kontakt zu Ute, die gerade sehr mit sich und ihrer Krebserkrankung zu kämpfen hat. Beiden Frauen tut das Zusammensein gut und so entwickelt sich ganz sachte eine Frauenfreundschaft. Mir hat dieser aktuelle Roman von Anne Stern richtig gut gefallen. Er liest sich leicht und die Geschichte um Lisas Familie, das Geheimnis der Geige und auch die leicht flirrende Sommerstimmung haben mich rasch in ihren Bann gezogen. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gerne Familienromane mir sympathischen Personen und schönen Emotionen mögen oder einfach auf der Suche nach einem richtig guten Roman für den Sommer sind.
WENN DIE TAGE LÄNGER WERDEN Anne Stern Drei lange Wochen liegen vor Lisa. Ihr sechsjähriger Sohn Paul reist mit seinem Vater zu den Großeltern nach Polen – und Lisa bleibt allein zurück. Ohne Freundeskreis oder feste soziale Kontakte weiß sie wenig mit sich anzufangen. Auch das Verhältnis zu ihrer Mutter Barbara ist seit jeher schwierig: Schon als Kind wurde Lisa mit Schweigen und Unverständnis konfrontiert. Fragen blieben unbeantwortet, ein unsichtbarer Schleier hing stets zwischen ihnen. Gefördert wurde Lisa dennoch – musikalisch. Klavier- und Geigenstunden bestimmten ihre Kindheit. Als talentierte Geigerin gewann sie Wettbewerbe und wurde früh von der Jugendförderung entdeckt. Ihr musikalisches Talent, so hieß es, habe sie vom Großvater geerbt – ebenso wie seine Geige. Doch ihn lernte sie nie kennen. Nur ein altes Foto blieb: ein Bild, das ihn in SS-Uniform zeigt. Lisas Wunsch, mit ihrer Mutter über dessen Vergangenheit zu sprechen, wurde stets abgeblockt. Nach Pauls Abreise nimmt Lisa die alte, verstaubte Geige wieder zur Hand – zum ersten Mal seit ihrer Pubertät, als sie das Instrument enttäuscht und trotzig verbannt hatte. Doch die Geige ist beschädigt. Auf der Suche nach einer Reparatur stößt sie auf einen Geigenbauer – und mit ihm auf eine Wahrheit, die sie tief in die Vergangenheit führt. In eine Zeit, die mit Schuld, Verlust und verdrängten Geschichten verknüpft ist. Was als leise, zarte Geschichte beginnt, entwickelt sich zu einem bewegenden Roman über Identität, familiäre Prägung und die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Gemeinsam mit filipine gelesen, konnten wir das Buch kaum noch aus der Hand legen. Besonders beeindruckt hat mich der poetische, bildhafte Stil, der nicht nur die Natur, sondern auch die inneren Welten der Figuren eindrucksvoll beschreibt. Ein stilles, tiefgründiges Buch über das Suchen und Verstehen – und über die Zwangsverkäufe jüdischen Eigentums in der NS-Zeit. Für alle, die literarisch ruhige, aber inhaltlich kraftvolle Geschichten mögen, eine klare Empfehlung. 4½/5

Tiefgründig und voller Botschaften
Und wieder einmal ein gelungener Roman von Anne Stern, den ich regelrecht verschlungen habe und der mich auch überrascht hat. Warum? Weil der Roman nicht einfach nur eine Geschichte ist, sondern sie ist noch so viel mehr. Es ist ein Roman der vor Tiefgründigkeit nur so trotz und der den Leser voll erwischt. Erwischt mit einer Flut von verschiedenen Emotionen. Die Überraschung für mich war, dass der Roman auch das Schicksal eines vererbten Streichinstruments durchleuchtet und den Leser mit in ein dunkles und gut behütetes Familiengeheimnisses entführt. Aber darum geht es: Die langen Sommerferien stehen an und eigentlich kann man sich freuen. Doch der alleinerziehenden Musiklehrerin Lisa graut es dieses Mal davor, denn ihr Sohn Paul verbringt einen Teil seiner Ferien mit seinem Papa Janusz in Polen. Das erste Mal seit 6 Jahren ist Lisa ohne ihren Sohn. Wie soll sie diese Freizeit bloss verbringen? Wo ist die Person Lisa, wenn sie nicht nur Mutter ist? Als sie das Vorhaben umsetzt ihre, alte vernachlässigte Geige zu restaurieren erfährt sie dadurch, dass die Geige so viel mehr ist und kommt dabei noch einem großen Familiengeheimnis auf die Spur. Obwohl so manches unverhofft kommt, machen sich dadurch auch Türen für Lisa auf und ihr Blick verändert sich… Eine Roman der so wunderschön geschrieben ist, wo die Emotionen durch jeden Wort zum tragen kommen und der zudem dem Leser ein absolutes Kopfkino beschert. Die Charaktere sind allesamt so liebevoll ausgearbeitet, dass sie in bunten Farben vor Augen erschienen und zudem noch für mich als Leserin greifbar wurden. Lisa ist eine wunderbare Frau, die ihren harten Alltag voller Bravour meistert und doch immer wieder diese vergleiche zieht und ihre Stärke dadurch verlernt zu erkennen. Aber das kennen wird occh auch aus dem Alltag, oder? Wie oft werden vergleiche gezogen oder man beneidet den einen oder anderen wegen etwas anderen an. Und dabei ist doch vieles nicht so wie es erscheint- nur sehen wir das nicht. All das durchleuchtet die Autorin absolut gekonnt und nimmt den Leser damit auch ihre Reise. Die wundervolle Geige, mit ihrer eigenen Geschichte, das hat mich sehr gerührt und hat zudem auch ein dunkles Kapitel Deutschlands aufmerksam gemacht, auf welches man nicht genug aufmerksam machen sollte. Das Schicksal vieler unschuldiger Menschen ist etwas, was man nie vergessen sollte und was sich nie wieder so zutragen soll Die zarte Freundschaft zwischen Lisa und Inge ist so garndios gezeichnet worden, aber auch die Annäherung zwischen Lisa und ihrer Mutter ist absolut gelungen beschrieben worden. Ein kleines zartes Band, welches immer stärker wurde. Wie immer hat es die Autorin gekonnt verstanden, die verschiedenen Charaktere zu jeden Emotionen in Szene zu setzen und dem Leser eine tiefgründige Geschichte präsentiert, mit ganz vielen Botschaften. Fazit: 5 Sterne für einen tiefgründigen Roman

Was zunächst leichtfüßig begann, wurde immer tiefsinniger, nachdenklicher & emotionaler. Ich hab es geliebt – vor allem Ute ♥️
Ein Sommer voller Möglichkeiten: tiefgründig
**** Worum geht es? **** Für Lisa ist es seit Langem der erste Sommer ohne ihren Sohn. Ihre Geige soll sie in dieser neu gewonnenen Freiheit begleiten – doch anstatt Ruhe zu finden, wird Lisa von Selbstzweifeln geplagt. Wer ist sie, außer Mutter? Und dann wirft auch noch ihr liebstes Instrument große Fragen auf. Ein Sommer, der verändert. **** Mein Eindruck **** Anne Stern hat für mich einen ganz besonderen Schreibstil – auch diesmal hat er mich sofort in die Geschichte ihrer Figuren gezogen und sie zum Leben erweckt. Ihre Fähigkeit, die Umgebung eindrucksvoll zu beschreiben und das Innere der Figuren nach außen zu kehren, ist für mich einzigartig. Die Erzählung aus der Sicht dreier ungleicher Frauen ist einfühlsam, die Übergänge zwischen ihren Perspektiven sind fließend, und ihre Schicksale berühren von Anfang an. Ich hatte Mitgefühl – und zugleich das Gefühl, das echte Leben zu spüren. In den verschiedenen Figuren erkannte ich auch die Merkmale wieder, die durch Generationen geprägt sind. Trotz ihrer Unterschiede gelingt es der Autorin, Charaktere zu erschaffen, die mir vertraut und nah erschienen. Ich gewann neue Perspektiven und habe ihren Erfahrungen in diesem Sommer mit besonderer Neugier gelauscht. Die Geige spielt dabei eine besondere und zugleich sehr interessante Rolle. Ich muss jedoch gestehen, dass gegen Ende für mich etwas die Spannung nachließ. Ein klarerer Fokus hätte der Geschichte gutgetan – und trotzdem ist es eine wundersame und bewegende Erzählung. **** Empfehlung? **** Für Leser*innen, die einen Perspektivwechsel suchen und in der Wärme des Sommers aufblühen möchten. Bewegend und mit Bedacht erzählt.
Wohlfühlroman ❤️
Ich fand den Roman sehr schön, das familiäre , das geschichtliche und auch die Geschichten rund um die Protagonisten selbst fand ich durchweg gut. Die persönliche Weiterentwicklung von Lisa hat mir richtig gut gefallen! Die Autorin hat mich mit ihrem Schreibstil sehr beeindruckt! Ich hab das Buch immer wieder gern zur Hand genommen. Ein Roman den ich ganz sicher öfter verschenken werde und von Herzen empfehlen kann.
Große Ferien „Seit Jahren war sie vor allem die Mutter eines Kindes gewesen, hatte in einem alterslosen, körperlosen Raum geschwebt, war mehr Funktion gewesen als Mensch, geschweige denn Frau.“ (S. 77) Lisa ist 38 und seit 6 Jahren Mutter. Alles andere ist ihr gleichgültig geworden, nachdem ihr Partner sie und ihren Sohn Paul verlassen hat. Sie fühlt sich zu alt und hässlich, zu groß und dick, mit einem Wort – unansehnlich. Auch ihre Arbeit als Musiklehrerin im Gymnasium macht ihr nur bedingt Spaß. Die Balance zwischen Kind, Haushalt und Job gelingt ihr schon lange nicht mehr. Doch jetzt sind endlich Sommerferien und Paul fährt für 3 Wochen mit seinem Papa in den Urlaub. Erst hat sie Verlustängste, weiß nichts mit sich anzufangen, weil sich jeder Gedanke um Paul dreht. Dann genießt sie die plötzliche Freiheit und macht sich Vorwürfe, dass sie ihn nicht mehr vermisst. Ist sie eine schlechte Mutter, wie ihre Mutter immer behauptet?! Steht es ihr zu, ohne ihren Sohn glücklich zu sein, zum ersten Mal seit 6 Jahren wieder durchzuschlafen und auszugehen, vielleicht jemand Neues kennenzulernen?! Sollte sie nicht lieber sehnsüchtig und einsam auf seine Heimkehr warten?! Zur Ablenkung will sie wieder Geige spielen, aber das Instrument ist in einem schlechten Zustand. Also bringt sie sie zu einem Restaurator. Dabei lernt sie dessen Tochter Ute kennen. Die Obstbäuerin hat ihr ganzes Leben dem Erhalt des Hofes ihrer Eltern gewidmet, aber jetzt hat sie wahrscheinlich nicht mehr lange zu leben. Ihre Mutter ist schon vor Jahren gestorben, ihr Vater über 90 und sie selbst hat nie einen Partner gefunden oder Kinder bekommen. Wofür also weiter kämpfen und die letzten Kraftreserven verschwenden? Sie kommt sich vor „Wie ein besiegter Feldherr, der mit einem Krückstock über ein altes Schlachtfeld schlich und von vergangenen Zeiten träumte.“ (S. 29). Doch dann platzt Lisa in ihr Leben und packt einfach mit an, stellt keine Fragen, heuchelt kein Mitleid, guckt nicht betroffen weg. Eine zarte Freundschaft entsteht, die ins Schwanken gerät, als Utes Vater etwas an der Geige entdeckt und Lisa sich mit ihrer totgeschwiegenen Familiengeschichte auseinandersetzen muss. Ich habe (passend zum Titel) etwas länger gebraucht, um in das Buch zu kommen und mich in Lisa einzufühlen, weil ich ihre dauernden Selbstzweifel und fast schon komplette Selbstaufgabe nicht immer verstehen konnte – aber ich bin auch keine Mutter. Und wenn einem der Partner und die eigene Mutter immer wieder suggerieren, dass man nicht gut genug ist, glaubt man das leider irgendwann. Doch dann bemerkt Lisa zum Glück, dass sie mehr ist, als „nur“ eine unzureichende Mutter und Lehrerin, dass sie immer noch eine begehrenswerte Frau ist. Und auch, wenn aus ihr nicht die Stargeigerin geworden ist, auf die ihre Mutter sie trimmen wollte, hat sie doch Spaß am Musizieren – ohne Zwang und Wettbewerbe, ohne ein Instrument, das in der Familie vererbt wurde und an dem große Erwartungen hingen. „Wenn die Tage länger werden“ ist ein sehr poetischer Roman. Anne Stern schreibt über die Gleichberechtigung und Wahrnehmung von Frauen und Männer als Mütter und Väter und ihren Aufgaben innerhalb der Familie. Ich musste dabei sofort an die Empörungswelle denken, die eine Podcasterin mit der Aussage, dass Väter gefeiert werden, wenn sie allein zum Kinderarzt gehen, ausgelöst hat. Sie schreibt aber auch über die Versöhnung mit sich selbst, der Familie und der Vergangenheit bzw. Herkunft, über das Erkennen und Verstehen von (geerbten) Traumata, das Vergeben, aber nicht Vergessen, über Freundschaften und das Wiederfinden des Lebenswillens. In gewisser Weise ist es auch ein Coming of Age Roman, weil Lisa erst mit Ende 30 in ihrer Rolle als Mutter, Alleinerziehende und trotzdem noch Tochter ankommt, sich endlich selbst findet. Ein tiefsinniger Sommerroman über dunkle und helle Tage.

Gewohnt schön geschrieben. Eine schöne Geschichte über die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte und neu gewonnener Lebensfreude.
Ein leises, atmosphärisches Leseerlebnis mit Tiefgang
Anne Stern hat ein feines Gespür für Atmosphäre und Details, das merkt man sofort. Schon nach ein paar Seiten war ich mittendrin und fand es interessant mit Lisa in der Vergangenheit zu graben, so wie das Geheimnis zu lüften! Die Hauptfigur hat mich besonders berührt. Sie ist keine Heldin im klassischen Sinn, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, voller Fragen, Träume und Zweifel. Gerade das hat sie für mich so greifbar gemacht. Ich mochte es, wie ihre Geschichte nicht überdramatisiert wird, sondern eher in stillen Momenten an Tiefe gewinnt. Was mir besonders gefallen hat, war die Sprache. Poetisch, aber nicht überladen. Ich hatte oft das Gefühl, beim Lesen die Geräusche und Gerüche der Stadt zu spüren, fast als würde ich durch die Straßen mitlaufen. Man merkt, wie viel Herzblut in der Recherche steckt. Warum keine fünf Sterne? An ein, zwei Stellen hatte ich das Gefühl, dass sich die Handlung etwas im Kreis dreht. Es passiert nicht ständig etwas Spektakuläres – das Buch lebt mehr von seiner Stimmung als von Tempo. Wer also eine atemlose Story erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Ich fand das Tempo aber insgesamt passend zur Geschichte. Alles in allem: ein schönes, nachdenkliches Buch mit viel Gefühl für Zeit und Figuren. Ich würde es definitiv weiterempfehlen.
