Unterleuten

Unterleuten

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Beiträge

64
Alle
4.5

Ein Dorf als Spiegelbild der Gesellschaft

Juli Zeh beschreibt äußerst präzise verschiedene Perspektiven, Haltungen, Wertesysteme der einzelnen Protagonist:innen, die zwar in einer kleinen dörflichen Gemeinschaft angesiedelt sind, aber stellvertretend für ganze Gesellschaftsgruppen stehen können. Ich bin fasziniert davon, wie scharf und genau die unterschiedlichen Weltsichten herausgearbeitet wurden, wie der Spannungsbogen sich immer weiter entwickelte und ich fieberte der Zusammenführung der Perspektiven entgegen. Ich bin nicht sicher, ob ich das Ende in all seinen Details mag, aber das Werk an sich war die Lektüre definitiv wert. Mein erster Roman von Juli Zeh, aber sicherlich nicht der Letzte.

3.5

Eine gesellschaftskritische und sehr realistische Darstellung vom Dorfleben, wenn auch teils überzogen und nicht ganz so aktuell wie "Über Menschen".

5

Großartiger Roman über ein Dorf in Brandenburg und gleichzeitig Soziogramm über Dorfbewohner überhaupt.

5

Ein grandioser Roman! Spannend wie ein Thriller. Das Buch zieht den Leser in seinen Bann und lässt ihn nicht mehr los. Absoluter Lesetipp!

5

Sehr sehr gut. Mir gefällt das multiperspektivische Erzählen ungemein. Jedes Kapitel wird aus der Perspektive eines anderen Charakters erzählt. Daran wird auf sprachlicher Ebene ein Satz aus dem Epilog herübergebracht, der, glaube ich, sehr wahr ist: "Wenn ich in Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch ein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat." Bei jedem Perspektivwechsel denkt man sich als Leser: "Hmm, so betrachtet hat der/die ja schon Recht", nur um im nächsten Kapitel wieder zu einer ganz anderen Überzeugung zu kommen. Vor lauter dramatischer Ironie kriegt man irgendwann ein Schleudertrauma. Unklar, wer jetzt hier die Guten und Bösen sind, Darum geht es aber auch nicht. Weil alle wohl ein bisschen beides sind. Und definitiv alle bescheuert. Und sympathisch. Und nervtötend. Komplizierte Charaktere. Menschen halt. Anstrengend.

4

Viel los in diesem Dorf. Wahnsinn wie es Zeh schafft so viele Bälle an Personen und Schicksalen in der Luft zu halten.

5

Die Autorin hat die Akteure in diesem Buch so lebensnah erschaffen, dass man sich schlichtweg von der ersten Seite an mit ihnen identifizieren kann. Man lebt mit ihnen in Unterleuten. Ärgert und freut und sinniert im gleichen Maße mit. Wenn ältere Verwandte und Bekannte von der DDR und der Zeit danach sprechen, sind es die gleichen Gedanken, Erinnerungen und Sorgen wie man sie im Buch liest. Stimmung dieser Generation absolut eingefangen. 👌🏻

4

Sprachgewaltig und überzeugend. Ich ärgere mich, dass ich so lange gebraucht habe, um diese tolle Autorin zu entdecken.

4

Ein tolles Buch

Endlich habe ich das Buch gelesen. Und bin begeistert gewesen über diese Geschichte. Es hat sich zwar manchmal etwas gezogen, deshalb ein Punktabzug.

4.5

Nachdem ich das Buch vorgestern beendet habe, kommt jetzt noch der Beitrag dazu.. Mir hat das Buch sehr gut gefallen! Es ist definitiv etwas anderes als ich sonst meist lese, aber es war trotzdem spannend und hat mich sehr mitgenommen, nicht immer nur auf eine gute Art und Weise. Am meisten hat mich fasziniert, sie Zeh jeden Charakter so gestaltet hat, dass man sich in die jeweilige Person hineinfühlen kann und sie gleichzeitig in anderen Aspekten nicht versteht oder gegenteiliger Meinung ist. Jede Figur klingt auch unterschiedlich und entwickelt sich im Buch unterschiedlich weiter. Dass die Charaktere dann auf entgegengesetzten Seiten eines schwelenden Konflikts stehen und man dadurch beide Seiten verstehen kann, macht das ganze nur umso interessanter. Für mich war es ein Meisterkurs darin, verschiedene Perspektiven zu betrachten und zu merken, dass beide Seiten nachvollziehbare Argumente haben. Als Großstädterin aus dem Westen hatte ich durchgehend das Gefühl, von außen auf diese Situation zu blicken und konnte mir vormachen, dass das nichts mit mir zu tun habe, gleichzeitig war mir bewusst, dass das Quatsch ist und solche Konflikte in jeder Community auftreten können. Oft legt Zeh ihren Charakteren Sätze in den Mund, die ich mir aufschreiben musste, weil sie so oft einen Nerv treffen und etwas präzise auf den Punkt bringen, was ich mir auch schon häufiger gedacht habe. Insgesamt wie angepriesen ein großartiger Gesellschaftsroman, keine leichte Lektüre, aber es lohnt sich!

4

Ein schöner Roman über menschliche Beziehungen, Machtspiele, Traditionen und moderne Bestrebungen.

"Unterleuten" von Juli Zeh ist ein meisterhaft konstruierter Roman, der das Leben in einem fiktiven Dorf in Brandenburg beleuchtet. Durch den Mikrokosmos Unterleuten wird geschickt die Komplexitäten menschlicher Beziehungen, Machtspiele und die Kollision zwischen alten Traditionen und modernen Bestrebungen offenbart. Der Roman, der sich um den Konflikt dreht, der entsteht, als eine Investitionsgesellschaft einen Windpark in dem Dorf bauen will, dient als eine Bühne, auf der sich die diversen Perspektiven der Dorfbewohner entfalten. Hier werden eine Vielzahl von Charakteren mit tiefen, vielschichtigen Persönlichkeiten geschaffen, was ich sehr bemerkenswert fand. Jeder Charakter bringt seine eigene Geschichte, seine Überzeugungen und Geheimnisse mit, die sich im Laufe des Romans entwirren. Diese Charaktervielfalt ermöglicht es der Autorin, eine breite Palette gesellschaftlicher Themen anzusprechen, darunter die Folgen der Wiedervereinigung, Umweltschutz versus ökonomische Entwicklung und die Suche nach persönlicher Identität und Gemeinschaft. Der Erzählstil ist fesselnd und fließend, wobei der Perspektivenwechsel zwischen den Charakteren einen tiefen Einblick in die Dynamik des Dorflebens bietet. Diese Erzähltechnik verstärkt das Gefühl der Unmittelbarkeit und erlaubt es, die Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, was die Komplexität der zugrunde liegenden Konflikte unterstreicht. "Unterleuten" zeichnet sich auch durch seine scharfe Beobachtungsgabe und die Fähigkeit aus, die Nuancen des menschlichen Verhaltens und die subtilen Kräfte zu erfassen, die Gemeinschaften formen und manchmal zerstören. Zeh behandelt sowohl die dunklen als auch die hoffnungsvollen Seiten des Lebens in einer Gemeinschaft mit einer ausgewogenen Hand, wobei sie ein tiefes Verständnis für die menschliche Natur zeigt. Insgesamt ist "Unterleuten" ein eindrucksvoller und nachdenklicher Roman, der nicht nur eine Geschichte erzählt, sondern auch zum Nachdenken über die größeren Themen unserer Zeit anregt. Juli Zeh gelingt es, ein lebendiges Porträt eines Dorfes zu zeichnen, dessen Geschicke und Konflikte symbolisch für größere gesellschaftliche Fragen stehen. Hat mir gut gefallen.

4

Es ist beeindruckend wie viel Wahrheit in ein Buch passt.

4

Eine Reise in die brandenburgische Provinz ist in Juli Zehs „Unterleuten“ für einige oder sogar mehr Menschen vielleicht auch eine Reise in ihre eigene Vergangenheit und ihre eigene Geschichte. Die Protagonist*innen im Buch wirken für mich so vertraut, weil ich aber aus dem Leben im ländlichen Raum irgendwie immer Bezugspunkte zu realen Personen finde, die ich selber kenne. Juli Zeh beschreibt in ihrem Roman sehr beeindruckend die Verknüpfungen innerhalb der dörflichen Gemeinschaft, wie sie vielleicht in vielen Dörfern auch vorherrscht. Die Rollen der Protagonist*innen wechseln immer wieder und wer in einem Kapitel noch sympathisch ist, wechselt im kommenden auf einmal die Rolle. Mein persönlich einziger Schwachpunkt in diesem Roman ist das Ende. Ich hätte es mir gerne ausgeschmückter gewünscht und nicht auf den letzten 30-50 Seiten einen solchen Galopp durch die Ereignisse, sondern weiter ein Beschreibung wie in den vorherigen knapp 600 Seiten. Ich hätte mich auch nicht über 800 oder mehr Seiten in diesem Buch beschwert. Alles in Allem aber auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

5

Eine spannende Dorfgeschichte die sich um einen Windpark dreht.

Juli Zeh schreibt tolle Romane. Im Dorf Unterleuten soll ein Windpark gebaut werden. Schnell gibt es Gegner und Befürworter, die das Geld sehen. Die benötigte Fläche soll zusammengekauft werden. Jeder spielt sein eigenes Spiel. Besonders interessant fand ich die Perspektiven der Dorfbewohner. Man verstand die Absichten aber auch die Ängste. Manche führten ein interessantes Spiel . Gut, dass Finale war vielleicht etwas dick aufgetragen aber war trotzdem ein Lesegenuss.

5

Ein ganz hervorragender Roman. Juli Zeh schreibt einen Gesellschaftsroman über Deutschland, und sie läßt ihn nicht in einer Stadt, sondern in einem 200 Seelen-Dorf im brandenburgischen Nirgendwo spielen. Schon alleine dies fand ich von Beginn an sehr faszinierend. Das Dorf als Sinnbild für unser Gemeinschaftswesen, welches durch das zunehmende Streben nach Individualismus und Selbstverwirklichung immer mehr zerfällt. Und je weiter ich im Buch las, desto eher war mir klar, dass ein Roman in dieser Form eigentlich nirgendwo anders spielen kann, als auf dem Dorf, denn hier lassen sich alle unseren gesellschaftlichen Probleme des Zusammenleben wiederfinden. Integration betrifft z.B. nicht nur das Integrieren von Menschen aus anderen Kulturkreisen in unser deutsches Wertesystem. Integration bedeutet auch, wenn Stadtmenschen auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und dem eigenen Glück zur Entschleunigung auf das Land ziehen und erwarten, dass das dortige Kollektiv ihre Interessen und ihr Verhalten nicht nur akzeptiert, sondern auch die Regeln übernimmt. Zwei zentrale Ehepaare aus der Stadt, die nach Unterleuten mit diesen Vorstellungen der Selbstverwirklichung ziehen, stoßen damit auf Widerstand bei der einheimischen Bevölkerung. Da Alt-Unterleutner aber auch untereinander zerstritten sind, dreht sich die Spirale des Scheiterns immer weiter. Letztlich handeln alle Personen im Buch nach den besten Absichten, nach ihren individuellen Zielen und trotzdem oder gerade deswegen, werde die Konflikte immer besessenerer geführt, bis die ersten Straftaten im Dorf verübt werden und Unterleuten im Chaos versinkt. Das Besondere an dem Roman sind die Perspektivwechsel in den 62 Kapiteln, die in erster Linie aus der Sicht von zehn zentralen Bewohnern Unterleutens und einem westdeutschen Immobilienhai erzählt werden. Auf diese Weise wird sehr anschaulich dargestellt, wie die eigentlichen guten Absichten einer Person sind und wie sie im nächsten Kapitel missverständlich von einer anderen Person aufgenommen werden. Jede Figur lebt in ihrem eigenen Universum, in dem sie der zentrale Fixstern ist, um die sich alles zu drehen hat. Jeglicher Gemeinschaftssinn geht verloren. Jede/r will recht behalten. Die eigentliche Handlung um einen Todesfall vor Jahrzehnten und um die Errichtung von Windkraftanlagen auf einem nahegelegenen Gelände sind dabei nur Mittel zum Zweck, um die sozialen Studien zu transportieren. Das fand ich sehr spannend und sprachlich gelungen, da humorvoll, aber auch nicht klischeehaft. Seit langem hat mir kein Buch so viel Spaß beim Lesen bereitet.

4

Ein schwieriger Einstieg, angenehmes mittelstück aber zum Ende hin zäh.

5

Unterleuten Juli Zeh Oh je - hier trifft auf wahrlich grandiose Art alles zusammen, was Dorfleben zu bieten hat (ich lebe btw selbst in einem 🫣). Während die einen bezahlbaren Lebensraum und dörfliche Gemeinschaft schätzen, beschweren sich die anderen über die ständig beobachtenden Argusaugen, eine ganze Menge Kleinkariertheit und ebenso viel Klatsch und Tratsch. Und - oh Überraschung - beide Seiten haben irgendwie Recht 🤷🏻‍♀️ Auch in Unterleuten prallen diese beiden Welten aufeinander - der schöne Schein und die harte Realität. Und so richtig deutlich wird es als ein Windpark Einzug in das ländliche Idyll halten soll. Erzählt in mehreren Perspektiven der Einwohner, sprachlich absolut klug, stilsicher und mit Humor an der richtigen Stelle beschreibt Juli Zeh hier sowohl Charaktere als auch Begebenheiten. Der Leser erfährt einiges aus der Vergangenheit und verfolgt den Kampf entweder um oder gegen die Windkraftanlagen. Das Ende - spannend, ein wenig unerwartet aber sehr schlüssig. Fazit: ⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️

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4

Für Kathrin war Unterleuten nicht nur ein beliebiger Punkt auf der Erdoberfläche, an dem sich zweihundert Individuen zufällig zum gemeinsamen Leben versammelt hatten. Unterleuten war ein Lebensraum, eine Herkunft, ja, sogar eine Weltanschauung. (S. 449) Die Bewohner Unterleutens, einem fiktiven Zweihundert-Seelen-Dorf in Brandenburg, können sich glücklich schätzen: Hier wird die Natur geschützt, hier herrscht Gemeinsinn, hier können sich Zugezogene aus der Stadt ein ruhiges Fleckchen Land erwerben und Alteingesessene ihren Gepflogenheiten ungestört nachgehen. So sollte man meinen. Als in Unterleuten ein Windpark gebaut werden soll, wird jedoch Widerstand laut, ein Interessenskampf beginnt und alte, unter der Oberfläche brodelnde Fehden werden neu angeschürt. Dank der elf Protagonisten, die in unregelmäßiger Reihenfolge ihre Sicht der Dinge darlegen, bin ich sofort in die Welt von Unterleuten eingetaucht, habe die Charaktere gut kennen gelernt und wenn auch nicht immer gemocht, zumindest ihr Denken und Handeln nachvollziehen können. Je mehr Sichtweisen aufgezeigt wurden, desto mehr verschwammen vorschnell gefertigte Meinungen von "gut" und "böse", von dem, was passiert ist und was nicht. Juli Zeh führt die Leser absichtlich an der Nase herum, sodass man sich - wie in einer echten Dorfgesellschaft - nie sicher sein kann, was ist wahr und was nur Dorfgeschwätz. Dennoch strebt man als Leser natürlicherweise nach der Wahrheit, nach einer Auflösung dunkler Geheimnisse, nach Offenbarung der "wahren" Absichten. Man kann das Buch einfach nur als spannende Unterhaltung lesen, erhält aber gleichzeitig eine meisterhaft ausgefeilte Gesellschaftsstudie eines ländlichen Mikrokosmos, in dem sich deutsche Geschichte und gesellschaftlicher Wandel spiegeln. Die Charaktere sind äußerst fein gezeichnet, sodass man trotz hohem Personenaufgebot nicht verloren geht - der Glossar am Ende des Buches hilft hierbei jedoch im Falle eines Falles und eine kleine Dorfkarte veranschaulicht die örtlichen Gegebenheiten. Für mich ein Buch, das sich trotz der 635 Seiten schnell weglas und mich als Landmädel gleich abgeholt hat. Vieles fand ich treffend auf den Punkt gebracht, einige Hintergründe, z.B. zur Agrarwirtschaft in der DDR und nach der Wende, haben noch interessante Aspekte hinzugefügt, die ich bisher nicht wusste. Das war mein erstes Buch von Juli Zeh und gleich ein Volltreffer.

4

*4,5 "Das Dorf verhielt sich wie ein Kind, das von Hautauschlag befallen war. Die Klatschsucht war ein Juckreiz, und das Dorf kratzte sich." (S. 437) Dieser Roman fühlt sich an wie ein multiples Panoptikum. Im Dorf "Unterleuten" beobachten alle alle. Alle wissen sich beobachtet, wissen, dass über sie geredet und vor allem: geurteilt wird. Alle haben hier Recht, aber da alle unterschiedlicher Meinung sind, bietet das Gefüge des fiktiven Dorfes Unterleuten ordentlich Sprengstoff. Dem legt [a: Juli Zeh|293199|Juli Zeh|https://images.gr-assets.com/authors/1593464860p2/293199.jpg] meisterhaft eine Lunte und lässt ihn am Ende vor den Dorfbewohnern und -bewohnerinnen hochgehen. "Unterleuten" liest sich spannend wie ein Krimi. Im Wechsel der Perspektiven erfahren wir aus Sicht von Charakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wie sich die Stimmung im Dorf entwickelt und an welchen Punkten sie kippt. Inhaltlich will ich nicht zu viel verraten. Es geht um Altlasten zwischen den Bewohnern und Konflikte mit Neuzugezogenen, die virulent werden, als ein Windkraftpark auf Gemeindegelände entwickelt werden soll. Die eben genannte Lunte besteht vor allem aus Lügen, Groll und Hirngespinsten. Juli Zeh versteht es, die Perspektiven der Charaktere zu entfalten, so dass sie authentisch wirken und man nur bewundern kann, wie gut sie sich in die unterschiedlichen Köpfe hineinversetzen kann. Einziges Manko: Sie tut das mit einer solchen soziologische Akribie, dass das Entfalten bisweilen einem kühlen Sezieren gleicht. So richtig warm wurde ich mit keiner Persönlichkeit. Dafür wechseln die Perspektiven auch zu schnell. Und kein Charakter ist so vollumfänglich sympathisch. Alle lügen sie - sich selbst in die Tasche und einander ins Gesicht und Herz. Im mittleren Teil des Romans wurde die Handlung für mich etwas zu träge, nahm aber dann schnell wieder Fahrt auf. Deshalb nur minimale Abzüge in meiner Gesamtwertung. Es war das erste Buch von Juli Zeh, das ich gelesen habe. Ich bin jetzt Fan.

3

Der Epilog fasst es ganz gut zusammen: jede der 15(?) Erzählstimmen in "Unterleuten" denkt die einzige Person zu sein, die recht hat und zu wissen wie der Hase läuft. Es gibt einige wertvolle Einblicke des Buches in eine Welt nach der Wende, eine Welt in der viele über Ost-West-Denke nicht hinweggekommen sind. Über toxische Männlichkeit und den Wandel von Geschlechterbildern - sowie deren überspitzte Ausprägungen. Überspitzt ist aber eben leider auch das Motto eines Buches, das auf überbordende krasse Weise unglückliche Menschen, unglückliche Ehen, Kleingeistigkeit und Verklärtheit an allen Fronten demonstrieren will - auf Gedeih und Verderb. Zu einseitig, zuviel Agenda und dafür viel zu lang und ausufernd für meinen Geschmack. Und dabei bin ich nicht mal richtig schockiert, obwohl ich aus einem brandenburgischen Dorf stamme ;) Die Apokalypse im Kleinen und gutbürgerlichen zu suchen ist sicherlich attraktiv. Aber zuviel Fantasie. Es wäre seltsam, wenn Lesende das als Archetyp brandenburgischer Dörfer verstehen.

5

Großartig. Eine absolute Leseempfehlung. Dieses Buch hat zum Ende hin massiv Fahrt aufgenommen…. Ich konnte zum Schluss meinen Mund beim Lesen nicht mehr schließen. Was für ein Gesellschaftsbild die Autorin gezeichnet hat. Man hat durch das Schlüsselloch eines ganzen Dorfes in Brandenburg geschaut. „ Fressen oder gefressen werden.“ , dachte ich beim Lesen. Doch am Ende wird klar, dass Macht immer eine gewisse Form von Unglück mit sich bringt. Dieses Buch wird noch lange nachhallen….. Großartige Lektüre !!!

5

Ein ganz hervorragender Roman. Juli Zeh schreibt einen Gesellschaftsroman über Deutschland, und sie läßt ihn nicht in einer Stadt, sondern in einem 200 Seelen-Dorf im brandenburgischen Nirgendwo spielen. Schon alleine dies fand ich von Beginn an sehr faszinierend. Das Dorf als Sinnbild für unser Gemeinschaftswesen, welches durch das zunehmende Streben nach Individualismus und Selbstverwirklichung immer mehr zerfällt. Und je weiter ich im Buch las, desto eher war mir klar, dass ein Roman in dieser Form eigentlich nirgendwo anders spielen kann, als auf dem Dorf, denn hier lassen sich alle unseren gesellschaftlichen Probleme des Zusammenleben wiederfinden. Integration betrifft z.B. nicht nur das Integrieren von Menschen aus anderen Kulturkreisen in unser deutsches Wertesystem. Integration bedeutet auch, wenn Stadtmenschen auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und dem eigenen Glück zur Entschleunigung auf das Land ziehen und erwarten, dass das dortige Kollektiv ihre Interessen und ihr Verhalten nicht nur akzeptiert, sondern auch die Regeln übernimmt. Zwei zentrale Ehepaare aus der Stadt, die nach Unterleuten mit diesen Vorstellungen der Selbstverwirklichung ziehen, stoßen damit auf Widerstand bei der einheimischen Bevölkerung. Da Alt-Unterleutner aber auch untereinander zerstritten sind, dreht sich die Spirale des Scheiterns immer weiter. Letztlich handeln alle Personen im Buch nach den besten Absichten, nach ihren individuellen Zielen und trotzdem oder gerade deswegen, werde die Konflikte immer besessenerer geführt, bis die ersten Straftaten im Dorf verübt werden und Unterleuten im Chaos versinkt. Das Besondere an dem Roman sind die Perspektivwechsel in den 62 Kapiteln, die in erster Linie aus der Sicht von zehn zentralen Bewohnern Unterleutens und einem westdeutschen Immobilienhai erzählt werden. Auf diese Weise wird sehr anschaulich dargestellt, wie die eigentlichen guten Absichten einer Person sind und wie sie im nächsten Kapitel missverständlich von einer anderen Person aufgenommen werden. Jede Figur lebt in ihrem eigenen Universum, in dem sie der zentrale Fixstern ist, um die sich alles zu drehen hat. Jeglicher Gemeinschaftssinn geht verloren. Jede/r will recht behalten. Die eigentliche Handlung um einen Todesfall vor Jahrzehnten und um die Errichtung von Windkraftanlagen auf einem nahegelegenen Gelände sind dabei nur Mittel zum Zweck, um die sozialen Studien zu transportieren. Das fand ich sehr spannend und sprachlich gelungen, da humorvoll, aber auch nicht klischeehaft. Seit langem hat mir kein Buch so viel Spaß beim Lesen bereitet.

4

Lesenswert

Juli Zeh nimmt einen mit ans gefühlte Ende der Welt. Brandenburg. Man taucht hier durch die verschiedenen Blickwinkel gut in das Geschehen ein und fühlt sich ein wenig wie in einer Soap. Liest sich schnell! Würde ich empfehlen.

5

Ein Dorf in Brandenburg mit schon immer Dagewesenen, Zurückgekehrten und Zugezogenen. Ein recht verschlafen wirkendes Dorf, in dem schon allein aufgrund der geringen Einwohnerzahl eigentlich nicht viel passieren kann - aber in dem mehr Drama, alte und neue Fehden und Zwietracht stecken, als man erahnen kann. Ich bin vermutlich mal wieder die letzte, die dieses Buch gelesen hat, aber das mindert nicht meine Begeisterung für die sehr plastische Beschreibung jedes einzelnen Charakters, von denen jeder irgendwie unsympathisch ist und man trotzdem mitfiebert und Favoriten entwickelt. Ich hab die über 600 Seiten in einer Woche (trotz Arbeit und viel Freizeitprogramm) durchgelesen und kann euch Unterleuten nur empfehlen!

3

Kurz gesagt: es geht um eine Dorfgemeinschaft „Unterleuten“, die am Streit über ein paar Windräder zerbricht. Es ist ein Gesellschaftsroman welcher überall in Deutschland so passieren könnte. Jeder Dorfbewohner bekommt seine eigene Geschichte. War okay und bestimmt nicht das letzte Buch von Julie Zeh.

3

Der Schreibstil von Juli Zeh gefällt mir sehr gut, leider sind aber alle Charaktere meiner Meinung nach so durchweg negativ dass ich zu keiner Person einen Bezug aufbauen - schade. 🙄🤷‍♀️

3

Ein Roman über ein Dorf und dessen Strukturen, erzählt aus der Perspektive der Einwohner, die sich in ihren Interessen verstricken.

5

Man taucht zu 100 % in das Dorf ein. Oft so nah am wirklichen Dorfleben.

5

Eine Überraschung

„Wenn ich aus Unterleuten eins gelernt habe, dann dass jeder Mensch sein eigenes Universum bewohnt, in dem er von morgens bis abends recht hat.“ Ein wunderbares Buch, welches einen in dieser schnelllebigen Zeit auf den Boden der Tatsachen zurück holt und einen andere Menschen etwas gemäßigter und verständnisvoller wahrnehmen lässt.

5

Hinterlistige Hinterwälder.

"Die Welt wurde in Städten erfunden, verwaltet, regiert und dekoriert. Also sollten die Irren mit ihrem Irrsinn auch in den Städten bleiben." Es könnte so schön sein in der Brandenburger Provinz: Natur, Ruhe, jeder-kennt-jeden. Doch der Schein in Unterleuten trügt, denn die Idylle wird gestört durch Rasenmäher, brennende Reifen, Zugezogene und Bauvorhaben. Aus der Sicht von 11 verschiedenen Protagonisten schildert Juli Zeh die Gedanken und Konflikte jedes Einzelnen, denn jeder der Dorfbewohner hat seine eigenen Ziele und jeder sieht sich im Recht. Der Roman fängt noch relativ gemächlich an, nimmt aber in der zweiten Hälfte deutlich an Fahrt auf und endet dann in einer Tragödie ungeahnten Ausmaßes. Ich liebe die Art, wie die Autorin die hinterländliche Stimmung herüberbringt, zwischen Nachwende-Überlebenskampf und Folgen der Berliner Gentrifizierung. Am Ende versteht man jeden Charakter und irgendwie auch nicht. Ich selber bin in einer Kleinstadt im Osten aufgewachsen und kann die Unterleutner Mentalität absolut nachfühlen, die dauerhaft zwischen Wehmut, Verzweiflung und Skepsis gegenüber Neuem schwankt. "Glück bestand aus wenigen Zutaten: ein offenes Fenster, der Geruch von sonnenwarmem Gras und die Abwesenheit von Lärm." Ein großartiges Buch, wie so viele von Juli Zeh. 😊

Hinterlistige Hinterwälder.
3

Leider hat mich diese Geschichte nicht so begeistert wie "Über Menschen". Die vielen Charaktere haben mich teilweise etwas verwirrt. Ich freue mich dennoch auf die Verfilmung, die wir uns hoffentlich bald gemeinsam ansehen werden.

5

Ein intrigantes, perfides Dorf in Brandenburg, das einen von Beginn an in seinen Bann zieht und immer mehr Geheimnisse offenlegt, fesselnd!

5

Das Ende ist schon ein bisschen krass und ich frage mich nach wie vor, warum sie Internet, aber keine Kanalisation haben.

4

Juli Zeh hat mit "Unterleuten" ein Buch mit einer durchaus starken Seitenanzahl herausgebracht und stellt mit dem Dorf eine gesamte Gesellschaft dar. "Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf in Brandenburg wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten. Doch hinter der Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses will, geschieht Schreckliches." [ Klappentext vom Buch] Rein von der Geschichte gibt dieser Roman nicht wirklich viel her. Der Verlauf ist eindeutig und nach kurzer Zeit ahnt der Leser bereits, wie weit es gehen wird. Einige Handlungen werden intensiv beschrieben, während andere nur kurz angerissen werden. Dennoch ist dieses Buch hoch komplex und die Seitenzahl zum Großteil angemessen. Denn die Handlung gibt nur den Platz für die zahlreichen Figuren und damit auch zahlreichen Fäden, die Juli Zeh jongliert wie ein alter Hase im Zirkus. Nicht eine Figure bricht die Handlung und den Verlauf, alle halten sich an das vorgeschriebene Skript von Julia Zeh und nutzen dabei lediglich Freiheiten, die die Autorin auch da kompetent regelt. Leider bleibt es bei der Anzahl der Figuren nicht aus, dass einige hauptsächlich die Chance bekommen, im Rampenlicht zu stehen, während andere blass wirken und Entscheidungen zwar nachvollziehbar wirken, aber am Ende doch nicht durchweg verstanden werden können. Hier hätte ich mir durchaus mehr Einblick gewünscht. Die Sprache von Juli Zeh ist recht simpel strukturiert. Dass sie mit Worten umgehen kann, zeigt sich, wenn sich fünf oder mehr unterschiedliche Satzstrukturen zu einer Handlungsentscheidung findet. Diese Wiederholungen machen es aber leichter, diesem komplexen Roman zu folgen. Juli Zeh hat mit "Unterleuten" ein Roman geschaffen, der mir trotz seiner Dicke gefällt, aber hier und da nicht ganz überzeugt hat. Es ist kein Highlight, aber hat seine 4 von 5 Sternen verdient.

4

Das Buch selbst liest sich gut und die Charaktere wechseln sich ständig ab. Man schüttelt oft den Kopf , was für Energien die Menschen bewegen kann. Am Schluss kann man dem nur zustimmen. Zwischendurch etwas langatmig und das ständige Abdriften in die Vergangenheit der Charaktere, strengt etwas an. Aber lesenswert. ▪️Dorf ▪️ Windkraft ▪️ alter Hass ▪️ Stadt ▪️ DDR ▪️ LPG

5

Über ein Dorf, mit seinen Bewohnern, Urgesteinen, Neuankömmlingen und was passiert, wenn man alles 'unter leuten' lösen will. Wunderbar geschrieben. Spannend. Und für mich als Dorfkind erschreckend real.

2

Geht es Euch eventuell genau so

DNF Mitten in dieser Dorfsitzung der Unterleute er habe ich gedacht, muss ich das alles wissen bzw. interessiert mich das Buch. Nein war die Antwort Es hat mich nicht interessiert. Ich bin ein Großstadtkimd und mirsind auch die Figuren fremd geblieben und ich fühle mich immer von Juli Zeh in irgendeiner soziale oder politische Richtung gedrängt in die ich gar nicht will.

5

Ein Highlight!

Klappentext: Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf in Brandenburg wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten. Doch hinter den Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses will, geschieht Schreckliches. Die Unterleutener Gesellschaft besteht aus Urgesteinen und Zugezogenen, Jede und Jeder für sich speziell. Da ist der Vogelschützer mit seiner viel jüngeren Frau und dem Baby, der dem Leben in Berlin den Rücken gekehrt hat und die Ruhe sucht auf dem Land. Die neu zugezogene Pferdenärrin mit ihrem IT-Freund, die ihre eigenen Pläne verfolgt. Es gibt einen Bürgermeister, der sich (bewusst oder unbewusst) vom Dorfpatriarchen abhängig gemacht hat. Das Urgestein und Inhaber der Ökologika GmbH, der das Dörfchen unter seiner Fuchtel hat und mit dem anderen Urgestein seit Jahren einen Kleinkrieg führt. Dann soll ein Windpark in dem beschaulichen Örtchen entstehen und alle sind in heller Aufruhr. Wem nochmal gehört das Baugebiet? Juli Zeh gelingt es, mit ihrer bildhaften, wundervoll beschreibenden Sprache, das wachsende Misstrauen unter den Einwohnern greifbar zu machen. Anfangs noch locker lustig spürt man wie die Einwohner immer verbissener um ihre eigenen Vorteile kämpfen. "Die Freiheit des Menschen bestand in der Möglichkeit, sich zu widersetzen, um auf diese Weise wenigstens für das eigene Unglück verantwortlich zu sein." "... im Leben einer Frau war alles Politik. Darauf musste man sich einstellen. Die erste Regel lautete: in Deckung bleiben, so lange es ging. Die zweite: den eigenen Standpunkt zu kennen." Mich hat das Buch voll und ganz abgeholt. Die Charaktere sind durch die Bank toll gezeichnet und extrem authentisch. Als Leser lassen sich die einzelnen Beweggründe super nachvollziehen, auch wenn man sie selbst nicht versteht. Absolute Leseempfehlung! Und es gibt sogar einen Dreiteiler für Lesemuffel 😉

5

Ein Dorf, wie es überall sein könnte

Ein ReRead, ich habe schon vor Jahren das Hörbuch gehört… mit das beste Buch von Juli Zeh, ein Dorf, was überall sein könnte mit Menschen, die in jedem Dorf zu finden sind. Ein sehr scharf gezeichneter Konflikt mit einem klaren Ende.

4

Ein gutes Buch, wenn auch manchmal etwas langatmig. Es regt zum Nachdenken hat, beinhaltet aber auch Humor und eine gewisse Spannung. Mein erstes Buch von Juli Zeh und wenn ich auch noch fertig damit bin,kann ich mir gut vorstellen weitere Bücher von ihr zu lesen.

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5

Meisterhaftes Gesellschaftsporträt! Juli Zeh erzählt souverän und mit viel Feingefühl von dem Dorf Unterleuten, in dem verschiedene Interessen, Generationen und politische Ansichten aufeinandertreffen. Dabei hält die Geschichte auch einige Überraschungen bereit. Absoluter Höhepunkt ist das 50. Kapitel - sowohl hinsichtlich Juli Zehs Erzählkunst als auch im Plot und in der Entwicklung der Charaktere.

5

In den Dörfern um Berlin kenne ich mich wenig aus. Meine Schwiegermutter kommt aber aus einem kleinen Dorf in Sachsen-Anhalt nahe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, das Nachbardorf war bereits Sperrgebiet. Wir waren dort ein paarmal zu Besuch. Meistens hatten wir hauptsächlich Kontakt mit Familienmitgliedern, bei der Einschulung des Patenkindes meines Mannes kamen wir jedoch der Dorfbevölkerung sehr nahe. Die meisten jungen Menschen haben den Ort verlassen; diejenigen, die geblieben sind, fahren oft lange Strecken zu ihrer Arbeitsstelle, die üblicherweise in Niedersachsen liegt. Es gibt auch dort ein Neubaugebiet, in das allerdings weniger Exil-Berliner ziehen, sondern mehr junge Familien. Der Ort ist also nicht ganz vergleichbar mit Unterleuten, weist aber dennoch viele Parallelen auf. Juli Zeh beschreibt in Unterleuten sehr gekonnt die Dynamiken, die sich in einem Dorf entwickeln, besonders wenn Außenstehende dazukommen und sich in die Angelegenheiten einmischen. Besonders prägend für das ganze Buch fand ich den Satz "Was Dorfangelegenheiten betraf, gab es eigentlich nur ein Rezept: Raushalten." Er sagt eigentlich voraus, dass alles andere unweigerlich zu einer Katastrophe führen muss. Ein Dorf ist eine Welt für sich, hier gelten oft andere, ungeschriebene Regeln als in der Stadt. Das muss man mögen, aber auch akzeptieren. Unterleuten wird aus der Perspektive unzähliger Personen erzählt, sowohl Einheimischer als auch Außenstehender. Durch diese Vielzahl an Ansichten wird die Geschichte sehr lebendig. Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, jeder verfolgt andere Ziele. Es gab keine Person, mit der ich mich wirklich identifizieren konnte, es gab aber auch keine, deren Beweggründe ich nicht - zumindest ansatzweise - nachvollziehen konnte. Unterleuten stand schon sehr lange in meinem Regal, irgendwie kam ich aber nie dazu. Es war mein erstes Buch von Juli Zeh und ich möchte nun noch ganz viel mehr von ihr lesen!

4

Mein erstes Buch ohne Lieblingsfigur (?)

„Unterleuten“ von Juli Zeh ist ein beeindruckendes Gesellschaftspanorama, das zeigt, wie komplex das Zusammenleben in einer kleinen Dorfgemeinschaft sein kann – insbesondere, wenn persönliche Interessen, alte Feindschaften und politische Ambitionen aufeinandertreffen. Was mich besonders fasziniert hat: Die Autorin jongliert mühelos mit einer Vielzahl von Charakteren, gibt jedem von ihnen Tiefe, ohne dass man als Leser*in den Überblick verliert. Und zum ersten Mal beim Lesen hatte ich keinen Lieblingscharakter – ein ungewohntes, aber sehr stimmiges Gefühl. Denn genau das spiegelt unsere menschliche Natur wider: Niemand ist durchweg sympathisch, fehlerfrei oder moralisch überlegen. Jeder trägt Licht und Schatten in sich – manche mehr, manche weniger. Juli Zeh zeigt das mit einer Präzision und Ehrlichkeit, die nachwirkt. Ein kluges, vielschichtiges Buch über Macht, Moral und das fragile Gefüge von Gemeinschaft.

4

Zu Besuch in Unterleuten

Unterleuten von Juli Zeh ist ein Roman, der auf den ersten Blick mit seiner ruhigen Erzählweise und der Fülle an Charakteren eine gewisse Geduld erfordert – doch wer dranbleibt, wird reich belohnt. Auch für mich war es ein zweiter Anlauf: Beim ersten Versuch vor über einem Jahr bin ich über den Anfang nicht hinausgekommen, da sich die Handlung zunächst sehr gezogen hat. Beim zweiten Mal habe ich eine Kombination aus Lesen und Hörbuch gewählt – und diese Herangehensweise hat sich als goldrichtig erwiesen. Sobald ich die Charaktere kennengelernt hatte, war ich mitten im Geschehen. Ich fühlte mich wie ein stiller Nachbar im Dorf Unterleuten, als Teil der Gemeinschaft, als Zeuge von Konflikten, Emotionen, tief sitzenden Ressentiments und generationenübergreifenden Plänen. Die Figuren sind unglaublich vielschichtig gezeichnet – ihre Motive, Schwächen und Stärken entfalten sich nach und nach in einem dichten Geflecht sozialer Beziehungen. Besonders faszinierend war für mich, wie subtil und gleichzeitig kraftvoll Juli Zeh die Dynamik des Dorfes beschreibt. Die Spannungen bauen sich langsam auf, kulminieren in unerwarteten, aber völlig logischen Wendungen – und erzeugen eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Ihre Sprache ist dabei so präzise und atmosphärisch, dass ich mir viele Szenen bildlich vorstellen konnte, als würde ich selbst durch die Straßen von Unterleuten gehen.

3

2,5/3 ⭐️ Ich glaube, ich hatte einfach zu hohe Erwartungen. Es war sehr gut geschrieben, die Gesellschaftskritik klar herauszulesen und gut verpackt. Aber für mich hat es sich leider zu sehr gezogen, es gab keinen richtigen Spannungsbogen und ich konnte absolut keine Sympathie den Charakteren gegenüber aufbringen. Die Geschichte war nett, das Ende brachte noch mal ein Schmunzeln, nur leider hat es mich so gar nicht gepackt oder zum Nachdenken angeregt.

4.5

Sehr spannend, konnte es kaum aus der Hand legen. Buch brilliert durch die Schilderung aus mehreren Sichtweisen. Jede der beschriebenen Personen verfolgt ihre eigenen Ziele und glaubt an eine eigene Wahrheit, um zu erklären, was in Unterleuten passiert. Wirkte auf mich schon karrrikativ, aber war faszinierend und hat mich sehr unterhalten. Das Ende kam für mich dann doch etwas plötzlich. Da aus der Sicht von so vielen Personen geschrieben wird, enden einige Handlungsstränge abrupt und werden dann in einem Kapitel abgehandelt. Vielleicht braucht es das aber auch, um zum Ende die wahrhaftige Wahrheit von einem neutralen Standpunkt aus zu präsentieren.

5

ich werde nicht verstehen, warum menschen sie so kritisieren. sie hält uns brutal den spiegel vor, schreibt dinge auf papier, die wir uns nicht zu denken trauen und konfrontiert uns mit lebensrealitäten und sichtweisen von denen wir uns wünschen, sie existierten nicht. dieses buch ist fesselnd und großartig.

War nicht meins, deswegen abgebrochen

5

♾️⭐️

Juli Zeh ist eine Meisterin. Keine Autorin schafft es, mich so abzuholen, mitzureißen und fühlen zu lassen. Das kann sowohl im im positiven wie im negativen Sinne sein, was ich sehr bewundernswert finde. Sie schafft es, dass man Charaktere hasst. Sie schafft es wie keine andere, die unterschiedliche Sichtweisen des Menschen auf Geschehnisse und Ereignisse festzuhalten. Ich war erst abgeschreckt, da das Buch sehr umfangreich ist. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl, das es zu lang war. Ich kann verstehen, dass ihre Bücher nicht jeden Geschmack treffen. Für mich war es auf jeden Fall ein Jahres-Highlight✨

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