Körper aus Licht: Roman | So dringlich und überwältigend wie »Ein wenig Leben«

Körper aus Licht: Roman | So dringlich und überwältigend wie »Ein wenig Leben«

E-Book
4.48

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Haupt-Genre
N/A
Sub-Genre
N/A
Format
E-Book
Seitenzahl
541
Preis
19.99 €

Beiträge

4
Alle
4

Vielleicht ist es nur logisch, dass ein schwarzes Loch ein weiteres hervorbringt. Ich weiß, was passiert ist, aber ich erinnere mich nicht daran.“

Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Es gibt Bücher, die nicht laut schreien, sondern leise unter die Haut kriechen. Körper aus Licht ist so eines. Jennifer Down erzählt die Geschichte von Maggie, einem Mädchen, das schon als Kind durch die Maschen fällt. Und niemand fängt sie auf, weil das System genauso großmaschig ist wie das Netz aus dem es gewoben ist. Körper aus Licht ist mehr als die Geschichte einer einzelnen Frau – es ist auch eine Anklage gegen Systeme, die versagen, gegen eine Gesellschaft, in der verletzliche junge Frauen übersehen, abgestempelt, allein gelassen werden. Der Roman ist beklemmend – nicht durch Drastik, sondern durch das Gefühl, das sich beim Lesen einstellt: dass man einer Figur folgt, die immer wieder Halt sucht und doch nie wirklich irgendwo ankommt. Maggie bleibt oft seltsam unnahbar, kalt – und genau darin liegt die große Stärke des Buches. Denn ihre Distanz ist ein Spiegel des Schmerzes, den sie erfahren hat. Ihre Unnahbarkeit ist Schutz, nicht Gleichgültigkeit. Jennifer Down erzählt Maggies Leben mit schmerzhafter Klarheit: Pflegefamilien, Psychiatrie, Drogen, Missbrauch – und trotzdem gibt es immer wieder kleine Momente der Hoffnung. Sprachlich bleibt das Buch eher nüchtern, was manchmal etwas Distanz schafft – vielleicht zu viel, wenn man den oft gelesenen Vergleich mit Titeln wie Ein wenig Leben von Yanagihara zieht. Maggie ist keine Heldin im klassischen Sinne. Sie ist nicht stark oder widerständig – sie ist verletzt, innerlich aufgebrochen. Und gerade das macht sie so real. Ihre Unnahbarkeit wird zum Schutzschild – vor der Welt, aber auch vor der Leser:in. Manchmal wünscht man sich, näher an sie heranzukommen – aber genau das gelingt den Menschen in ihrem Leben auch nicht. „Körper aus Licht“ konfrontiert, ohne zu erklären. Es erinnert eindringlich daran, dass Verletzlichkeit kein Makel ist – sondern das Menschlichste, was es gibt.

5

Körper aus Licht ist ein Roman, der mich tief bewegt hat. Jennifer Down erzählt die Geschichte von Maggie, die in Pflegefamilien aufgewachsen ist und ihr Leben lang mit den Schatten ihrer Vergangenheit kämpft. Während sie auf einem Wasserturm steht und auf die Stadt blickt, in der sie groß geworden ist, wird sie von Erinnerungen eingeholt von Schmerz, aber auch von Momenten der Wärme und Liebe. Besonders beeindruckt hat mich die Art, wie Jennifer Down Maggies Innenleben beschreibt. Die Sprache ist klar und poetisch zugleich, ohne jemals kitschig zu wirken. Erinnerungen tauchen nicht linear auf, sondern kommen bruchstückhaft, so wie sie es eben tun, wenn man von der Vergangenheit eingeholt wird. Das hat die Geschichte für mich unglaublich authentisch gemacht. Die Themen sind schwer Vernachlässigung, Trauma, Verlust. Aber gleichzeitig gibt es Lichtblicke die kleinen Gesten der Güte, die Menschen wie Judith, eine wichtige Bezugsperson für Maggie, ihr entgegenbringen. Diese Momente haben mich besonders berührt, weil sie zeigen, dass auch in den dunkelsten Zeiten Hoffnung bestehen kann. Das Buch hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es ist keine leichte Lektüre, aber eine, die sich lohnt. Körper aus Licht erzählt mit großer Sensibilität von Schmerz, Identität und der Suche nach einem Platz im Leben. Ein Roman, der mir lange im Kopf bleiben wird.

3.5

Schwer in Worte zu fassen

Maggie hatte es von Anfang an nicht leicht im Leben. Von Heim zu Heim und Pflegefamilie zu Pflegefamilie gerichtet zu werden, wo nicht alles lief woe es sollte, macht definitiv etwas mit einem Menschen. Darüber erfährt man immer mehr je mehr sie aus ihrem Leben erzählt. Das Buch macht einen sprachlos und man kann nur Mitleid mit der Protagonistin haben. Eine Empfehlung für alle, die 'Demon Copperhead ' mochten!

5

Die erschütternde Geschichte einer Frau

"Körper aus Licht" von Jennifer Down ist ein intensiver und eindringlicher Roman, der sich nicht einfach so weglesen lässt und mich zutiefst erschüttert hat. Die Triggerwarnung am Anfang des Buches sollte von empfindlichen Personen unbedingt beachtet werden. Wir begleiten die Protagonistin Maggie zwischen 1975 und 2020. Als sie eines Abends über ihre Heimatstadt blickt und dabei ihr schwer auszuhaltendes Leben in Gedankenschnipseln an ihr vorüberzieht. An ihre Mutter kann sie sich fast nicht mehr erinneren, da diese verstarb, als sie 2 Jahre alt war. Mit 4 Jahren wird sie von einem Freund ihres Vaters mehrfach missbraucht, der Vater selbst kommt wegen Drogen ins Gefängnis, als sie 5 Jahre alt ist. Eine Odyssee durch die australische Fürsorge beginnt und sie wird von Einrichtung zu Einrichtung, von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschoben. Auch hier hört der Missbrauch nicht auf. Auch in ihrem späteren Leben muss sie schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Um sich selbst zu schützen, erzählt Maggie niemanden etwas aus ihrem Leben und frisst alles in sich hinein. Sie kann niemanden mehr vertrauen. Während der Lektüre des Buches habe ich mich immer wieder gefragt, wieviel kann eine Frau aushalten, ohne endgültig daran zu zerbrechen? Jennifer Down schreibt einfühlsam, aber trotzdem realistisch. Sie lässt Maggie aus der Ich-Perspektive berichten, über ihre Gefühle und ihr Leben. Man merkt den Worten an, dass Maggie versucht, ihr Leben mehr von außen zu betrachten. Sie läuft sonst Gefahr zu verzweifeln. Jennifer Down hat für diesen eindringlichen mehr als 500 Seiten langen Roman einen der wichtigsten australischen Literaturpreise erhalten, und das zu Recht! Ein Buch, dass man mit etwas Abstand zweimal lesen sollte. Ich werde es jedenfalls tun., auch wenn es keine leichte Kost ist. 5 Sterne für diesen tief berührenden Roman und eine absolute Leseempfehlung! Vielen Dank an @netgalleyde und @ullsteinbuchverlage für das Rezensionsexemplar!

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