Underland: A Deep Time Journey
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Beschreibung
Beiträge
Seit vielen Jahren ist Robert Macfarlane bekannt als Autor, der uns seine Streifzüge durch die Natur besonders sprachgewaltig näher bringt. Was in diesem Buch anders ist, sagt schon der Titel: Es geht ins Unterirdische. Macfarlane beschränkt sich dabei nicht auf reine Naturerscheinungen wie Höhlen oder Gletschermühlen, sondern erkundet auch menschengemachte unterirdische Orte wie die Pariser Katakomben oder ein Kalibergwerk. Schon auf den ersten Seiten bin ich erneut von Macfarlanes wunderbarer Sprache begeistert. So schön seine Beschreibung der oberirdischen Natur sind, so schafft er es auch, die Beklemmung hervorzurufen, die durch enge Räume ausgelöst wird. In den Kapiteln über Höhlen, in denen man stecken bleiben kann, oder ebenso enge Gänge in den Katakomben, in denen man sich kaum bewegen kann, bleibt mir wiederholt die Luft weg. Ich bin keine ausgesprochene Klaustrophobikerin, aber nie würde ich mich in so etwas begeben. Wie man es von ihm kennt und von einem Literaturwissenschaftler zu erwarten ist, gelangen Macfarlanes Ausführungen zur Unterwelt häufig zu entsprechenden Ausformungen der Sprache, zahlreiche Bezüge zu schriftstellerischen Werken laden zu weiterführender Lektüre ein. Macfarlanes Gedankengänge verlaufen ähnlich wie die erkundeten Höhlensysteme, ein Stream of Consciousness führt etwa von einem Erlebnisbericht zu einer wissenschaftlichen Erkenntnis aus einem Buch zu einer Begebenheit, die sich an ähnlicher Stelle zugetragen hat, zurück zur Gegenwart. Ich kannte diesen Stil schon aus „The Wild Places“, in unserer Lesegruppe wurde gerade dies besonders heftig kritisiert, aber mir gefällt gerade diese Erzählweise so gut, die meines Erachtens für Nature Writing auch charakteristisch ist. Dass dabei wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in aller Tiefe behandelt werden, stört mich nicht, dafür ist die Sachliteratur zuständig, auf die Macfarlane verweist. Manche Einsichten waren mir bisher nie bewusst geworden, etwa, wie die Vertikale in einer Stadt auch von unterschiedlichen sozialen Schichten bewohnt wird: Während im Penthouse die Superreichen den Blick über die Stadt genießen, leben und arbeiten Menschen ganz unten in Armut, Macfarlane führt als Beispiel die Ärmsten der Armen an, die in Indien Abwasserkanäle frei räumen. Ich musste an die Old Town von Edinburgh mit ihren mehrstöckigen alten Häusern denken – auch dort war es in vergangenen Jahrhunderten so, dass in den unteren Stockwerken die Armen zusammengepfercht hausten, während die oberen Etagen von wenigen Wohlhabenderen bewohnt waren. Zu den weiteren Themen des Buches gehören etwa die „Dunkle Materie“, nach der in tief im Untergrund gelegenen Schächten geforscht wird, das Pilzgeflecht, das Bäume untereinander verbindet, der Klimawandel und das Schmelzen der Polkappen, wodurch gefährliche Substanzen freigesetzt werden können, und – ganz wichtig – die Deponierung von Atommüll in unterirdischen Endlagern. Das ist etwas, was mir schon lange Kopfzerbrechen bereitet, doch darauf, dass eine etwaige in ferner Zukunft existierende Zivilisation, vielleicht gar nicht mehr in der Lage sein wird, unsere Warnhinweise auf radioaktives Material zu verstehen, bin ich noch nie gekommen. Regelrecht unheimlich sind diesbezüglich die Warnungen, die in der alten finnischen Sage „Kalevala“ ausgesprochen werden, und geradezu gezielt auf solchen radioaktiven Müll zu verweisen scheinen. „Underland“ war für mich erneut eine ganz besondere Leseerfahrung, während der Lektüre habe ich ständig Google Maps und Wikipedia bemüht, so macht mir Lesen am meisten Spaß. Ich freue mich auf weitere Bücher von Robert Macfarlane.
Beschreibung
Beiträge
Seit vielen Jahren ist Robert Macfarlane bekannt als Autor, der uns seine Streifzüge durch die Natur besonders sprachgewaltig näher bringt. Was in diesem Buch anders ist, sagt schon der Titel: Es geht ins Unterirdische. Macfarlane beschränkt sich dabei nicht auf reine Naturerscheinungen wie Höhlen oder Gletschermühlen, sondern erkundet auch menschengemachte unterirdische Orte wie die Pariser Katakomben oder ein Kalibergwerk. Schon auf den ersten Seiten bin ich erneut von Macfarlanes wunderbarer Sprache begeistert. So schön seine Beschreibung der oberirdischen Natur sind, so schafft er es auch, die Beklemmung hervorzurufen, die durch enge Räume ausgelöst wird. In den Kapiteln über Höhlen, in denen man stecken bleiben kann, oder ebenso enge Gänge in den Katakomben, in denen man sich kaum bewegen kann, bleibt mir wiederholt die Luft weg. Ich bin keine ausgesprochene Klaustrophobikerin, aber nie würde ich mich in so etwas begeben. Wie man es von ihm kennt und von einem Literaturwissenschaftler zu erwarten ist, gelangen Macfarlanes Ausführungen zur Unterwelt häufig zu entsprechenden Ausformungen der Sprache, zahlreiche Bezüge zu schriftstellerischen Werken laden zu weiterführender Lektüre ein. Macfarlanes Gedankengänge verlaufen ähnlich wie die erkundeten Höhlensysteme, ein Stream of Consciousness führt etwa von einem Erlebnisbericht zu einer wissenschaftlichen Erkenntnis aus einem Buch zu einer Begebenheit, die sich an ähnlicher Stelle zugetragen hat, zurück zur Gegenwart. Ich kannte diesen Stil schon aus „The Wild Places“, in unserer Lesegruppe wurde gerade dies besonders heftig kritisiert, aber mir gefällt gerade diese Erzählweise so gut, die meines Erachtens für Nature Writing auch charakteristisch ist. Dass dabei wissenschaftliche Erkenntnisse nicht in aller Tiefe behandelt werden, stört mich nicht, dafür ist die Sachliteratur zuständig, auf die Macfarlane verweist. Manche Einsichten waren mir bisher nie bewusst geworden, etwa, wie die Vertikale in einer Stadt auch von unterschiedlichen sozialen Schichten bewohnt wird: Während im Penthouse die Superreichen den Blick über die Stadt genießen, leben und arbeiten Menschen ganz unten in Armut, Macfarlane führt als Beispiel die Ärmsten der Armen an, die in Indien Abwasserkanäle frei räumen. Ich musste an die Old Town von Edinburgh mit ihren mehrstöckigen alten Häusern denken – auch dort war es in vergangenen Jahrhunderten so, dass in den unteren Stockwerken die Armen zusammengepfercht hausten, während die oberen Etagen von wenigen Wohlhabenderen bewohnt waren. Zu den weiteren Themen des Buches gehören etwa die „Dunkle Materie“, nach der in tief im Untergrund gelegenen Schächten geforscht wird, das Pilzgeflecht, das Bäume untereinander verbindet, der Klimawandel und das Schmelzen der Polkappen, wodurch gefährliche Substanzen freigesetzt werden können, und – ganz wichtig – die Deponierung von Atommüll in unterirdischen Endlagern. Das ist etwas, was mir schon lange Kopfzerbrechen bereitet, doch darauf, dass eine etwaige in ferner Zukunft existierende Zivilisation, vielleicht gar nicht mehr in der Lage sein wird, unsere Warnhinweise auf radioaktives Material zu verstehen, bin ich noch nie gekommen. Regelrecht unheimlich sind diesbezüglich die Warnungen, die in der alten finnischen Sage „Kalevala“ ausgesprochen werden, und geradezu gezielt auf solchen radioaktiven Müll zu verweisen scheinen. „Underland“ war für mich erneut eine ganz besondere Leseerfahrung, während der Lektüre habe ich ständig Google Maps und Wikipedia bemüht, so macht mir Lesen am meisten Spaß. Ich freue mich auf weitere Bücher von Robert Macfarlane.