Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft: Roman | Das Debüt der Gewinnerin des open mike 2019 I Ein Roman über die nahe Zukunft

Am Samstag gehen die Mädchen in den Wald und jagen Sachen in die Luft: Roman | Das Debüt der Gewinnerin des open mike 2019 I Ein Roman über die nahe Zukunft

E-Book
3.36

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
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Format
E-Book
Seitenzahl
209
Preis
18.99 €

Beiträge

1
Alle
3

Ein Buch wie ein Pulverfass – aber leider nicht meins

Das Buch beginnt – ganz wie der Titel – mit Mädchen, die samstags Dinge in die Luft sprengen. Era, die mit ihrer Mutter zusammenlebt, entdeckt diese Gruppe und erkennt in ihr Maja und Merle, zwei Mädchen aus ihrer Schule wieder. Sie dokumentiert eigentlich das Vogelsterben, doch durch die neue Bekanntschaft entwickelt sich zwischen den drei eine Beziehung, irgendwo zwischen Freundschaft und einer noch unbekannten Form von Intimität. Die Geschichte spielt nicht in der Gegenwart, sondern in einer nahen Zukunft, in der die Klimakrise eskaliert ist. Ein genaues Jahr wird nicht genannt, aber es ist klar: Das Leben hat sich drastisch verändert. Viele alltägliche Lebensmittel gibt es nicht mehr, sie wurden durch Pulver ersetzt. Ohne Maske kann man vor allem im Sommer kaum das Haus verlassen. Wälder brennen, Tierarten verschwinden nach und nach. Maja – Tochter zweier Momfluencerinnen – wirkt wie ein Gegenpol zu dieser zerfallenden Welt: wütend, laut, radikal. Ihre Wut auf das öffentliche Leben, das sie seit Kindheitstagen ertragen musste, ist stellenweise genauso scharf wie der Sprengstoff, den sie und die anderen Mädchen samstags benutzen und live streamen. Während sich die Geschichte entfaltet, stellt sich immer wieder die Frage: Wohin führt das eigentlich? Auch die Beziehung zwischen Era und Maja wird mehrfach auf die Probe gestellt. Besonders von Majas Seite wirkt vieles kontrollierend, besitzergreifend – fast so, als wolle sie sich das aneignen, was sie nie hatte. Das Ende hat mich nicht überrascht. Es war eher eines dieser „Hm, okay… und was will mir das jetzt sagen?“-Enden. Generell hatte ich Schwierigkeiten, in das Buch hineinzukommen. Der Schreibstil ist sehr dicht, teils sperrig, und die eingesetzten Stilmittel ungewöhnlich. Manche Sätze wurden etwa durch „/“ getrennt oder enthielten bewusste Wiederholungen wie „etc“. Obwohl das Buch nicht besonders lang war, habe ich ungewöhnlich lange dafür gebraucht. Die Erzählstimme wirkte auf mich steif, konstruiert, stellenweise überladen und emotional wenig zugänglich. Es werden viele große Themen aufgemacht: Social Media & Kinder, Klimawandel, Sexualität, familiäre Konstrukte, Wissenschaft usw. – doch nichts davon hat mich emotional wirklich erreicht. Die Ideen und Themen finde ich wichtig und relevant. Aber für mich wurden sie nicht überzeugend in eine fesselnde Geschichte übersetzt. Es erinnerte mich inhaltlich stellenweise an Kinder sind Könige von Delphine de Vigan oder Erdling von Jasmin Schreiber – nur hat es mich emotional nicht annähernd so abgeholt. Und zum Schluss: Den Klappentext sollte man lieber nicht lesen – er verrät im Grunde schon die ganze Geschichte.

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